Lex drehte einen Stift zwischen seinen Fingern, während er auf die Seite mit seinen Notizen schaute. Er hatte nicht lange gebraucht, höchstens eine Stunde, um alles, was er über sie wusste, aufzuschreiben und zu versuchen, ihre Geheimnisse zu analysieren.
Larry war ziemlich einfach zu durchschauen, vor allem, weil er seinen Kampf auf dem Mordgelände gesehen hatte. Vielleicht lag es an seiner Affinität, vielleicht an seiner Kultivierungstechnik oder an etwas ganz anderem, aber es war offensichtlich, dass es etwas mit Metallen zu tun hatte.
Anhand der Hinweise, die er hatte, und der Tatsache, dass das Universum zu völlig absurden Dingen fähig war, kam Lex zu dem Schluss, dass Larrys gesamter Körper entweder in Metall verwandelt worden war oder sich gerade in diesem Prozess befand. Er hatte die vollständige Kontrolle über das Metall in seinem eigenen Körper und möglicherweise auch über einen großen Teil des Metalls in seiner Umgebung.
Er konnte seinen Körper mit Hilfe von Metallen heilen, und es war sehr wahrscheinlich, dass er sich auch durch die Aufnahme von Metallen weiterentwickeln konnte.
Ein einziger Blick genügte Lex, um die verschiedenen Metallgewinnungsaufträge zu finden, die er über den Gildenraum erledigte. Diese Informationen bestätigten nur alle Vermutungen, die Lex über ihn hatte. Tatsächlich ging er sogar noch weiter und vermutete, dass der ganze Grund, warum Larry gejagt wurde und seine Familie ins Visier genommen worden war, etwas mit seinen metallbezogenen Fähigkeiten zu tun hatte.
Das war ein typisches Protagonistenprofil mit extremem Wachstumspotenzial. Wenn Lex ihn kontinuierlich mit Metallen versorgen könnte, hätte er das Zeug dazu, ein großartiger Arbeiter im Gasthaus zu werden.
Als Nächstes kam Noman. Seine Nützlichkeit musste nicht erklärt werden, und Lex schätzte ihn sehr als potenziellen Arbeiter. Sein Fluch war ein potenzielles Risiko und eine Bedrohung, sodass Lex einige Nachforschungen anstellen musste.
Bei Rafael konnte Lex sein Geheimnis nicht erraten, aber er kam zu dem Schluss, dass seine Persönlichkeit schon weit entwickelt war und er ein Mann mit einem Ziel war. Es würde nicht einfach sein, ihn zu beeinflussen, es sei denn, es hätte mit seinen Zielen zu tun, daher war er, unabhängig davon, wie wertvoll sein Geheimnis sein mochte, kein guter Kandidat als Arbeiter.
Damit blieben noch Anakin und Souta übrig.
Anakin schien leicht zugänglich zu sein, aber er verbarg seine wahren Absichten tief in seinem Inneren. Zumindest war das Lex‘ Schlussfolgerung. Daher war es am besten, ihn noch etwas länger zu beobachten, bevor er eine Entscheidung traf.
Souta hingegen war trotz seiner Geheimniskrämerei sehr offen. Lex musste nur einen einzigen Weg finden, um seine Mauer aus Geheimnissen zu durchbrechen, und dann würde alles, was er verbarg, offen vor Lex liegen.
Er starrte noch ein paar Minuten auf die Seite, während er einen Plan ausarbeitete, bevor er sich wieder dem Festival zuwandte. Bis jetzt lief alles mehr oder weniger gut. Jetzt war es an der Zeit, die Reihe von Veranstaltungen zu planen, die zu Beginn der dritten Woche starten sollten.
Lex lächelte, als er die Vorschläge der Planungsabteilung aufrief. In den nächsten Wochen standen drei wichtige Ereignisse an, von denen zwei eine umfassende Umgestaltung des Gasthauses erforderten – wenn auch nur vorübergehend.
Je länger er sich die Entwürfe ansah, desto mehr lächelte Lex. Die neuesten Vorschläge sahen sogar vor, die endlosen Blitzschläge im Gasthaus in die nächsten beiden Veranstaltungen einzubauen.
Das war mutig, und Lex gefiel es. Er machte sich daran, alle Änderungen fertigzustellen und so einzustellen, dass sie automatisch zu Beginn der dritten Woche aktiviert wurden.
Während diese beiden Events eher auf die normalen oder weniger abenteuerlustigen Gäste zugeschnitten waren, richtete sich das dritte und letzte Event an diejenigen, die mehr Lust auf Risiko und Belohnung hatten.
Die Zahl der kleinen Reiche, die mit dem Gasthaus verbunden waren, hatte 337 erreicht, und es wurden immer noch mehr. Lex konnte zwar die Öffnung der Tore zu den kleinen Reichen sowie deren Standorte vollständig kontrollieren, aber er konnte nicht in sie hineinsehen. Daher hatte er wirklich keine Ahnung, wie gefährlich oder sicher sie waren.
Aber sie waren jetzt Teil der Herberge, also konnte er sie auch nicht einfach ignorieren.
Das dritte Event würde eine Jagd beinhalten, bei der zuerst die Eingänge gefunden werden mussten, die Lex in der Umgebung der Herberge versteckt hatte. Nachdem die Gäste eine Verzichtserklärung unterschrieben hatten, dass die Herberge nicht für Gefahren oder Schäden haftete, die ihnen beim Betreten der Reiche entstehen könnten, durften sie die Nebenreiche frei erkunden.
Auf diese Weise bekam Lex nicht nur eine tolle Veranstaltung, die Gäste unterhalten konnte, die sich nicht besonders für Festivals interessierten, sondern er konnte auch Informationen über diese Nebenwelten sammeln. Sobald er wusste, was diese Welten tatsächlich enthielten und wie gefährlich sie waren, konnte er sie regelmäßig in das Gasthaus integrieren und den Gästen für den Eintritt und die Erkundung eine Gebühr berechnen.
Das würde natürlich erst nach dem Ende der Veranstaltung geschehen.
„Hey Lex“, sagte Mary, die neben ihm auftauchte. „Erinnerst du dich an den Bereich, den du speziell für deine Geistergäste bauen wolltest?“
„Ja, ich erinnere mich. Ich habe vor, mich darauf zu konzentrieren, sobald das Festival vorbei ist und ich Zeit habe. Ich möchte mich erst gründlich informieren, bevor ich es einrichte. Warum?“
„Nun, ich denke, du solltest vielleicht etwas früher damit anfangen“, sagte sie mit einem Achselzucken. „So ziemlich jeder, der bei dem Versuch, Schwierigkeiten zu überwinden, gestorben ist, verwandelt sich in einen Geist. Wir haben bereits zwölf, und so wie es aussieht, wird diese Zahl nur noch steigen.“
Lex war überrascht von dem, was er hörte. Er sah sich in der Taverne um, um zu sehen, was er finden konnte, und genau wie Mary gesagt hatte, fand er insgesamt zwölf permanente Geistgäste. Was sie jedoch nicht erwähnt hatte, war, dass elf dieser Geister sich in einen Trenchcoat und Jeans gezwängt hatten – nur Gott wusste, wo sie die gefunden hatten – und in der Taverne herumliefen und so taten, als wären sie normale Menschen.
War das wirklich das Verhalten, das jemand zeigen sollte, der gerade erst gestorben war?
