Ihr Blick fiel aber auf die Schätze, die sorgfältig auf erhöhten Podesten in der Halle angeordnet waren. Das waren keine gewöhnlichen Gegenstände. Jeder einzelne war ein magisches Artefakt oder ein seltenes Stück aus den Gewölben der Drakhan, jedes von unvorstellbarem Wert. Die Podeste waren strategisch und ästhetisch ansprechend angeordnet, sodass die ganze Halle wie eine Galerie der Macht und Mystik wirkte.
Und Liora, die Drahtzieherin hinter dieser Auktion, konnte ihre Aufregung kaum zurückhalten.
Mit einem leisen Summen der Zufriedenheit trat sie auf die neu geöffnete Schatzkammer zu, deren schwere Steintüren den Blick auf den unschätzbaren Inhalt freigaben. Ihre Augen funkelten, als sie näher kam, und ihre Finger kribbelten vor Vorfreude. Vor ihr lagen Berge von Artefakten, verzauberten Waffen und alten Relikten, die darauf warteten, versteigert zu werden, und deren Aura fast vor ungenutzter Kraft vibrierte.
Liora konnte sich nicht zurückhalten. Sie streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingerspitzen sanft über die glatte, kalte Oberfläche eines leuchtenden Manakristalls. Sein leises Summen von Energie ließ einen Schauer durch ihren Körper laufen. Ein Lachen stieg in ihrer Kehle auf, als sie ihn berührte, fast schon benommen. Sie beugte sich vor und drückte ihre Wange an die Seite eines alten Runenbuchs, wobei ihre Haut kribbelte, als die schlummernde Magie darin auf ihre Berührung reagierte.
„Ohhh“, seufzte sie mit einem seltsamen Glanz in den Augen, während sie ihre Wange an dem Buch rieb und das Alter und die Kraft seiner Seiten spürte. „So schön … so kostbar …“ Ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern, ihre Aufregung steigerte sich zu etwas fast … Beunruhigendem.
Sie ging von einem Gegenstand zum nächsten, mit einem seltsamen Ausdruck der Verehrung im Gesicht, während sie einen verzauberten Stab streichelte, der mit schwachen Blitzen knisterte. Ihr Atem stockte, als sie einen goldenen Kelch in die Höhe hielt, dessen filigrane Schnitzereien in ihren Händen schwach leuchteten. Jedes Artefakt schien sie anzurufen, und sie schwelgte in der schieren Menge an Macht, die sie unter ihrer Kontrolle hatte. Der Reichtum! Das Ansehen!
Ihr Kopf schwirrte vor Möglichkeiten, ihre Augen leuchteten, als könnte sie bereits die Berge von Gold sehen, die diese Auktion einbringen würde.
Ihre manische Aufregung stieg mit jedem Schritt, ihre Fingerspitzen zitterten, als sie eine Reihe verbotener Schriftrollen berührten, die ordentlich gebunden und mit magischen Schlössern versiegelt waren. Sie hielt eine davon an ihr Gesicht und atmete tief ein, als könnte der Duft des alten Wissens sie mit seinen Geheimnissen erfüllen. „Ahh … das Wissen darin …
Ich kann es spüren …“ Ihre Stimme zitterte leicht, ihr Blick war unkonzentriert, als sie die Schriftrollen zwischen ihren Fingern baumeln ließ.
„Liora“, unterbrach sie eine scharfe, strenge Stimme. Eine ihrer Adoptivschwestern, Ithra, stand ein paar Meter entfernt, die Arme verschränkt, die Stirn besorgt gerunzelt. „Du machst es schon wieder.“
Liora blinzelte erschrocken und richtete sich schnell auf. Sie warf ihrer Schwester einen Blick zu, und ein verlegendes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Oh … habe ich das?“
Ithra seufzte, trat einen Schritt vor und nahm Liora die Schriftrolle sanft aus den Händen. „Ja, das hast du.“ Sie schüttelte leicht den Kopf. „Ehrlich, du musst dich beruhigen. Du wirst … komisch, wenn du von all diesen Sachen umgeben bist.“
Liora rieb sich den Nacken und grinste immer noch, obwohl ihre manische Aufregung etwas nachließ. „Ich weiß, ich weiß. Aber schau dir das alles an! Mit dieser Auktion werden wir Geschichte schreiben. Wir werden Dinge verkaufen, von denen die Leute nur geträumt haben! Stell dir nur die Gebote vor …“
„Ich stelle mir vor, wie du wie eine Verrückte dein Gesicht an diesem Wälzer reibst.“
Ithra zog eine Augenbraue hoch, aber ein verschmitztes Lächeln spielte um ihre Lippen.
Liora lachte und wurde wieder etwas gelassener. „Na gut, na gut. Das Gesichtreiben hebe ich mir für später auf.“ Sie zwinkerte ihrer Schwester zu und trat einen Schritt zurück, damit diese einige der Gegenstände, die sie in ihrer Aufregung verschoben hatte, wieder an ihren Platz stellen konnte.
Liora holte tief Luft und konzentrierte sich auf die Sicherheitsmaßnahmen. Diese Auktion war viel zu wichtig, um irgendwas dem Zufall zu überlassen. Während sie durch den Saal ging, suchten ihre scharfen Augen die Positionen der Wachen ab, sowohl der lebenden als auch der … anderen.
Entlang der Wände standen etwa achtzig Skelette in Ritterrüstung stramm, ihre hohlen Augenhöhlen leuchteten schwach in einem unheimlichen blauen Licht.
Jeder von ihnen stand regungslos da, die Waffen im Anschlag, bereit, beim geringsten Anzeichen einer Bedrohung in Aktion zu treten.
Diese untoten Krieger waren das Werk von Draven, dem Nekromantenpartner ihrer Firma, der sie aus den Überresten alter Ritter auferstehen ließ, um als perfekte Wächter für die Schätze zu dienen, die sie bewachten.
Liora bewunderte die Symmetrie der Skelette.
Obwohl sie untot waren, war ihre Haltung perfekt, ihre Gestalt streng und diszipliniert, als ob ihre ritterliche Ehre auch im Tod unversehrt geblieben war. Sie blieb vor einem von ihnen stehen und bewunderte die Kunstfertigkeit, mit der sie geschaffen worden waren. „Draven hat sich mit diesen hier wirklich selbst übertroffen“, sagte sie laut, obwohl ihre Stimme emotionslos klang.
Draven verstand es, sie mit seiner kalten Effizienz zu beeindrucken, und diesmal war es nicht anders.
„Statusbericht“, befahl Liora, als sie das Kontrollzentrum im hinteren Teil der Halle erreichte, wo der Hauptmann der Wachen stand. Der Hauptmann, ein großer, stoischer Mann in einer verzauberten Rüstung, war zu diesem Zeitpunkt mehr Maschine als Mensch – eine lebende Marionette, die mit Dravens Magie erfüllt war, um als zentrale Schaltstelle für alle Verteidigungsanlagen in der Halle zu fungieren.
Der Hauptmann drehte sich zu ihr um, seine Augen leuchteten schwach unter seinem Helm. Seine Stimme klang flach und roboterhaft, ohne jede Spur von Menschlichkeit. „Alle Systeme funktionsfähig. Sicherheitsprotokolle auf Maximum. Die Untoten sind so programmiert, dass sie auf alle Eindringlinge in einem Umkreis von zweihundert Metern reagieren. Die magischen Barrieren sind mit doppelten Verzauberungen verstärkt.
Keine Bedrohungen erkannt.“
Liora nickte zufrieden mit dem Bericht. „Was ist mit den äußeren Schutzvorrichtungen? Sind sie gegen magische Manipulationen kalibriert?“
„Bestätigt“, antwortete der Kapitän in demselben monotonen Tonfall. „Die Schutzvorrichtungen sind so eingestellt, dass sie jede Form von magischer Einmischung erkennen. Sollte jemand versuchen, die Verteidigungsanlagen zu durchbrechen, wird das System Gegenmaßnahmen aktivieren.“
Liora verschränkte die Arme und ging unruhig auf und ab, während sie über die verschiedenen Schutzmechanismen nachdachte. Magische Barrieren, Verzauberungen, untote Skelette und ein fein abgestimmtes Sicherheitssystem. Nichts war dem Zufall überlassen worden. Sie spürte die Last der Verantwortung auf ihren Schultern, aber das beflügelte sie.
Bei dieser Auktion ging es nicht nur darum, magische Artefakte zu verkaufen – es ging darum zu beweisen, dass ihre Handelsfirma mit den wertvollsten und gefährlichsten Gegenständen umgehen konnte, die es gab.
Der Ruf ihrer Firma war gewachsen, aber diese Auktion würde ihre Position an der Spitze festigen. Und mit Dravens untoten Kreaturen, die ihre Sicherheit verstärkten, fühlte sie sich fast unbesiegbar.
Die Stimme des Kapitäns unterbrach erneut ihre Gedanken. „Magische Sensoren haben geringfügige Schwankungen festgestellt. Ich untersuche das sofort.“
Lioras Puls ging kurz schneller, aber sie zwang sich, ruhig zu bleiben. „Halt mich auf dem Laufenden“, sagte sie mit kühler, bestimmter Stimme. Der Captain nickte knapp und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Monitoren zu, auf denen schwache Manasignaturen flackerten.
Nachdem die Sicherheitsvorkehrungen getroffen waren, machte sich Liora auf den Weg zurück zum Tresorraum. Der Duft der Schätze und das Gewicht ihrer Macht lockten sie erneut. Als sich die Steintür mit einem Knarren öffnete und den Blick auf die Sammlung alter Artefakte freigab, atmete sie aus, ohne bemerkt zu haben, dass sie den Atem angehalten hatte.
Im Inneren des Tresorraums glänzte der Schatzhaufen im sanften Licht der Manalampen und warf lange Schatten über den Raum.
Die Luft selbst schien von der Energie der magischen Relikte zu summen. Manakristalle, deren blasses Leuchten sanft wie ein Herzschlag pulsierte, lagen neben verzauberten Waffen – Schwerter und Speere, die vor schlummernder Kraft summten und darauf warteten, von ihrem richtigen Besitzer aktiviert zu werden. Schriftrollen mit altem Wissen, gebunden in rissigem Leder, standen in ordentlichen Stapeln an den Wänden.
Jede einzelne war von einer Magie durchdrungen, die sowohl gefährlich als auch unwiderstehlich war.
Liora ging langsam um den Schatz herum, fuhr mit den Fingern über die Kanten der Artefakte und dachte über die Möglichkeiten nach. Der Wert dieser Gegenstände war unermesslich. Einige der seltenen Ursprungsattribute könnten den Lauf der magischen Geschichte verändern, wenn sie in die richtigen Hände gerieten – oder Chaos anrichten, wenn sie in die falschen fielen.
Sie blieb vor einem Stab stehen, dessen Schaft aus Obsidian geschnitzt war und in dem dunkle Energie wirbelte. Es war ein Artefakt, das sie bei einem ihrer gefährlicheren Geschäfte erworben hatte. Sie musste bei der Erinnerung unwillkürlich lächeln. Allein dieser Stab konnte ein Vermögen einbringen.
„Mindestens dreißigtausend“, murmelte sie vor sich hin und rechnete im Kopf die Gebote aus, die sie von den reichsten Käufern erwarten konnte. „Vielleicht sogar fünfzig, je nachdem, wer auftaucht …“
Liora wandte ihre Aufmerksamkeit den alten Zauberbüchern zu, die hoch in der Ecke gestapelt waren. Jedes einzelne war ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit, und Gelehrte würden alles dafür geben, um eines davon in die Hände zu bekommen. Sie konnte sich schon die hektischen Gebote zwischen den Arkanforschern und den Magieakademien vorstellen. „Unbezahlbar“, flüsterte sie, und ihr Puls schlug schneller bei dem Gedanken an das Gold, das diese Auktion einbringen würde.
Ihre Gedanken schweiften zu den Manakristallen. Einige waren so klein wie eine Faust, andere so groß wie ein menschlicher Kopf, und ihr Licht schimmerte wie gefangene Sterne. Diese würden Käufer aus allen Ecken des Kontinents anlocken. Mana war der Lebenssaft der Magie, und schon ein Bruchteil dessen, was diese Kristalle enthielten, würde ausreichen, um ganze Städte mit Energie zu versorgen oder Legionen von Kampfmagiern zu bewaffnen.
Aufregung stieg in ihr auf, als sie mit hinter dem Rücken verschränkten Händen durch den Tresorraum ging. Die Schätze waren überwältigend, ein Beweis für die schiere Macht und den Reichtum, die bald in ihrer Hand liegen würden. Und sie war diejenige, die alles überwachen würde.
Die Auktion würde nicht nur Reichtum bringen, sondern auch Prestige und würde ihre Firma als einflussreichste Kraft in der magischen Wirtschaft etablieren.
Bieter würden aus dem ganzen Kontinent kommen, mächtige Magier, Adelsfamilien und vielleicht sogar Königshäuser, die alle um die Chance wetteiferten, die unbezahlbaren Relikte mit nach Hause zu nehmen.
Der Gedanke ließ sie erschauern. Der Auktionssaal war bereit, die Sicherheitsvorkehrungen waren getroffen, und die Schätze … die Schätze waren mehr, als sie sich jemals hätte träumen lassen.
Und bald würden sie alle ihr gehören und sie könnte sie verkaufen.