Als Lex diesmal aufwachte, fühlte er sich schon viel besser. Er war zwar noch nicht ganz auf dem Damm, aber zwei weitere Tage Schlaf in der Erholungskapsel hatten Wunder bei seinen Kopfschmerzen bewirkt.
Er fühlte sich zwar körperlich noch schwach, aber zumindest war er mental wieder auf dem Damm. Es war nicht die beste Verfassung für seine Rückkehr ins Kristallreich, aber er konnte es sich nicht leisten, noch länger zu warten. Er wusste nicht, wann und wie die Henali auf seinen Brief reagieren würden. Im besten Fall würde er bereits sein eigenes Reich haben, bevor sein Einsatzbefehl eintraf.
Dann müsste er wahrscheinlich gar nicht in den Krieg ziehen.
Um sein eigenes Reich zu bekommen, musste er die Aufgabe erfüllen, die er im Kristallreich bekommen hatte, nämlich die Anomalie in diesem Reich zu entdecken. Es gab keine Hinweise darauf, was diese Anomalie war, aber Lex hatte schon lange den Verdacht, dass die Kraven etwas damit zu tun hatten.
Tatsächlich war es so gut wie sicher, dass die Kraven eine Rolle dabei spielten. Aber da die Anomalie, was auch immer sie war, dazu geführt hatte, dass Lex aus dem Ursprungsreich ins Kristallreich gezogen wurde, war ihm nicht klar, was die Kraven damit zu tun haben könnten.
Außerdem hatte er erfahren, dass die verschiedenen Nationen nicht wirklich alles gaben, um sich gegen die Kraven-Invasion zu verteidigen. Lex hatte sogar Grund zu der Annahme, dass sie es absichtlich zuließen, dass die Länder in ihre Hände fielen. Zu diesem Schluss kam er, nachdem er mit Aegis, dem Kronprinzen der Hum-Nation, gesprochen hatte.
Leider wusste Aegis aufgrund seines ungewöhnlichen Lebens kaum etwas über die inneren Abläufe und Pläne hinter den Geschehnissen.
Aber das war okay. Er musste nur noch mehr Geheimnisse herausfinden und sich dann auf den Weg zu einer Stadt namens Valesco machen, wo ein altes Mitglied des Kristallvolkes auf ihn wartete. Für jedes Geheimnis, das Lex herausfinden konnte, würde er ein weiteres preisgeben. Natürlich hatte er auch noch einen anderen Plan, nämlich die Familie Noel in Babylon, der Stadt, in der er die Taverne „Midnight“ aufgebaut hatte.
Da Babylon in ihrem Gebiet lag und Lex es geschafft hatte, gute Beziehungen aufzubauen, rechnete er damit, dass er sie irgendwie nutzen könnte. Notfalls konnte er das Reich durchstreifen und nach alten Ruinen oder kleinen Reichen suchen, die Geheimnisse über die wahren Geschehnisse bargen.
Der alte Mann vom Kristallvolk hatte ihm bereits gesagt, dass alle derartigen Informationen ausgelöscht worden waren und er alte Ruinen mit noch unberührten Aufzeichnungen finden musste, um die Wahrheit zu erfahren.
Mit seiner neuen und verbesserten Intuition war er fest davon überzeugt, dass es ihm viel leichter fallen würde, sie zu finden. Er musste sich nicht auf Glück verlassen, um zufällig darauf zu stoßen.
Bevor er das tat, musste Lex jedoch einige Vorbereitungen treffen. Um seine Ausrüstung hatte er sich natürlich schon gekümmert. Aber er hatte beim Infinity Emporium noch einige zusätzliche Vorräte angefordert, die hilfreich sein könnten.
Lex wollte eigentlich Teleportationstalismane und andere Sachen, mit denen er schnell große Entfernungen zurücklegen konnte. Leider waren solche Sachen zwar verfügbar, aber die Teleportationstalismane waren nicht wirklich genau und schwer zu steuern. Der Talisman mit der größten Reichweite, den er finden konnte, konnte ihn 100.000 Meilen (161.000 km) in gerader Linie teleportieren.
Aber in welche Richtung diese gerade Linie verlief, konnte er nicht beeinflussen.
Er besorgte sich auch ein paar echt starke Medikamente, die die Regeneration des Körpers beschleunigen sollten. Außerdem legte er sich massive und leistungsstarke Beleuchtungsgeräte zu, die er einsetzen konnte, falls die Sol-Vögel mal wegfliegen sollten.
Die Fancy-Kontaktlinsen hatte er schon, die musste er also nicht mehr besorgen. Stattdessen kaufte er jede Menge Ausrüstung für Fenrir.
Er wollte den Welpen als Reittier benutzen, während er das Land durchquerte, und ihn als Gesellschaft behalten. Es wäre nicht nur gut, jemanden dabei zu haben, sondern der Welpe würde auch weiter Erfahrungen sammeln, ganz zu schweigen davon, dass er einige nützliche Fähigkeiten hatte.
Seine Tarnfähigkeiten gingen weit über das hinaus, was Lex erreichen konnte, und über lange Strecken war der Welpe schneller als Lex. Es machte einfach Sinn, ihn mitzunehmen.
So ungewöhnlich es auch sein mochte, einen Welpen in Rüstung herumlaufen zu sehen, das Kristallreich war ein gefährlicher Ort, und Lex wollte den Welpen nicht ungeschützt lassen. Er verfügte auch über einige Verbesserungsmerkmale, die Fenrirs Sinne schärfen konnten, wenn sie aktiviert wurden. Außerdem gab es einen Rucksack für ihn, der eng am Körper anlag und nicht herumflog, egal wie er sich bewegte.
Lex ließ ihn größtenteils leer, steckte aber ein paar Talismane hinein.
Obwohl diese Vorbereitungen etwas dürftig erschienen, da Lex andere Dinge wie Reiseausrüstung oder Notvorräte kaum berücksichtigt hatte, reichten sie aus. Vor allem, weil seine Verbindung zur Herberge diesmal nicht unterbrochen war. Er konnte jederzeit zwischen dem Reich und der Herberge hin- und herreisen, sodass er jederzeit zurückkommen und sich etwas holen konnte, wenn er etwas brauchte.
Nachdem er alles vorbereitet hatte, ging Lex in Gedanken die Situation in der Mitternachtstube durch. Die Angestellten und Bewohner dort hatten Lex‘ Abwesenheit nicht bemerkt, da er jeden Tag ein paar Stunden lang seine Fernpräsenz genutzt hatte, um nach dem Rechten zu sehen.
Big Ben war bei den Einheimischen so beliebt wie eh und je, was eher dazu beitrug, Ärger zu verhindern, als tatsächlich einzuschüchtern. Schließlich war kürzlich ein Sol-Vogel nach Babylon zurückgekehrt und die Dunkelheit war verschwunden. Die Familie Pvarti war mit dem Wiederaufbau der Stadt beschäftigt. Der Ort war strategisch zu wichtig, um ihn aufzugeben, daher gab es keine andere Wahl.
Infolgedessen war die Taverne zwar nicht mehr so überfüllt wie früher, aber dennoch gut besucht.
Rick, sein Handwerker in der Taverne, war immer mit Reparaturen oder diversen Arbeiten beschäftigt, und Roan, der Barkeeper, hatte sich langsam ein Netzwerk unter den Einheimischen aufgebaut.
Zwar waren die Geschichten über die Erfolge der Taverne während der Dunkelheit immer noch in der Stadt präsent, aber es war schon zu lange ruhig gewesen, sodass die Leute nicht mehr so viel darüber nachdachten.
Hoffentlich würde es auch nach Lex‘ Rückkehr so bleiben.
