Der Zwerg hatte etwas von seiner Lebensenergie zurückgewonnen, nachdem er sie aus dem Geiststein aufgesogen hatte, aber das machte ihn nur noch empfindlicher für den schrecklichen Zustand, in dem sich sein Körper befand. Leise verfluchte er den dummen Drachen, dann fluchte er laut: „Dreckiger, dummer, stinkender Drache!“
Da der Zwerg es nicht mehr wagte, sich Lex in den Weg zu stellen, konnte er all seinen Hass und seine Wut nur noch auf den Drachen selbst richten.
„Die Besessenheit des Drachen ist viel stärker, als wir erwartet hatten. Trotz all unserer Schutzmaßnahmen und Vorbereitungen haben wir uns dem Sog der Geister ausgeliefert!“
„Apropos Drache, macht ihr euch keine Sorgen, dass ihr den Drachen noch mehr verärgern könntet? Oder seid ihr euch so sicher, dass der Drache wirklich tot ist? Wart ihr es, die diese Nachricht verbreitet haben?“
„Nein, nein, wir haben die Nachricht nicht verbreitet, aber sie arbeiten mit uns zusammen“, sagte der Zwerg und unterdrückte den Drang zu stöhnen. Die kleine Lebenskraft, die Lex ihm gegeben hatte, reichte bei weitem nicht aus, um irgendetwas zu heilen, aber er konnte nicht wirklich etwas dagegen tun.
„Ich weiß nicht, wie oder warum … nur Barley, der Anführer unserer Gruppe, kennt die Details, aber der Drache ist mit Sicherheit tot. Sonst hätten wir niemals zugestimmt, den Schatz eines lebenden Drachen zu stehlen. Selbst wenn wir den Schatz, der mit der Besessenheit des Drachen befleckt ist, nicht in unsere Hände bekommen, ist jeder beliebige Gegenstand das Risiko wert.
Der Schatz eines Drachen … ehrlich gesagt kann ich nicht mal schätzen, wie viel er wert sein könnte. Ich kann nur sagen, dass er sehr wertvoll sein muss.“
„Warum hast du die Nachricht vom Tod des Drachen verbreitet? Bekommst du nicht mehr Konkurrenz, wenn das bekannt wird? Wenn du das Geheimnis für dich behältst, hast du doch eine größere Chance, die ganze Beute für dich zu behalten.“
„Nein, nein, wir können es nicht alleine mit der Stärke der königlichen Familie aufnehmen. Die Nachricht zu verbreiten ist gefährlich, da es auch andere Rassen anziehen könnte, aber es bietet uns auch die Möglichkeit, den Palast zu infiltrieren. Die verschiedenen Adelsfamilien haben die königliche Familie angegriffen, um an Drachenblut zu gelangen. Damit können sie ihr eigenes Schicksal ändern und die königliche Familie ersetzen.
Vielleicht könnten sie sogar eine Mutation auslösen und sich in echte Drachen verwandeln, da sie schließlich Drachennachkommen sind. Eine solche Verwandlung ist immer noch möglich.
Nur wenn die königliche Familie mit dem Kampf gegen die anderen Adligen beschäftigt ist und die Verteidigung des Schlosses nach außen gerichtet ist, hätten wir die Chance, uns hineinzuschleichen. Wir haben nicht mit einer gleichzeitigen Invasion durch die eisige Abscheulichkeit gerechnet, was unsere Chancen nur noch erhöht hat.
Aber wir haben immer noch nicht viel Zeit, da wir Berichte haben, dass Elfen-Schiffe bereits auf dem Weg hierher sind.
Wir können es uns absolut nicht leisten, zu lange zu bleiben, und müssen noch heute von diesem Planeten fliehen.“
„Was sind das für Abscheulichkeiten? Ich habe schon mehrfach davon gehört.“
„Also, ich weiß nicht so viele Details. Was ich sagen kann, ist, dass ihre Existenz echt ungewöhnlich ist und dass es sie vor einem Jahr noch nicht auf diesem Planeten gab. Ich weiß nur, dass sie anscheinend aus Eis bestehen und alles hassen, was mit Hitze zu tun hat. Frigals, die von Drachen abstammen, haben extrem heißes Blut und werden deshalb oft von ihnen angegriffen.
Aber mein erster Eindruck war, dass diese … Monster keine Intelligenz besitzen, doch die Belagerung einer Burg passt nicht zu dieser Annahme. Da muss noch etwas anderes dahinterstecken.“
Lex überlegte einen Moment, was er tun sollte. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass der Schatz, den er suchte, genau hier war und höchstwahrscheinlich von der Besessenheit des Drachen infiziert war.
Aber er war nicht immun gegen dessen geistige Anziehungskraft und war ständig Ablenkungen zum Opfer gefallen.
Das war zwar an sich nicht gefährlich, barg aber dennoch gewisse Risiken. Der Drache war auf mysteriöse Weise gestorben, aber das minderte die Gefahr in Lex‘ Augen nicht. Wenn überhaupt, hatte sich die Gefahr nur erhöht, denn er konnte sich nicht vorstellen, was einen Drachen so lautlos und heimlich töten konnte.
Außerdem gab es einige mysteriöse Feinde, die es auf die Frigalen abgesehen hatten, möglicherweise auch auf den Drachen, ganz zu schweigen von den Elfen, die auf dem Weg zu diesem Planeten waren.
Nach einiger Überlegung kam er zu dem Schluss, dass zwar Gefahr bestand, diese jedoch nicht ausreichte, um ihn abzuschrecken. Nachdem er sich entschieden hatte, warf er Terrol einen goldenen Schlüssel zu.
„Wenn es brenzlig wird und du wirklich medizinische Hilfe brauchst, zerdrück den Schlüssel. Dann wird alles gut“, sagte er und ging schon weg. Er fragte sich, was ihn hinter der massiven Tür erwarten würde. War das der Eingang zu den Schätzen des Drachen? Das wäre doch zu einfach, oder? Wie sich herausstellte, erwartete Lex hinter den Türen tatsächlich der Schatz des Drachen – oder zumindest der Anfang davon.
Berge von Gold waren wahllos auf dem Boden aufgetürmt, aber zwischen den endlosen Münzen, Nuggets, Roherz und massiven Barren schien ein Gang zu führen, der irgendwo tiefer hineinführte.
Neugierig hob Lex etwas Gold auf und stellte fest, dass es sich von dem Gold, das er von der Erde kannte, stark unterschied. Ein kurzer Scan mit seinem Fancy-Monokular ergab über 216 verschiedene Goldarten!
Im Universum war Gold auch wertvoll, aber nicht, weil man daraus Schmuck machen konnte. Nein, der Wert von Gold kam daher, dass es ein phänomenaler Leiter für spirituelle Energie war, und jede der verschiedenen Goldarten vor ihm hatte ein paar unterschiedliche Eigenschaften oder Verwendungszwecke.
Lex schaute auf den Goldberg zu seiner Rechten, dann auf den zu seiner Linken und kratzte sich am Kopf.
„Mary, wie kann ich Sachen direkt in die Herberge teleportieren?“, fragte er, weil er wusste, dass das System ihm das nicht so einfach machen würde. Wenn er jedes Mal alles in seinen Armreif packen und dann zur Herberge teleportieren müsste, um es dort abzulegen … würde er eine Weile hier sein.
