Gerard hatte einen super Tag. Er war auf dem Höhepunkt seines Qi-Trainings und seine Blutlinie hatte sich verbessert! Eine Blutlinienentwicklung war echt schwierig, weil es keinen festen Weg gab, eine Blutlinie weiterzuentwickeln und zu verbessern. Die meisten Leute mit Blutlinien schafften es ihr ganzes Leben lang nicht, ihre Blutlinie zu verbessern, egal wie gut sie trainiert waren.
Das wusste Gerard natürlich nicht. Er dachte nur daran, dass er mit dem von Xeon aufgemotzten Golfwagen und seiner neuen Blutlinie viel entspannter fahren konnte.
Außerdem hatte er heute frei und verbrachte die Zeit mit seinem Kumpel. Wie hätte er da nicht glücklich sein können?
„Wie geht es Pamela? Hat sie sich von dem Vorfall erholt?“, fragte er, während er einen Schluck heiße Schokolade aus der edlen Porzellantasse trank.
„Ihr geht es gut, ihr geht es gut. Nach ein paar Stunden hatte sie sich wieder beruhigt. Aber in letzter Zeit scheint sie ihre ganze Freizeit im Gamer’s Den zu verbringen“, antwortete Velma mit einem besonderen Glanz in den Augen. Sie liebte es zu tratschen – das gab ihr einen richtigen Kick. Seit Helen verschwunden war, hatte sie ihre Tratschpartnerin verloren, sodass sie jetzt nur noch selten Gelegenheit dazu hatte.
„Schön, dass die Kinder sich so gut verstehen“, meinte Gerard, der selbst erst seit ein paar Monaten hier arbeitete.
Gerade als Velma weiter über den spannenden Klatsch über Pamela und Z erzählen wollte, tauchte ein Raskal vor ihnen auf. Die beiden hatten sich an einem Picknickplatz im Wald in der Nähe des Gewächshauses unterhalten, um ungestört zu sein. Dass hier, so weit weg von allen Hauptgebäuden, ein Gast auftauchte, war ungewöhnlich, aber nicht unmöglich.
Obwohl sie gerade Pause machten, machten sich die beiden bereit, den Gast zu begrüßen, als der Nascent einen Geistangriff auf sie startete. Es gab eine verheerende Explosion und eine Rauchwolke füllte die Luft, während einige der umliegenden Bäume umstürzten und nun an den noch unbeschädigten Bäumen lehnten.
Der Raskal hatte bereits an den beiden Qi-trainierenden Insekten vorbeigeschaut und suchte mit seinem Geistessinn die Gegend ab, wobei seine Aufmerksamkeit auf eine Formation im Wald gelenkt wurde, die er entdeckt hatte.
„Das war ziemlich unhöflich“, sagte Gerard mit gerunzelter Stirn, während er sich den Staub von seiner Weste klopfte. In seiner rechten Hand hielt er immer noch die Tasse, in der sich die heiße Schokolade ohne eine einzige Welle befand. Hinter ihm lehnte Velma verwirrt an Gerard, um sich abzustützen. Ihr Haar war zerzaust, aber ansonsten war sie unverletzt.
Der Raskal war überrascht, begann aber plötzlich, mit seinem Geist die Umgebung abzusuchen, um den versteckten Experten zu finden, der die beiden beschützt hatte. Aber nach ein paar Sekunden der Suche fand er niemanden.
„Der stellvertretende Gastwirt hat mir gesagt, dass ihr zu einer Gruppe von Eindringlingen gehört und wir im Moment unterbesetzt sind, also muss ich mich selbst um euch kümmern“, sagte Gerard, während er die Teetasse auf den Boden stellte und seine Augen dabei silbern zu leuchten begannen.
Gerard war, wie die anderen Angestellten des Gasthauses, stolzer Besitzer der Regalia-Bloom-Blutlinie.
Das war eine unglaublich mächtige Blutlinie, die mit einem hohen Preis verbunden war. Die Blutlinie ermöglichte es dem Träger, die Energie in einem bestimmten Bereich um sich herum zu kontrollieren. Um welche Art von Energie handelte es sich dabei?
Jede Energie, die der Träger wahrnehmen konnte, sei es Gravitationsenergie, kinetische Energie, Wärmeenergie, elektromagnetische Energie, Chaosenergie, Urkraft, spirituelle Energie usw.
Diese Energie konnten sie dann manipulieren, um beliebige Gegenstände oder Waffen als Medium für diese Energie zu umhüllen.
Es klang einfach, war aber alles andere als simpel. Ein Beispiel: Wenn Gerard mitten in einer Explosion stand, konnte er die ganze Hitze, den Lärm und die Energie in die Triebwerke seines neuen Golfwagens leiten und damit den Wagen antreiben, ohne dass ihm was passierte.
Natürlich gab es Grenzen, wie viel er übertragen konnte, denn jedes Mal, wenn er diese Fähigkeit einsetzte, war er körperlich erschöpft und seine Blutlinie musste sich erst wieder erholen. Es war also nicht so, dass man ihn einfach in eine nukleare Explosion werfen und dann erwarten konnte, dass er die gesamte Energie von sich wegleiten würde.
Selbst wenn er ein Dutzend heiße Schokoladen trinken würde, wäre er irgendwann körperlich so erschöpft, dass er die Fähigkeit nicht mehr einsetzen könnte, und dann würde ihn die Explosion töten.
Wenn er aber die körperlichen Fähigkeiten von Marlo hätte, wäre es für ihn überhaupt kein Problem, die Energie einer nuklearen Explosion zu kanalisieren. Aber keine große Macht kommt ohne Preis. Das galt auch für die Regalia Bloom. Als Gegenleistung dafür, dass sie ihm Zugang zu der gesamten Energie des Universums gewährte, veränderte die Blutlinie seinen Körper langsam und stetig, wie ein Krebs, der nicht behandelt werden konnte.
Ja, egal wie sehr er sich dagegen wehrte, Gerard konnte den Preis nicht vermeiden. Der Regalia Bloom wirkte weiter auf seinen Körper ein und machte ihn langsam unwiderstehlich attraktiv. Unterschätzt nicht die Schwere dieser Last. Das war nicht die zarte Schönheit, von der in Romanen die Rede ist, die den Hauptcharakter schöner und attraktiver macht. Nein, das war eine Anziehungskraft, die Raum und Zeit überschritt.
Ohne sein Aussehen tatsächlich zu verändern, würde Gerard langsam von allen geliebt werden, die ihn sahen, unabhängig von ihren Vorlieben oder ihrem Geschmack. Er hatte die Auswirkungen der Blutlinie ursprünglich unterschätzt, als er eine Schar alter Damen um sich scharte, die nur von ihm chauffiert werden wollten.
Jetzt sagten sogar unzählige Frauen mittleren Alters ihm ihre Liebe, weil sie seinem weißen Haar nicht widerstehen konnten. Aber wie konnte er als Gentleman ihre Familien auseinanderreißen? Die Last ihrer endlosen Liebe war etwas, das er gerade erst zu ertragen gelernt hatte.
Aber man musste bedenken, dass all das nur die Wirkung und der Preis der Regalia-Bloom-Blutlinie war, bevor er sie verbessert hatte. Jetzt aber …
Als der silberne Glanz in seinen Augen stärker wurde, hob sich Gerards Körper in die Luft und er blickte auf den Raskal herab wie ein König auf einen Bauern.
„Weißt du nicht, dass es gegen die Etikette verstößt, eine Dame zu schlagen?“, sagte er, und seine Stimme traf den Raskal wie eine Schockwelle, die ihm fast die Trommelfelle zerriss.
„Ich werde dir Manieren beibringen.“
Gerards neuer und verbesserter Golfwagen, der vor dem Wald geparkt war, flog wie ein silberner Stern durch die Luft auf ihn zu. Gerard zog vorsichtig seinen Blazer aus und legte ihn ab, gerade rechtzeitig, bevor der Golfwagen auftauchte. Er legte den Blazer auf den Beifahrersitz und setzte sich selbst hinter das Steuer.
Ohne dem Raskal Zeit zu geben, zu reagieren, schwebte der fahrende Golfwagen durch die Luft und krachte mit der Seite gegen ihn, ohne auch nur einen Kratzer an der neuen Lackierung zu hinterlassen.
Der Raskal wurde gnadenlos durch den Wald geschleudert und krachte durch eine Reihe von Bäumen. Selbst als der Außerirdische versuchte, sich mit seiner geistigen Kraft aufzuhalten, tauchte der Golfwagen wieder auf und schlug ihm diesmal mit einem der Reifen ins Gesicht.
„Oh, und willkommen im Midnight Inn.“
