Larry seufzte voller Staunen, als er sein Frühstück beendet hatte und sich langsam in seinem Stuhl zurücklehnte, wobei sich unter seinem Hemd eine deutliche Beule abzeichnete. Es war schon lange her, dass er etwas gegessen hatte, das er nicht selbst gekocht hatte, und so luxuriös essen zu können, war ein Genuss, den er schon lange nicht mehr gehabt hatte.
Zum Glück hatte Marlo für die nächsten Tage bezahlt, sodass er das noch eine Weile genießen konnte.
Er schloss die Augen und genoss den sanften Wind, der ihm ins Ohr flüsterte. Aber neben dem rauschenden Wind lauschte Larry auch den Gesprächen der Leute um ihn herum. Lex hatte ihm erklärt, wie er verhindern konnte, dass ihre Unterhaltung mitgehört wurde, aber anscheinend wussten nicht viele andere von dieser Funktion.
Larry lernte während seines Aufenthalts hier viel, und es war wichtig, dass er sein Wissen weiter ausbaute. Je mehr Informationen er hatte, desto leichter würde es für ihn sein, für die Zukunft zu planen, denn entgegen Lex‘ Meinung könnte sich Larrys Situation durch die Bitte um Hilfe bei Alexander erheblich verschlechtern.
Als er Lex erzählte, dass er vermutete, dass seine Familie wegen ihrer Loyalität gegenüber den Familienoberhäuptern gejagt wurde, hat er nicht gelogen. Aber gleichzeitig hat er nicht die ganze Wahrheit gesagt. Es gab ein Geheimnis, das er tief in seinem Herzen bewahrte und das möglicherweise der wahre Grund für den Untergang seiner Familie war. Es war auch der Grund, warum er, obwohl er ursprünglich nicht kultivieren konnte, jetzt in der Lage war, zu kultivieren.
Ganz zu schweigen davon, dass er dadurch auch spirituelle Metalle absorbieren konnte.
Aber sein Geheimnis reichte noch viel tiefer, und so sehr er Lex auch vertraute und schätzte, gab es einige Geheimnisse, die besser unausgesprochen blieben. Sein Geheimnis und das Midnight Inn gaben ihm die Chance seines Lebens.
Wenn jemand auf seine rechte Hand achtete, würde er bemerken, dass er mit einer goldenen Münze zwischen den Fingern spielte.
Während die Münze in seiner Handfläche tanzte, konnte man vielleicht die eingravierte Signatur „MI“ erkennen, denn es handelte sich um die Gedenkmünze der Midnight Games, die Lex hatte anfertigen lassen.
Sie sollte aus einem extrem widerstandsfähigen Metall gefertigt sein und angeblich den Zahn der Zeit überstehen, aber die Münze in Larrys Hand sah bereits stumpf aus, als hätte sie den Verschleiß von einer Million Jahren hinter sich.
Wenn jemand ihn mit seinem spirituellen Sinn beobachtet hätte, hätte er bemerkt, dass Larry alle paar Stunden den kleinsten Teil der Münze in seinen Körper aufnahm. Er hätte auch bemerkt, dass jedes Mal, wenn er ein Stückchen der Münze aufnahm, seine Kultivierung stieg. Bei diesem Tempo würde er noch vor Ende des Tages in die Qi-Trainingsstufe aufsteigen.
„Entschuldigung, kann ich den Tisch abräumen?“, fragte eine sanfte Stimme Larry und veranlasste ihn, die Augen zu öffnen. Es war eine der KI-Mitarbeiterinnen, eine junge Frau mit blonden Haaren und spektakulären grünen Augen.
„Habe ich dir das nicht schon gesagt? Wie kann ich dich hinter mir aufräumen lassen? Das Schönste, was du für mich tun kannst, ist, nicht meine Teller abzuraumen, sondern mir zu erlauben, dich zu begleiten.“
Die Kellnerin errötete und wandte den Blick ab, unfähig, Larrys Blick zu erwidern.
„Der kleine Z sagt, dass du ein böser Mann bist und ich mich von dir fernhalten soll.“
„Ach ja?“, sagte Larry amüsiert. „Und was sagt dein Herz?“
„Mein Herz?“, wiederholte sie einen Moment lang, bevor sie in Gedanken versank. Schließlich sagte sie: „Mein Herz sagt, dass der Gastwirt viel hübscher ist als du.“
Die Kellnerin nahm schnell Larrys Teller ab und eilte davon, während der Mann zurückblieb und sich fragte, ob er lachen oder weinen sollte.
*****
Als Marlo ging, ging Lex auch zurück in sein Zimmer. Jetzt, wo er etwas Zeit hatte, dachte er über seine Zukunft nach. Jemand jagte ihn auf der Erde, aber das war ihm egal, weil er einfach entscheiden konnte, nicht zurückzukehren. Er wusste, dass seine Familie in Sicherheit war, da Belle einen Job beim Rat hatte, sodass er sich voll und ganz auf seine eigenen Aufgaben konzentrieren konnte.
Das Gasthaus hatte viel Aufmerksamkeit bekommen, sodass er nicht mehr verzweifelt nach Gästen suchen musste, um ein paar MP zu ergattern. Jetzt musste er es weiterentwickeln. Außerdem musste er seine eigene Kultivierung verbessern.
Er hatte beschlossen, alle Lücken, die er finden konnte, ganz offen auszunutzen, also fing er auch damit an, Pläne zu schmieden. Er fragte die galaktische Herrscher-Schildkröte, welche Pflanzen bei der Kultivierung eines Qi-Trainings-Kultivierenden helfen könnten, aber die Schildkröte hatte kein so spezifisches Wissen. Am Ende bat er die Schildkröte, alle Pflanzen zu pflanzen, die ihr einfielen, die bei der Kultivierung helfen könnten.
Aber dann kam das Problem mit den Samen auf. Lex konnte sie nur kaufen, wenn das System diese Option anbot, aber wenn nicht, musste er sie manuell suchen. Um dieses Problem zu lösen, kehrte die Schildkröte für eine Weile nach Nibiru zurück, um nach Pflanzen zu suchen, von denen sie wusste, dass sie helfen könnten.
Als Nächstes musste Lex weiter expandieren und mehr Zimmer bauen, was er bis zum Ende der Spiele aufgeschoben hatte. Er mochte das Gefühl nicht, dass alle seine Zimmer ausgebucht waren – das war ein Zeichen dafür, dass er trotz seines Tricks mit der Nachfrage nicht Schritt halten konnte. Aber er würde eine bessere Vorstellung davon haben, wie viele Zimmer er benötigte, wenn der zusätzliche Ansturm aufgrund der Spiele vorbei war.
Er hatte schon überlegt, wie er mehr Zimmer schaffen könnte: im Erdgeschoss, im Keller, unter Wasser und sogar in der Luft – alle Optionen standen ihm offen.
Ein weiteres Problem war, dass er ein schlechtes Gewissen hatte, seine KI ohne Bezahlung arbeiten zu lassen, obwohl er das nicht musste. Aber gleichzeitig konnte er sich keine hohen Löhne leisten, da er weiter expandieren musste, was einen enormen MP-Verbrauch erforderte.
Er musste sich etwas Zeit nehmen, um seine aktuellen Einnahmen zu analysieren und Prognosen für das erwartete Einkommenswachstum und die Ausgaben zu erstellen, um schließlich zu entscheiden, wie viel er sich als Fixkosten für Gehälter leisten konnte.
Das war absolut kein technischer Fachjargon, um sich vor der Bezahlung seiner Mitarbeiter zu drücken, ganz und gar nicht!
Lex stöhnte. Er hatte zu viel zu tun und keine Lust, irgendwas davon zu machen. Plötzlich hatte er Lust, sich um seine Gäste zu kümmern. Am Anfang hatte er sich persönlich um seine Gäste gekümmert, aber in letzter Zeit hatten seine Mitarbeiter alles übernommen und er hatte kaum noch Kontakt zu seinen Gästen. Er vermisste das Gefühl, Gastgeber zu sein und die Begeisterung seiner Gäste hautnah mitzuerleben.
Plötzlich beschloss er, seine Arbeit beiseite zu legen und nach Gästen zu suchen, um die er sich kümmern konnte. Er sah sich ein paar Mal im Gasthaus um, um zu sehen, ob jemand etwas Interessantes machte. Da entdeckte er zufällig einen Gast, den er schon lange nicht mehr gesehen hatte, und lächelte. Er sollte seine alten Gäste wirklich persönlich begrüßen.
Vor dem Midnight Manor schaute Blane auf die veränderte Umgebung und hielt die Hand seiner Freundin. Als er das erste Mal hierhergekommen war, war er zusammen mit seinem Kampfgefährten Chen von einem Zombie hierhergeschleppt worden. Beide wurden vom Gastwirt verarztet und hatten irgendwie überlebt.
Danach hatte er eine lange Reise hinter sich gebracht und sich schließlich von Chen getrennt, um seine Freundin Iris zu suchen, die vom Planeten verschleppt worden war. Es hatte einige Zeit gedauert, aber schließlich hatte er sie aufgespürt und ihr mitgeteilt, dass er noch am Leben war. Dann musste er einen sehr langwierigen Prozess durchlaufen, um auf dasselbe Raumschiff wie sie zu gelangen.
Heute, nach so vielen Tagen, waren sie endlich wieder vereint.
Seit er zum ersten Mal in die Herberge gekommen war, hatte er sich gewünscht, Iris hierher zu bringen, und nun hatte er endlich die Gelegenheit dazu. Aber obwohl einige Dinge gleich geblieben waren, hatte sich die Welt der Herberge auch enorm verändert.
„Die Luft riecht hier so gut“, sagte Iris verwirrt. Man hätte erwarten können, dass die Freundin, in die Blane so verliebt war, umwerfend schön war, aber auf Vegus Minima gab es keine schönen Jungfrauen, nur Kriegerinnen.
Die Frau, die neben Blane stand, war extrem muskulös und trug trotz der veränderten Umgebung eine Kampfausrüstung. Sie hatte eine Augenklappe – um die Heilung zu unterstützen, während sich ihr Körper an ein neues Implantat gewöhnen musste. Vor dem Implantat trug sie die Augenklappe, um ihr totes Auge zu schützen.
Ein paar Falten zogen sich über ihre Stirn, und ihr Alter zeigte sich um ihre Augen, aber das war Blane egal. Für ihn war sie die Blume, die im Frühling blühte, und der Honig, der süßer schmeckte als die prächtigsten spirituellen Früchte. Er hatte sie hierher gebracht, weil dies für ihn, nach ihrer Umarmung, der Ort war, der ihm das größte Glück bescherte, und er wollte es mit ihr teilen.
„Willkommen, Gast“, sagte der Gastwirt mit einer freundlichen und warmen Stimme, als er aus dem Licht trat. „Es ist schon eine Weile her, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe. Ich hoffe, es geht dir gut.“
