Dravens kalte Stimme schnitt wie ein Messer durch die angespannte Luft, jedes Wort war bedächtig und scharf. Die Augen der Königin zuckten leicht, und ein Hauch von Belustigung und Neugierde huschte über ihr Gesicht. Sie hatte erwartet, dass er die Verlobung bestätigen würde, aber die Art, wie er es formulierte, weckte ihr Interesse.
„Wirklich?“ Königin Aurelias Stimme war ruhig, aber mit einem Unterton von Autorität, der eine Welle des Unbehagens durch den Raum schickte. Sie neigte den Kopf leicht, kniff die Augen zusammen und fuhr fort: „Ich kann mich nicht erinnern, etwas Offizielles über die Auflösung der Verlobung gehört zu haben. Als Königin erwarte ich, über solche Angelegenheiten im Voraus informiert zu werden.“
Die Temperatur im Raum schien zu sinken. Alle spürten die Veränderung in der Luft. Herzogin Blackthorns Fächer zuckte in ihrer Hand, und selbst Lord Falken, der seine Gefühle normalerweise gut verbarg, wirkte leicht beunruhigt. Aber Draven blieb regungslos wie eine Statue, sein Gesichtsausdruck unverändert, kalt wie immer.
Er blinzelte nicht einmal. Stattdessen wanderte sein scharfer Blick kurz zu Lancefroz – Herzog Icevern –, der, nachdem er Dravens Blick getroffen hatte, seine Augen schloss, um dies still zu bestätigen. Es war ein subtiler Austausch, aber in diesem Moment wurde Draven klar, dass dies seine perfekte Gelegenheit war, sein nächster Zug in diesem Spiel.
„Wir haben schon seit dem Vorfall mit dem Goblin-König vor, die Verlobung aufzulösen“, antwortete Draven ruhig, seine Stimme schnitt durch die dicke Atmosphäre wie eine Eisscherbe.
Die Königin hob eine Augenbraue, ihre Neugier war nun voll geweckt. „Seit dem Vorfall mit dem Goblin-König? Und warum, wenn ich fragen darf, sollte ein solcher Vorfall zum Ende eurer Verlobung führen?“
Im ganzen Raum herrschte tiefe Stille. Dravens Antwort war unvermeidlich, aber niemand wusste genau, was er sagen würde. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, besonders Sophie, die steif an der Seite stand und deren sonst so gefestigte Haltung zu wanken begann. Selbst das leichteste Zittern ihrer Hände war sichtbar.
Draven drehte sich direkt zur Königin um, sein Blick durchbohrte den Raum. Seine Stimme blieb so kalt wie immer, ohne jede Emotion. „Weil ich glaube, dass ein Magier wie ich eine Ritterin, die ihr eigenes Land nicht beschützen konnte, nicht als Partnerin nehmen kann.“
Die Worte hingen scharf, bedächtig und brutal in der Luft. Eine der Adligen schnappte nach Luft, und im Raum wurde es ganz still. Alle wussten, von welchem Vorfall er sprach – der Schlacht im Norden gegen den Goblin-König, in der Sophie die Stellung nicht halten konnte und die Drakhan-Ritter zu ihrer Hilfe kommen mussten.
Es war eine offene Wunde, eine unter den Adligen wohlbekannte Tatsache, aber dass Draven selbst sie als Grund für die Auflösung der Verlobung anführte, war rücksichtslos. Aber für einen Mann wie ihn – arrogant, ehrgeizig und unerbittlich in seinem Streben nach Macht – zweifellos passend.
Das Lächeln der Königin wurde breiter, auch wenn es nicht ganz bis zu ihren Augen reichte. Sie hatte es mitbekommen und etwas Tieferes in Dravens Worten gesehen. Sie war scharfsinnig wie immer und ihr Verstand arbeitete daran, diese plötzliche Enthüllung zu verarbeiten. Sie neigte den Kopf leicht und trommelte mit den Fingern leicht auf die Armlehne ihres Throns.
Sophie hingegen blieb still, aber ihr Körper verriet sie. Ein leichtes Zittern durchlief ihren Körper, und ihr Blick huschte zu ihrem Bruder, Herzog Icevern, der stoisch neben den anderen Adligen stand. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, er bot weder Trost noch Unterstützung. Er sagte nichts und ließ Dravens Worte ohne Einmischung wirken.
Sophie presste die Kiefer aufeinander. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe, und in ihren Augen spiegelte sich der Schmerz von Dravens Worten wider. Es war nicht nur die Tatsache, dass er die Verlobung auflöste – es war die Art und Weise, wie er es tat. Vor dem gesamten Hofstaat, vor der Königin, den großen Familien und den Rittern. Es war nicht nur eine Erklärung, es war eine öffentliche Demütigung. Und doch war das typisch für Draven.
Jede seiner Handlungen, jedes seiner Worte war zielgerichtet. Das war Teil einer größeren Strategie, aber der Schmerz war nicht weniger real.
Königin Aurelias leises Lachen durchbrach die Stille. „Es scheint“, begann sie mit leichter, aber berechnender Stimme, „als stecke mehr hinter dieser Verlobung, als ich zunächst gedacht hatte.“ Ihr Blick huschte zu Sophie, die mit geballten Fäusten regungslos dastand. „Vielleicht hatte Lady Sophie eine Ahnung davon … aber es so offen vor uns allen zu hören – nun, das muss eine ziemliche Überraschung gewesen sein.“
Sophies Blick senkte sich für einen kurzen Moment zu Boden, bevor sie sich zwang, aufrecht zu stehen, wobei ihre ritterliche Ausbildung zum Tragen kam. „Eure Majestät“, sagte sie leise, aber ihre Stimme klang nicht so stark wie sonst. „Ich … wusste von Lord Draven’s Ansichten, aber ich hätte nicht erwartet, dass er sie heute hier äußern würde.“
Königin Aurelias Grinsen wurde breiter, amüsiert von der Dynamik, die sich vor ihr entfaltete. „Ich verstehe“, sagte sie nachdenklich und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Draven zu. „Du hast eine gute Ausdrucksweise, Lord Draven. Aber vielleicht hast du vergessen, dass solche persönlichen Angelegenheiten unter vier Augen besprochen werden sollten und nicht vor dem gesamten Hofstaat.“
Der Blick der Königin huschte zwischen Draven und Sophie hin und her, und für einen Moment schien es, als würde sie die Angelegenheit auf sich beruhen lassen. Doch dann wurden ihre Augen scharf, und ihre Belustigung wich einer kalten Miene. „Allerdings könnte man Ihre Kritik an Lady Sophies Leistung im Kampf gegen den Goblin-König als Verleumdung auffassen, finden Sie nicht auch?“
Draven zuckte nicht mit der Wimper. Er erwiderte den Blick der Königin mit derselben unnachgiebigen Kälte. „Ich habe nur die Wahrheit gesagt, Eure Majestät.“
Die Königin lachte leise, aber die Temperatur im Raum schien noch weiter zu sinken. Die Machtkämpfe zwischen der Königin und Draven wurden spürbar, ein stiller Kampf der Worte und der Kontrolle. Die anderen Adligen scharrten unruhig mit den Füßen und achteten aufmerksam auf Anzeichen von Schwäche oder Überlegenheit.
Aber Sophie … Sophie war diejenige, die zwischen den Fronten stand. Ihr Blick huschte kurz zu ihrem Bruder, in der Hoffnung auf ein Zeichen der Unterstützung, aber Herzog Icevern blieb stoisch und gab ihr nichts. Sophie biss sich erneut auf die Lippe, während der Schmerz des Verrats in ihrer Brust aufstieg. Sie hatte es gewusst – natürlich hatte sie es gewusst –, aber dass es nun so vor allen offenbart wurde? Das war eine Demütigung, auf die sie nicht vorbereitet war.
„Genug“, sagte Königin Aurelia schließlich mit entschiedener Stimme, in der jedoch ein Hauch von Belustigung mitschwang. „Lady Sophie, du kannst an deinen Platz zurückkehren. Diese Unterhaltung sollte unter vier Augen stattfinden. Ich brauchte nur den Bericht.“
Sophie verneigte sich tief, ihr Gesicht war blass, aber gefasst. „Ja, Eure Majestät.“ Ihre Stimme klang ruhig, aber alle Anwesenden konnten die unterschwellige Anspannung in ihren Worten spüren.
Ohne ein weiteres Wort drehte Sophie sich um und verließ den Saal, ihre Schritte hallten laut in der Stille wider. Die Tür schloss sich leise hinter ihr und hinterließ eine unangenehme Spannung in der Luft. Die Adligen schwiegen, ihre Blicke huschten zwischen der Königin und Draven hin und her, unsicher, was als Nächstes kommen würde.
Der Blick der Königin verweilte noch einen Moment länger auf Draven, ihre Neugier war geweckt, doch sie verbarg sie hinter einer ruhigen, königlichen Haltung.
Schließlich seufzte sie und stand von ihrem Thron auf. „Nun, da die Angelegenheit mit der Magieturm-Universität geklärt ist, denke ich, dass es Zeit für mich ist, mich auszuruhen.“
Ihre Worte brachen die Stille, und die Adligen senkten sofort respektvoll ihre Köpfe, als sie vom Thron herabstieg. „Die königlichen Ritter werden die endgültige Säuberung und Untersuchung der Universität übernehmen. Ich vertraue darauf, dass es keine weiteren Überraschungen geben wird.“
Draven blieb regungslos stehen, als die Königin an ihm vorbeiging und ihre smaragdgrüne Robe über den Boden streifte. Die Adligen knieten nieder, als sie sich zum großen Ausgang begab, und das leise Klirren der Rüstungen hallte in der Halle wider. Als sie die Tür erreichte, hielt sie inne und blickte noch einmal zu Draven zurück, ihre Augen funkelten neugierig.
„Draven“, sagte sie mit leiser, aber fester Stimme, „ich werde dich genau beobachten. Ich vertraue darauf, dass du weiterhin im besten Interesse des Königreichs handeln wirst.“
Draven neigte den Kopf, sein Gesichtsausdruck war unlesbar. „Natürlich, Eure Majestät.“
Mit einem letzten Nicken verließ Königin Aurelia den Raum und ließ ihre Gefolgsleute und die edlen Familien in Stille zurück.
Sobald die Königin verschwunden war, stand Draven auf. Sein kalter, berechnender Gesichtsausdruck hatte sich nicht im Geringsten verändert, als würde ihn die angespannte Atmosphäre nicht im Geringsten interessieren. Ohne einen Blick auf die anderen Adligen zu werfen, drehte er sich auf dem Absatz um und ging mit gewohnt präzisen und gleichgültigen Bewegungen zum Ausgang.
Die anderen Adligen blieben wie angewurzelt stehen und folgten ihm mit einer Mischung aus Vorsicht und Ehrfurcht.
Selbst Herzogin Blackthorn, die sonst immer mit scharfen Worten bei der Hand war, blieb still und beobachtete Draven mit zusammengekniffenen Augen.
Als Draven den großen Saal verließ und sein Umhang hinter ihm flatterte, tauchte kurz Sophies Bild vor seinem inneren Auge auf. Ihre geballten Fäuste, ihr blasses Gesicht, die Art, wie sie versucht hatte, sich vor der Königin und dem Hofstaat zusammenzureißen.
Aber das war jetzt egal.
Sophie, die Adligen, der Hofstaat – nichts davon war ihm jetzt wichtig. Er hatte erreicht, was er wollte. Als sich die schweren Türen des Schlosses hinter ihm schlossen, trat Draven in die kalte Abendluft und überlegte bereits seinen nächsten Schritt.
Hinter ihm, von niemandem gesehen, ballte Sophie die Fäuste noch fester, ihre Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen, während sie im Schatten stand und ihm nachblickte.