Natürlich hat Moon nicht geantwortet. Sie schlief, während sie mit ihrer Welt verschmolz, die ebenfalls zu einem Reich wurde. Es würde lange dauern, bis sie aufwachte, was Lex ehrlich gesagt ein bisschen nervte.
Wenn nichts Unvorhergesehenes passierte, würden sie irgendwann wieder zueinanderfinden, aber bis dahin würde Lex ein langes Leben gelebt haben, während Moon nur die Erfahrung von wenigen Jahrzehnten haben würde. Der Unterschied zwischen ihnen wäre riesig.
„Jemand hat mir kürzlich gesagt, dass ich eine riesige Menge an Karma mit mir herumtrage“, sagte Lex. Er wusste nicht einmal, ob Moon ihn hören konnte oder ob sie sich an dieses Gespräch erinnern würde. Aber von Zeit zu Zeit kam Lex vorbei und unterhielt sich mit Moon und Liz.
Zumindest war Moon ihm gegenüber noch freundlich – zumindest nach ihrem letzten Gespräch. Liz hingegen war so misstrauisch gewesen, dass sie so schnell wie möglich fliehen wollte.
Ehrlich gesagt war Lex überzeugt, dass sie sich aus dem Staub machen würde, sobald sie sich mit Nemo angefreundet hatte, was ihm nichts ausmachte.
Sie war hier nicht gefangen, und er war nicht ihr Wärter. Selbst wenn er helfen wollte, konnte er niemandem seine Hilfe aufzwingen. Er wollte ihr auch keine brüderliche Bindung oder Beziehung aufzwingen.
Es war nur so, dass Lex, als er seine Schwestern traf, mehr denn je ein bisschen einsam war. Meistens spürte er das nicht, weil er viel zu tun hatte und trotz der Bemerkungen des Systems viele Leute hatte, die er als Freunde bezeichnen konnte.
Klar, die meisten von ihnen waren aus dem Gasthaus, aber das Gasthaus war nicht gerade ein traditioneller Arbeitsplatz, und die Mitarbeiter hatten nicht die gleiche Dynamik wie bei Jobs auf der Erde.
Sie kümmerten sich aufrichtig umeinander und behandelten sich besser als viele Familien auf der Erde.
Aus einer bestimmten Perspektive betrachtet behandelten sie Lex sicherlich besser als seine eigene Familie, also konnte es nicht schaden, sie auch wie Familie zu behandeln.
Trotz alledem hatte er, als er sich Moon näherte und sie schlafen sah, das Gefühl, dass etwas fehlte.
Er hatte seinen Vorfahren auch einmal gehasst, aber schließlich kam Lex zu dem Schluss, dass dieser Hass eher daher rührte, dass er das Gefühl hatte, William hassen zu müssen, als dass er ihn tatsächlich hasste. Der Mann war eindeutig in einer anderen Zeit aufgewachsen und hatte seiner Familie gegenüber das Richtige getan. Lex konnte ihm nicht wirklich etwas vorwerfen, was einer seiner Nachkommen, Hunderte von Generationen später, getan hatte.
Noch wichtiger war, dass er die Verbundenheit, die William zu seinen Brüdern, einschließlich des Kaisers von Jotun, hatte, aufrichtig bewunderte.
Lex seufzte. Er wurde unnötig emotional.
„Sie sagten mir auch, dass ich, wenn ich all dieses Karma nicht tragen will, auch wenn es positives Karma ist, eine Möglichkeit habe, es loszuwerden, indem ich ein Kind bekomme. Das Kind würde das Karma an meiner Stelle erben und absorbieren. Das kam mir etwas seltsam vor, also habe ich mich in den letzten Wochen so gut ich konnte mit Karma beschäftigt.
Es stellt sich heraus, dass da was dran ist. Selbst wenn ein Elternteil nicht besonders viel Karma hat, bekommt das Kind einen Teil davon, wenn es geboren wird. Wie viel das ist, ist unterschiedlich und hängt von vielen Sachen ab, aber ich hab mich so gut es geht damit beschäftigt.
Eine häufige Form, wie sich positives Karma, das das Kind von den Eltern geerbt hat, zeigt, ist eine gute körperliche Verfassung, Begabung und alles Mögliche, was man im Allgemeinen als positiv für das Kind ansieht.“
Lex hielt noch einmal inne, als wolle er seine Worte einen Moment lang in dem Raum hängen lassen.
„Nun, ich sage nicht, dass es genau so war, aber man muss sich schon fragen … Was für ein Karma müssen unsere Eltern gehabt haben, damit Belle mit dem Herzen einer Walküre geboren wurde? Wie groß muss das Karma gewesen sein, damit ich eine Blutlinie habe, die buchstäblich alle humanoiden Rassen im Universum weiterentwickeln kann?“
Lex‘ Worte waren einfach, doch während er sprach, wurde sein Blick immer ernster, auch wenn seine Stimme unverändert blieb.
„Es stellt sich also heraus, dass positiv und negativ zu allgemeine Begriffe sind. Selbst unter den Positiven und Negativen gibt es Untergruppen. Ich frage mich, wenn es wirklich Karma war, das Liz mit einer 100-prozentigen Affinität zu Bestien geboren hat, was für ein Karma das dann genau gewesen sein muss.
Wenn es wirklich Karma war … Ich frage mich, was sie getan haben, um jemanden mit einem so einzigartigen Körperbau wie dir zur Welt zu bringen.“
Lex ballte die Fäuste, als er an all die Klone von Moon dachte, die er gefunden hatte, und an all die Klone, die er wahrscheinlich nicht gefunden hatte. Ironischerweise hatte er mit Moon am wenigsten Zeit verbracht, aber es war das, was ihr widerfahren war, das seine Gefühle am meisten berührte. Finde dein nächstes Buch bei empire
„Das macht Sinn“, flüsterte Lex, seine Stimme kaum zu hören, als hätte er Angst, Moon könnte ihn wirklich hören. „Wenn ihr Ziel nur darin bestand, ihr Karma irgendwie loszuwerden, macht es Sinn, dass sie Kinder hatten, ohne sich wirklich Gedanken darüber zu machen, ob sie sie beschützen können. Wenn das der Fall ist, waren sie einfach mehr damit beschäftigt, sich selbst zu schützen.“
Lex‘ Fäuste waren so fest geballt, dass seine Hände zitterten, aber schließlich lockerte er seinen Griff und ließ sich beruhigen. Es war, als würde er nicht mehr von seinen Emotionen beherrscht, sondern einen Zustand klaren Verstandes erreicht haben.
„Um ehrlich zu sein, finde ich diese Theorie ein bisschen absurd, weil ich mir nicht vorstellen kann, was für ein Karma sie haben müssten, damit das der Fall ist. Egal, wenn sie uns wirklich nur benutzt haben, um ihr eigenes Karma loszuwerden, was auch immer das sein mag, dann werde ich sie mit meinen eigenen Händen bestrafen.“
Um ganz ehrlich zu sein, hätte Lex, wenn es nur um ihn selbst gegangen wäre, einfach aufhören können, sich um seine Eltern zu kümmern, und sich lieber darauf konzentrieren können, sich ohne sie ein besseres Leben aufzubauen, anstatt Rache zu nehmen. Aber er konnte ihnen nicht verzeihen, was Moon durchgemacht hatte. In seinen Augen waren sie genauso schuldig wie Damian.
Der einzige Unterschied war, dass Lex mit einem Demi-Dao-Lord, der ihn beschützte, seine Rachepläne gegen Damian vorübergehend aufgeben musste. Bei seinen Eltern sollte das kein Problem sein.
