„Wie kannst du das nur mit dir machen?“, fragte Drum genervt. Sie waren schon vor ein paar Stunden angekommen und hatten sich ein Zimmer im Haus des Dorfchefs teilen müssen.
Drum hatte sich echt bemüht, den Dorfbewohnern klar zu machen, dass er ihnen helfen könnte, ihre Gebäude zu verstärken oder vielleicht ein paar Befestigungen zu bauen, aber die Dorfbewohner nahmen seine Vorschläge nicht an. Erstens waren ihre Häuser keine schwachen Konstruktionen und hatten schon einige Schneestürme überstanden.
Zweitens hatten sie aufgrund des Wetters in dieser Gegend schon viele wilde Tiere gesehen und solange sie in ihren gut gebauten Häusern blieben, würde ihnen nichts passieren.
Ihre Häuser waren nicht nur stabil, das Holz, das sie verwendet hatten, war auch ein hervorragender Isolator, sodass sie selbst unter den härtesten Bedingungen warm und gemütlich bleiben konnten. Das Einzige, worum sie sich kümmern mussten, war die Nahrung.
„Wenn sie unsere Hilfe nicht wollen, kannst du sie ja nicht zwingen.
Trefft einfach eure eigenen Vorkehrungen. Die Lage wird sich noch lange nicht klären, und ich verlass mich nicht gern auf andere. Vielleicht solltet ihr etwas zu essen suchen, 40 Stunden sind eine lange Zeit. Oder, wenn ihr wirklich eine Formation aufbauen wollt, baut eine in unserem Zimmer.
Wir haben versucht, den Dorfbewohnern zu helfen, wenn sie keine Hilfe wollen, ist das ihre Entscheidung, das heißt nicht, dass wir unser Leben riskieren müssen.“
„Okay, lass uns suchen, was wir finden können.“
„Jetzt nicht, ich mache ein Nickerchen.“
Lex‘ Antwort ärgerte Drum, was Lex wiederum amüsierte. Als Lex mit seinem „Nickerchen“ fertig war, gingen sie hinaus, um im Wald etwas mehr Essen zu sammeln und halfen im Dorf, wo sie konnten.
Als sie in ihr Zimmer zurückkehrten, gestand Drum, dass er keine Formation bauen konnte, weil er nicht die erforderlichen Materialien hatte. Er hatte gehofft, dass die Dorfbewohner ihm das Nötigste zur Verfügung stellen würden, da er ihnen ja helfen sollte.
Das erinnerte Lex an den Ring, den John ihm gegeben hatte und in dem ein Buch über Formationen gespeichert war. Da sie seit 40 Stunden in einem Zimmer festsaßen, zumindest kam es ihnen so vor, holte Lex den Ring heraus und begann, darin zu lesen.
Die Bücher schienen nicht in einem lehrreichen Format geschrieben zu sein, sondern waren eher die Selbstreflexionen des Autors zu den behandelten Themen.
Nicht nur das Universum, selbst eine einzelne Galaxie war für den Autor zu groß, um über die Entstehung von Formationen und Anordnungen darin zu spekulieren, also erzählte er einfach, wie er sie selbst entdeckt hatte.
Es begann damit, dass der Autor zum stärksten Wesen auf seinem Planeten wurde, aber nicht stark genug, um den Planeten tatsächlich zu verlassen, und seine Zivilisation war auch nicht technologisch weit genug entwickelt. Mit unendlicher Kraft und nichts zu tun begann der Autor, seine Welt zu erforschen, als er auf ein seltsames Phänomen stieß.
An einem ansonsten unauffälligen Ort gab es einen einzigen Punkt, an dem die höchste Konzentration an spiritueller Energie zu spüren war, die er je gesehen hatte. Aber die Energie erstreckte sich nur über eine Fläche von etwa einem Quadratmeter. Ein einziger Schritt nach draußen, und er befand sich nicht nur wieder in einem Bereich mit normaler Energiekonzentration, sondern konnte die höhere Energiekonzentration nicht einmal mehr wahrnehmen, da sie perfekt getarnt war.
Nachdem er sich eine Weile damit beschäftigt hatte, fand er heraus, dass es kein verstecktes Erbe oder überwältigendes Geheimnis gab. So wie physikalische Eigenschaften die Welt beeinflussen, zum Beispiel Wind, der in einem Tal schneller wird, oder die Kälte des Winters, die Regen in Schnee verwandelt, so führten auch verschiedene zufällige spirituelle Eigenschaften zu diesem speziellen Ergebnis.
Der kleine Bereich lag zufällig über der Spitze einer unentdeckten spirituellen Steinader.
Aber die Ader war von einer bestimmten Gesteinsart bedeckt, die wie eine Isolierung wirkte. Ein kürzliches Erdbeben hatte jedoch einen Riss verursacht, durch den die spirituelle Energie austreten konnte.
Dann gab es in der Gegend eine bestimmte Pflanzenart mit tiefen Wurzeln, die alle verstreute spirituelle Energie absorbierte, aber der spezifische Bereich von zehn Quadratfuß war frei von Wurzeln, da er von einer Insektenart bewohnt war, die sich von Wurzeln ernährte.
Kurz gesagt, eine Reihe von scheinbar banalen Ereignissen führte zu einem phänomenalen Ergebnis. Da der Autor buchstäblich nichts Besseres zu tun hatte, begann er zu experimentieren. Er ging nicht näher auf die Natur seiner Experimente ein, sondern sprang direkt zum Ergebnis.
Dem Autor zufolge handelte es sich bei Formationen und Anordnungen lediglich um die Nutzung banaler Dinge, um außergewöhnliche Ergebnisse zu erzielen.
Danach wurde das Buch gekürzt und ging direkt zum Thema Arrays über. Lex las etwa fünf Minuten lang, bevor er sich die Hand vors Gesicht schlug. Dann las er die Beschreibung noch einmal und schlug sich erneut die Hand vors Gesicht.
Drum bemerkte Lex‘ seltsames Verhalten, war aber nicht in der Stimmung, nachzufragen. Nachdem er sich ein paar Minuten lang selbst bemitleidet hatte, nahm Lex das Buch wieder zur Hand.
Der Autor gab eine lange und komplizierte sowie unnötig philosophische Erklärung dafür, was Arrays waren und wie sie funktionierten. Lex hingegen konnte ein Array mit drei Worten definieren. Es war Programmierung.
Arrays konnten theoretisch alles, was eine Formation konnte, wenn auch in einer schwächeren Version, aber der Vorteil war, dass Arrays im Gegensatz zu Formationen kein externes Material benötigten.
Arrays brauchten nur den Array-Meister, spirituelle Energie und eine Reihe von Symbolen, die der Autor als universelle Sprache kategorisiert hatte.
Die Symbole waren nicht wirklich eine Sprache, aber der Autor beobachtete, dass spirituelle Energie, wenn sie in bestimmten Formen außerhalb des Körpers in der natürlichen Umgebung manipuliert wurde, bestimmte Effekte hervorbrachte. Der Autor stellte diese Symbole zusammen, indem er Dinge studierte, die in der Natur existierten.
Wenn er zum Beispiel eine Pflanze untersuchte, die frostige spirituelle Energie abgab, konnte er nach vielen Versuchen ein Symbol finden, das das Gleiche tat – allerdings viel schwächer als die echte Pflanze. Das Symbol selbst sah genauso aus wie die Blattadern der Pflanze.
Nachdem er Tausende solcher Symbole gesammelt hatte, stellte er sie zusammen und nannte sie die universelle Sprache, da diese Muster das waren, was das Universum benutzte, um seinen Aufbau auszudrücken. Natürlich reichte es nicht aus, nur die Symbole zu haben, er musste auch die „Grammatik“ der Sprache verstehen, um zu begreifen, wie die verschiedenen Symbole angeordnet werden konnten.
Das klang alles sehr kompliziert, aber für Lex war es ganz einfach. Ein „Array-Meister“ war der Programmierer, das Array selbst war die Software, die universelle Sprache war die Programmiersprache und die „Grammatik“ war die Syntax.
Zweifellos waren Arrays ein äußerst nützliches Werkzeug, da der Autor viele Beispiele für Szenarien genannt hatte, in denen er sie verwendet hatte, aber allein der Gedanke, dass Lex noch eine weitere Programmiersprache lernen musste, ließ ihn die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
