Das Lachen des vermummten Mannes hallte durch den Raum und ließ Amberine die Haare zu Berge stehen. Es war nicht nur spöttisch, sondern auch unheimlich und voller dunkler Belustigung. Er trat aus den schwelenden Überresten von Amberines Angriff hervor, aus dem Dunst aus blauen Flammen und verbrannter Luft, unversehrt und unbeeindruckt.
Das Feuer, in das sie ihre ganze Kraft gesteckt hatte, die Macht, die sie zusammen mit Ifrit beschworen hatte, hatte nichts bewirkt. Nichts außer ihn zu unterhalten.
Amberines Beine gaben unter ihr nach, ihre Knie schlugen mit einem schmerzhaften Knall auf den harten Steinboden.
Ihre letzte Mana war verbraucht, und nun flackerte sogar Ifrits Präsenz in ihr, seine einst so starke, beständige Wärme war zu schwacher Glut geworden. „Ich werde auch müde, Amberine“, flüsterte seine Stimme, schwach und dünn, kaum mehr als ein Hauch angesichts der tosenden Angst, die sie erfüllte. „Die Mana hier ist verdreht … Ich kann mich nicht wiederherstellen …“ Weiterlesen bei empire
Sie schluckte schwer, ihr Herz pochte in ihrer Brust. Jeder Teil ihres Körpers fühlte sich schwer an, als wären alle Muskeln zu Blei geworden, und sie konnte die Bosheit in der Luft wie ein Gift spüren, das ihr die Kraft raubte. Das Mana in diesem Raum – die dunkle, verdrehte Energie – war erstickend, giftig. Es arbeitete aktiv gegen sie, zehrte an ihr, bis sie nichts mehr übrig hatte. Sie fühlte sich hilflos, und diese Erkenntnis legte sich wie ein kalter Schleier über sie.
Sie standen kurz vor dem Zusammenbruch, und es gab keine Rettung in Sicht.
Amberine blickte auf und sah durch ihre verschwommene Sicht die Silhouette des vermummten Mannes. Er neigte den Kopf, als amüsiert von dem Anblick, der sich ihm bot. „Das nennst du Macht?“, spottete er, seine Stimme triefte vor Verachtung. Er trat näher, seine Stiefel machten kaum ein Geräusch auf dem kalten Steinboden.
„Wirklich erbärmlich“, fuhr er fort, seine Stimme hallte durch den Raum, jedes Wort voller Gift. „Dein Vater – Polime – war wenigstens unterhaltsam, bevor er zusammengebrochen ist. Aber du? Du bist nur ein Flackern. Ein Funke, der schon erloschen ist.“
Amberines Hände zitterten, ihre Finger ballten sich zu Fäusten.
Die Erwähnung ihres Vaters durchdrang ihre Erschöpfung wie ein Messer, und ein Blitz der Wut verdrängte für einen Moment die Dunkelheit, die sie zu verschlingen drohte. Sie wollte kämpfen, aufstehen, ihn mit allem, was sie hatte, verbrennen – aber es war nichts mehr übrig. Das Feuer in ihr war erloschen, zu nichts als Glut reduziert, und Ifrit … sie konnte auch seine Erschöpfung spüren, wie seine Präsenz schwächer wurde.
„Du bist erledigt“, sagte der vermummte Mann, sein Lächeln wurde breiter, seine Augen blitzten unter der Kapuze. Er hob die Hand, dunkle Mana wirbelte um seine Finger, die Luft knisterte vor verdrehter Energie.
Doch bevor er seinen nächsten Zauber entfesseln konnte, ertönte eine Stimme – scharf, kalt und voller Autorität.
„Sie muss getötet werden.“
Amberine drehte den Kopf und richtete ihren Blick auf die Quelle der Stimme. Eine der anderen vermummten Gestalten trat vor, und ihre Stimme hallte mit eisiger Endgültigkeit durch den Raum. „Das Mädchen ist eine Bedrohung für den Lord. Es muss sofort beseitigt werden.“
Der Mann vor Amberine – ihr Peiniger – richtete sich auf, sein Lächeln verschwand und machte einem finsteren Blick Platz, als er sich der Frau zuwandte. „Halt dich raus“, knurrte er und stellte sich schützend vor Amberine. „Sie ist meine Beute. Ich werde das zu Ende bringen.“
Die Frau kniff die Augen zusammen, ihre Ausstrahlung war von einer kalten Bosheit geprägt, die der des Mannes in nichts nachstand. „Du Idiot, du spielst mit dem Feuer!“, zischte sie mit vor Frustration bebender Stimme. „Sie könnte zu einer Bedrohung für alles werden, was der Herr plant. Sie ist die Schülerin dieses Draven! Hast du nicht gerade ihre Magie gesehen? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie dir entgleitet!“
Der Mann ballte die Fäuste, sein dunkles Mana wirbelte aggressiver um ihn herum. „Ich habe gesagt, misch dich nicht ein“, wiederholte er mit leiser, knurrender Stimme, jedes Wort voller kaum unterdrückter Wut. „Sie gehört mir.“
Die Frau wich nicht zurück, ihr Blick war auf den Mann geheftet. Die Luft um sie herum wurde kälter, der Druck in der Kammer nahm zu, bis es sich anfühlte, als würden sich die Wände schließen.
Die anderen vermummten Gestalten bewegten sich leicht, ihre Aufmerksamkeit auf die Konfrontation gerichtet, ihre dunklen Umrisse angespannt, während der Streit eskalierte.
„Du bist ein Narr“, spuckte die Frau mit scharfer Stimme. „Deine Arroganz wird dein Ende sein. Sie hat ihr Potenzial bereits unter Beweis gestellt – ihre Stärke. Sie ist eine Schülerin von Draven! Du kannst doch unmöglich glauben, dass du das alleine schaffen kannst!“
Die Augen des Mannes blitzten vor Wut, sein Kiefer presste sich zusammen, als er einen Schritt auf die Frau zuging, während seine dunkle Mana noch heftiger wirbelte, fast so, als würde sie auf seine Wut reagieren. „Ich werde mich um sie kümmern“, sagte er mit leiser, gefährlicher Stimme. „Und ich brauche weder dich noch irgendjemanden sonst, der mir sagt, was ich zu tun habe.“
Die magische Energie, die von ihrer Konfrontation ausging, war erdrückend, und die Atmosphäre im Raum wurde mit jeder Sekunde bedrückender. Die Luft selbst schien voller Bosheit zu sein, voller einer Kraft, die alles zu vernichten drohte, was sich ihr in den Weg stellte. Es war furchterregend – und genau die Gelegenheit, auf die Maris gewartet hatte.
Maris‘ Herz pochte in ihrer Brust, ihre Augen huschten zwischen den beiden vermummten Gestalten hin und her. Sie waren abgelenkt, ihre ganze Aufmerksamkeit galt einander, und das gab ihr die Chance, auf die sie gewartet hatte. Sie hatte still gearbeitet, ihre Mana gesammelt und versucht, sich von den Anstrengungen des vorangegangenen Kampfes zu erholen.
Sie griff in ihren Umhang, ihre Finger streiften die kleine Phiole, die sie dort versteckt hatte – einen Manatrunk, den sie während ihres Praktikums bei den Königlichen Rittern erhalten hatte. Sie hatte ihn für Notfälle aufbewahrt, und jetzt gab es keinen Zweifel mehr, dass dies der Notfall war, von dem sie gehofft hatte, ihn niemals erleben zu müssen.
Mit zitternden Händen öffnete sie die Flasche und trank sie in einem Zug leer. Die Mana strömte durch ihren Körper, brachte Klarheit und Kraft, und ihre Erschöpfung ließ etwas nach, als die Energie ihre Adern füllte. Es war nicht viel – gerade genug, um ihre Magie halb wieder aufzufüllen –, aber es reichte.
Sie spürte, wie ihre Kraft zurückkehrte und ihr Fokus sich schärfte. Sie kniff die Augen zusammen und umklammerte ihren Zauberstab fester. Sie wusste, was sie zu tun hatte.
Bitte! Hilf uns!
Maris schlug mit ihrem Zauberstab auf den Steinboden, und der Aufprall sandte eine Energiewelle durch den Raum. Ihre Stimme hallte voller Autorität und Verzweiflung wider. „Illusio: Persona Draven!“, rief sie, und ihre Worte hallten durch den Raum.
Professor!
Die Luft flimmerte, die Magie wirkte, und plötzlich war der Raum voller Kopien von Professor Draven. Jede Illusion war so beeindruckend und kalt wie die echte Draven, jede strahlte dieselbe Aura von Macht und Autorität aus, an die sie sich aus ihrer Zeit an der Akademie erinnerte.
Die Reaktion der vermummten Gestalten ließ nicht lange auf sich warten. Sie zuckten zusammen, wandten ihre Aufmerksamkeit voneinander ab, ihre Augen weiteten sich vor Schock und – zum ersten Mal – vor Angst. Ihre einst selbstbewusste Haltung bröckelte, sie hoben abwehrend die Hände, während sie sich umschauten und ihre Blicke zwischen den Illusionen hin und her huschten.
„Jetzt!“, rief Maris mit dringlicher Stimme.
Sie verschwendete keine Sekunde. Sie stürzte sich nach vorne, packte Amberine am Arm und riss sie auf die Beine. „Wir müssen weg!“
Amberine, kaum bei Bewusstsein, ließ sich mitziehen, ihre Beine waren schwach und wackelig. Der Kamin am anderen Ende des Raumes flackerte immer noch, die Flammen brannten mit einem unheimlichen, unnatürlichen Licht. Das musste ein Tor sein – ein Portal, ihre einzige Chance zu entkommen.
Die vermummten Gestalten fassten schnell wieder zu sich. Eine von ihnen – die Frau – knurrte und kniff die Augen zusammen, während sie Maris und Amberine anstarrte. „Haltet sie auf!“, schrie sie mit wütender Stimme.
Der verhüllte Mann, der gegen Amberine gekämpft hatte, drehte sich zu ihnen um, seine dunkle Mana wirbelte erneut, seine Augen funkelten bösartig. Er begann einen Zauber zu wirken, die dunkle Energie sammelte sich in seinen Händen, die Luft knisterte vor Macht.
Doch bevor er seine Magie entfesseln konnte, ertönte eine Stimme – kalt, berechnend und ach so vertraut.
Kühl und präzise.
„Frech von dir, mich zu ignorieren“, sagte die Stimme, und die vermummten Gestalten erstarrten.
Die Illusionen – alle Draven-Gestalten – begannen zu verschmelzen, ihre Formen verbanden sich zu einem einzigen Wesen, das in der Mitte der Kammer stand. Die Präsenz, die von der Illusion ausging, war überwältigend, eine Aura von Autorität und Macht, die fast real wirkte.
Maris spürte, wie ihr der Atem stockte, und ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Es war dieselbe kalte, erstickende Präsenz, an die sie sich aus ihrer Zeit an der Akademie, aus den Vorlesungen und den Trainingseinheiten erinnerte. Sie hatte die Illusion aus einer Laune heraus erschaffen, in einem verzweifelten Versuch, ihre Feinde abzulenken – aber irgendwie hatte es funktioniert. Es war mehr als eine Illusion geworden. Es war etwas Reales geworden, etwas, das selbst diese mächtigen Wesen zu fürchten schienen.
Es ist ein Phänomen, das selbst sie nicht versteht.
Aber.
„Du rettest mich wirklich immer, nicht wahr, Professor?“, flüsterte Maris mit kaum hörbarer Stimme, während ein zittriges Lächeln um ihre Lippen spielte.
Sie ist dankbar dafür.
Der Draven-Illusionist hob eine Hand, seine Geste war befehlend, seine Augen – so kalt, so berechnend – auf die vermummten Gestalten gerichtet. Er sprach mit leiser, autoritärer Stimme.
“
Fürchtet mich.
“
Dunkle Flammen brachen in der Kammer aus, das Feuer loderte auf und bildete eine lodernde Wand, die Maris und Amberine von den vermummten Gestalten trennte. Die Flammen brannten mit einer Intensität, die der Realität zu trotzen schien, die Hitze war fast unerträglich, das Licht blendete.
Die Barriere bildete einen höllischen Zaun zwischen den Mädchen und ihren Verfolgern, das dunkle Feuer flackerte, brüllte und bildete eine Schutzmauer, die von Dravens Kraft zu pulsieren schien.
Maris zögerte nicht. Sie zog Amberine zum Kamin, die Flammen flackerten, das Licht wurde immer intensiver. Das Portal war ihre einzige Chance – ihre einzige Hoffnung auf Flucht.
Kurz bevor sie in die Flammen sprangen, erblickte Maris Draven’s Klon, der sie direkt ansah. Seine Augen – scharf, kalt, berechnend – trafen ihre, und sie hörte ihn sprechen.
„Gut gemacht, Neophyte Maris“,