Der zweite Lich hob seinen Stab, und ein Kreis dunkler Runen erschien unter seinen Füßen. Die Luft schien sich zu verzerren, und mit einem leisen, unheilvollen Summen begannen Skelettkrieger aus der Erde zu kriechen. Ihre Knochen klapperten aneinander, und das unheimliche Geräusch hallte durch die riesige Kammer. Die Untoten erhoben sich und formierten sich zu einer kleinen Armee, wobei jeder Skelettkrieger eine rostige Klinge oder einen zerbrochenen Schild trug.
Ihre hohlen Augen fixierten Maris und Amberine, als würden sie vom Leben angezogen, das noch in den Adern der beiden Mädchen pulsierte.
Maris hielt ihren Zauberstab fest, ihr Herz pochte. „Amberine! Mach dich bereit!“, schrie sie über das Klappern der Knochen hinweg. Die Lichs ragten vor ihnen auf, ihre blauen Augen glühten vor kalter Bosheit.
Maris hatte seit Beginn ihrer Ausbildung bei den königlichen Rittern schon viele Feinde bekämpft, aber noch nie hatte sie es mit so etwas zu tun gehabt – zwei Lichs und jetzt eine Horde untoter Krieger. Sie wusste, dass die Chancen gegen sie standen, aber sie hatten keine andere Wahl.
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„Ich bin immer bereit!“, rief Amberine, und ihre Stimme verriet ihr feuriges Temperament.
Flammen tanzten wild und heftig um ihre Hände, als sie vorstürmte und ihre Feuermagie zum Leben erweckte. Das Licht ihrer Flammen warf verzerrte Schatten an die Wände der Kammer, ihre Silhouette zeichnete sich vor dem Feuer ab. Sie schwang ihren Arm und schleuderte eine Flammenwolke auf die vorrückenden Skelettkrieger. Das Feuer verschlang die erste Reihe der Skelette, deren Knochen innerhalb von Sekunden zu Asche wurden, aber die Lichs schienen davon unbeeindruckt zu sein.
Maris holte tief Luft, konzentrierte ihre Mana und richtete ihren Zauberstab auf die näherkommenden Untoten. „Fulminis!“, rief sie, und das Wort der Macht hallte durch die Kammer. Ein Blitz zuckte auf und schlug in einen der Skelettkrieger ein. Der elektrische Lichtbogen traf sein Ziel, das Skelett zerbrach in Stücke und seine Knochen verstreuten sich über den Steinboden. Die Genugtuung über den Treffer war jedoch nur von kurzer Dauer, denn weitere Skelette schienen an ihrer Stelle aufzustehen.
Ihre Mana-Reserven schrumpften. Sie spürte, wie die Erschöpfung einsetzte, jeder Zauber forderte einen hohen Tribut von ihrem Körper. Die Mana-Kanäle in ihren Adern brannten vor Überbeanspruchung, ihre Hände zitterten, während sie darum kämpfte, ihre Konzentration aufrechtzuerhalten. Aber sie konnte nicht aufgeben. Das würde sie nicht. Amberine brauchte sie, und sie brauchten einander, wenn sie das überleben wollten.
„Sie kommen immer mehr!“, schrie Amberine, ihre Frustration deutlich zu spüren, während sie ihre Flammen in einem Bogen schwang und versuchte, die Skelettkrieger in Schach zu halten. Ihr Feuer traf den Lich, der ihr am nächsten war, und versengte seinen knochigen Körper, aber er reagierte kaum. Die leuchtenden Augen der Kreatur blieben auf sie gerichtet, kalt und berechnend, als fände sie ihren Kampf amüsant.
„Das funktioniert nicht!“, murmelte Maris, ihre Stimme voller Panik und Entschlossenheit. Sie sah, wie die Skelettkrieger näher kamen, ihre rostigen Waffen glänzten matt im schwachen Licht der Kammer. Jedes Mal, wenn sie oder Amberine einen ausschalten konnten, tauchte ein anderer auf, um ihn zu ersetzen. Die Lichs bewegten sich mit bedächtiger Ruhe und beschworen mit ihrer Magie eine Welle von Untoten nach der anderen, als würden sie einfach nur mit den beiden Mädchen spielen.
Amberines Gesicht war vor Anstrengung gerötet, ihr feuerrotes Haar war schweißnass, doch ihre Augen brannten immer noch vor Entschlossenheit. Sie stürzte sich auf einen der Lichs, ihre Hände loderten, und landete einen direkten Treffer. Die Flammen brüllten und verschlangen den Lich, aber als das Feuer erlosch, stand die Kreatur immer noch da, ihr skelettartiger Körper unnachgiebig. Sie drehte den Kopf und fixierte Amberine mit fast spöttischer Ruhe.
„Oh, komm schon!“, schrie Amberine mit rauer Stimme, ihre Frustration kochte über. „Warum verbrennst du nicht endlich?“
Maris‘ Blick huschte zu den Lichs, und eine kalte Angst breitete sich in ihrem Magen aus. Wie konnte der vermummte Mann zwei Lichs dieser Macht herbeirufen, ohne ins Schwitzen zu kommen? Wie konnte er sie so mühelos kontrollieren, während sie und Amberine sich abmühten, nur um mitzuhalten? Das war nicht nur unfair – es war furchterregend. Wer auch immer dieser Mann war, er war mächtiger als alles, was sie bisher erlebt hatten.
Die Lichs hoben ihre Stäbe gleichzeitig und ihre hohlen Augen funkelten bösartig. Sie bewegten sich mit kalter, furchterregender Präzision und zeichneten mit ihren skelettartigen Händen Symbole in die Luft. Maris und Amberine sahen entsetzt zu, wie sich die dunkle Magie vor ihnen manifestierte – eine wirbelnde Wolke aus ätzendem Miasma, die sich mit der Absicht, sie zu verschlingen, auf sie zubewegte.
„Amberine, pass auf!“, schrie Maris. Amberine drehte sich gerade noch rechtzeitig um und riss die Augen auf, als die dunkle Wolke näher kam. Sie streckte die Hände aus und ihre Flammen schossen hervor, um eine Barriere zu bilden. Die Feuerwand schoss empor, die Flammen leckten an den Rändern des Miasmas und versuchten, es zurückzuhalten. Aber Maris konnte die Anstrengung in Amberines Gesicht sehen, ihre Flammen wurden schwächer und die Barriere hielt nur noch knapp.
Maris‘ Herz pochte. Sie brauchten mehr Kraft, etwas, das stark genug war, um die Verteidigung der Lichs zu durchbrechen. Sie konnten nicht so weiterkämpfen; es war nur eine Frage der Zeit, bis ihre Mana erschöpft war, und dann wären sie erledigt.
Eine Idee kam ihr in den Sinn, eine verzweifelte, riskante Idee. Sie erinnerte sich an einen experimentellen Kombinationszauber, den sie und Amberine während einer Trainingseinheit theoretisiert hatten – einen Zauber, der ihre Schattenmagie als Katalysator für Amberines Feuer nutzte. Sie hatten ihn nie ausprobiert; er war zu instabil, zu gefährlich.
Aber im Moment war es ihre einzige Chance.
„Amberine!“, rief Maris, ihre Stimme trotz der Angst, die sie innerlich zerfraß, ruhig. Amberine sah sie an, ihr Gesichtsausdruck angespannt, aber entschlossen. „Der Kombinationszauber! Wir müssen es versuchen!“
Amberines Augen weiteten sich, ihre Erschöpfung wich für einen Moment der Überraschung. „Meinst du das ernst? Wir haben noch nie …“
„Ich weiß!“, unterbrach Maris sie mit fester Stimme. „Aber es ist unsere einzige Chance. Wir müssen das tun, sonst sind wir erledigt.“
Amberine zögerte nur einen Moment, bevor sie nickte und ihren Blick verhärtete. „Okay. Machen wir es.“
Maris holte tief Luft und stellte ihre Füße fest auf den Steinboden. Sie schloss die Augen, griff tief in sich hinein und holte das letzte bisschen Mana hervor, das sie noch hatte. Sie spürte, wie die Erschöpfung an ihr zerrte, ihr Körper protestierte, aber sie ignorierte es. Sie musste das tun. Sie musste weiterkämpfen.
Der Schatten unter ihr begann sich zu verändern, wurde dunkler und größer, während sie ihre Magie in ihn fließen ließ. Die Dunkelheit breitete sich über den Boden aus, bewegte sich wie ein lebendes Wesen, dehnte sich aus, wirbelte und verschob sich, während sie Gestalt annahm. Maris konnte die Magie in ihren Adern summen hören, ihr Herz pochte in ihren Ohren, als sich der Schatten vom Boden erhob und in der Luft Gestalt annahm.
Der Schatten formte den Umriss eines Vogels – eines Phönix. Seine Flügel waren weit ausgebreitet, sein Körper lang und schlank, die Dunkelheit fast greifbar, als er vor ihr schwebte und sich wie Rauch verschob und verdrehte. Der schattenhafte Phönix war riesig, seine Präsenz füllte die Arena aus und warf einen dunklen, bedrohlichen Schatten auf den Steinboden.
Amberine machte einen Schritt nach vorne und starrte auf Maris‘ Schöpfung. Sie konnte die Hitze von Ifrits Feuer in sich spüren, die Flammen brannten unter ihrer Haut und wollten entfesselt werden. Sie wusste, dass dies der Moment war – entweder sie würden es schaffen oder sie würden fallen. Es gab keinen Mittelweg.
„Okay, Maris“, sagte Amberine mit kaum hörbarer Stimme. Sie hob die Hände, ihre Flammen erwachten zum Leben, das Feuer schlängelte sich ihre Arme hinauf und wickelte sich um Maris‘ Schattenphönix. Die Flammen tanzten hell und wild über ihre Haut, erhellten den Raum, während sie sich um den Schatten wanden und ihn mit Hitze und Leben erfüllten.
Die schemenhafte Gestalt des Phönix begann zu lodern, die Flammen breiteten sich über seinen Körper aus, verschlangen die Dunkelheit und verwandelten ihn. Die einst kalte, rauchige Gestalt wurde zu einem Wesen aus reinem Feuer – ein brennender Phönix, dessen Flügel in strahlender Intensität loderten. Die Hitze strahlte in Wellen von ihm aus, überwältigend, und zwang die Lichs einen Schritt zurückzuweichen, ihre skelettartigen Gestalten schreckten vor der schieren Intensität der Magie zurück.
Maris biss die Zähne zusammen, ihr ganzer Körper zitterte vor Anstrengung. Sie spürte, wie ihre letzten Mana-Reserven schwanden, ihre Sicht verschwamm und die Welt um sie herum zu kippen schien. Aber sie hielt durch, ihr Blick unerschütterlich auf den Phönix gerichtet, während sie ihn lenkte, die Augen auf die Lichs vor ihnen geheftet.
„Jetzt, Amberine!“, schrie Maris mit heiserer Stimme.
Amberine stieß einen wilden Kampfschrei aus, ihre Augen brannten vor Entschlossenheit, als sie den flammenden Phönix auf ihre Feinde lenkte. Die Kreatur stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus, breitete ihre Flügel aus und stürzte sich auf die Lichs, wobei die Hitze ihrer Flammen die Luft um sie herum verzerrte.
Die Lichs hoben ihre Stäbe und ihre hohlen Augen weiteten sich, als der flammende Phönix auf sie zustürmte. Sie versuchten, ihre Zaubersprüche zu wirken, und bewegten ihre Hände in einem verzweifelten Versuch, sich zu schützen, aber es war zu spät. Der Phönix prallte auf sie, die Flammen verschlangen ihre skelettartigen Körper und die dunkle Magie, die sie umgab, verbrannte unter der Intensität des Feuers.
Die Kammer war von einem blendenden Licht erfüllt, das Dröhnen der Flammen übertönte alles andere. Maris und Amberine standen nebeneinander, den Blick auf die brennenden Lichs gerichtet, ihre Körper zitterten von der Anstrengung, ihre Mana zu entfesseln.
„STERBT!!!“