Amberines Herz pochte, als ihr die Tragweite ihres Vorhabens bewusst wurde. Sie atmete flach, ihre Brust zog sich zusammen, während die Worte des vermummten Mannes in ihren Ohren hallten und seine Verspottungen sich in ihr festsetzten. Sie ballte die Hände zu Fäusten und spürte tief in ihrem Inneren die Wärme von Ifrit, dem Feuergeist, der schon immer da gewesen war – ein Teil von ihr und doch so viel mehr.
Sie hatte ihn nie vollständig herbeigerufen, nie all ihre Angst und ihr Zögern losgelassen. Aber jetzt hatte sie keine Wahl mehr. Sie musste es tun – für ihren Vater, für sich selbst, für Maris.
„Ifrit“, flüsterte Amberine mit einer Spur von Verletzlichkeit in der Stimme. Die Hitze in ihr reagierte darauf, wurde intensiver, und sie spürte, wie Ifrits Präsenz stärker wurde. Es war nicht nur Wärme – es war ein Inferno, eine Welle von Kraft, die aus ihrem Innersten aufstieg und sie mit Stärke, Feuer und Wut erfüllte. Sie schloss die Augen und ließ sich vollständig mit dem Feuergeist synchronisieren, während sie spürte, wie die Grenzen zwischen ihr und Ifrit verschwammen.
„Ich bin bereit“, flüsterte sie, und die Antwort kam sofort.
Die Luft um sie herum begann sich zu verändern, die Temperatur stieg sprunghaft an, während die Flammen, die an ihren Fingerspitzen getanzt hatten, größer wurden, sich über ihre Arme ausbreiteten und ihren Körper umhüllten. Amberine atmete tief aus und riss die Augen auf.
Das Feuer um sie herum war nicht mehr das warme Orange, das immer ihr Markenzeichen gewesen war – es war blau, ein intensives, leuchtendes Blau, das mit einer Hitze zu brennen schien, die stärker war als alles, was sie jemals zuvor heraufbeschworen hatte. Ihre Augen, einst feurig orange, spiegelten nun dieselbe blaue Flamme wider, ihr Blick war wild und unerschütterlich.
Sie hörte Ifrits Stimme, ruhig und stark, eine beruhigende Präsenz inmitten des wirbelnden Chaos ihrer Gefühle.
„Lass deine Angst los, Amberine. Nutze die Wut, die du fühlst – konzentriere sie. Leite sie in unsere Magie, aber lass dich nicht davon verschlingen.“
Amberine nickte, und die Intensität in ihren Augen wuchs, während sie sich konzentrierte. Sie ließ ihre Angst los, ließ das Zögern los, das sie immer zurückgehalten hatte, und ließ stattdessen das Feuer in ihr lodern, wachsen.
Die Hitze war überwältigend, fast unerträglich, aber es war ihre Kraft. Es war die Kraft von Ifrit. Sie ließ sie durch sich hindurchfließen, ihr Körper zitterte vor der schieren Kraft, die durch ihre Adern strömte. Die Flammen stiegen höher, wirbelten um sie herum, das blaue Feuer loderte wie ein Inferno, als sie dem vermummten Mann gegenüberstand.
Das Lächeln des vermummten Mannes wurde breiter, und hinter seinem sonst spöttischen Gesichtsausdruck blitzte echtes Interesse auf. Er trat einen Schritt zurück, den Blick auf Amberine geheftet, dann drehte er sich leicht und deutete auf die anderen vermummten Gestalten. „Seht ihr das?“, rief er, und seine Stimme hallte durch den Raum. „Sie glaubt, sie kann sich wehren. Sie glaubt, diese erbärmliche Flamme kann mehr verbrennen als nur Luft.“
Die anderen vermummten Gestalten schwiegen und starrten Amberine an – zumindest das, was man unter ihren Kapuzen erkennen konnte. Ihre Blicke waren eindringlich, analysierend, berechnend, als wollten sie herausfinden, ob diese feurige Darbietung eine Bedrohung darstellte, die ihre Zeit wert war, oder nur ein weiteres amüsantes Spektakel. Die Luft war voller Spannung, ihre gemeinsame Präsenz bedrückend und erdrückend.
Der vermummte Mann wandte seine Aufmerksamkeit wieder Amberine zu, sein Lächeln wurde düsterer. „Sieh dich an“, sagte er mit verächtlicher Stimme. „Du klammerst dich verzweifelt an jede Macht, die du aufbringen kannst. Glaubst du, das wird reichen? Glaubst du, du kannst uns erreichen? Du bist genau wie dein Vater – du versuchst, mit denen mitzuhalten, die weit über dir stehen, und scheiterst am Ende doch.“
Amberine biss die Zähne zusammen, ihr Körper zitterte, während sie darum kämpfte, sich zu konzentrieren. Die Worte taten weh, sie trafen sie tief, aber sie durfte sich davon nicht ablenken lassen. Nicht jetzt. Nicht, wo sie alles zu beweisen hatte – sich selbst, Maris und dem Andenken ihres Vaters.
Sie holte tief Luft, kniff die Augen zusammen und verstärkte ihren Griff um Ifrits Kraft. Die blauen Flammen, die sie umgaben, schlugen höher, die Luft knisterte vor Hitze und Magie.
Sie begann zu singen, ihre Stimme zunächst leise, jedes Wort bewusst, ihre Konzentration unerschütterlich.
Die Flammen reagierten darauf, wurden größer, wirbelten herum und konzentrierten sich um ihre Hände. Das Mana sammelte sich und es bildeten sich magische Kreise, kompliziert und filigran, deren Runen in einem feurigen Licht leuchteten. Jedes Wort, das ihre Lippen verließ, schien nachzuhallen und eine Energiewelle zu erzeugen, die durch den Raum ging und die Luft um sie herum erschütterte. Ihre Stimme wurde lauter, stärker, jedes Wort trug die Kraft von Ifrit in sich, jede Silbe verstärkte das lodernde Feuer.
„Feuerblüte, Samen des Zorns“, sang Amberine, ihre Stimme hallte in dem höhlenartigen Raum wider, ihre Augen leuchteten blau, während das Feuer wuchs und die magischen Kreise sich vermehrten und immer komplexer wurden. Eine rote Blume begann sich innerhalb des magischen Kreises zu formen, jedes Blütenblatt blühte auf, die zarten Ränder glühten von der Hitze ihrer Magie. „Blühe, erhebe dich und brenne … Rosacea Ignis!“
Die letzten Worte ihres Gesangs hallten durch die Kammer, ihre Stimme voller Entschlossenheit und Wut.
Die rote Blume – eine Rose – blühte im magischen Kreis in voller Pracht, ihre Blütenblätter entfalteten sich und strahlten ein intensives, brennendes Licht aus. Das Feuer um Amberine herum veränderte sich, wuchs und verwandelte sich, breitete sich wie Flügel aus und umhüllte ihren Körper wie eine Rüstung. Ifrits Präsenz manifestierte sich über ihr, ein riesiges feuriges Wesen, dessen Gestalt von denselben blauen Flammen umhüllt war und dessen Augen mit einem intensiven, fast wilden Licht leuchteten.
Maris beobachtete das Geschehen aus der Ferne, ihr Herz pochte, als sie den Anblick ihrer verwandelten Freundin sah. Sie war erschöpft, ihre Mana war komplett aufgebraucht, sodass sie keine magische Unterstützung leisten konnte. Aber trotz ihrer Angst verspürte sie einen Anflug von Stolz auf Amberine. Ihre Freundin stand einem scheinbar unüberwindbaren Feind gegenüber, ihre Entschlossenheit war unerschütterlich.
Maris hielt ihren Zauberstab bereit, ihre Augen huschten zwischen Amberine und dem vermummten Mann hin und her, während sie wartete – hoffte – auf eine Gelegenheit, ihrer Freundin auf irgendeine Weise zu helfen.
Die Flammen um Amberine schlugen höher, ihr Gesang wurde lauter und hallte mit einer Kraft wider, die den ganzen Raum zu erfüllen schien.
Ifrit ragte massiv und imposant über ihr auf, seine feurige Präsenz strahlte eine Hitze aus, die die Luft flirren ließ und die Steine unter ihnen vor lauter Intensität des Feuers glühen ließ. Er stieß einen Schrei aus, dessen Echo durch den Raum hallte, die Wände erschütterte und den Raum mit dem Klang von ungezügelter, ungezähmter und wilder Kraft erfüllte.
Der vermummte Mann beobachtete ihn, sein Lächeln wurde breiter, seine Augen funkelten zwischen Belustigung und echtem Interesse. Er trat einen Schritt zurück, seine Haltung veränderte sich, als er beide Hände vor sich hob. Dunkle Mana begann erneut um seinen Körper zu wirbeln, dick und pechschwarz, ein krasser Kontrast zu Amberines blauen Flammen. Die Schatten wanden und krümmten sich, fast als wären sie lebendig, und spiegelten die Intensität von Amberines Magie wider.
Im Gegensatz zu Amberine gab es keine Gesänge, keine Machtworte – seine Magie schien mühelos, angeboren, als wäre sie einfach ein Teil von ihm. Das dunkle Mana verdichtete sich, wirbelte um seine Handflächen und bildete einen schimmernden schwarzen Schild, der vor ihm schwebte. Er hob eine Augenbraue, sein spöttisches Lächeln unverändert.
„Ist das alles, kleines Mädchen?“, verspottete er sie mit boshafter Stimme. „Zeig mir, was Polimes Tochter drauf hat. Zeig mir, ob deine Flamme mich überhaupt berühren kann.“ Erlebe neue Geschichten mit Empire
Amberines Augen verengten sich, ihre Hände waren immer noch vor ihr, die Flammen wirbelten um sie herum und konzentrierten sich auf ihre Fingerspitzen. Ifrits Gestalt über ihr brüllte erneut, seine blauen Augen leuchteten, als sich das Feuer ausbreitete, Amberine umhüllte und die Flügel aus Flammen sich ausdehnten, wuchsen und ihr Licht blendete. Sie konnte Ifrits Stärke spüren, die Kraft, die sie erfüllte, und sie wusste, dass sie alles geben musste.
Sie konnte es sich nicht leisten, sich zurückzuhalten – nicht jetzt, wo alles auf dem Spiel stand.
„Ifrit!“, rief sie, ihre Stimme hallte durch den Raum, voller Kraft und Wut. Sie streckte ihre Hände nach vorne, und Ifrit bewegte sich mit ihr, seine massive Gestalt folgte ihrem Befehl, seine Augen auf die verhüllte Gestalt vor ihnen gerichtet. Sein Brüllen erfüllte den Raum, ein ohrenbetäubender Lärm, der die Grundfesten des Raumes zu erschüttern schien.
Das blaue Feuer schoss nach vorne, eine gewaltige Flammenwelle, die auf den vermummten Mann zuschoss. Die Luft selbst schien sich zu entzünden, die intensive Hitze erfüllte den Raum, die Flammen brüllten, während sie sich bewegten, und verschlangen alles in ihrem Weg. Die dunklen Schatten, die den Raum gefüllt hatten, wurden vom blauen Feuer verschlungen, das Licht beleuchtete die Steinwände und verwandelte den einst kalten, dunklen Raum in ein loderndes Inferno.
Die vermummten Gestalten standen abseits, ihre Gesichter unter ihren Kapuzen verborgen. Keiner von ihnen machte Anstalten, zu helfen, keiner versuchte, den Angriff aufzuhalten – sie sahen einfach nur zu, ihre Anwesenheit war bedrückend und beklemmend. Der vermummte Mann blieb, wo er war, sein schwarzer Schild schimmerte, sein Blick war auf die herannahenden Flammen gerichtet, sein Lächeln unerschütterlich.
Die Flammen prallten auf den dunklen Schild, der Aufprall hallte durch den Raum – ein Aufeinandertreffen von Kraft, von Licht und Dunkelheit, von Feuer und Schatten. Die blauen Flammen brüllten, drückten gegen die dunkle Barriere, die Hitze strahlte nach außen und erfüllte den Raum. Für einen Moment schien es, als würde das Feuer alles verschlingen, als könne nichts ihm standhalten.
Aber der vermummte Mann stand fest, hielt seinen Schild und ließ die dunkle Mana um sich herum wirbeln, die zurückdrängte.
„Unmöglich …“