Der Zwerg war knapp 1,20 Meter groß, aber seine Statur nahm ihm nichts von seiner beeindruckenden Präsenz. Sein Körper war muskulös, das war selbst unter all den Haaren, die ihn bedeckten, deutlich zu erkennen, und sein geflochtener Bart, der fast so lang war wie er selbst, strahlte eine beeindruckende Aura aus, als ob eine verborgene Kraft in ihm schlummerte.
Der Zwerg war im Goldenen Kernreich, und Lex konnte erkennen, dass er in Bestform einen Level über normalen menschlichen Kultivierenden des Goldenen Kernreichs liegen würde. Aber Lex war kein normaler menschlicher Kultivierender, ganz zu schweigen davon, dass der Zwerg jetzt völlig erschöpft und zusammengeschlagen war.
Der Zwerg sah Lex an und verzog das Gesicht, wobei der Schmutz und das Blut in seinem Gesicht ihn nur noch abscheulicher wirken ließen. Lex hingegen fragte sich, warum er sich wieder einmal in einer Situation befand, in der er sich wie ein Bösewicht fühlte. Hatte er eine Affinität zum Bösen? Sollte er es mal ausprobieren?
„Meine Knochen sind gebrochen, und wenn ich sie nicht bald wieder zusammenflicken lasse, wird mich das Gewicht der Drachenmacht wahrscheinlich umbringen. Wenn du etwas von mir willst, musst du mich erst mal zusammenflicken“, sagte der Zwerg schließlich, bevor er aggressiv etwas Blut ausspuckte.
Lex hob eine Augenbraue. Nun, zumindest war das ein Anfang. Er überlegte schnell, wie er dem Zwerg helfen konnte. Er hatte einige sehr einfache Heiltechniken gelernt, die er bei anderen anwenden konnte, aber sie reichten gerade einmal aus, um jemandem in einer kritischen Situation das Leben zu retten. Sie konnten nicht dazu verwendet werden, um jemanden tatsächlich zu heilen.
Er hatte jetzt ein paar Kisten voller Schmerzmittel in seinem Raumarmband, da er beschlossen hatte, dass er trotz seiner lächerlichen Verteidigung viel zu oft verletzt wurde und nicht mehr mit starken Schmerzen fertig werden wollte. Er hatte ein paar Kräuter, die als Heilmittel dienen konnten, aber ihre Wirkung war nicht besonders stark …
Lex schüttelte den Kopf und beschloss, die Dinge einfach zu halten. Er warf dem Zwerg einen hochwertigen Geiststein zu, um ihm zu signalisieren, dass er seine Energie ein wenig auffrischen sollte, damit er nicht sofort starb, und begann gleichzeitig, eine Anordnung zu formen.
„Du musst nicht so mürrisch sein. Wir sind doch keine Feinde oder so. Ich habe nur ein paar Fragen. Ich kann dir helfen, solange du mir Antworten gibst.“
Das Array war fertig und eines der einfachsten, die er für Heilzwecke kannte. Es „heilte“ nicht wirklich, sondern gab einem Wesen nur ein wenig Lebenskraft, sodass sein Körper sich auf natürliche Weise selbst heilen konnte oder je nach den Umständen nicht so schnell starb.
„Für wen hältst du mich?“, fragte der Zwerg wütend. „Gib mir richtige Medizin und …“
Bevor der Zwerg seinen Satz beenden konnte, spürte er einen Fuß auf seiner Kehle und Lex‘ freundliches Lächeln war verschwunden. Stattdessen blickte Lex nun völlig gleichgültig auf den Zwerg herab, und trotz der Drachenmacht, die alle Auren in der Umgebung zerstörte, ging eine Spur von bedrückender Aura von ihm aus.
„Versteh meine Höflichkeit nicht als Unterwürfigkeit. Wenn du nicht kooperieren willst, sehe ich keinen Grund, dich am Leben zu lassen.“
Sein Tonfall war ruhig und desinteressiert, als ob das Leben oder der Tod der Zwerge ihm nichts bedeuteten. In Wirklichkeit probierte Lex nur die „böse“ Persönlichkeit aus, über die er zuvor nachgedacht hatte.
Obwohl Lex sich selbst nicht als Bösewicht oder bösen Menschen sah, hatte ihm seine jüngste Erfahrung im Kristallreich klar gemacht, dass er durch seine Höflichkeit und Freundlichkeit manchmal wie ein Schwächling wirkte.
Als er in Valesco war, hätte ihn kein Kristallwesen angegriffen, wenn er genug Abschreckung gehabt hätte.
Als die Kraven seine Taverne überfielen, wurden alle seine Angestellten und viele seiner Gäste verletzt, aber die Unsterblichen der Erde, mit denen er sich getroffen hatte, machten sich nicht die Mühe, ihm zu helfen, und die beiden Vögel fingen sogar direkt vor seinen Augen an, mit den Kraven zu verhandeln. Obwohl alles gut ausgegangen war, blieb ein bisschen Bitterkeit und Frust zurück.
Lex hatte zwar kein echtes Interesse daran, anderen gegenüber hart zu sein, aber er wollte auch versuchen, die Dinge anders anzugehen und sehen, was dabei rauskommt. Schließlich war er erst 24 Jahre alt, und es war okay, wenn er noch dabei war, sich selbst zu finden.
Der Zwerg war normalerweise nicht leicht einzuschüchtern, aber als er Lex in die Augen sah, hatte er wirklich das Gefühl, dass der andere ihn ohne zu zögern töten würde, wenn er seine Grenzen austestete.
Auch wenn es für ihn hilfreich sein könnte, Antworten zu bekommen, war es ihm nicht wichtig genug, das Fehlverhalten des Zwergs zu tolerieren.
Der Zwerg spürte einen Schauer über seinen Rücken laufen und hörte plötzlich auf, sich zu wehren. Ganz egal, wer er normalerweise war, im Moment war er nur ein verletzter Zwerg, der von jemandem festgehalten wurde – er musste sich schnell an seine neue Situation anpassen.
„Frag… stell deine Fragen“, sagte er mit heiserer Stimme, bevor er endlich spürte, wie der Druck der Füße der anderen auf seinem Nacken nachließ.
„So ist es besser. Fangen wir mit etwas Einfachem an. Wie heißt du?“, fragte Lex, und ein Hauch von einem warmen Ausdruck kehrte in sein Gesicht zurück.
„Terrol … Terrol Folkinson“, sagte der Zwerg in der Hoffnung, dass der andere seinen Namen erkennen würde, aber leider wusste Lex nichts über Zwerge, und so sagte ihm der Name nichts.
„Siehst du, das war doch nicht so schwer, oder?“, fragte Lex, als er seinen Fuß vollständig vom Hals des Zwergs nahm.
„Du siehst ziemlich mitgenommen aus, Terrol, und deinen Freunden geht es auch nicht viel besser. Was ist passiert?“
Terrol biss die Zähne zusammen, als ihm die Erinnerung an das Geschehene wieder in den Sinn kam und ihn quälte.
„Die … die königliche Familie von Frigal sollte doch weg sein. Diese Etage des Schlosses sollte leer sein, da theoretisch niemand sonst so nah an den Drachen herankommen kann. Leider … sind wir auf ein unerwartetes Problem gestoßen. Der König hat einen Bastard, der die Gene der königlichen Familie geerbt hat, aber er ist zu schwach, um in den Kampf zu ziehen.
Er war hier untergebracht, was eigentlich kein Problem hätte sein dürfen, aber der König hatte ihm aus irgendeinem Grund einen königlichen Beschützer zugeteilt.
Wir sind auf den Jungen gestoßen und es kam zu einem Kampf mit dem Beschützer. Zum Glück hatten wir kein Interesse an dem Jungen und konnten entkommen. Der Beschützer ist uns auch nicht gefolgt, da er bei dem Kind bleiben musste. Trotzdem war die Flucht nicht so einfach.“
Lex nickte. Er studierte den Zwerg nicht nur mit seinem Instinkt und seinem sechsten Sinn, sondern analysierte auch mit Hilfe der Fancy-Kontaktlinse die Ausrüstung des Zwergs. Trotz seines relativ niedrigen Kultivierungsgrades war seine Ausrüstung nicht zu unterschätzen. Wenn er trotz all seiner Vorbereitungen in einen solchen Zustand gebracht worden war, musste dieser Leibwächter ziemlich mächtig sein.
Entweder war dieser Junge etwas ganz Besonderes, um einen so mächtigen Beschützer zu verdienen, oder das Niveau der Wachen der königlichen Familie war sehr hoch.
„Mir scheint, ihr habt euch gut auf eure Reise vorbereitet, Terrol. Es ist nicht so einfach, der Macht der Drachen zu widerstehen, und es geht hier etwas Ungewöhnliches vor sich, das den Geist verwirrt und einen völlig in Gedanken versinken lässt.
Könntest du mir erklären, wie ihr beidem widerstanden habt, und vor allem, was das Letztere ist?“
Der Zwerg biss die Zähne zusammen. Das waren alles wertvolle Informationen, und sie preiszugeben könnte sie später in Schwierigkeiten bringen. Aber wenn er jetzt starb, gäbe es kein Später mehr, um sich Sorgen zu machen, also blieb ihm nichts anderes übrig, als alles zu erzählen, was er wusste.
„Der Macht der Drachen zu widerstehen ist gar nicht so schwer.
Die Zwerge und Elfen sind seit Jahrtausenden Feinde, aber vor kurzem haben sie ihren bitteren Hass begraben, um sich gemeinsam den herrschsüchtigen und tödlichen Drachen zu stellen. Mit der Technik der Zwerge und den Zaubern der Elfen haben wir viele Schätze entwickelt, die speziell für den Kampf gegen Drachen gedacht sind.
Die Brustplatte, die ich trage, ist mit einem Zauber versehen, der die Wirkung der Macht der Drachen aufhebt oder verringert, solange ich genug Lebensenergie habe, um ihn zu speisen.
„Was die Anziehungskraft angeht … das ist ein häufiges Phänomen, das bei allen Schätzen auftritt, von denen ein Drache besessen ist! Der Einfluss der Aufmerksamkeit eines Drachen ist alles andere als einfach, ganz zu schweigen von den Auswirkungen seiner Besessenheit. Alle Drachen sind geborene Schatzsucher, und jeder Ort, den sie ihr Zuhause nennen, ist zwangsläufig voller Schätze.
Aber obwohl dieser Planet wertvolle Erze hat, sind diese bei weitem nicht wertvoll genug, um einen Drachen anzulocken. Die spirituelle Energie ist schwach, und da er weit von einem Stern entfernt ist, ist es hier kalt. Angesichts der insgesamt schlechten Qualität des gesamten Planeten muss es hier einen außergewöhnlich wertvollen Schatz geben, der den Drachen angezogen hat und nun von seiner Besessenheit durchdrungen ist, die alle beeinflusst!“
