Nachdem die kleine Hochzeit vorbei war, ging Lex zurück in sein Zimmer und in sein Arbeitszimmer. Obwohl laut Mary nicht viel passiert war, während er schlief, hatte er eine Menge zu tun.
Zuerst einmal würden morgen die Mitternachtsspiele zu Ende gehen. Sobald sie beendet waren, würden viele der Vorteile, die er bisher genossen hatte, wegfallen. Lex musste entsprechend planen. Seine oberste Priorität war die Sicherheit, aber Mary riet ihm, dies bis nach der Veranstaltung zurückzustellen. Als er sie fragte, warum, erklärte sie nur, dass das System sie daran hindern würde, ihm zu antworten.
Da ihr Rat bezüglich des Leibwächters so wertvoll gewesen war, beschloss er, ihr auch in dieser Angelegenheit zu vertrauen.
Der nächste Punkt auf Lex‘ Liste war der persönliche holografische Assistent, den jeder Gast beim Betreten des Gasthauses erhielt. Diese persönlichen Assistenten konnten zwar keine eigentliche Arbeit verrichten, waren aber hervorragend darin, Fragen zu beantworten und Informationen weiterzugeben. Leider waren sie zwar während einer Veranstaltung günstig in der Anschaffung, aber für den dauerhaften Einsatz extrem teuer.
Schließlich entschied sich Lex, holografische Assistenten mit nur sehr grundlegenden Funktionen für 500.000 MP als feste Einrichtung für das Gasthaus anzuschaffen. Diese Hologramme würden einfache Fragen beantworten, aber keine zusätzlichen Aufgaben übernehmen, wie zum Beispiel einen Ort für private Gespräche bereitstellen, wie Lex ihn mit Larry hatte, oder Nachrichten an andere Gäste senden.
Das dritte Problem, das Lex hatte, waren die Zimmer. Er kaufte zwar nicht gleich ein paar weitere Wolkenkratzer, begann aber schon mit der Planung. Wenn es soweit war, konnte er die geplanten Änderungen direkt umsetzen und so vermeiden, Dinge überstürzt zu tun.
Um seine ersten Ideen umzusetzen, musste auch die Herberge vergrößert werden, aber das war natürlich teuer. Er musste seine MP zwischen der Erweiterung der Herberge und dem Bau von Immobilien aufteilen und würde dies entsprechend seinen Anforderungen tun. Also würde er in Phasen bauen und erweitern.
Das war besonders wichtig, weil er zwar durchschnittlich 1 Million MP pro Tag verdiente, aber davon ausging, dass diese Zahl nach Ende der Spiele sinken würde.
Der Grund dafür war, dass der Großteil dieser Einnahmen aus Essen und Glücksspiel stammte.
Lex arbeitete die ganze Nacht durch, um Pläne nicht nur für die Herberge, sondern auch für sich selbst auszuarbeiten. Er erstellte eine Prioritätenliste, damit er nicht wahllos Dinge erledigte, sondern sich gezielt auf bestimmte Ergebnisse konzentrieren konnte.
Die Prioritätenliste sah wie folgt aus:
1. Sicherheit
2. Lex‘ eigene Entwicklung
3. Mehr Infrastruktur für die Gäste
4. Mehr Manager, damit er die Aufgaben effektiv verteilen konnte und seine KI nicht überlastete
5. Lehrer, nicht für seine Gäste, sondern für seine Mitarbeiter. Lex rechnete damit, dass er in absehbarer Zukunft ständig expandieren würde, und die KI, die er eingestellt hatte, verfügte nur über Grundkenntnisse. Er wollte Lehrer, die die Qualität seiner Mitarbeiter und Dienstleistungen ständig verbessern konnten. Der Mangel war derzeit noch nicht so offensichtlich, aber das lag nur daran, dass sein Angebot noch begrenzt war.
6. Unterhaltung für seine Gäste. Erst wenn die grundlegenden und wichtigen Anforderungen für die Unterbringung eines Gastes erfüllt waren, konnte er über Unterhaltung nachdenken.
7. Expansion. Im Idealfall würde er expandieren, bevor ein Bedarf dafür entstand, damit er immer einen Schritt voraus war, aber vieles würde von seinen MP-Ausgaben abhängen.
Das war vorerst alles, was er auf seiner Liste hatte. Er würde vielleicht noch weitere Punkte hinzufügen oder die Reihenfolge der Dinge nach eigenem Ermessen ändern, aber im Moment würde ihm das reichen. Es war wichtig, dass er sich immer wieder daran erinnerte, denn eine unorganisierte Vorgehensweise wäre ineffizient, und Lex wollte auf keinen Fall langsamer werden, da er nun entschlossen war, seine Stärke zu steigern.
Eine weitere Änderung, die er vornehmen wollte, betraf sein Verhalten als Gastwirt. Bisher war er davon besessen, allen weis machen zu wollen, dass er unglaublich mächtig und geheimnisvoll sei. Dies war jedoch eine reflexartige Reaktion, die durch seine eigene Unsicherheit verursacht wurde, weil er sich inmitten dieser starken Menschen so schwach fühlte.
In seiner Vorstellung war ein Gastwirt jemand, der sehr bodenständig war und ein gutes Verhältnis zu seinen Gästen und Kunden hatte.
Lex konnte seine Rolle zwar nicht von heute auf morgen ändern, aber er nahm sich vor, langsam zugänglicher zu werden, statt so geheimnisvoll zu sein.
Nachdem er alle Planungen für das Gasthaus abgeschlossen hatte, waren es noch ein paar Stunden bis zum Beginn des letzten Spiels. Das gab Lex gerade genug Zeit, um etwas zu tun, worauf er sich sehr freute: mit dem Anbau beginnen!
Von jetzt an würde seine Kultivierung nicht mehr vom System abhängen, sondern er müsste sich selbst darum kümmern. In gewisser Weise war das schwieriger. Aber Lex wollte in solchen Sachen lieber nicht zu sehr vom System abhängig sein.
Er verließ sein Arbeitszimmer und ging zu dem Ort, an dem er normalerweise meditierte, und setzte sich mit gekreuzten Beinen hin. Er schloss die Augen und begann zu meditieren. Das war keine Kultivierung, aber es würde ihm helfen, seinen Geisteszustand für die Kultivierung zu schärfen.
Für den nächsten Teil brauchte er keine Anleitung von Mary, da ihm die Regal Embrace bereits die relevanten Informationen gegeben hatte, wie er vorgehen sollte.
Im Bereich der Körperstärke ging es für Menschen darum, den Körper innerlich zu stärken, damit er spirituelle Energie aufnehmen und speichern konnte. Eine Steigerung der Kraft und Ausdauer war nur ein Nebeneffekt dieses Prozesses und nicht das vorrangige Ziel.
Dadurch gab es oft sterbliche Athleten, die stärker und körperlich fitter waren als Kultivierende der Körperhärtung, je nachdem, wie sie sich kultivierten. Deshalb hatte Lex am ersten Tag seines Selbstverteidigungstrainings das Gefühl, dass einige seiner Kollegen in Sachen Fitness etwas hinterherhinkten.
Lex war natürlich durch seine Kultivierungstechnik extrem stark.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass diese Beschreibung nur für die spirituelle Kultivierung gilt, da Körperkultivierende natürlich ihren Körper gut trainieren. Außerdem sind die Stufen zwar die gleichen, aber die Effekte sind unterschiedlich, wenn man Körperkultivierender werden will.
Genau aus diesem Grund musste man, wenn man Geist und Körper gleichzeitig kultivieren wollte, beides gleichzeitig beginnen, da der Körper in jeder Stufe verschiedene Veränderungen durchlaufen würde.
Wenn zum Beispiel jemand in der spirituellen Kultivierung den Goldenen Kern erreicht hatte und dann beschloss, mit der Körperkultivierung zu beginnen, wäre dies nicht nur unmöglich, sondern würde sich höchstwahrscheinlich sogar negativ auf die spirituelle Kultivierung auswirken.
Natürlich gab es Ausnahmen, und vielleicht gab es im Universum Möglichkeiten, die es einem Menschen erlaubten, zu einem späteren Zeitpunkt mit der Körperkultivierung zu beginnen. Aber im Allgemeinen war das die Ausnahme und nicht die Regel. Eine solche Situation konnte nur durch reines Glück eintreten.
Für jemanden wie Lex, der fortan seinen Geist, seinen Körper und seine Seele gleichzeitig kultivieren würde, spielte das natürlich keine Rolle.
Die nächste Stufe der Kultivierung hieß Qi-Training. Es spielte keine große Rolle, aber Qi war nur ein anderer Name für spirituelle Energie. Genauer gesagt wurde ein einzelner Strang spiritueller Energie als Qi bezeichnet. In den verschiedenen Welten hatte spirituelle Energie verschiedene Namen, und daher wurden auch die Kultivierungsstufen oft unterschiedlich bezeichnet.
Zum Glück für Lex übersetzte sein Universalübersetzer alle unterschiedlichen Begriffe in dieselben wenigen Wörter.
Der Grund, warum die nächste Stufe Qi-Training genannt wurde, war, dass der Körper gerade erst in der Lage war, die Anwesenheit von spiritueller Energie in sich zu ertragen, und ein Kultivierender daher zunächst nur einen einzigen Strang auf einmal in seinen Körper aufnahm.
Selbst dann, wenn er nur einen einzigen Strang aufgenommen hatte, musste der Kultivierende sehr vorsichtig sein. Das lag daran, dass der Körper einen inneren Druck aufrechterhielt, der verhinderte, dass die um ihn herum fließende spirituelle Energie in ihn eindringen konnte.
Durch das Aufnehmen eines Strangs spiritueller Energie, also Qi, drückte der Kultivierende aktiv gegen diesen inneren Druck.
Das war ein heikler Prozess, da die Kultivierenden ständig die Grenzen ihres Körpers durch das Aufnehmen von Qi überwinden mussten, aber gleichzeitig, wenn sie zu grob vorgingen, der Druckanstieg dazu führen konnte, dass ein Meridian im Körper riss, was den Körper schwer schädigen würde.
In extremen Fällen, wenn zu viel Qi aufgenommen wurde, konnte der Körper sogar explodieren – deshalb hat Bluebird Lex‘ Kultivierung getestet. So ein Test konnte zwar nicht ausschließen, dass so was passieren würde, aber zumindest wäre eine fehlerhafte Kultivierungstechnik nicht mehr der Grund dafür gewesen.
Meridiane waren extrem wichtig, da sie die Gefäße im Körper waren, durch die Qi fließen konnte, so wie Venen und Arterien Blut transportierten. Ohne Meridiane oder mit beschädigten Meridianen war es klar, dass man sich nicht kultivieren konnte.
Tatsächlich war der Grund, warum Larry sich nicht kultivieren konnte, dass er ohne Meridiane geboren worden war – obwohl die Leute das nicht wussten. Sie wussten nur, dass er sich seit seiner Geburt nicht kultivieren konnte.
Um vom Bereich der Körperstärke in den Bereich des Qi-Trainings zu gelangen, musste Lex lediglich spirituelle Energie spüren. Ja, er musste sie noch nicht einmal absorbieren. Sobald er die Energie mit seinem Körper spüren konnte, würde er offiziell den Bereich durchbrechen und endlich seine Kultivierungsreise beginnen.
Der Prozess des Wahrnehmens spiritueller Energie wurde von Regal Embrace klar beschrieben, und sobald er seinen Geist beruhigt und den optimalen Geisteszustand erreicht hatte, begann er. Vier Minuten später spürte Lex zum ersten Mal in seinem Leben spirituelle Energie und durchbrach die Qi-Trainingsstufe.
