„Es ist nicht ideal, das gebe ich zu“, sagte Zuri bescheiden zu der Schildkröte. „Aber es ist die Situation, mit der ich leben muss. Wenn ich stärker werde, kann ich mich vielleicht aus dieser misslichen Lage befreien.“
Lex selbst war extrem neugierig auf Zuris Situation, aber da der Klee nicht darüber sprach und auch die Schildkröte nicht danach fragte, brachte er das Thema nicht zur Sprache.
„Dein Level ist zu weit von meinem entfernt“, sagte die Schildkröte ehrlich. „Ich kann dich nicht auf deinem Weg der Kultivierung begleiten. Ich kann dich nur auf dem Weg deiner Evolution begleiten.“
„Das reicht mir schon“, antwortete Zuri. „Jede Veränderung kann mir helfen, die Anforderungen meines Engpasses zu verändern und eine gewisse Veränderung in meiner Situation herbeizuführen.“
Die Schildkröte nickte und tat zum ersten Mal, soweit Lex das beurteilen konnte, etwas anderes als ihre Ranken einzusetzen!
Eine tiefgrüne Aura umgab die Schildkröte, als ihre Augen zu leuchten begannen, und sie schwebte ein paar Meter über dem Boden, den Blick auf das vierblättrige Kleeblatt gerichtet.
Lex bekam eine Gänsehaut, sein Körper sagte ihm, dass etwas Bemerkenswertes in seiner Nähe geschah.
Doch als bloßer „Sterblicher“ konnte er nur dasitzen und das Spektakel beobachten.
Die Schildkröte begann, eine beeindruckende Aura auszustrahlen, die Lex glauben ließ, dass sie tatsächlich eine beeindruckende Kämpferin sein könnte, wenn sie es wollte.
Doch obwohl die Aura der Schildkröte Lex erreichte, drang sie nicht viel weiter vor, da der Nebel sogar diese absorbierte und keine einzige Welle nach außen dringen ließ.
Lex fragte sich unwillkürlich, wie es zu einer solchen Situation kommen konnte. Wenn derjenige, der Zuri hier gefangen hielt, stärker war als sie, warum kam er dann nicht einfach herunter und holte sie? Wenn sie die Stärkere war, warum ließ sie das zu? Und wenn sie gleich stark waren, warum akzeptierte Zuri dann einen solchen Zustand der Unterdrückung?
Aber er würde diese Fragen nicht stellen. Es war am besten, einfach ihre Arbeit zu beenden und von hier wegzugehen. Bisher schien keine Gefahr zu bestehen, also war es am besten, wenn alles so blieb, wie es war.
Die grüne Aura breitete sich von der Schildkröte aus und umhüllte das kleine, fast unscheinbare vierblättrige Kleeblatt. Obwohl Lex nicht verstand, was vor sich ging, spürte er, dass es für ihn von Vorteil sein würde, aus dieser Situation einen Einblick zu gewinnen.
Lex begann langsam zu verstehen, warum Unsterbliche so lange brauchten, um stärker zu werden, warum sie Unsterblichkeit brauchten und warum sie so mental widerstandsfähig waren.
Früher dachte er, dass sich ihre Denkweise mit den Jahren veränderte und sie weniger Widerstand leisteten, aber jetzt wurde ihm klar, dass sie so auch mit all den Problemen umgehen konnten, die mit der Unsterblichkeit einhergingen.
Er musste seinen Grundsatz einhalten, Gesetze verstehen, Prüfungen bestehen, seine Prüfungen nicht zu schnell durchlaufen, vermeiden, versehentlich zu einer Gottheit zu werden, sein Karma verwalten und wer weiß, was noch alles. Jetzt musste er verstehen, was vor sich ging, damit er es selbst nachmachen konnte?
Obwohl Lex in seinem Herzen murrte, achtete er genau darauf, was geschah.
Zuerst dachte Lex, die Schildkröte würde nur das Kleeblatt checken, aber offensichtlich half sie ihm auch irgendwie, stärker zu werden oder sich auf seine nächste Entwicklung vorzubereiten.
Schließlich begann die grüne Aura zu verblassen, und die Schildkröte kam wieder auf den Boden zurück.
„Ein vierblättriges Kleeblatt, ein Glücksbringer. Aber um dieses Glück zu bringen, musst du zuerst gepflückt werden.
Wer dich pflückt, bekommt alles Glück, das du in deinem Leben gesammelt hast. Wenn man bedenkt, dass du Glück statt spiritueller Energie zum Kultivieren nutzt, ist das wirklich eine Menge Glück, genug, um selbst die stärksten Wesen in Versuchung zu führen.“
Lex verstand plötzlich Zuris Situation und konnte nicht anders, als mit ihr mitzufühlen. Sie musste einen Großteil ihres Lebens damit verbracht haben, die Wahrheit über ihre Existenz zu verbergen, genau wie er es so lange getan hatte.
Ob es nun seine Kultivierungstechnik, sein System oder seine Blutlinie war – wenn irgendetwas davon aufgedeckt würde, wäre er in großer Gefahr, also tarnte er sich. Ebenso machte es nun Sinn, warum Zuri so gut in der Verwandlung war. Auch sie versteckte sich – oder hatte sich zumindest einst versteckt.
„Aber so viel angesammeltes Glück muss nicht für andere aufbewahrt werden.
Du kannst es nutzen, um dich selbst zu verwandeln, aber wenn du dein angesammeltes Glück dafür verwendest, wird deine Kultivierung sinken. Ist dieser Preis für dich akzeptabel?“
Diesmal antwortete Zuri trotz ihrer außergewöhnlichen Motivation nicht sofort. Der einzige Grund, warum sie die Schildkröte herbeigerufen hatte, war, dass sie stärker werden wollte. Die Schildkröte konnte ihr keinen Weg bieten, direkt stärker zu werden, aber sie konnte ihr eine Möglichkeit bieten, sich weiterzuentwickeln.
Technisch gesehen bedeutete eine Weiterentwicklung, dass sie insgesamt mehr Kraft und Potenzial hatte, auch wenn ihr Kultivierungsgrad sinken würde.
Ihre Fähigkeit, Engpässe zu überwinden, würde größer sein, und die Obergrenze ihres Potenzials wäre höher. Aber all dieses Potenzial hatte einen sehr realen Preis: echte, greifbare Kraft. Angesichts ihrer prekären Lage war es keine leichte Entscheidung.
Während sie über ihre Entscheidungen nachdachte, wurde Lex etwas klar. Der Grund, warum Zuri ihm geholfen hatte, war, dass sie ihm Glück bringen oder ihm helfen wollte, Unglück zu vermeiden. Was auch immer es war, das war ihre Art, sich weiterzuentwickeln. Die Vorstellung, dass man durch die Hilfe für andere wachsen kann, war für ihn neu – zumindest in Bezug auf die Kultivierung.
Noch wichtiger war, dass er seine Versuche, etwas zu hinterlassen, mit genau dieser Handlung verband. Könnte es sein, dass er seine Situation verbessern konnte, indem er jemand anderem half?
Es war nur eine Möglichkeit. Er würde seine Situation später noch genauer untersuchen. Im Moment konzentrierte er sich auf Zuri.
„Ich werde es tun“, sagte sie schließlich mit fester Stimme.
„Gut. Von Glück zu Glück – der Weg, den ich für dich sehe, führt von einem vierblättrigen Kleeblatt, das anderen nach deinem Tod Glück bringt, zu Glück und spiritueller Erleuchtung für deine Mitmenschen. Deine Zukunft ist die eines Bodhi-Baums.“
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