Die Luft hier war anders – dichter, mit einem Hauch von Weihrauch und etwas noch Älterem, Majestätischerem. Ich richtete mich auf und meine Sinne wurden wacher, als ich den Raum in mich aufnahm. Er war riesig, größer als die königlichen Gemächer, die ich aus Aurelias Königreich kannte. Die Decken ragten hoch empor und waren mit Fahnen mit unbekannten Wappen und Symbolen geschmückt.
Jede Wand war mit kunstvollen Wandteppichen und Artefakten geschmückt, die vor schlummernder Magie geradezu zu vibrieren schienen. Das schwache, goldene Licht der Fackeln flackerte über die Marmorböden und warf Bilder von Königen, Macht und einer Geschichte, die ich nicht kannte. Finde exklusive Geschichten über das Imperium
Das war nicht Aurelias Palast. Es war nicht ihr Königreich. Tatsächlich konnte ich diese Architektur und diese Wappen nirgendwo in den Reichen, die ich studiert hatte, zuordnen. Ich verspürte ein leichtes Unbehagen, unterdrückte es jedoch. Unbehagen war hier nicht hilfreich. Kalkül war es.
Ich sah mich noch einmal langsam und bewusst im Raum um und nahm alle Details wahr. Die Stühle mit den hohen Lehnen, der große Kamin am anderen Ende, der längst erloschen war, die gewölbten Fenster, die von dicken Vorhängen in tiefem Violett und Gold umrahmt waren. Wer auch immer hier lebte, hatte ein Faible für Prunk, so viel war klar. Aber es war nicht nur Prunk. Es war Schutz.
In den Wänden summten subtile Zauber, leise, aber stark. Schutzzauber. Mehrere Schichten davon.
Ich atmete tief ein und ließ mich von dem schwachen Puls der Magie leiten. Es war nicht bedrohlich, noch nicht. Aber es beobachtete mich, überwachte mich. Selbst jetzt konnte ich Augen auf mich gerichtet spüren. Keine menschlichen Augen – etwas Unfassbareres, Magischeres. Ich ging langsam vorwärts und lauschte dem leisen Rascheln meines Umhangs, der hinter mir herflatterte.
Meine Schritte waren leise, so leise, wie es jahrelanges Training und nächtliche Bewegungen in der Dunkelheit ohne ein Geräusch möglich machten. Ich musste mehr wissen, bevor ich irgendwelche Entscheidungen treffen konnte.
Als ich den Raum durchquerte, veränderte sich etwas in der Luft. Eine Welle. Magie, wie ein leises Summen am Rande meines Bewusstseins, bewegte sich und verdrehte sich leicht. Was auch immer dieser Ort war, er war nicht statisch. Er war lebendig, wie es die meisten Paläste nicht waren.
Ich hielt inne, um die Veränderung zu verfolgen, während mein Verstand bereits alle Möglichkeiten durchging. Eine Traumwelt? Eine weitere Beschwörung? Oder war ich in eine Art alternative Realität versetzt worden? Das war nicht ungewöhnlich, aber selten. Das System war schon lange ruhig gewesen und hatte mich meinen eigenen Plänen und Zielen überlassen.
Jetzt schien es jedoch, als würden sich die Regeln ändern.
Bevor ich weiter nachdenken konnte, hörte ich es – leise, aber deutliche Schritte. Das leise Klicken von Absätzen auf Marmor. Das Geräusch war zu leise und zu kontrolliert, um von einem Wachmann zu stammen. Mein Instinkt setzte ein und ich drehte mich in Richtung der Geräuschquelle. Meine Muskeln spannten sich an, meine Hand lag schon auf der Klinge, die unter meinem Umhang versteckt war.
Ich stellte mich in den Schatten und war bereit für alles – oder jeden –, was sich näherte.
Die Schritte kamen näher, ohne Eile, jeder Schritt fiel mit einer Anmut, die das Selbstbewusstsein der Person verriet. Dann tauchte sie auf.
Sie betrat den Raum, als gehöre er ihr, eine elegante Gestalt. Platinblondes Haar fiel in weichen Wellen über ihre Schultern und fing das Licht so ein, dass es fast zu leuchten schien. Ihr Kleid war zwar schlicht, aber meisterhaft geschneidert, der tiefblaue Stoff schmiegt sich mit königlicher Leichtigkeit an ihren Körper.
Aber es war nicht ihr Aussehen, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Es waren ihre Augen – scharf, intelligent, strahlend mit einer Bewusstheit, die weit über ihr Alter hinausging. Sie war jung, aber diese Augen sprachen von jemandem, der weit mehr sah und verstand, als sie preisgab.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie näher kam, aber es war kein warmes Lächeln. Es war kalkuliert, eine Art Belustigung, die unter der Oberfläche mitschwang, als wüsste sie etwas, das ich nicht wusste. Ich blieb still, beobachtete sie und wartete darauf, dass sie den ersten Schritt machte.
Als sie sprach, klang ihre Stimme sanft, selbstbewusst und mit einer Vertrautheit, die mich beunruhigte. „Ah“, sagte sie leise, als hätte sie mich erwartet. „Du musst der Ritter in glänzender Rüstung von diesem Mädchen sein, nicht wahr? Derjenige, der immer im Schatten lauert und sie vor allem Bösen beschützt.“
Ihre Worte trafen mich wie ein kalter Windstoß. Ich kniff die Augen unter der Maske zusammen. Wer auch immer diese Frau war, sie wusste zu viel. Niemand wusste von meiner Verbindung zu Aurelia, geschweige denn von meiner Aufgabe, sie zu beschützen. Ich durfte mich noch nicht in die Karten schauen lassen, noch nicht.
„Und wer bist du“, fragte ich mit leiser, beherrschter Stimme, „dass du so viel weißt?“
Ihr Lächeln wurde breiter, ihre Augen funkelten vor Vergnügen. Sie kam einen Schritt näher, als wolle sie meine Entschlossenheit testen, aber ich rührte mich nicht von der Stelle. „Sagen wir mal so“, begann sie und neigte leicht den Kopf, „ich habe euch aus der Ferne beobachtet. Oder besser gesagt, dieses Mädchen prahlt ständig mit dir. Aber ich bin nicht so ahnungslos wie Aurelia, weißt du. Du und ich – wir sind uns ähnlicher, als du denkst.“
Aurelia. Meine Gedanken rasten. Woher kannte diese Frau sie? Und was genau meinte sie mit „prahlt“? Aurelia sprach selten über Persönliches, schon gar nicht über mich. Sie war viel zu zurückhaltend, zu vorsichtig.
Aber die Art, wie diese Frau sprach, so ungezwungen, so vertraut, ließ mich meine Annahmen überdenken. Sie wusste mehr, als ich erwartet hatte.
Ich machte einen langsamen Schritt nach vorne, blieb aber locker und bereit. „Du hast meine Frage nicht beantwortet“, sagte ich. „Wer bist du?“
Sie lachte leise, ihr Lachen klang melodiös, aber nicht ganz freundlich. „Oh, ich bin niemand Wichtiges“, sagte sie mit leichter Stimme, hinter der sich jedoch etwas Gefährliches verbarg. „Zumindest noch nicht. Aber das Mädchen, das du beschützt? Sie wird wütend sein, wenn sie herausfindet, dass ich hier bei dir bin.“ Ihr Lächeln wurde bösartig, ihre Augen glänzten vor einer Art dunkler Erregung. „Ich frage mich, wohin dieses Mädchen gerufen wurde.
Und warum, oh warum, bist du hier?“
Die Frage hing in der Luft, aber bevor ich antworten konnte, veränderte sich etwas. Die Luft im Raum wurde schwerer, dunkler. Eine kalte, verdrehte Magie begann sich auszubreiten, zunächst langsam, aber unverkennbar.
Das Lächeln der Frau verschwand und machte einem intensiven Blick Platz, als sie ihren Blick in die hinterste Ecke des Raumes richtete. „Ah“, murmelte sie und hob leicht die Hand, während eine goldene Flamme in ihrer Handfläche entflammte und ein warmes Leuchten über ihre Haut warf. „Es scheint, wir haben Besuch.“
Das musste sie mir nicht zweimal sagen. Meine Sinne nahmen die dämonische Präsenz wahr, noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte. Der Raum verdunkelte sich, Schatten krochen die Wände hinauf, während die Temperatur sank. Etwas Großes, etwas Verdrehtes näherte sich.
Ohne zu zögern nahm ich meine Position ein und meine Hand glitt zum Griff meines Schwertes. Die Frau neben mir schien unbeeindruckt, ihre Aufmerksamkeit war ganz auf die Schatten in der Ecke gerichtet, wo die Kreatur lauerte.
„Nun“, sagte sie mit ruhiger, fast neckischer Stimme, „sollen wir uns um diese hässlichen Kreaturen kümmern, bevor wir unser Gespräch fortsetzen?“
Sie wartete nicht auf meine Antwort. Die goldenen Flammen in ihrer Hand flammten heller auf und warfen lange Schatten durch den Raum, als die dämonische Präsenz in unser Blickfeld trat. Es war groß, massig, mit verdrehten Hörnern und einem Körper, der sich zu verformen schien, als würde die Realität selbst darum kämpfen, es zu bändigen.
Ich zog mein Schwert, dessen vertrautes Gewicht in meiner Hand beruhigend wirkte. Die Augen des Dämons fixierten uns, ein leises Knurren drang aus seiner Brust, als er sich zum Angriff bereitmachte.
Die Frau war schneller, ihre Flammen schlugen in einer Feuerwelle auf den Dämon ein und drängten ihn zurück. Aber das Wesen ließ sich nicht so leicht abschrecken. Es stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus, seine massiven Klauen kratzten über den Marmor, als es vorwärts stürmte, die Augen vor Bosheit glühend.
Ich bewegte mich schnell zur Seite, als der Dämon sich auf mich stürzte.
Mein Schwert zerschnitt die Luft, traf die Kreatur an der Seite und hinterließ eine tiefe, dunkle Wunde. Der Dämon knurrte, bäumte sich auf und versuchte, nach mir zu schlagen, aber ich war schon weg, verschwunden in den Schatten.
Die goldenen Flammen der Frau brannten weiter hell und trafen den Dämon wieder und wieder mit Präzision und Kraft. Aber er war stark und ließ sich nicht so leicht besiegen.
Gemeinsam bewegten wir uns im Gleichklang, unsere Angriffe flossen nahtlos ineinander, während wir den Dämon zurückdrängten. Aber selbst während wir kämpften, war ich mit meinen Gedanken woanders und wälzte die Fragen, die noch unbeantwortet waren.
Wer war diese Frau? Woher kannte sie Aurelia? Wo war Aurelia? Und noch wichtiger – warum war ich hier?
Ich würde es bald herausfinden. Aber zuerst mussten wir einen Dämon töten.