So sehr er es auch hasste, das zuzugeben, aber die Luft im Tempel war besser als in der Herberge. Das Gleiche galt für die Energie. Es kam selten vor, dass er die Herberge verließ und ihre beruhigende Atmosphäre nicht vermisste, aber der Tempel war eine Ausnahme. Zumindest vorerst.
Es gab noch viele andere Dinge, die der Tempel besser machte als die Herberge, aber nur eines davon interessierte Lex im Moment.
Mateos Projektion erschien vor ihm und sah erleichtert aus. Lex war schon seit vielen Tagen verschwunden und sie hatten sich langsam Sorgen gemacht.
„Alles in Ordnung?“, fragte er und untersuchte seinen Körper auf fehlende Gliedmaßen. Alle waren noch da.
„Ja. Die Teleportation hat fast vier Tage gedauert und danach war ich körperlich so erschöpft, dass ich mich nicht einmal mehr vom Boden aufrichten konnte.“
„Komm, lass uns dich erst mal untersuchen“, sagte Mateo, ohne auf Lex‘ Antwort zu warten, was das Baby zum Kichern brachte. Es war klar, dass die Projektion sich große Sorgen um ihn gemacht hatte.
Aber er hatte die gleiche Idee. Die medizinischen Einrichtungen des Tempels waren viel besser als die der Herberge, sodass man ihn dort besser untersuchen konnte, falls etwas nicht in Ordnung sein sollte.
Der Ort, an den Lex sich teleportiert hatte, war einer der natürlichen Eingänge des Tempels, wo auch die anderen Arbeiter angekommen waren. Das war wahrscheinlich auf Lex‘ subtile Änderungen an den Teleportationsregeln des Systems zurückzuführen, die Personen nur an Orte teleportierten, an denen sie sich aufhalten durften.
Aufgrund seines Ankunftsortes konnte Lex unzählige Arbeiter sehen, die überall in den Hallen saßen und sich ausruhten. Da sie bald aufbrechen würden und dafür in Topform sein mussten, war ihr Training zu Ende.
Die meisten von ihnen hatten zwar kein so hartes Training wie Lex hinter sich, aber sie hatten auch nicht seine Ausdauer und mentale Stärke.
Sie waren erschöpft, und es würde mehr als nur ein freier Tag brauchen, um sich zu erholen.
Aber zumindest waren sie gut gelaunt. So müde sie auch waren, alle hatten einen zufriedenen Ausdruck im Gesicht. Jeder einzelne von ihnen hatte das Gefühl, die Chance, die ihnen der Gastwirt gegeben hatte, genutzt zu haben, denn sie waren jetzt viel stärker als bei ihrer Ankunft.
Anstatt Lex in eine der medizinischen Einrichtungen tiefer im Tempel zu bringen, begnügten sie sich zunächst mit einer in der Nähe.
Es war ja nicht so, dass die Rückkehr sofort stattfinden musste. So etwas erforderte sorgfältige Planung und Vorbereitung, was ihnen genügend Zeit geben würde, um sicherzustellen, dass Lex wieder zu seiner Höchstform zurückfand. Das war auch der Grund, warum Lex seine Reise fast sechs Wochen vor der Entstehung des neuen Reiches angetreten hatte, da er so genügend Zeit hatte, um herüberzukommen.
Cassandra und Z, die bereits ahnten, wo er auftauchen würde, kamen bald dazu, während Lex gründlich untersucht wurde.
Egal, welche Verletzungen er hatte, Lex wusste, dass er irgendwann wieder ganz gesund werden würde. Aber bei der großen Aufgabe, die vor ihnen lag, konnten sie kein Risiko eingehen.
„Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hättest du dich erholt“, meinte Cassandra. „Aber deine Meridiane sind wegen der riesigen Energiemengen, die sie verarbeitet haben, ein bisschen zerknittert. Deine körperliche Ausdauer hat auch vorübergehend um 30 % abgenommen. Das können wir reparieren. Sag mir, ob du noch andere Probleme hattest. Wir können uns im Voraus darauf vorbereiten.“
Da die Schilderung seiner Reiseerlebnisse keinerlei Sicherheitsrisiken für die Herberge mit sich brachte, erzählte Lex ihr ausführlich von seinen Erlebnissen.
Cassandra hörte aufmerksam zu und begann sofort mit den Vorbereitungen für die nächste Teleportation. Ihr Klon, der sich auf dem Höhepunkt des Nascent-Reiches befand, war um ein Vielfaches mächtiger als normale Kultivierende des Nascent-Reiches, daher würde sie Lex während der Teleportation ohnehin helfen.
Aber je besser sie sich vorbereiteten, desto größer waren ihre Chancen, dass alles glatt laufen würde.
In den nächsten Tagen ruhten sich Lex und alle anderen aus und wurden vom Tempel sorgfältig in ihre theoretische Höchstform gebracht.
Eine Woche nach Lex‘ Rückkehr zum Tempel waren endlich alle Vorbereitungen getroffen und die Arbeiter versammelten sich in einer speziell vorbereiteten Halle.
Auf dem Boden war eine riesige Teleportationsformation gezeichnet worden, in deren Mitte Lex saß. Jeder, der sich mit Formationen auskannte, wusste, dass der wichtigste Teil der Formation fehlte. Das lag daran, dass Lex die Rolle dieses Teils der Formation übernehmen würde.
Der Rest der Formation war lediglich dazu da, Lex dabei zu unterstützen, alle mitzunehmen und die Reise so stabil wie möglich zu gestalten.
Aufgrund der Anzahl der Personen würde diese Reise viel turbulenter werden als die erste, die Lex unternommen hatte.
Aber mit der Unterstützung von außen, hauptsächlich durch die Formation, sollte alles gut gehen.
Es war nicht so, dass sie nicht darüber nachgedacht hatten, mehrere Reisen mit jeweils einer kleineren Anzahl von Personen zu unternehmen, aber aufgrund der Zeit, die sie für die Teleportation aller Personen voraussichtlich benötigen würden, hätten sie einfach nicht genug Zeit für mehrere Reisen gehabt.
Die Arbeiter, die alle eine spezielle Rüstung trugen, die ihnen vom Tempel zur Verfügung gestellt worden war, nahmen ihre Plätze in der Formation ein. Die Anordnung war nicht zufällig, denn die Stärksten standen an den Außenrändern, während die Schwächeren näher bei Lex standen.
Dies war so konzipiert, dass sie den Auswirkungen der Turbulenzen nicht so stark ausgesetzt waren.
„Alle bereit machen“, sagte das Baby, umgeben von über hunderttausend Menschen. „Ich fange in zehn Minuten an.“
Alle Arbeiter nickten, nahmen eine Medizin, die ihnen gegeben worden war, und verbanden sich dann zu einer riesigen Kette. Cassandra, die Stärkste, stand direkt neben Lex und war das letzte Glied in der Kette.
Der Grund, warum sie neben ihm stand und nicht außerhalb der Kette, war, dass sie Lex‘ Fähigkeit mit ihrer eigenen Energie versorgen musste, was Körperkontakt erforderte.
Lex öffnete die Augen und begann.
