Seine Schwerter, die noch von dunklem Blut tropften, glänzten im schwachen Licht. Draven ließ seinen scharfen, kalten Blick über das Schlachtfeld schweifen und nahm die Szene mit gnadenloser Distanz auf. Die Goblins rannten wie Ratten davon, und obwohl viele das als Sieg sehen würden, betrachtete Draven es als unvollendete Aufgabe.
„Lasst sie nicht entkommen!“, schnitt Dravens Stimme durch die Luft, scharf wie die Klingen, die er schwang. Sein Befehl war klar, präzise und ließ keinen Raum für Zweifel. Die Ritter und Abenteurer unter seinem Kommando, die bereits von der Schlacht erschöpft waren, richteten sich bei seinen Worten auf und vergaßen für einen Moment ihre Müdigkeit.
In seinem Ton lag etwas, das keinen Widerspruch duldete, eine kalte Endgültigkeit, die selbst die erfahrensten Krieger erschauern ließ.
Auf sein Zeichen begann die Jagd.
Die Abenteurer, noch blutüberströmt und von der Schlacht gezeichnet, stürmten mit neuer Entschlossenheit vorwärts. Dravens Ritter, diszipliniert und unerbittlich, verfolgten die fliehenden Goblins mit gnadenloser Effizienz. Es gab kein Zögern, keine Pause – nur den Drang, die ihnen übertragene Aufgabe zu erfüllen. Es reichte nicht, zu gewinnen; der Sieg musste absolut sein.
Die Goblins waren den ausgebildeten Rittern nicht gewachsen. Viele fielen auf der Flucht, niedergestreckt von präzisen Schwertschlägen oder durchbohrt von Pfeilen, die ihr Ziel mit unfehlbarer Genauigkeit trafen. Der Wald hallte wider von ihren Todesschreien, ihr Blut tränkte den Schnee unter ihren Füßen.
Es war ein Gemetzel, schlicht und einfach, und Draven sah mit einem Ausdruck zu, der aus Stein gemeißelt sein könnte.
Unter den Abenteurern gab es Gemurmel, Flüstern, das wie Schatten zwischen den Bäumen hin und her huschte. Sie sprachen über Draven – über sein gutes Aussehen, seinen unbestreitbaren Verstand, die Ehrfurcht, die er mit seiner strategischen Brillanz einflößte. Aber diese Komplimente waren mit etwas Dunklerem durchsetzt, einer Angst, die sich in ihre Stimmen schlich.
Niemand konnte die Ergebnisse seiner Führung leugnen, aber es war etwas in seiner Art, sich zu bewegen, die kalte Effizienz, mit der er Befehle gab, das ihnen einen Schauer über den Rücken jagte.
„Er ist furchterregend“, murmelte einer der Soldaten mit leiser Stimme, während er mit weit aufgerissenen Augen zusah, wie die Goblins gnadenlos niedergemetzelt wurden.
„Wie ein Dämon“, stimmte ein anderer zu und zitterte trotz der Wärme seines Umhangs. „Er zuckt nicht einmal mit der Wimper … Als wäre ihm das alles egal.“
„Hast du gesehen, wie er den Goblin-König erledigt hat? Er ist wie kein Mensch …“
Die Gerüchte verbreiteten sich schnell, wie ein Feuer, das auf trockenem Holz greift. Dravens Handlungen, seine Entschlossenheit, seine gnadenlose Effizienz – alles deutete auf einen Mann hin, der mehr als nur ein Krieger war. Unter der Oberfläche verbarg sich etwas anderes, etwas Kaltes und Gefühlloses, das Soldaten und Abenteurer gleichermaßen erschauern ließ.
Als der letzte Goblin zu Boden fiel, kehrte Stille auf dem Schlachtfeld ein.
Die Abenteurer standen zwischen den Gefallenen, ihr Atem war in der kalten Luft sichtbar. Draven steckte seine Schwerter mit einer einzigen fließenden Bewegung in die Scheiden, sein Gesichtsausdruck unverändert, sein Blick so distanziert wie immer. Für ihn war dies nur eine weitere Schlacht, eine weitere Aufgabe, die er mit Präzision erledigt hatte.
Aber für diejenigen, die ihm gefolgt waren, würde die Erinnerung an seinen Befehl, an seine Präsenz noch lange nachwirken, nachdem das Blut von ihren Klingen gewaschen war.
Sophie beobachtete die Szene von der Seitenlinie aus, ihr Herz war ein turbulenter Sturm der Gefühle. Sie war vor einer Katastrophe gerettet worden, ihre Truppen waren von weiteren Verlusten verschont geblieben, aber es war Draven, der das geschafft hatte. Draven, ihr Verlobter, der Mann, dem sie so gemischte Gefühle entgegenbrachte, hatte das Schlachtfeld mit einer Kälte beherrscht, die sie alles in Frage stellen ließ, was sie über ihn zu wissen glaubte.
Sie konnte die Erleichterung nicht leugnen – ihr Volk war in Sicherheit und die Bedrohung durch die Goblins war gebannt. Aber die Art und Weise, wie das Ganze abgewickelt worden war, die Brutalität, mit der Draven die Goblins wie Tiere jagen ließ, hinterließ einen bitteren Nachgeschmack. Der Draven, den sie gekannt hatte, oder zu kennen geglaubt hatte, war ein anderer gewesen.
Oder vielleicht, so wurde ihr mit einem sinkenden Gefühl bewusst, hatte sie ihn nie wirklich gekannt.
Sophies Gedanken wurden durch die Ankunft ihrer jüngeren Schwester Annalise und ihrer treuen Adjutantin Sharon unterbrochen. Annalise, die immer sehr aufmerksam war, bemerkte, wie Sophies Blick auf Draven ruhte, ihr Gesichtsausdruck verwirrt und beunruhigt.
„Sophie, ist alles in Ordnung?“, fragte Annalise mit leiser, aber eindringlicher Stimme. Sie folgte dem Blick ihrer Schwester zu Draven, der seinen Rittern Befehle erteilte, und ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich. „Was hat er dir angetan?“
Sophie schüttelte den Kopf und flüsterte kaum hörbar: „Nichts … Er hat mir nichts getan, Anna. Es ist nur …“ Sie verstummte, unfähig, die Turbulenzen in ihrem Inneren in Worte zu fassen.
Annalises Augen verengten sich, ihr Beschützerinstinkt wurde geweckt. „Wenn er dir etwas angetan hat, schwöre ich, dass ich ihn töte“, knurrte sie und griff nach dem Griff ihres Schwertes.
„Nein“, sagte Sophie schnell und legte eine Hand auf den Arm ihrer Schwester, um sie zu beruhigen. „Das ist es nicht. Er … hat uns gerettet. Ohne ihn hätten wir es vielleicht nicht geschafft.“
Annalise schien nicht überzeugt, aber Sharon warf Sophie einen scharfen Blick zu und beobachtete ihre Reaktion. „Du scheinst nicht besonders erfreut darüber zu sein“, bemerkte sie in vorsichtigem, aber forschendem Ton.
Sophie zögerte und warf einen Blick zurück zu Draven. „Es ist nicht so, dass ich nicht dankbar bin … Es ist nur … die Art, wie er es getan hat. Es war so … brutal.“
Sharons Lippen pressten sich zu einer schmalen Linie zusammen, und sie tauschte einen Blick mit Annalise. „Brutal oder nicht, er hat den Job erledigt. Aber ich habe einiges von den Soldaten gehört“, sagte sie und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. „Etwas über blockierte Nachrichten … Nachrichten, die für den Herzog bestimmt waren.“
Sophie runzelte verwirrt die Stirn. „Nachrichten? Wovon redest du?“
Sharon sah sich um, um sicherzugehen, dass niemand mithörte, bevor sie fortfuhr. „Anscheinend sind die Nachrichten, die du deinem Vater über die Lage hier geschickt hast – über die Bedrohung durch die Kobolde und die Notwendigkeit von Verstärkung – nie bei ihm angekommen. Es ist, als hätte jemand sie abgefangen.“
Sophie riss die Augen auf. „Aber wie? Wer würde so was tun?“
Annalises Blick wurde hart, ihre Stimme triefte vor Misstrauen. „Wer sonst? Draven. Das ergibt doch Sinn, oder? Er hätte die Chance gehabt, dich zu retten, der Held zu sein … Er hat wahrscheinlich gedacht, dass du ihn dann mit anderen Augen sehen würdest.“
Sophies Herz sank bei dieser Andeutung. Konnte das wahr sein? Hatte Draven wirklich so weit gegangen und die Situation zu seinem Vorteil manipuliert? Es war eine Möglichkeit, die sie nicht in Betracht gezogen hatte, aber jetzt, wo sie ihr klar wurde, schien sie nur allzu plausibel.
„Nein …“, flüsterte Sophie und schüttelte ungläubig den Kopf. „Das würde er nicht tun … Das kann er nicht …“
Sharons Gesichtsausdruck war skeptisch, ihr Tonfall zynisch. „Warum nicht? Er ist kalt, berechnend … Er ist jemand, der alles tun würde, um seine Ziele zu erreichen. Selbst wenn er dich dafür manipulieren muss.“
Annalise umklammerte ihr Schwert fester. „Wenn das stimmt, werde ich ihn dafür büßen lassen.“
Sophie wurde übel. Der Gedanke, dass Draven alles inszeniert haben könnte, dass er sie und ihre Männer in Gefahr gebracht haben könnte, nur um den Helden zu spielen, war fast unerträglich. Aber so sehr sie diesen Gedanken auch verdrängen wollte, der Zweifel hatte sich bereits in ihrem Kopf festgesetzt.
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Sie beobachtete Draven, wie er seine letzten Befehle gab, sein Gesichtsausdruck so undurchschaubar wie immer. Er hatte sie gerettet, ja, aber um welchen Preis? Und aus welchem Grund? Der Mann, der einst ihr Verlobter gewesen war, kam ihr jetzt wie ein Fremder vor, eine Person, der sie nicht mehr vertrauen konnte, so sehr sie es auch wollte.
Annalises Stimme riss sie aus ihren Gedanken, ihr Tonfall war streng. „Was auch immer seine Gründe sind, Sophie, du bist ihm nichts schuldig. Vergiss das nicht.“
Sophie nickte benommen, ihre Gefühle waren durcheinander. Die Schlacht war vorbei, aber der Krieg in ihrem Herzen hatte gerade erst begonnen. Und als sie Draven davongehen sah, wie er in den Schatten der Festung verschwand, fragte sie sich unweigerlich, ob sie jemals den Mann hinter der Maske wirklich verstehen würde.
Als die Schlacht endlich vorbei war, lag die einst chaotische Festung nun unheimlich still da, der Boden übersät mit den Überresten der heftigen Auseinandersetzung. Die wenigen verbliebenen Abenteurer und Soldaten bewegten sich durch die Festung, versorgten die Verwundeten, sicherten das Gelände und sammelten ihre Toten ein. Der beißende Geruch von Blut und Schweiß hing in der kalten Luft und erinnerte sie schmerzlich an den Preis, den sie für den Sieg bezahlt hatten.
Sophie stand oben auf den Festungsmauern und suchte mit ihren Augen immer noch den Horizont ab, als würde sie eine weitere Welle von Feinden aus dem Wald erwarten. Das Adrenalin, das sie während der Schlacht aufrecht gehalten hatte, begann nachzulassen und wurde von einer überwältigenden Erschöpfung abgelöst. Die Last der Verantwortung lastete schwer auf ihren Schultern, und sie hatte Mühe, die Ereignisse der letzten Stunden zu verarbeiten.
Unten bemerkte sie eine Gruppe von Soldaten, die um eine große, grob gezimmerte Kiste herumstanden und mühsam etwas Schweres darauf hievten. Neugierig geworden, stieg sie die Treppe hinunter, schlängelte sich durch die Überreste der Schlacht, bis sie die Gruppe erreichte.
Draven war da, seine Ausstrahlung so befehlend und kalt wie immer. Er gab den Soldaten knappe, präzise Befehle, sein Ton ließ keinen Widerspruch zu. Das Objekt, das auf die Kiste geladen wurde, war niemand anderes als die Leiche des Goblin-Königs, dessen massiger, grotesker Körper selbst im Tod noch eine Aura der Boshaftigkeit ausstrahlte.
Sophie zögerte, unsicher, ob sie sich ihm nähern sollte. Die Erinnerungen an ihre gemeinsame Vergangenheit, an den Mann, der Draven einst gewesen war, kollidierten mit der kalten, berechnenden Gestalt, zu der er geworden war. Aber etwas trieb sie voran, ihr Herz war ein Wirrwarr von Emotionen.
„Was machst du da?“