Eigentlich machte sich Lex keine großen Sorgen. Das System hatte bisher immer zuverlässig passive Angriffe abgewehrt, sodass weder der Anblick noch die Geräusche des Babys irgendjemanden in den Wahnsinn treiben würden. Allerdings konnte Lex nicht garantieren, dass niemand seinen Appetit verlieren würde.
Das „Baby“, das tief und fest schlief, war etwas über 7,6 Meter groß.
Seine menschenähnliche Gestalt machte es nicht gerade sympathischer, denn die schuppigen Tentakel, die aus seinem Gesicht ragten, waren nicht leicht zu ignorieren.
Die Flügel, die sich hinter seinem Rücken ausbreiteten, hätten ihm vielleicht einen Hauch von Niedlichkeit verliehen, wären sie nicht mit Spitzen versehen gewesen, die hart und scharf genug waren, um Metall zu durchbohren.
Als ob das alles noch nicht genug wäre, kam dann noch der Geruch hinzu. Anita, die bald Mutter werden würde, hatte sich intensiv mit Kindererziehung beschäftigt und dabei gelernt, dass es auf der Erde üblich war, Babys mit Puder zu pudern, um Hautausschläge zu verhindern. Der Kontrast zwischen dem schrecklichen Anblick und dem einladenden, angenehmen Geruch von Babypuder war genug, um jeden zu verwirren und zu erschrecken.
Lex schüttelte den Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit anderen Dingen zu. Da es sich um ein Fest handelte, waren natürlich viele mit ihren Kindern da. Für diejenigen, die ihre Kinder bei sich behalten wollten, gab es ein ganzes Gasthaus voller Attraktionen. Doch Lex vergaß auch nicht diejenigen, die ihre Kinder nur abgeben oder sich getrennt von ihnen aufhalten wollten.
Man könnte meinen, dass Lex für so einen Fall einfach die Festlichkeiten in den Kinderbetreuungsbereich verlegt hätte, aber das war nicht der Fall. Das wäre zu offensichtlich und zu langweilig gewesen. Nein, Lex hatte das ganze Raumschiff in eine neue Kinderbetreuung verwandelt!
Als Erstes musste das Aussehen ein bisschen angepasst werden. Ehrlich gesagt war es so riesig, dass man von so nah kaum einen Blick auf das ganze Schiff werfen konnte. Trotzdem wollte Lex diesen Aspekt nicht einfach ignorieren.
Er hat das Schiff nicht mit bunten Farben oder Cartoons vollgeklebt, um es zu verschandeln. Nein, zuerst hat er es gereinigt, denn jeder, der genau hinsah, konnte Spuren von Abnutzung und Gebrauch erkennen.
Nachdem er den silbernen Rumpf wieder auf Hochglanz gebracht hatte, fügte er in enger Zusammenarbeit mit der Planungsabteilung, die Tausende anderer Raumschiffe überprüfte, verschiedene Waffen hinzu, die natürlich nicht funktionierten und nur der Optik dienten, ästhetische Kurven bildeten und das Schiff insgesamt viel ansprechender machten.
Oben und unten am Schiff gab’s ein Ober- und ein Unterdeck aus einem transparenten Material, das wie Glas aussah, aber viel widerstandsfähiger war. Lex verbesserte es und machte es bequem für alle, die sich hinsetzen und die Aussicht genießen wollten. Natürlich gab’s auch Restaurants und Cafés in jeder Ecke.
Die wirklichen Veränderungen, die Lex für die Kinder vornahm, fanden jedoch im Inneren des Schiffes statt.
Das automatisierte, beschleunigte Transportsystem für die Besatzung des Schiffes ließ sich mit dem System ganz einfach umbauen und in endlose Rutschen und Achterbahnen verwandeln.
Die Selbstwartungs- und Reinigungsfunktion war äußerst nützlich und funktionierte überall, sodass Lex nicht zögerte, verschiedene Teile des Schiffes in Labyrinthe und Spielplätze zu verwandeln. Die Antigravitations- und Weltraumkampf-Übungskammern wurden von Lex umgebaut und in eine extreme Fangzone verwandelt!
Die autarken Farmen des Schiffes blieben größtenteils intakt, aber Lex schuf Bereiche, in denen die Kinder im Dreck spielen oder sich im Anbau versuchen konnten, wenn sie wollten. Es gab endlos erscheinende Schwimmbecken, die alle mit praktischen Unterwasser-Atemgeräten ausgestattet waren, sodass Lex auch Unterwasserfahrgeschäfte und Spielplätze nicht vergessen hatte.
Natürlich waren nicht alle Kinder hyperaktiv und wollten die ganze Zeit spielen, und für sie gab es gemütliche Bereiche mit Spielzeug, Essen, Sofas, Betten und vielem mehr.
Die Kaninchen waren wieder einmal für die Leitung dieser neuen Kindertagesstätte zuständig, sehr zu ihrem Leidwesen. Lex war jedoch der Meinung, dass die Idee gut funktionieren würde. Und so war es auch.
Die Reaktion auf das neu aufgewertete Raumschiff/den Spielplatz war so überwältigend, dass auch viele Erwachsene mitmachen wollten. Nun, solange sie die Kinder nicht störten, sah Lex keinen Grund, sie daran zu hindern.
Es muss erwähnt werden, dass das interne Sicherheitssystem des Schiffes außerordentlich beeindruckend war. Zusammen mit dem zusätzlich angeheuerten Sicherheitspersonal sorgte es dafür, dass die Kinder im gesamten Gasthaus in allergrößter Sicherheit waren.
Natürlich erhöhte die Nutzung weiterer Funktionen des Raumschiffs Lex‘ Ausgaben. Schließlich hatte er keine geeignete Energiequelle für das Raumschiff und versorgte es daher mit MP. Da jedoch nur knapp 1 % der Kapazitäten des Raumschiffs genutzt wurden, waren die Kosten überschaubar.
Die Beliebtheit des von Lex gebauten Raumschiff-Spielplatzes wurde nur noch von der Beliebtheit aller anderen Festivalaktivitäten übertroffen, wenn auch nur knapp. Insgesamt schien das Festival unglaublich gut zu laufen. Als ob das noch nicht genug wäre, gab es kaum Probleme, sodass man fast meinen konnte, dass kein Sicherheitspersonal nötig war.
Lex dachte, sein Glück würde sich endlich wenden, aber das lag eher daran, dass der Kamin die Seelen seiner Feinde direkt am Eingang der Taverne verbrannte, als Lex klar war. Das war sowohl eine Warnung an alle Unruhestifter als auch eine Beruhigung für Gäste, die sich um ihre Sicherheit sorgten, dass die Taverne kein Ort war, an dem einfach jeder Ärger machen konnte.
Ein paar Stunden vergingen und alles schien gut zu laufen, als Lex die Nachricht erhielt, dass Larry beschlossen hatte, Suzuki im Murder Grounds herauszufordern.
Der Murder Grounds war eine neue Funktion, die seine Taverne erhalten hatte, nachdem Lex den Mann mit dem Murder-System getötet hatte. Mit dieser Funktion konnte Lex jeden angreifen, solange er sich auf einem Planeten befand, der mit der Taverne verbunden war, und sowohl das Ziel als auch sich selbst in den Murder Ground teleportieren.
Lex musste jemanden physisch berühren, um ihn für den Murder Ground auszuwählen.
Dort angekommen, waren beide gefangen, bis einer den anderen tötete. Es gab keinen Ausweg. Aber es gab jetzt eine zusätzliche Funktion, mit der Lex den Murder Ground vermieten konnte, sodass jeder, der eine Fehde hatte, einen neutralen Ort hatte, um sie beizulegen. Das Konzept war das gleiche, und keine der beiden Parteien konnte gehen, bis die andere gestorben war.
Im Falle einer Vermietung konnten statt nur einer Person gegen eine andere ganze Armeen herangezogen werden.
Natürlich mussten bei einer Vermietung beide Parteien der Nutzung zustimmen.
Lex sah sich in der Taverne um und entdeckte Lary, der Suzuki öffentlich konfrontierte. Ein paar Leute hatten angehalten, um das Drama zu beobachten, aber die meisten schienen an ihnen vorbeizugehen.
„Ach komm schon, Mr. Larry. Muss das wirklich sein? Ich habe dir doch gesagt, dass wir beide viel zu gewinnen haben. Ich habe einen Hinweis auf deine Familie, und du kannst mir helfen, meine eigenen Ziele zu erreichen, wenn du mir dabei hilfst. Warum lässt du dich von Gerüchten, die von ein paar Fremden verbreitet werden, von einem so lukrativen Geschäft abhalten?“
„Du musst mir keine Rede halten, sag mir einfach, ob du einverstanden bist. Eine solche Chance, gegen mich zu kämpfen, wirst du nie wieder bekommen. Die einzige Bedingung ist natürlich, dass du selbst gegen mich kämpfst und dich nicht auf deinen Handlanger verlässt.“
Larry hätte natürlich keine so drastische Entscheidung getroffen, wenn er sich nur auf die Informationen von Anakin verlassen hätte müssen. Aber nachdem Anakin ihm die Informationen über Suzuki gegeben hatte, war es für Larry ein Leichtes, diese selbst zu überprüfen. Schließlich war Larry selbst mehr als nur ein Computerfreak und hatte Zugang zu allen möglichen Netzwerken und Datenbanken.
Suzuki hörte endlich auf zu lächeln und sah ihn mit einem Anflug von Verärgerung an. Diese eine dumme Kopfgeldjagd, die er angenommen hatte, hatte ihn Monate seiner Zeit gekostet.
Außerdem sah er keine andere Möglichkeit, die Sache in absehbarer Zeit zu lösen, da Larry sich entweder in der Herberge oder in King Marlos Haus versteckte. Beides waren Orte, an denen er es sich nicht leisten konnte, etwas zu unternehmen.
„Na gut, du Bengel. Ich nehme deine Herausforderung an.“
Vor beiden erschien ein kleines digitales Fenster, in dem die Regeln des Murder Grounds aufgeführt waren und sie gefragt wurden, ob sie sich sicher seien, dass sie zustimmen. Nachdem beide „Ja“ ausgewählt hatten, erhielten sie eine weitere Aufforderung, ob sie wollten, dass ihr Kampf live übertragen wird!
Ohne zu zögern wählten beide „Nein“!
Suzuki wollte seine Identität und seinen Beruf geheim halten, während Larry seine eigenen Geheimnisse zu bewahren hatte.
Danach wurden beide weggebeamt. Natürlich konnte Lex ihren Kampf weiterhin selbst verfolgen und sah, dass sie beide in einer ihm bekannten Ruine aufgetaucht waren. Tatsächlich kam ihm diese Ruine nicht nur bekannt vor, sondern die Schäden von Lex‘ Kampf mit dem Mörder waren auch noch zu sehen.
Die beiden verschwendeten keine Zeit mit Sightseeing und begannen sofort ihren Kampf, wobei einer von ihnen von Anfang an einen riesigen Vorteil hatte! Lex riss die Augen auf, als er versuchte zu verstehen, was er da sah.
