„Die Gier der Menschen wird ihr Untergang sein“, flüsterte Levi, während er Jotun beobachtete, der die herrschenden Gesetze aus dem noch lebenden Körper von Burhan aufnahm. Dieser Mensch hatte die Frechheit, alle acht Gesetze zu meistern, als ob ihm das irgendwie helfen würde, den Weg eines Dao-Lords einzuschlagen.
Leider legte er, ohne es zu wissen, damit den Grundstein für seinen eigenen Untergang. Denn unter den höchsten Wesen des himmlischen Unsterblichenreichs gab es ein offenes Geheimnis – ein Geheimnis, das so herzzerreißend war, dass es praktisch jeden existierenden Lebewesen zwang, seinen Kultivierungsweg zu beenden.
Das Geheimnis um das Erreichen des Dao war, dass …
„Eigentlich finde ich, dass Drachen viel gieriger sind als Menschen, und ihnen geht es gut“, sagte Liz, die direkt neben Levi saß, auf die große Leinwand starrte und den Kampf verfolgte. In ihrer Hand hielt sie einen Hotdog. Das Midnight Inn war magisch. Sie musste sich nur einen weiteren Hotdog wünschen, und schon erschien er wie durch Zauberei in ihrer Hand.
Nie wieder würde sie sich mit den mickrigen Portionen zufrieden geben müssen, die bei öffentlichen Veranstaltungen serviert wurden. Liz musste widerwillig zugeben, dass das Inn, in dem Lex arbeitete, ziemlich cool war.
„Wie hast du mich gehört?“, keuchte Levi erschrocken, als sie die Sterbliche neben sich anstarrte!
Levi, die Prinzessin der Verzweiflung, stand an der Spitze des himmlischen Reiches, nur einen Atemzug davon entfernt, das Dao zu erreichen. Alles, was sie brauchte, war ein einziger Schub – einer, der ihr schon seit Jahrhunderten verwehrt geblieben war.
Da sie weder dem Gasthaus noch irgendjemandem sonst vertraute, verließ sie sich auf ihre eigene Fähigkeit, Mauern um sich herum zu errichten. Sie stand zwar in der Öffentlichkeit, sollte aber sowohl vor Blicken als auch vor spirituellen Sinnen verborgen bleiben.
Das kleine menschliche Mädchen neben ihr schien jedoch überhaupt nicht von ihrer Fähigkeit betroffen zu sein – als ob es ihr egal wäre, ob ihre Barrieren überhaupt existierten oder nicht.
„Mit meinen Ohren“, antwortete Liz verschmitzt, als sie sich zu Levi umdrehte. Seit sie ihre Verschmelzung mit Nemo vollendet hatte, fühlte sich Liz großartig. Sie fühlte sich besser als großartig – sie fühlte sich so gut wie nie zuvor in ihrem Leben!
Endlich konnte sie richtig trainieren, und das alles, weil sie endlich eine Verbindung zu einem Biest hergestellt hatte!
Und obendrein war dieses Biest ein Herrscher! Die Fähigkeit, die Liz durch die Verbindung zu einem Herrscher erhielt, war so gewaltig, dass es ihr praktisch unmöglich war, die neu gewonnene Fähigkeit zu kontrollieren!
Zumindest gab es ihr eine coole passive Fähigkeit: Sie konnte alle Barrieren unterhalb des Dao-Reiches ignorieren, solange sie es wollte. Ihre passive Fähigkeit war nur ein winziger Bruchteil der wahren Macht eines Souveräns, aber dieser winzige Bruchteil war das Verrückteste, was sie je gehört hatte!
Leider hatte sie noch nicht gelernt, diese passive Fähigkeit zu kontrollieren, denn im Moment wünschte sie sich, dass alle Barrieren, die sie einschränkten, verschwinden würden.
Die Fähigkeit wirkte auch auf einer emotionalen oder metaphysischen Ebene, denn sie ermöglichte es ihr, die emotionale Barriere zu ignorieren, die sie um sich herum als Schutz errichtet hatte. So konnte sie erkennen, dass Lex sie, als sie wieder mit ihm vereint war, trotz allem wie ihren Bruder behandelt hatte – und sie ihn wie einen Arsch behandelt hatte.
Sie fühlte sich schuldig, ein Gefühl, das ihr fremd war, also konzentrierte sie sich vorerst auf andere Dinge. Nicht, dass Lex gerade hier gewesen wäre, um sich zu entschuldigen.
„Das meine ich nicht, und das weißt du auch!“, rief Levi und blies frustriert ihre Wangen auf.
Liz drehte sich um und schaute auf das empfindungsfähige Stofftier, das irgendwie unvorstellbare Kräfte erlangt hatte.
„Okay, gut. In Wahrheit wirken Barrieren bei mir nicht. Da, jetzt habe ich dir mein größtes, tiefstes Geheimnis verraten. Wenn das jemand herausfindet, wird er mich bis ans Ende des Universums jagen, um meine Kräfte zu erlangen. Wie wirst du mich dafür entschädigen, dass ich dir so ein Geheimnis verraten habe?“
Levi war sprachlos, ihr unsterblicher Verstand kam zum Stillstand, als sie über die Worte der Menschin vor ihr nachdachte. Wenn das wahr war, dann hatte sie ihr wirklich ein großes Geheimnis verraten. Was für ein Vertrauen …
„Okay, als Entschädigung akzeptiere ich eine Umarmung“, sagte Liz, hob das Stofftier auf und umarmte sie.
In diesem Moment fühlte sie sich unbesiegbar. Es war nicht so, als würde sich das Universum ihrem Willen beugen. Aber zumindest hatte sie einen kleinen Einblick in die Konsequenzen ihres Handelns gewonnen. Zum Beispiel konnte sie erkennen, dass Liz sie so oft umarmen konnte, wie sie wollte, solange sie das Stofftier nie anlog und es fair behandelte.
„Das ist unfair, ich will auch umarmen!“, beschwerte sich Nemo, als er auf Liz‘ Wange schwamm.
„Was zum Teufel ist hier los?“, fragte Levi, während sie sich in der Umarmung bequemer positionierte.
Liz lachte, nahm einen großen Bissen von ihrem Hotdog und ging weiter. Sie fühlte sich wirklich wie die Königin der Welt!
„Keine Angst, kleines Mädchen. Weil du mir dein Geheimnis verraten hast, werde ich dich fünf Jahre lang beschützen. Danach habe ich andere Verpflichtungen und kann dich nicht mehr begleiten“, sagte Levi.
„Okay“, sagte Liz, als würde sie das überhaupt nicht interessieren. „Hey, wenn ich fragen darf, wie kommt ein Stofftier zum Leben?“
„Ich bin kein Stofftier!“, sagte Levi bestimmt. „Ich gehöre zum Volk der Rosy Bears! Wir sind Champions des Pfades der Ordnung und Beschützer des Universums!“
„Klingt cool. Was ist der Pfad der Ordnung?“, fragte Liz, während sie nach mehr leckerem Essen suchte. Lex hatte ihr eine Menge MP gegeben, die sie ausgeben konnte, und sie wollte alles für Essen ausgeben. Allein der Gedanke, sich bei Lex entschuldigen zu müssen, machte sie hungrig.
Aus dem Inneren von Abaddon beobachtete Lex Liz mit einem seltsamen Ausdruck und fragte sich, ob seine Schwester bipolar war.
