„Was hast du denn vor?“, fragte Gerard mit etwas ernsterem Blick. Wenn es um Sicherheit ging, nahm er nichts auf die leichte Schulter, und diese Angelegenheit, bei der sie die Initiative ergriffen und eine Änderung der Vorgehensweise vorschlugen, erforderte seine volle Aufmerksamkeit.
„Wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann würde ich, wenn es nach mir ginge, alle Regelverstöße mit der Todesstrafe belegen!“, sagte Luthor mit zusammengekniffenen Augen. „Aber wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass der Ruf des Gasthauses Schaden nimmt. Daher müssen unterschiedliche Verstöße auch unterschiedlich bestraft werden.
In diesem Fall würde nach meiner Vorstellung die leichteste Übertretung für einen Ersttäter mit einem einjährigen Hausverbot für die Herberge geahndet werden, während Wiederholungstäter dauerhaft ausgeschlossen würden. Wir könnten auch alle Aufgaben, die sie im Gildenraum ausführen oder beantragen, aussetzen. Je nach Schwere des Vergehens könnte die Strafe sogar noch strenger ausfallen.
Soweit ich weiß, haben vor einiger Zeit einige Marodeure die Herberge überfallen und werden immer noch als Gefangene dort festgehalten.“
„Ja, das ist richtig“, antwortete Gerard. Er kümmerte sich um die Sicherheit und Verpflegung der Gefangenen, weshalb er einer der wenigen war, die noch von ihnen wussten. Die anderen schienen sie vergessen zu haben.
„Es waren Plünderer, die die Herberge überfallen haben. Viele von ihnen wurden gefangen genommen, anstatt einfach getötet zu werden. Der Wirt hatte keine Lust, sie hinzurichten, deshalb werden sie bisher in der Herberge versteckt gehalten.“
„Ausgezeichnet, dann müssen wir also auch einen Kerker oder ein Gefängnis einrichten. Gäste, die gegen sehr schwere Regeln verstoßen, können ins Gefängnis gesteckt oder anderweitig bestraft werden.
Natürlich müssen wir dafür die Erlaubnis des Gastwirts einholen, aber wir sollten einen vollständigen Vorschlag ausarbeiten, bevor wir ihn ihm vorlegen.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass wir viele starke Kultivierende haben, aber die meisten von ihnen sind auf einem niedrigen Niveau. Wir sollten einen gründlichen Rekrutierungsplan ausarbeiten und ihn dem Gastwirt vorlegen. Einige der Gäste sind wirklich talentiert, und wir sollten sie nach besten Kräften einsetzen.
Gleichzeitig ist mir aufgefallen, dass wir viele Arbeiter haben, die alle sehr gut behandelt werden, aber nur sehr wenige zusätzliche Leistungen erhalten, was dazu geführt hat, dass alle selbstgefällig geworden sind. Ich denke, wir sollten ein Beförderungssystem entwickeln, um die Mitarbeiter zu motivieren, härter zu arbeiten …“
Das böse Leuchten in Luthors Augen wurde noch intensiver. Er hatte einen sehr berechnenden und mathematischen Verstand, und die Herberge, so makellos sie auch war, steckte voller Ineffizienzen.
Das war natürlich nicht die Schuld des Gastwirts, sondern das Ergebnis der Mitarbeiter, die er für unzulänglich hielt.
Der Gastwirt hatte ihm vertraut, und Luthor würde ihn nicht enttäuschen. Dafür würde er sorgen.
*****
Lex hatte Luthor entlassen, weil er nicht mit weiteren Gästen rechnete und das Gasthaus erkunden wollte, von dem er so lange weg gewesen war, aber es sollte nicht sein.
Ein paar Angestellte der Herberge wollten mit dem Wirt sprechen, weil sie ihm einiges zu berichten hatten. Mary hatte ihn zwar über alles Wichtige auf dem Laufenden gehalten, aber das betraf nur die großen Dinge. Viele kleine Details, die die Herberge betrafen, waren ihm während seiner Abwesenheit entgangen.
Nun, er konnte niemandem die Schuld geben, und seine Arbeit wurde auch nicht weniger, wenn er sie vermied. Er begann, sich mit allen nacheinander zu treffen. Der erste Mitarbeiter, den er traf, war die galaktische Schildkröte Sovereign, die ihn in das Gewächshaus gebeten hatte.
Eigentlich sollte man es wegen seiner enormen Größe und beeindruckenden Erträge nicht mehr Gewächshaus nennen, sondern Farm.
Auf den sanften Hügeln des Midnight Inn waren Gemüsefelder angelegt, und in der Nähe gab es auch mehrere Obstgärten. Die Anlage, die das Gewächshaus schützen sollte, war sowohl in ihrer Größe als auch in ihrer Funktion mehrfach verbessert worden. Da sie nur dazu diente, Eindringlinge zu verwirren und daran zu hindern, zu tief in das Innere vorzudringen, waren die Verbesserungen nicht sehr kostspielig.
Zumindest nicht mit nur 700 Millionen MP!
Dadurch war das Gewächshaus bisher sicher geblieben, aber jetzt überlegte Lex, den Gästen als Freizeitaktivität das Obstpflücken anzubieten.
Ihm kam der Gedanke, dass er wahrscheinlich einige coole Verbesserungen bekommen würde, wenn er sich ein landwirtschaftliches System zulegen würde. Schließlich war die Unterstützung, die ihm sein eigenes System bei der Instandhaltung des „Gewächshauses“ bot, sehr begrenzt.
„Wie geht’s dir?“, fragte Lex, als er vor der riesigen Schildkröte stand, die ihren Panzer in der Erde vergraben hatte. Lex hatte keine Ahnung, was sie da machte, und er wollte auch nicht fragen.
„Es gab einen kleinen, winzig kleinen Unfall“, sagte die Schildkröte ganz langsam. „Ja, nur einen kleinen, winzig kleinen Unfall. Oh je, warum hört mir denn niemand zu?“
„Was ist denn passiert?“, fragte Lex plötzlich ganz ernst. Es war das erste Mal, dass er die Schildkröte so aufgeregt hörte.
„Nun, ein Gast hat mir eine stattliche Provision gezahlt, damit ich einen Setzling pflanze und ihm helfe, schnell zu wachsen. Da die Bedingungen für das Wachstum des Setzlings normalerweise zu schwierig zu finden waren, habe ich angenommen. Zunächst war alles in Ordnung. Dann entwickelte der Setzling ein Bewusstsein. Dann verschmolz er mit der Delinquent Viper Vine, die unter dem Boden des Gasthauses versteckt war, und übernahm die Kontrolle über die Ranken.“
Lex war über diese Nachricht äußerst beunruhigt, da sich die Delinquent Vines bis weit über das Gelände der Herberge hinaus ausbreiteten und ein sehr wichtiger Teil des Sicherheitssystems der Herberge waren. Sie hielten alle Unruhestifter zurück, bevor die Wachen oder der Sicherheitsdienst sie erreichen konnten. Wenn jemand die Sicherheit der Herberge außer Kraft setzte, würde das problematisch werden.
„Zeig mir das“, sagte Lex ernst.
Die Schildkröte überlegte einen Moment und drehte sich dann um. Die Erde, die sie bedeckte, wurde aus dem Boden gerissen und fiel überall hin, hinterließ aber in der Mitte, wo die Schildkröte gelegen hatte, ein Loch.
Dort, im Boden, stand eine kleine, aber sehr vertraute Pflanze.
„Igishima?“, sagte Lex plötzlich erschrocken. Er erinnerte sich gut an die empfindungsfähige Pflanze, denn sie hatte ihn ziemlich erschreckt, als er sie zum ersten Mal während der Mitternachtsspiele gesehen hatte. Aber es konnte nicht Igishima sein, denn er erinnerte sich, eine Benachrichtigung erhalten zu haben, dass sie gestorben war und ihre MP-Balance an ihren Erben übertragen worden war.
Doch die Pflanze sah zu ähnlich aus, als dass es ein Zufall sein konnte.
„Ich heiße McDonald“, sagte der kleine Setzling, „Young McDonald.“
„Hallo Young“, sagte Lex mit einem Anflug von Belustigung, als ihm klar wurde, dass diese Pflanze tatsächlich auch ein Angestellter war! Aber anders als die Schildkröte, die sich selbst als Angestellte eingestellt hatte, behauptete das System diesmal, McDonald sei nur aufgrund der einzigartigen Umgebung, die es ihm bot, entstanden, und akzeptierte ihn daher in Form eines Angestellten als Teil des Systems.
„Ich habe gehört, dass du die Ranken unter der Herberge übernommen hast. Was hast du vor, kleiner Setzling?“
Die wenigen grünen Blätter des Setzlings verfärbten sich, als würden sie vor Verlegenheit erröten.
„Ich habe es nicht absichtlich gemacht, versprochen. Es ist einfach … irgendwie passiert.“
„Nun, ich hoffe, du kannst sie weiterhin zum Schutz der Herberge einsetzen, da du sie allen anderen weggenommen hast.“
„Ich weiß nicht, wie …“, sagte der Baum, dessen Stimme zu einem Quietschen wurde.
„Die Schildkröte wird es dir beibringen“, sagte Lex, bevor er sich umdrehte und der Schildkröte einen stillen Blick zuwarf. Es war das erste Mal, dass er die Kontrolle über die Situation verloren hatte, und Lex fand das irgendwie amüsant. Er hatte auch nicht vergessen, dass der kleine Sprinter heimlich MP-Zahlungen angenommen hatte. Es schien, als würde die Schildkröte in ein schelmisches Alter kommen.
„Sag mir Bescheid, wenn noch etwas ist“, sagte Lex ein letztes Mal, bevor er sich zu seinem nächsten Arbeiter teleportierte. Er hatte wirklich viel vor und eine Menge Arbeit zu erledigen. Aber in gewisser Weise war dies wahrscheinlich der beste Weg, um wieder in den Arbeitsfluss zu kommen.
Er traf sich mit ein paar Mitarbeitern, die Harrys Hochzeit planten und Lex um Erlaubnis für ein paar Dinge bitten wollten. Er traf Mitarbeiter, die, wie zu erwarten war, durch das übermäßige Essen der extrem biologischen und nährstoffreichen Speisen des Gasthauses ein wenig zugenommen hatten, und er traf ein paar, die nur Ausreden erfanden, um den angesehenen Gastwirt treffen zu können.
Er traf sich mit Gerards alter Rennmannschaft, die inzwischen stark angewachsen war. Ihre Flotte von Golfwagen war überall auf dem Gelände der Herberge zu sehen, einige fuhren sogar Rennen gegen den Mitternachtszug. Er traf sich mit Little Blue, dem fliegenden Wal, der in den letzten Monaten viel fröhlicher geworden war, und er traf einige der Tiere, die schon so lange in der Herberge lebten, dass sie begonnen hatten, Ackerbau zu betreiben.
Alles lief gut, bis er Velma traf. Sie kam mit mehreren Taschen voller Notizbücher auf ihn zu. Sie hatte Berichte abzugeben, und die waren echt detailliert. Schließlich war sie die Klatschkönigin der Herberge.
