Lex lächelte die Mutter höflich an und versuchte, nicht zu fluchen. Es war super wichtig, sich mit ihr gut zu verstehen, weil ihre Familie das Hauptziel der aktuellen Mission war. Außerdem musste er daran denken, dass er die Hochzeit so schön wie möglich gestalten und dabei auch die Wünsche und Anforderungen der Familie berücksichtigen musste.
Um all das zu schaffen, musste er ein gutes Verhältnis zu ihnen haben, also musste er sich mit der unnötig eifrigen Mutter abfinden …
„Mein Name ist Lex. Es freut mich, dich kennenzulernen.“
„Nein, nein, die Freude ist ganz meinerseits. Mein Name ist Jolene, aber alle nennen mich einfach Mom.“
Bevor das Gespräch weiterging, hatte sich Pvarti endlich von dem… von dem Angriff von Jasmine erholt und meldete sich zu Wort.
„Hey, hey, hey, hey, das geht alles viel zu schnell. Ich habe dem alles nicht zugestimmt. Glaubt bloß nicht, ich bin ein Mann, den man zu etwas zwingen kann!“
Obwohl Pvarti normalerweise einen sehr lockeren und unbeschwerten Charakter hatte, musste Lex zugeben, dass es eine gewisse Überzeugung und Entschlossenheit erforderte, eine solche Ehe abzulehnen, selbst auf die Gefahr hin, persönliche Konsequenzen zu tragen. Wenn er wirklich der liebenswerte Dorftrottel gewesen wäre, hätte er eine solche Last nicht ertragen können. Lex hatte ehrlichen Respekt vor dieser Seite an ihm.
Leider war Lex nun in diese Hochzeit involviert, also …
„Lass mich kurz mit ihm reden“, sagte Lex mit einem Lächeln, bevor jemand anderes etwas sagen konnte.
Mit Hilfe der Raummanipulationsformation schuf er einen separaten Raum, in dem nur Pvarti und er waren. Auf diese Weise konnte niemand sie hören. Lex umgab sich außerdem mit dunklen imperialen Schilden, die die Sicht versperrten, um Lippenlesen zu verhindern.
„Die Lage scheint nicht zu deinen Gunsten zu sein“, sagte Lex mit einem Hauch von Mitgefühl in der Stimme. „Sag mir, was du willst, ich werde versuchen, dir zu helfen.“
„Ich will frei sein von diesem Mädchen“, sagte Pvarti mit äußerst eindringlicher Stimme, der es jedoch irgendwie an Überzeugung mangelte. „Hast du sie nicht gehört? Sie hat mit meinem ganzen Leben gespielt, als ich nett zu ihr war!
Wenn ich bei ihr bleibe, wird sie mit meinem ganzen Leben spielen, als wäre es ein Spiel!“
Lex nickte, da er genau verstehen konnte, was Pvarti meinte, antwortete aber nicht sofort. Stattdessen fragte er nach einer kurzen Pause: „Sag mir, Pvarti, wie stellst du dir deine Zukunft vor?“
Der junge Adlige war von der plötzlichen Frage überrascht, zögerte aber nicht mit seiner Antwort.
„Ich habe vielleicht nicht mehr die finanzielle Unterstützung meiner Familie, aber sie kann mir mein Wissen nicht nehmen. Ich habe das Verständnis und die Techniken, die ich brauche, um meine Kultivierung weiter zu verbessern. Ich werde stark werden und irgendwann meine eigene Familie gründen. Vielleicht werde ich sogar die Kontrolle über eine kleine Region übernehmen.“
„Ein bewundernswertes Ziel“, kommentierte Lex mit aufrichtiger Bewunderung in der Stimme. „Aber jetzt stell dir mal kurz folgendes Szenario vor. Nehmen wir an, du hast es geschafft, Jasmines Familie zu überreden und die Hochzeit erneut abgelehnt. Du hast das getan, damit sie sich nicht mehr in dein Leben einmischen oder, wie du selbst gesagt hast, mit deinem Leben spielen. Glaubst du wirklich, dass sie dich danach einfach in Ruhe lassen werden?
Oder dich stark werden lassen? Oder deine eigene Macht aufbauen?“
Pvarti runzelte die Stirn. Es war nicht das erste Mal, dass er über diese Frage nachdachte. Um ehrlich zu sein, hatte er nur einen vorläufigen Plan, sich im Midnight Inn Zuflucht zu suchen, wenn es zu problematisch werden sollte. Aber die Tatsache, dass das Inn zu teuer war, um sich ohne echtes Einkommen auf unbestimmte Zeit dort aufzuhalten, war ein großes Problem.
„Ich will dich nicht zu etwas zwingen, was du nicht willst“, fuhr Lex fort, als er sah, dass Pvarti nicht antwortete. „Aber ich werde dir einen Vorschlag machen. Denk einfach darüber nach und überleg dir selbst, was das Beste ist. Unabhängig davon, ob du heiratest oder nicht, wird die Einmischung von Jasmine und ihrer Familie in dein Leben nicht aufhören.
Wenn du sie heiratest und zufällig wieder in deine Familie Noel zurückkehrst, wird sie gezwungen sein, sich deiner Familie anzuschließen, anstatt du dich ihrer. Dann hast du viel mehr Kontrolle über die Situation. Außerdem kannst du mit der Macht und den Ressourcen beider Familien viel weiter kommen als alleine.“
Lex machte eine kurze Pause, damit Pvarti all diese Informationen verarbeiten und selbst überlegen konnte, wie er vorgehen sollte. Nur weil Lex ihm diese Informationen gegeben hatte, hieß das nicht, dass er glaubte, Pvarti würde sie blind befolgen. Er musste ihn selbst zu einer Entscheidung kommen lassen.
Lex hatte sogar vor, Pvartis Aufmerksamkeit abzulenken, indem er die Situation noch komplizierter machte. Das belastete Lex‘ unschuldiges Herz mit riesigen Schuldgefühlen, aber es war zu Pvartis eigenem Besten und keineswegs ein Versuch, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
„Um ganz ehrlich zu sein, obwohl ich wirklich glaube, dass dies das Beste für dich ist, habe ich auch ein kleines Hintergedanken, dich zu dieser Heirat zu überreden.“
Pvarti kniff die Augen zusammen und sah Lex an. Obwohl er es nicht erwähnt hatte, war ihm natürlich aufgefallen, dass Lex sich für die Heirat entschieden hatte, anstatt ihm zu helfen.
„Ich sage dir das“, log Lex in einem sehr bescheidenen Tonfall, „weil ich ohne deine Hilfe, selbst wenn ich diese Hochzeit vorantreibe, nicht wirklich etwas davon habe. Deshalb bin ich auch so offen zu dir. Wenn wir uns einigen können, können wir die Situation vorantreiben und sicherstellen, dass wir beide davon profitieren.
Wenn nicht, kann ich dir helfen, den Druck deiner Familie zu vermeiden, und du kannst einen Weg finden, der dir besser passt, um mit dieser Situation umzugehen.“
„Was genau brauchst du?“, fragte Pvarti misstrauisch.
„Ich brauche Informationen. Sehr vertrauliche Informationen. Ich möchte wissen, warum die menschliche Königsfamilie und die anderen Rassen sich nicht mit aller Kraft gegen die Invasion der Kraven wehren. Es gibt Geheimnisse über die Kraven, die nur wenige kennen, und ich möchte herausfinden, was es damit auf sich hat. Selbst Aegis, der Kronprinz von Hum, hatte diese Informationen nicht – allerdings war das hauptsächlich auf seine eigene Faulheit zurückzuführen.
Ich glaube, dass Jasmines Familie irgendwelche Aufzeichnungen oder Details über die Wahrheit hat. Wenn du dich ihrer Familie anschließen und ein wichtiges Mitglied werden kannst, kannst du mir helfen, an diese Informationen zu kommen. Im Gegenzug kann ich dir einige Ressourcen aus der Taverne und dem Gasthaus zur Verfügung stellen, um dir zu helfen, deine Bedeutung für die Familien zu erhöhen.
Auf diese Weise festigst du deine Position und erhältst die Unterstützung, die du brauchst, und ich bekomme die Informationen, die ich will.“
Lex hat zwar nicht gelogen, als er sagte, dass er Informationen über die Kraven haben will, aber das war im Moment nicht seine Priorität. Er hat nur eine Wahrheit benutzt, um eine andere zu verbergen – dass er wirklich will, dass Pvarti der Hochzeit zustimmt!
„Jasmines Familie ist ein Vasall der Cornelius-Familie, also haben sie definitiv eine wichtige Position im Reich“, bestätigte Pvarti. Nach ein paar Augenblicken des Nachdenkens kam er zu dem Schluss, dass Lex die Wahrheit gesagt hatte. Wenn das der Fall war, konnte er sich auf Lex verlassen, dass er ihm helfen würde. Schließlich gab es nichts Zuverlässigeres als eine Beziehung, die für beide Seiten von Vorteil war.
„Okay, das klingt vernünftig. Aber du musst mir helfen, mit ihnen zu verhandeln und sicherzustellen, dass sie meinen Bedingungen zustimmen, bevor die Hochzeit stattfindet. Jasmine MUSS in meine Familie einheiraten und nicht umgekehrt. Sonst wäre ich nie mehr als eine Marionette, und das kann ich nicht akzeptieren.“
„Das ist nur fair“, stimmte Lex ihm schamlos zu und schüttelte ihm die Hand. Als sie sich geeinigt hatten, hob Lex seine Schutzschilde auf und löste den separaten Raum auf.
„Ich habe großartige Neuigkeiten“, verkündete Lex mit einem breiten Grinsen. „Nach einem kurzen Gespräch hat Pvarti erkannt, dass er diese Verbindung tatsächlich will.“
Lex sah Jasmine an und fuhr fort.
„Als dominanter Alpha-Mann muss er natürlich sicherstellen, dass Jasmine seinem Kaliber entspricht.“
Um Pvartis Forderungen zu erfüllen, brauchte er Jasmines Unterstützung, und da Jasmine so begeistert von Pvartis „Männlichkeit“ war, war das die einzige Karte, die er ausspielen konnte, um sie zu überzeugen.
Während er sprach, schämte er sich innerlich, doch seine Worte schienen bei Jasmine Anklang zu finden. Niemand hatte es zuvor gewagt, so unverblümt Forderungen an ihre Familie zu stellen, und das erregte sie noch mehr. Pvarti war wirklich der Mann ihrer Träume.
Plötzlich wurde ihr Blick wild, und sie stürzte sich erneut auf Pvarti, doch diesmal reagierten ihre Brüder rechtzeitig und hielten sie zurück.
„Lex, wollen wir uns auch mal kurz unter vier Augen unterhalten?“, fragte Jolene und zwinkerte ihm zu.
