Amberines Herz raste, aber sie verbarg ihre Nervosität schnell hinter einer finsteren Miene. Sie stand von ihrem Platz auf und ballte die Hände zu Fäusten. Ifrit regte sich unter ihrer Robe, spürte die Anspannung, und sie musste sich konzentrieren, um den Feuergeist davon abzuhalten, sich vorzeitig zu manifestieren.
Sie holte tief Luft und zwang sich, ruhig zu bleiben. Ihre Magie war zwar wild, aber auch mächtig, und sie wollte Draven auf keinen Fall versagen. Nicht schon wieder. Sie hob die Hand, ihre Finger zitterten leicht, als sie ihre Mana sammelte.
„Mach dich bereit“, sagte Draven kalt, seine Hand schwebte bereits über der Nadel, bereit zu schießen.
Amberine nickte und konzentrierte sich auf den Bereich direkt vor sich. Sie konnte die Wärme ihrer Feuermagie spüren, die durch ihre Adern strömte und darauf wartete, freigesetzt zu werden. Aber sie durfte sie nicht herauslassen – noch nicht. Sie musste sie kontrollieren, sie zu etwas Präzisem formen, etwas, das nicht außer Kontrolle geraten würde, sobald sie es heraufbeschwor.
Draven beobachtete sie aufmerksam, seine scharfen Augen nahmen jedes Detail ihrer Haltung, ihrer Atmung, ihres Manaflusses wahr. Er sah die Instabilität in ihrer Aura, die wilden Ränder ihrer Magie, die sie mühsam unter Kontrolle zu halten versuchte.
„Konzentrier dich“, befahl er. „Du verlierst Mana. Zieh es zurück.“
Amberine biss die Zähne zusammen, wütend auf sich selbst, weil sie so offensichtlich war. Sie zwang ihre Magie zu gehorchen und verstärkte ihre Kontrolle über die Barriere, die sie bildete. Ein dünner, flackernder Flammenschild erschien vor ihr und schimmerte in der Luft wie eine Fata Morgana.
Draven gab ihr keine Zeit, sich anzupassen. Mit einer schnellen Handbewegung schoss die Nadel vorwärts, schneller als ein Wimpernschlag, und raste mit tödlicher Präzision auf ihren Schild zu.
Amberines Augen weiteten sich vor Panik, ihre Kontrolle schwand, als sie instinktiv mehr Magie in den Schild pumpte, um ihn stärker und größer zu machen – doch in dem Moment, als die Nadel ihre Barriere berührte, zerbrach der Schild mit einem scharfen, hallenden Knall.
Die Nadel blieb nur wenige Zentimeter vor ihrer Brust stehen, festgehalten von Draven’s psychokinetischen Kräften. Er hatte nicht vor, sie treffen zu lassen, aber die Demonstration war eindeutig.
„Zu viel Kraft“, sagte Draven, seine Stimme durchbrach die Stille. „Du kompensierst deine mangelnde Kontrolle, indem du deine Magie mit roher Gewalt einsetzt. Das funktioniert hier nicht. Du brauchst Präzision, nicht rohe Kraft.“
Amberines Gesicht errötete vor Wut und Verlegenheit. Sie wusste, dass er Recht hatte, aber das machte ihr das Scheitern nicht leichter. Sie starrte auf die Nadel vor sich, als wollte sie sie verschwinden lassen, bevor sie leise murmelte: „Bastard.“
Dravens Blick huschte zu ihr, aber er sagte nichts. Er ging weiter. Genieße exklusive Kapitel aus Empire
„Elara“, rief er, und der Raum schien sich bei der Erwähnung ihres Namens zu verändern.
Elara erhob sich von ihrem Platz, ihre Bewegungen waren anmutig und bedächtig. Ohne zu zögern trat sie vor, ihr Gesicht war eine ausdruckslose Maske. Das goldene Mana ihrer Valen-Linie wirbelte in perfekter Harmonie um sie herum, ruhig und beständig, ein starker Kontrast zu Amberines feuriger Aura.
Sie hob die Hand, und ihr goldenes Mana formte sich zu einem kleinen, durchsichtigen Schild vor ihr. Er schimmerte sanft, seine Ränder waren scharf und präzise, als wären sie aus Licht selbst geschnitzt.
Draven beobachtete sie aufmerksam und kniff die Augen leicht zusammen. „Beeindruckend“, murmelte er, mehr zu sich selbst als zu jemand anderem. „Aber mal sehen, wie lange das hält.“
Mit derselben Bewegung aus dem Handgelenk schleuderte er die Nadel auf Elaras Barriere. Das Projektil flog schnell und zerschnitt wie zuvor die Luft, aber als es diesmal auf die Barriere traf, gab es kein Zersplittern. Die Nadel blieb stehen, absorbiert von der perfekten Struktur des Schildes, ihr Schwung vollständig neutralisiert.
Elara senkte die Hand, ihr Gesichtsausdruck unverändert. Sie sah Draven nicht um Bestätigung an – das brauchte sie nicht. Das Ergebnis sprach für sich.
Draven nickte, blieb aber ausdruckslos. „Gut gemacht.“
Er wandte sich an den Rest der Klasse. „Das ist das Maß an Kontrolle, das ich von euch allen erwarte. Eine präzise Barriere, genau auf die jeweilige Bedrohung zugeschnitten. Alles andere ist inakzeptabel.“
Es war still im Raum, seine Worte lasteten wie eine greifbare Kraft auf den Schülern. Maris, die hinten saß, holte tief Luft. Ihre Hände zitterten leicht, aber sie ballte sie zu Fäusten, um sich zu beruhigen.
„Maris“, rief Draven mit ruhiger, aber fester Stimme. „Du bist die Nächste.“
Maris stand langsam auf, ihr Herz raste. Sie war nicht so selbstbewusst wie Elara, und ihre Illusionsmagie war nicht für direkte Kämpfe geeignet, aber sie musste es versuchen. Sie musste beweisen, dass sie das schaffen konnte.
Sie trat vor, ihre Hände zitterten leicht, als sie ihre Mana beschwor. Ihre Illusionsmagie umhüllte sie wie ein schützender Mantel, verzerrte die Luft um sie herum und ließ sie wie eine Fata Morgana schimmern.
Draven kniff die Augen zusammen, während er ihre Magie studierte. „Illusionen werden dich nicht vor einer physischen Bedrohung schützen, Maris. Du musst eine echte Barriere erschaffen.“
Maris nickte, ihr Gesicht blass, aber entschlossen. Sie konzentrierte ihr Mana und formte es zu einer festen, konzentrierten Form. Ein schwacher, durchscheinender Schild erschien vor ihr und flackerte leicht, als würde er jeden Moment verschwinden können.
Draven wartete nicht. Er schleuderte die Nadel mit derselben Geschwindigkeit und Präzision wie zuvor auf sie zu.
Maris‘ Herz pochte in ihrer Brust, während sie sich mit aller Kraft darauf konzentrierte, die Barriere aufrechtzuerhalten. Die Nadel traf auf den Schild und hielt einen kurzen Moment lang stand. Die Nadel schlug mit einem scharfen, hallenden Ping gegen die durchsichtige Barriere und vibrierte gegen die Kraft ihrer Magie. Maris spürte, wie der Aufprall durch ihr Mana hallte, und ihr ganzer Körper zitterte vor Anstrengung.
Für einen kurzen Moment dachte sie, es könnte funktionieren – dass sie es geschafft hatte, sie aufzuhalten.
Doch dann flackerte der Schild und schwankte, als ihre Konzentration nachließ. Die Nadel drang durch und schnitt sauber durch die Überreste ihrer Barriere. Draven bewegte seine Hand leicht und hielt die Nadel kurz bevor sie sie berührte an. Sie schwebte dort, erstarrt in der Luft, nur wenige Zentimeter von ihrer Brust entfernt.
Maris schnappte nach Luft, stolperte rückwärts und atmete flach und panisch. Sie ballte die Fäuste, um sich zu stabilisieren, aber ihr Gesicht war vor Angst und Enttäuschung gerötet.
Draven rührte sich nicht, sein kalter, teilnahmsloser Blick ruhte auf ihr. „Dir fehlt es an Selbstvertrauen“, sagte er leise, seine Stimme scharf und schneidend. „Deine Mana ist zerstreut, weil dein Geist zerstreut ist. Wenn du deinen eigenen Fähigkeiten nicht vertraust, wird es niemand anderes tun. Am wenigsten dein Feind.“
Maris nickte schwach und konnte seinem Blick nicht standhalten. Sie wusste, dass er Recht hatte – das hatte sie immer gewusst. Aber es vor allen anderen zu hören, machte den Schmerz noch schlimmer.
„Konzentrier dich“, fuhr Draven mit kälterer Stimme fort. „Verlass dich nicht auf Illusionen, um dich vor der Realität zu schützen. Du musst dich ihr stellen.“
Maris schluckte schwer und nickte erneut. Sie brauchte keine weiteren Worte – sie hatte versagt, und das wusste sie. Aber Dravens Worte, so hart sie auch waren, entfachten etwas in ihr. Einen Funken Entschlossenheit, einen Funken Mut. Sie hatte zu lange Angst gehabt, und sie hatte es satt.
„Ich verstehe“, flüsterte sie, kaum hörbar.
Dravens Blick ruhte noch einen Moment lang auf ihr, bevor er sich wieder der Klasse zuwandte. „Ihr seid alle zu mehr fähig, als ihr glaubt. Aber solange ihr keine Kontrolle über eure Kräfte erlangt, ist eure Magie nichts weiter als eine gefährliche Waffe in ungeschulten Händen. Vergesst das nicht.“
Amberine, die immer noch in der Nähe stand, sträubte sich bei seinen Worten und verschränkte trotzig die Arme. Sie hatte von Draven schon genug Vorträge über Selbstbeherrschung gehört, um für ein ganzes Leben zu reichen, aber das machte den Schmerz ihres Versagens nicht weniger schmerzhaft. Ifrit brodelte unter ihrer Haut, und sie ballte die Fäuste fester, um den Geist zu beruhigen. Sie würde ihn nicht herauslassen – nicht hier, nicht jetzt.
Draven ging in die Mitte des Raumes, seine Präsenz zog die Aufmerksamkeit aller Schüler auf sich. Sein Blick wanderte kalt und unnachgiebig über sie hinweg, aber hinter der Schärfe seiner Augen verbarg sich noch etwas anderes – ein tiefes Verständnis dafür, was jeden einzelnen von ihnen erwartete.
Dravens kalte Augen wanderten durch den Raum, nachdem Maris zurückgetreten war, ihr Gesicht noch immer rot vor Verlegenheit.
Er ließ die Spannung einen Moment lang aufkommen, bevor er sprach, seine Stimme wie Eis, das die schwere Stille durchbrach. „Ich habe euch absichtlich nicht über den heutigen Test informiert. Im Kampf habt ihr nicht den Luxus, zu wissen, wann ein Angriff kommt.
Ihr werdet überrascht werden, und wenn ihr nicht vorbereitet seid, werdet ihr sterben.“
Die Deutlichkeit seiner Worte hing in der Luft, und jeder Schüler spürte ihr Gewicht. Draven war nie jemand, der die Realität beschönigte. Sie waren keine Ritter, sie waren Magier. Und während Ritter mit Stahl und roher Gewalt kämpften, mussten Magier sich auf ihren Verstand und ihre Präzision verlassen. In Dravens Unterricht ging es nie nur um Zaubersprüche – es ging ums Überleben.
Er drehte sich leicht zur Assistenzprofessorin Yuli um, die still am Rand des Raumes gestanden hatte. Ohne ein Wort zu sagen, hob sie die Hand und schickte mit einer schnellen Bewegung des Handgelenks eine kleine Staubwolke vor die Schüler. Der Staub wirbelte in der Luft, gefangen in einem kontrollierten magischen Wirbel, bevor Dravens Telekinese ihn erfasste.
Mit nur einem Gedanken begann der Schmutz sich zu verschieben und zu formen und nahm eine feste Gestalt an. Innerhalb weniger Augenblicke wurde er zu einem Schwert – perfekt geschliffen, glatt und glänzend, trotz seiner irdischen Herkunft.
Die Schüler schauten voller Ehrfurcht zu, wie das Schwert neben Draven schwebte. Er hatte keine großen Gesten gemacht und auch keine Zaubersprüche gebraucht, um die Magie zu kontrollieren. Seine Kraft war absolut, eine Meisterschaft der Psychokinese, die das Komplexe einfach erscheinen ließ.
Das Schwert schwebte mühelos, die Spitze nach unten gerichtet.
Draven hörte damit nicht auf. Hinter ihm erhob sich ein Stück Kreide aus dem Tablett auf der Tafel und begann in der Luft zu zeichnen. Jeder Strich der Kreide war präzise und bildete die Linien und Kurven eines magischen Kreises in perfekter Detailtreue. Der Kreis selbst war kompliziert, die Runen verwoben sich zu einer komplexen Barriereformel.
Alle Schüler schauten gebannt zu, fasziniert davon, wie leicht er mehrere magische Elemente gleichzeitig kontrollierte.
„Konzentriert euch“, befahl Draven und kniff die Augen zusammen, während er den Raum überblickte. „Schreibt noch nichts auf. Ihr werdet nichts tun, außer beobachten.“