Die Gassen waren verwinkelt und verschlungen, wie ein Labyrinth, das jeden fangen sollte, der dumm genug war, sich hierher zu verirren. Amberine keuchte schwer, ihre Stiefel schlugen auf das unebene Kopfsteinpflaster, während sie vorwärts sprintete, Maris dicht auf ihren Fersen. Der Nebel wurde immer dichter, wie etwas Lebendiges – eine dunkle Präsenz, die genau zu wissen schien, wohin sie gingen, und sich jeder ihrer Bewegungen anpasste.
„Bieg links ab!“, schrie Maris, ihre Stimme kaum zu hören über dem Echo ihrer Schritte, das von den nahen Wänden widerhallte. Amberine zögerte nicht, ihre feurige Entschlossenheit trieb sie voran, trotz des Brennens in ihren Muskeln. Der Nebel war unerbittlich, seine Tentakel streckten sich aus, als wollten sie sie einholen. Jede Wendung fühlte sich wie ein Glücksspiel an – jede neue Gasse eine Chance, entweder zu entkommen oder in die Enge getrieben zu werden.
Maris‘ Augen huschten hin und her, ihre Gedanken rasten. Sie wusste, dass sie nicht ewig weiterlaufen konnten; sie mussten einen Weg finden, ihre Verfolger abzuschütteln. Sie warf einen Blick auf Amberine, deren Gesicht gerötet war und deren Gesichtszüge vor Frustration verzerrt waren. Der Nebel schien fast lebendig zu sein, er schloss sich von allen Seiten um sie herum, und Maris spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief. Er folgte ihnen nicht nur – er jagte sie.
„Maris, was sollen wir tun?“, schrie Amberine, ihre Stimme voller Wut und Angst.
Maris kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich auf ihre Magie. Sie musste Zeit gewinnen, um die dunkle Präsenz, die sie verfolgte, zu verwirren. Sie holte tief Luft und bewegte ihre Hände in einer geübten Bewegung, während sie ihre Illusionsmagie einsetzte.
Im nächsten Moment tauchten mehrere Versionen von ihr und Amberine auf, die sich in alle Richtungen zerstreuten und jede Illusion in eine andere Gasse sprintete.
Der Nebel schien zu zögern und hielt inne, als wäre er verwirrt von dem plötzlichen Auftauchen so vieler Ziele. Maris gestattete sich einen kurzen Moment der Hoffnung, als sie sah, wie sich die dunklen Tentakel teilten und jede eine andere Version von ihnen verfolgte. „Das könnte funktionieren“, dachte sie mit klopfendem Herzen. „Nur noch ein bisschen Zeit …“
Aber ihre Hoffnung war nur von kurzer Dauer. Der Nebel – als hätte er gemerkt, dass er ausgetrickst worden war – begann, die Illusionen eine nach der anderen zu durchdringen, und die falschen Bilder flackerten und verblassten, als die dunkle Präsenz sie zerriss. Maris‘ Herz sank, als sie sah, wie sich der Nebel anpasste und seine Bewegungen aggressiver und entschlossener wurden. Die Illusionen hatten ihnen nur ein paar Sekunden verschafft, und jetzt kam der Nebel wieder auf sie zu – diesmal mit noch größerer Intensität.
„Sie brechen durch!“, schrie Maris mit dringlicher Stimme. Amberine blickte über ihre Schulter und sah mit weit aufgerissenen Augen, wie sich die dunklen Tentakel ihnen näherten, deren Formen sich wie in einem Albtraum veränderten und wand.
„Wir müssen sie aufhalten!“, schrie Amberine, ihr feuriges Temperament entflammte. Sie konnte Ifrits Wärme unter ihrer Robe spüren, die Präsenz des Feuergeistes wie eine beruhigende Hitze auf ihrer Haut. Sie schloss für einen Moment die Augen, konzentrierte ihre Energie und hörte Ifrits Stimme, eindringlich und klar in ihrem Kopf.
„Feuer, Amberine! Benutze es jetzt!“
Amberine zögerte nicht. Sie rutschte zum Stehen und drehte sich zu dem herannahenden Nebel um. Sie streckte ihre Hände nach vorne und kniff die Augen zusammen, um sich zu konzentrieren. „Brenn!“, schrie sie, und ihre Stimme hallte durch die enge Gasse. Flammen schossen aus ihren Händen, loderten auf und bildeten eine Feuerbarriere, die sich über die Gasse erstreckte und eine intensive, blendende Hitze ausstrahlte.
Der Nebel wich zurück, die dunklen Tentakel hielten inne, als die Flammen zu lodern begannen. Die Gasse war in ein flackerndes orangefarbenes Licht getaucht, die Schatten tanzten wild an den Wänden, während das Feuer knisterte und sprühte. Maris nutzte die Gelegenheit, um über ihre Schulter zu blicken, und ihre Augen weiteten sich, als sie sah, dass einige der nebelartigen Gestalten von den Flammen aufgehalten wurden – aber nicht alle.
Einige der Ranken schienen um die Barriere herumzugleiten, ihre Bewegungen fließend und unerbittlich, als suchten sie nach einem anderen Weg, um sie zu erreichen.
„Das reicht nicht!“, schrie Maris verzweifelt. Sie packte Amberine am Arm und zog sie zurück. „Wir müssen weiter!“, rief sie.
Amberine nickte, ihr Gesicht war gerötet, ihr Atem ging schwer. Das Feuer hatte ihnen ein paar wertvolle Momente verschafft, aber es reichte nicht aus, um den Nebel vollständig aufzuhalten. Sie drehten sich um und rannten los, die Hitze der Flammen noch warm auf ihrem Rücken, als sie eine weitere schmale Gasse hinunter sprinteten, ihre Schritte hallten in der Dunkelheit wider.
Die Gassen schienen immer enger zu werden, die Gebäude neigten sich nach innen, als wollten sie sie einfangen. Maris‘ Herz pochte in ihrer Brust, ihre Gedanken rasten, während sie versuchte, einen Plan zu schmieden. Sie konnten nicht ewig weiterlaufen – sie mussten einen Weg finden, um zu entkommen, um aus den Slums herauszukommen und der dunklen Präsenz zu entkommen, die sie verfolgte.
Plötzlich standen sie in einer Sackgasse. Eine alte, mit Efeu bewachsene Backsteinmauer versperrte ihnen den Weg. Maris sank das Herz, sie suchte verzweifelt nach einem anderen Ausgang – aber es gab keinen. Der dunkle Nebel wurde immer dichter, der Druck fast unerträglich, das Atmen fiel schwer. Maris spürte seine Last, die kalte, erstickende Präsenz, die von allen Seiten auf sie zu drücken schien.
Amberine stieß einen frustrierten Schrei aus, ballte die Fäuste und schlug gegen die Wand vor ihnen. „Verdammt!“, schrie sie, ihre Stimme voller Wut und Angst. Ihre Magie flammte in ihrer Frustration auf, die Flammen züngelten an der mit Efeu bewachsenen Wand – und dann passierte etwas. Der Efeu verbrannte und gab den Blick auf eine alte, versteckte Tür frei.
Die Tür war aus dunklem Holz und mit seltsamen Symbolen verziert, die im schwachen Licht schwach leuchteten.
Maris‘ Augen weiteten sich, ihr Herz pochte. „Amberine, schau!“, rief sie, packte ihre Freundin am Arm und zeigte auf die Tür. Ohne zu zögern stieß sie die Tür auf, das alte Holz knarrte, als es nach innen schwang. „Komm!“, schrie sie und zog Amberine hinein, gerade als der Nebel sie erreichte.
Die Tür schlug hinter ihnen zu, und die Symbole auf dem Holz leuchteten kurz heller auf, bevor sie verblassten. Das bedrückende Gewicht des Nebels schien zu verschwinden, die Luft war plötzlich klar und still. Maris atmete tief ein, ihr Herz pochte, als sie sich umsah. Sie befanden sich in einer schmalen, spiralförmigen Treppe, die nach unten führte, die Luft war feucht und roch nach Erde. Das Licht von Amberines Flammen flackerte und beleuchtete den Weg kaum.
„Wo … sind wir?“, flüsterte Amberine, ihre Stimme voller Angst und Ehrfurcht. Maris schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen, während sie versuchte, sich einen Reim auf ihre Umgebung zu machen. Die Treppe war alt, die Steinwände waren mit Moos und Flechten bedeckt, die Stufen abgenutzt und uneben. Es fühlte sich an, als wären sie in eine andere Welt getreten – an einen alten, vergessenen Ort.
„Ich weiß es nicht“, antwortete Maris mit kaum hörbarer Stimme. Sie warf einen Blick auf die Symbole an der Tür und ihre Gedanken rasten. „Aber diese Symbole … sie sehen aus wie die, die wir vorhin in dem verlassenen Gebäude gesehen haben. Dieser Ort … er muss etwas mit dem Teufelssarg zu tun haben.“
Amberines Augen weiteten sich und ihr stockte der Atem. „Der Teufelssarg? Du meinst diese dämonenanbetenden Verrückten?“
Maris nickte mit grimmiger Miene. „Ich glaube, wir sind auf einen ihrer geheimen Treffpunkte gestoßen.“ Sie holte tief Luft und warf einen Blick auf die Treppe, die in die Dunkelheit hinabführte. „Wir müssen weiter. Wir können nicht hierbleiben.“
Amberine zögerte einen Moment, nickte dann aber und ihre feurige Entschlossenheit kehrte zurück. „Okay. Los geht’s.“
Sie streckte ihre Hand aus, und eine kleine Flamme flackerte in ihrer Handfläche auf und warf ein schwaches Licht, als sie die Treppe hinabstiegen.
Die Stufen schienen endlos zu sein, und mit jedem Schritt wurde die Luft kälter und feuchter. Maris spürte, wie ihr Herz in ihrer Brust pochte, ihre Sinne waren in höchster Alarmbereitschaft. Sie wusste, dass sie sich immer tiefer in die Gefahr begaben, aber es gab keine andere Wahl.
Der dunkle Nebel war immer noch da draußen, und was auch immer darunter lag, war ihre einzige Hoffnung auf Flucht.
Endlich erreichten sie das Ende der Treppe und betraten eine große unterirdische Kammer. Maris‘ Augen weiteten sich, als sie den Anblick vor sich wahrnahm. Die Wände waren mit seltsamen, leuchtenden Pilzen bedeckt, die einen unheimlichen, grünlichen Schein über den Raum warfen. Die Luft war schwer von dem Geruch von Erde und etwas anderem – etwas Metallischem, wie Blut.
In der Mitte des Raumes stand ein Altar, ähnlich denen, die Maris bei ihren früheren Begegnungen mit den Deadly Hollows gesehen hatte. Die Steinoberfläche war mit seltsamen Symbolen bedeckt, die Kanten waren abgenutzt und abgeplatzt. Um den Altar herum lagen verschiedene Artefakte – Schriftrollen, Kristalle, alte Relikte, die von einer dunklen Energie zu summen schienen.
Maris wurde übel, als ihr klar wurde, was sie gefunden hatten. „Das … das ist definitiv ein Treffpunkt der Devil Coffin“, flüsterte sie mit vor Angst erstickter Stimme.
Amberine sah sich mit großen Augen um. „Was machen wir jetzt?“, fragte sie mit zitternder Stimme.
Bevor Maris antworten konnte, hallte ein Geräusch durch den Raum – ein leises, kehliges Geräusch, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie drehte sich um und sah sie und starrte sie entsetzt an. Skelette, deren Knochen klapperten, als sie aus den Schatten aufstanden, deren hohle Augenhöhlen mit einem unnatürlichen Licht leuchteten. Gespenster, deren geisterhafte Gestalten durch die Luft schwebten, deren Gesichter zu stummen Schreien verzerrt waren.
Maris‘ Herz pochte, ihr Atem stockte. Sie warf einen Blick auf Amberine, deren Gesicht blass war und deren Augen vor Angst weit aufgerissen waren. Maris holte tief Luft und ihr Gesichtsausdruck verhärtete sich. „Wir haben keine andere Wahl, als zu kämpfen, Amberine“, sagte sie mit fester Stimme, trotz der Angst, die sie ergriff. „Mach dich bereit.“