„Du bist ein echt interessanter Typ, Lex Williams“, sagte die Gestalt. Lex konnte sich nicht richtig auf die Gestalt konzentrieren, also richtete er seine Aufmerksamkeit auf das kastanienbraune Ledersofa, auf dem sie saß. Nachdem er das Sofa mit allen Sinnen überprüft hatte und nichts entdecken konnte, begann Lex‘ Verstand in eine andere Richtung zu arbeiten.
Er hatte keinen Grund zu glauben, dass er entdeckt worden war oder dass jemand die Funktionen des Systems auf magische Weise überwinden konnte. Daher war die logischste Erklärung, dass die Gestalt nicht existierte und er entweder halluzinierte oder träumte. Der wahrscheinlichste Täter war entweder der Kaiser oder einer seiner Geschwister. Die Tatsache, dass sie etwas gegen ihn unternommen hatten, war das schlimmste Szenario …
„Nein, nein, nein, nein, nein! Geh diesen Weg nicht, das bereitet mir Kopfschmerzen. Ich bin keine Halluzination, das versichere ich dir. Ich bin sehr real.“
Lex schluckte, als seine Nerven noch angespannter wurden. Die Tatsache, dass die Halluzination auf seine Gedanken reagieren kann …
Die Gestalt seufzte, und obwohl Lex sich nicht sicher war, stellte er sich vor, dass sie sich die Hand vor die Stirn schlug.
„Fangen wir von vorne an. Setz dich doch erst mal hin. Lass uns wie zivilisierte Menschen reden.“
Lex musste sich nicht hinsetzen. In dem Moment, als der Mann sprach, war Lex automatisch von seinem Zimmer auf ein beiges Ledersofa gegenüber der mysteriösen Gestalt gesunken. So sehr er diesen seltsamen Übergang als weiteren Beweis dafür sehen wollte, dass er halluzinierte, war er plötzlich von der Überzeugung erfüllt, dass alles sehr real war.
Tatsächlich war es keine Überzeugung, sondern Gewissheit – denn Überzeugungen können falsch sein, Fakten jedoch nicht.
Irgendwann, ohne dass Lex es bemerkt hatte, hatten sie Lex‘ Zimmer verlassen. Stattdessen schien Lex in einer kleinen Holzhütte zu sitzen, die nur von einer einzigen Öllampe beleuchtet wurde.
„Hast du dich beruhigt?“, fragte der Mann.
Aber noch bevor er die Frage beendet hatte, hatten sich Lex‘ Emotionen bereits stabilisiert, als würde sein Körper es nicht wagen, die Zeit der Gestalten zu verschwenden. Da er wollte, dass Lex glaubte, dies sei keine Halluzination, war es auch so geworden. Da er wollte, dass Lex sich beruhigte, bevor sie ihre Diskussion begannen, wurden Lex‘ Emotionen weggefegt.
Aber das war gut für Lex, zumindest im Moment. Mit einem ruhigen Kopf konnte Lex viel klarer denken und die Situation viel besser einschätzen. Er wusste nicht, wer der Mann war oder was er wollte, aber wenn er Lex etwas antun wollte, wäre Lex bereits tot. Der Unterschied zwischen ihnen … Lex konnte ihn nicht einmal ansatzweise verstehen.
„Ja, ich habe mich beruhigt“, antwortete Lex mit seiner Gastwirt-Miene. Egal was passierte, er war immer noch der Gastwirt und ein Mann mit Würde und Stolz, auch wenn die Show, die er abgezogen hatte, nun vorbei war.
„Wer bist du? Wie bist du hierher gekommen?“, fragte Lex, weil er wenigstens die grundlegenden Infos wissen wollte. Er hatte das Gefühl, dass der Mann seine Fragen beantworten würde.
„Ich? Ich hab gerade keine Lust auf eine richtige Vorstellung, also sag ich einfach, dass ich der ursprüngliche Besitzer des Regal Embrace bin. Wie ich zu dir gekommen bin? Ganz einfach, ich bin gar nicht zu dir gekommen. Ich sitze in meinem Wohnzimmer und du bist in deinem Zimmer. Aber weil ich mit dir reden wollte, hab ich einen kleinen Trick angewendet.“
Der Besitzer von Regal Embrace? Lex war nicht überrascht, denn seine Gefühle waren völlig ruhig. Die Information ergab Sinn. Ein Wesen, das mächtig genug war, Regal Embrace zu besitzen, war mit Sicherheit stark genug, ihn innerhalb des Systems zu finden, oder? Lex fragte sich, ob er über dem Dao-Lord-Reich stand. Wahrscheinlich.
„Aber heute geht es nicht um mich, Lex. Es geht um dich. Du hast wirklich etwas Bemerkenswertes geschafft. Ich hätte nie gedacht, dass es möglich wäre, den Regal Embrace zu übertreffen. Und versuch nicht, bescheiden zu sein, denn nichts ist nerviger als falsche Bescheidenheit. Du hattest vielleicht viel Hilfe auf deinem Weg, aber glaub mir, dein System ist bei weitem nicht das stärkste im Universum.“
„Danke“, war alles, was Lex sagte. Es hatte keinen Sinn, zu versuchen, mit dieser Gestalt zu diskutieren oder das Gespräch zu manipulieren. Stattdessen beschloss Lex, abzuwarten, was die Gestalt wollte.
„Oh, sei doch nicht so. Oh, warte, deine Emotionen sind blockiert. Junger Mann, kehre zu deinem normalen Selbst zurück. Es macht mir keinen Spaß, wenn ich überhaupt keine Reaktionen bekomme.“
Lex‘ Emotionen, die wie durch einen Damm zurückgehalten worden waren, brachen nun hervor. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür! Mit einem einzigen Gedanken versetzte sich Lex in den Overdrive-Zustand und gewann die Kontrolle über seine Gedanken zurück.
„Wie hast du herausgefunden, dass ich den Regal Embrace überwunden habe? Gibt es ein Spionagesystem in dieser Technik? Oder kannst du mich über das System ausspionieren?“
„Weder noch, mein Junge. Es sind meine Augen, verstehst du? Vor ihnen gibt es keine Geheimnisse. Aber ich komme besser schnell zum Punkt, du verschwendest deine Belohnung, ohne es zu merken. Als ursprünglicher Besitzer des Regal Embrace hatte ich eine gewisse Verbindung dazu, sodass ich jede Veränderung sofort spürte.
Es hat mir nichts ausgemacht, dass du meine Technik benutzt hast, aber als du sie übertroffen hast, war ich wirklich überrascht, also habe ich beschlossen, dir eine Belohnung zu geben.
Du bist verloren und allein und versuchst, alles selbst herauszufinden, also habe ich beschlossen, einige deiner Fragen zu beantworten. Die Anzahl der Fragen hängt davon ab, wie wertvoll ich deine Leistung finde, also wenn du weiterhin banale Fragen stellst, verschwendest du deine Belohnung.
Frag ruhig alles, was du wissen willst, Junge. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, um die Antworten zu erfahren.“
In seinem überdrehten Zustand, in dem er seine Emotionen unterdrückte, konnte Lex sich auf das Wesentliche konzentrieren, anstatt zu versuchen, die Informationen zu verarbeiten. Er stellte die erste Frage, die ihm in den Sinn kam, eine Frage, die ihn schon lange beschäftigte.
„Was ist der wahre Zweck meines Systems?“
