Nach einer langen, langen Zeit herrschte im Tempel wieder reges Treiben. Die Arbeiter merkten nichts von der leichten Verzögerung, die viele Räume bei Lex‘ Ankunft gezeigt hatten, aber als immer mehr Räume geöffnet und in Betrieb genommen wurden, konnten alle irgendwie spüren, dass der Tempel in einem besseren Zustand war.
Die Luft roch irgendwie frischer, die Energie war lebendiger und die Dienstleistungen hatten einen zusätzlichen Reiz, den niemand genau benennen konnte. Aber die Ergebnisse sprachen für sich. Keiner der Inn-Mitarbeiter war jemals faul gewesen, und sie alle verfügten in fast jeder Hinsicht über ausgezeichnete Qualifikationen.
Aber nach Monaten harter Ausbildung, sei es im Kampf, im Kochen oder in der Chiropraktik, hatten sie sich erheblich verbessert.
Nach den Maßstäben der Tempel Lehrer waren sie noch keine glänzenden Juwelen, aber sie waren definitiv poliert worden. Mit dieser Politur kam auch das nötige Selbstvertrauen.
Alle Mitarbeiter erlebten einen Selbstvertrauensschub. Die meisten von ihnen hatten nie persönlich mit dem Gastwirt zu tun gehabt und waren daher nie direkt von ihm beeinflusst worden.
Gerard, Velma und Luthor waren zwar hervorragende Beispiele dafür, wie weit ein Arbeiter kommen konnte, aber es war klar, dass sie alle durch den Kontakt mit dem Gastwirt mehr Selbstvertrauen bekommen hatten.
Die anderen Arbeiter, die unzählige Gäste bedienen mussten, von denen fast alle einen höheren Kultivierungsgrad hatten, entwickelten eine etwas unterwürfige Art. Ohne das super unterstützende Umfeld, das sich zwischen den Mitarbeitern entwickelt hatte, wäre die Situation noch schlimmer gewesen.
Aber nichts stärkte das Selbstvertrauen mehr, als hart zu arbeiten und die Vorteile der eigenen Arbeit selbst zu erleben.
Gleichzeitig verehrten sie den Gastwirt noch mehr. Er hatte einen so beeindruckenden Tempel gebaut und ihnen eine so tolle Chance gegeben, ohne dafür etwas zu verlangen.
Geeves, der erst in letzter Minute dazugekommen war, wäre fast auf die Knie gefallen und hätte geweint, als er im Tempel eine Kultivierungstechnik lernte, bei der es darum ging, die außergewöhnlichsten Kleider herzustellen!
Allerdings gab es dabei einen Haken: Der gesamte Prozess musste von Hand gemacht werden. Von der Vorbereitung der Materialien über das Design bis hin zum Nähen musste er alles selbst machen. Das bedeutete, dass er sich für seine Kultivierung nicht auf die Dienste der Herberge verlassen konnte. Aber das war für ihn überhaupt kein Problem.
Außerdem war die Obergrenze für die Techniken, die er gelernt hatte, sehr hoch. Wenn er seine Arbeit gut machte, konnte er theoretisch sogar die Standards der Gasthausdienste übertreffen!
Z, der schließlich seine Antworten bekam, als Cassandra plötzlich vor ihm auftauchte, hatte sich irgendwann Lex bei seinem Training angeschlossen. Lex hatte erwähnt, dass Z sich auch auf die Entwicklung seiner räumlichen Fähigkeiten konzentrieren wollte, und Cassandra dachte, dass Lex mit jemandem an seiner Seite vielleicht bessere Leistungen bringen würde.
Aber Lex hatte nicht damit gerechnet, dass Z auftauchen würde, und war überhaupt nicht vorbereitet. Da er es nicht länger verheimlichen konnte, stellte sich Lex schließlich Z als Leo vor, was zu einem unglaublich peinlichen Missverständnis führte.
Z vergab Lex, dass er ihn so hart arbeiten ließ. Schließlich konnte man von einem Baby nicht erwarten, dass es arbeitet. Er hielt sogar eine aufmunternde Rede für Lex und lobte ihn dafür, dass er in so jungen Jahren Unternehmer geworden war.
Dann erzählte er Lex von einer Gruppe von Kindern, um die er sich kümmerte, den Peacock Warriors, und versprach, ihm ein paar seiner Freunde vorzustellen.
Erst als sie zusammen trainierten, fiel Z wieder ein, dass Lex so viel stärker war als er, und das war immer noch so.
Z hatte einen Prozess durchlaufen, der ihn zu einer anderen Art von Mensch machte, die seinen Vorfahren näher stand.
Durch diese Entwicklung bekam er unglaublich viel Kraft. Außerdem hatte er den Goldenen Kern erreicht. Trotzdem konnte er Lex nicht mal ein bisschen wehtun, selbst wenn dieser stillstand und sich nicht verteidigte.
Der Teenager war sofort demütig und wollte unbedingt stärker werden, damit die Babys des Reiches nicht so hart arbeiten mussten, um sich zu schützen.
Hera, eine der wenigen Angestellten der Herberge, hatte es viel schwerer als die anderen. Sie war weder mit dem angeborenen Talent der anderen Herbergsangestellten gesegnet, noch hatte sie eine besondere Abstammung. Aber sie hatte eine Erinnerung, die sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte: die ihres Sohnes Jimmy, der nachts heimlich weinte, weil er seine erste Freundin Layla verloren hatte.
Laylas Familie, die aus einer angesehenen Familie mit Verbindungen zum Jotun-Imperium stammte, war nicht damit einverstanden, dass sie so viel Zeit mit Jimmy verbrachte, und aus Angst, dass sich zwischen den Kindern Gefühle entwickeln könnten, trennten sie die beiden hartnäckig voneinander.
Kinder sind aber hart im Nehmen, und er hat sich von dem Vorfall schnell erholt. Außerdem war das Midnight Inn ein super Ort zum Leben, und Jimmy entwickelte sich prächtig. Er kam langsam aus sich heraus und traf sich weiterhin mit seinen Freunden. Aber sie wollte nicht, dass jemand ihren Sohn jemals wieder wegen irgendetwas herabwürdigte. Sie wollte ihm nur das Beste geben.
Gleichzeitig wurde ihr klar, dass sie als Kultivierende ein langes Leben vor sich hatte und dieses gut leben wollte.
Also trainierte sie, und zwar hart. Anfangs machte sie nur langsam Fortschritte, aber mit der Zeit überholte sie die anderen Arbeiter. Sie hatte eine komplette Verwandlung durchgemacht und schien sich inmitten der hochbegabten Arbeiter nicht mehr minderwertig zu fühlen.
Unzählige andere erlebten ein ähnliches Nirwana, aber Lex hatte keine Zeit, sich auf sie zu konzentrieren. Er trainierte, als hinge sein Leben davon ab. Doch eines Tages, als er aus dem Schlaf erwachte, wurde er seltsamerweise nicht zum Frühstückstisch gedrängt, wo er eine Einweisung in die Schrecken erhalten würde, die ihn am nächsten Tag erwarteten.
Für einen Moment verwirrte ihn das Ausbleiben des erwarteten Anstoßes. Dann kam ihm ein Gedanke.
„Mary, wie lange dauert es noch, bis das neue Reich entsteht?“
„Eineinhalb Monate“, antwortete sie prompt.
Genau wie er gedacht hatte. Seine Trainingszeit war offiziell vorbei.
