Das Herumprobieren mit Array-Umwandlungen war echt nervig. Nach seinem ersten „Hallo Welt“-Versuch hat Lex nicht mehr versucht, eigene Arrays umzuwandeln, sondern immer wieder das erste Array, das er ausprobiert hatte. Nachdem er das Array zehnmal erfolgreich umgewandelt hatte, hat er mal innegehalten, um zu sehen, wie weit er gekommen war.
Das Erste, was ihm auffiel, war, dass er vorerst extrem langsam beim Bilden eines Arrays war. Wenn er versuchte, das Schreiben eines Zeichens auch nur ein wenig zu beschleunigen, wurde das Zeichen unterbrochen und die gesamte spirituelle Energie verschwand. Das war nur bei diesem einfachen Array der Fall, bei komplizierteren Arrays verschwand die Energie nicht, sondern es kam zu einer negativen Reaktion.
Das zweite, was ihm auffiel, war, dass er so lange brauchte, um ein Array zu bilden, dass große Veränderungen in der spirituellen Energie der Umgebung das Array stören und zum Scheitern bringen konnten. Das war ein Problem, das er lösen musste. Er lernte auch, dass das Array ebenfalls scheitern würde, wenn er zu lange brauchte, um es zu bilden.
Zum Glück hatte er schon einen Anfängerkurs für Formationen gemacht und wusste, wie er viele dieser Probleme lösen konnte. Jetzt musste er nur noch ab und zu was anpassen und viel üben.
In den nächsten Tagen übte Lex nur seine Techniken oder Formationen und traf sich mit Amelia, wenn sie Zeit hatte, um sich auszuruhen und dafür zu sorgen, dass er sich nicht verausgabte.
Als der Unterricht begann, musste er seine Übungszeit reduzieren, was zwar seinen Fortschritt in Bezug auf seine Techniken verlangsamte, ihm aber in anderen Bereichen half. Vor allem in seinem Kurs, in dem er mehr über Kultivierung im Allgemeinen lernte. Tatsächlich konnte Lex schon in der ersten Stunde verstehen, warum sein „Gefahreninstinkt“ so viel ausgeprägter war als der der Menschen um ihn herum.
„Die Kultivierung ist bei verschiedenen Spezies unterschiedlich, und jede hat ihre eigenen Hindernisse“, erklärte der Professor.
„Wir werden uns jedoch vorerst nur auf die menschliche Kultivierung konzentrieren. Unabhängig davon, welchem Kultivierungssystem du folgst, wird die menschliche Kultivierung in drei grundlegende Kategorien unterteilt, nämlich die Seele, den Geist und den Körper.
Die spirituelle Kultivierung ist eine der am weitesten verbreiteten, vor allem weil die dafür benötigten Ressourcen leicht verfügbar sind. Das heißt aber nicht, dass sie stärker oder schwächer ist als die anderen Wege. Jeder hat seine eigenen Vorteile.
Zum Beispiel scheint es schwieriger zu sein, einen Feind zu besiegen, der seinen Körper kultiviert, aber das liegt nur daran, dass die meisten Leute eher daran gewöhnt sind, gegen spirituelle Kultivierende zu kämpfen.
In Wahrheit wäre es am besten, alle drei Wege gleichzeitig zu gehen, aber das ist extrem schwierig, weil es viel Zeit und Ressourcen braucht und es fast unmöglich ist, drei Techniken zu finden, die man gleichzeitig praktizieren kann.
Aber es ist nicht alles verloren, denn selbst wenn du nur einen Weg gehst, werden die anderen beiden mit der Zeit auch beeinflusst.
Wenn wir über konkrete Vorteile sprechen, fangen wir mit der spirituellen Kultivierung an. Wenn du den Weg der spirituellen Kultivierung gehst, bekommst du eine starke und präzise Kontrolle über spirituelle Energie. Diese Kontrolle kann dir dann in verschiedenen Berufen zugute kommen, zum Beispiel als Waffenschmied, Array-Meister, Formationsmeister und mehr.
Außerdem bekommst du in der Goldenen Kernstufe Zugang zu spiritueller Wahrnehmung, einem sechsten Sinn, mit dem du nicht nur die Welt um dich herum beobachten, sondern auch mit ihr interagieren kannst. Damit kannst du direkt mit anderen kommunizieren und bist sensibler für Veränderungen der spirituellen Energie in deiner Umgebung.
Ein weiterer Vorteil, der oft übersehen wird, ist, dass du durch das Kultivieren des spirituellen Weges die Kapazität deines Gehirns steigern kannst. Das heißt nicht, dass du dadurch direkt schlauer wirst, aber du kannst besser multitasken, besser extrapolieren und deine Denkprozesse werden insgesamt besser.“
Der Professor ging nicht näher darauf ein, aber Lex verstand das Prinzip. Es war wie die Verbesserung des Prozessors und des Arbeitsspeichers in einem Computer. Wenn die Aufgaben, die du mit dem Computer ausführst, durch einen Mangel an diesen Komponenten beeinträchtigt werden, wirst du plötzlich eine Leistungssteigerung feststellen. Wenn du jedoch von vornherein nicht viel machst, wird sich eine Verbesserung des Computers nicht bemerkbar machen.
Oder, einfacher ausgedrückt: Wenn du von Anfang an schlau warst, konntest du plötzlich viel mehr leisten. Wenn du jedoch dumm warst, bliebst du trotz einer Verbesserung deiner Bildung immer noch dumm, nur dass du nun schneller dumm warst.
Lex kicherte leise vor sich hin, bevor er sich wieder dem Professor zuwandte.
„Die zweithäufigste Form der Kultivierung ist die Körperkultivierung. Es ist wohl klar, dass der Körper die Grundlage unseres Lebens ist, und wenn du deinen Körper kultivierst, wirst du widerstandsfähiger und schwerer zu töten. Ein häufiges Missverständnis ist, dass Körperkultivierende sich auf große körperliche Stärke konzentrieren, und obwohl das auf viele von ihnen zutrifft, ist das nicht das Wesentliche der Körperkultivierung.
Das Wesentliche an der Körperkultivierung ist die Erhaltung des Lebens. Gleichzeitig wird als Nebeneffekt das Unterbewusstsein stark gestärkt. Das heißt, dass dein Gehirn nicht nur besser für die verschiedenen Funktionen deines Körpers sorgen kann, sondern dass du auch sensibler für die kleinsten Details deiner Umgebung wirst.
Wenn zum Beispiel jemand vor dir steht und dich plötzlich angreifen will, spürt dein Körper automatisch die winzigen Veränderungen, die sein Körper vor dem Angriff zeigt, und warnt dich.
Bewusst merkst du vielleicht nicht, dass er seine Haltung verändert, seine Muskeln anspannt oder mit seinen Augen nach einer Schwachstelle sucht, aber dein Gehirn tut das und warnt dich in Form von Instinkten oder Bauchgefühlen.
Aber es geht noch weiter. Manchmal kommt die Bedrohung für dein Leben nicht von einer Person, sondern von einem externen Faktor außerhalb deines aktuellen Blickfeldes. Da der Fokus von Körperkultivierenden auf der Erhaltung des Lebens liegt, sind sie manchmal in der Lage, Bedrohungen oder Gefahren aus großer Entfernung zu erkennen, ohne dass es offensichtliche Anzeichen für die Gefahr selbst gibt.
Die Theorie dahinter wird in einem fortgeschritteneren Kurs behandelt, du musst nur wissen, dass sie dazu in der Lage sind.
Wir kennen jetzt die individuellen Vorteile der Kultivierung zweier Wege, aber was passiert, wenn man beide gleichzeitig kultiviert? Bleiben die Effekte gleich oder werden sie möglicherweise sogar noch stärker? Die Antwort lautet: Die Effekte bleiben nicht nur erhalten, sondern sie nehmen exponentiell zu.
Der Kultivierende hätte bereits die Energieempfindlichkeit eines spirituellen Kultivierenden, aber durch die Kraft des Unterbewusstseins des Körperkultivierenden würde seine Kontrolle schnell das Niveau der fähigsten Meister erreichen und auch seine Präzision wäre vorbildlich.
Das heißt nicht, dass jemand, der nicht beide Wege kultiviert, dieses Niveau nicht erreichen kann, sondern nur, dass es mehr Arbeit erfordern würde.
Die Sensibilität der Kultivierenden für Gefahren würde ebenfalls zunehmen, und diesmal wäre der Anstieg sogar noch krasser. Es wurde berichtet, dass doppelt Kultivierende manchmal sogar den genauen Moment spüren können, in dem jemand beschließt, ihnen Schaden zuzufügen, selbst wenn es sich nur um eine Kleinigkeit handelt. Darüber hinaus könnte der Kultivierende aufgrund seiner Sensibilität für Energie möglicherweise auch Gefahren aus der Natur oder Naturkatastrophen erkennen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es die Vorteile beider Kultivierungsarten vereint und um ein Vielfaches verstärkt. Natürlich wisst ihr alle, wie schwierig es ist, einen solchen Weg zu gehen. Das ist definitiv nichts, was man aus einer Laune heraus machen kann.
Damit bleibt endlich der letzte Weg, der Weg der Seele. In gewisser Weise gelten Seelenkultivierende als die Schwächsten und gleichzeitig als die Stärksten. Sie sind die Schwächsten, weil sie keine spirituellen Techniken und keinen starken Körper haben, was sie verwundbarer macht. Sie gelten aber auch als die Stärksten, weil es unglaublich schwierig ist, sich gegen einen Seelenangriff zu verteidigen.
Die meisten Kultivierenden sind völlig unfähig, ihre Seelen vor dem Nascent-Reich zu verteidigen.
Es geht nicht nur darum, dass sie sich nicht verteidigen können. Seelentechniken sind so selten, dass selbst diejenigen, die lernen wollen, ihre Seelen zu verteidigen, dazu möglicherweise nicht in der Lage sind. Seelenkultivierende sind außerdem in verschiedenen Bereichen wie Verfolgung, Verfluchung, Verzauberung und Ähnlichem versiert. Darüber hinaus ist es fast unmöglich, einen Seelenkultivierenden im selben Reich zu belügen oder zu täuschen.
Das liegt daran, dass sie zwar keine Sensibilität für Energie oder Gefahr haben, aber die Absichten jedes Lebewesens anhand der Schwankungen seiner Seele leicht erkennen können. Wenn Seelenkultivierende den Goldenen Kern erreichen, können sie direkt über ihre Seele mit jedem Lebewesen kommunizieren, was ihre Fähigkeit in dieser Hinsicht vielseitiger macht als die Geistessinne.“
