Lotus war schon lange mit Lex unterwegs und hatte eine wichtige Rolle in Lex‘ Leben gespielt. Vor allem war Lotus der Erste, der Lex‘ Körper weiterentwickelt hatte, sodass er stärker und widerstandsfähiger als andere in seinem Reich wurde – eine Eigenschaft, die er auch in anderen Reichen beibehielt.
Manchmal heilte er Lex und andere von Vergiftungen, nahm überschüssige Energie auf, um Lex vor der Explosion zu bewahren, und war in unzähligen anderen Situationen äußerst nützlich.
Es war irgendwie traurig, ihn gehen zu sehen, aber gleichzeitig war klar, dass er nicht sein ganzes Leben mit Lex verbringen würde. Zumindest konnten sie, da sie miteinander verbunden waren, in Kontakt bleiben und weiterhin voneinander profitieren.
Das dachte Lex zumindest anfangs. Tatsächlich war Lotus Lex sogar noch hilfreicher, seit es seinen Körper verlassen hatte, und Lex bekam viel mehr Feedback von ihm. Lotus verbrachte aufgrund der riesigen Energiemenge, die in dem Reich enthalten war, mit dem es sich verbinden wollte, auch mehr Zeit im klaren Zustand, und Lex nahm sich ab und zu Zeit, um mit ihm zu plaudern.
Lotus war unglaublich mächtig, aber seine größte Fähigkeit war für Lex, Energie direkt in Materie umzuwandeln.
Das war eine der mächtigsten Fähigkeiten, von denen Lex je gehört hatte, und ihre Anwendungsmöglichkeiten waren unbegrenzt.
Da Lotus noch ein Baby war, konnte er nicht erklären, wie er diese Fähigkeit einsetzte, also schlug er Lex einfach vor, es selbst zu versuchen. Da sie miteinander verbunden waren, konnte Lotus seine Fähigkeit vorübergehend mit Lex teilen.
Natürlich war Lex interessiert, aber sie stellten fest, dass Lex‘ Körper, so stark er auch war, dem Druck von Lotus‘ Fähigkeit nicht standhalten konnte. Trotz seiner Affinität zu unzähligen Gesetzen und seiner Fähigkeit, immensen Druck auszuhalten, gab es einfach einige Dinge, die ein sterblicher Körper nicht leisten konnte.
Nun war das aber kein Problem mehr.
Zwei Blitze schlugen in Lex‘ Körper ein, aber er zuckte nicht einmal zusammen, noch brannte sein Körper wie früher. Stattdessen begann sich das Lotus-Tattoo schneller als zuvor zu formen, als hätte es mehr Energie gewonnen.
Der letzte Unsterbliche, der sich längst darauf vorbereitet hatte, Lex in seinen nächsten Angriff zu ziehen, schlug endlich zu. Er wollte Lex in eine spezielle Illusion ziehen, die mit unglaublich mächtigen Gesetzen geformt und durch den Einsatz einiger wertvoller Schätze verstärkt worden war.
Doch in dem Moment, als sein Angriff Lex traf, wurde der Unsterbliche plötzlich blass und hustete Blut. Einer seiner Grundsätze, den er benutzt hatte, um die Illusion zu zaubern, zerbrach. Es war, als hätte er versucht, eines der tieferen Gesetze des Universums zu berühren – jene, mit denen Erdunsterbliche nicht in Kontakt kommen durften.
Niemand verstand, was passiert war oder warum, aber das Gefühl, das Lex ausstrahlte, war nicht mehr das eines bloßen Erdunsterblichen. Lex riss die Augen auf und sah zu dem Unsterblichen, der ihn angegriffen hatte.
Lex spürte, dass er mit seinem aktuellen Energielevel höchstens noch drei Sekunden lang sein Lotus-Tattoo aufrechterhalten konnte. Danach würde er völlig erschöpft sein und nicht mehr kämpfen können.
Lex wurde klar, dass selbst die Ebene der Erdunsterblichen nicht ausreichte, um Lotus‘ Fähigkeit, aus Energie Materie zu erschaffen, voll auszunutzen. Aber das war egal, denn schon allein der Eintritt in diesen Zustand war aus einem einzigen Grund ein riesiger Vorteil für ihn.
Er war wie ein Schwamm für fast jede Art von Energie. Er konnte sie ohne Einschränkung aufnehmen und zur Aufrechterhaltung seines Lotus-Tattoos nutzen. Dazu gehörten auch alle Angriffe, die gegen ihn gerichtet waren. Außerdem konnte er seinen Status als empfindungsfähiges, aufstrebendes neues Reich besser manifestieren, was der Grund dafür war, dass sich alle Unsterblichen in seiner Nähe unter Druck gesetzt fühlten.
Es war tatsächlich der Druck von jemandem, der ihnen auf dem Spektrum der kosmischen Aufstiegsstufen weit überlegen war.
Lex konnte sich nicht mehr teleportieren, das verbrauchte zu viel Energie, also rannte er stattdessen auf den verletzten Unsterblichen zu und packte ihn. Zu schwach von seiner Verletzung, um zu entkommen, und zu sehr von Lex‘ Aura unterdrückt, um sich zu wehren, konnte der Unsterbliche nur zusehen, wie Lex ihn packte.
Dann … dann entdeckte Lex eine andere Möglichkeit, Unsterbliche zu töten.
Eingeschränkt durch seine schnell schwindenden Energiereserven, nutzte Lex eine weitere, geringfügige Fähigkeit, die er durch das Tattoo erlangt hatte: Er konnte alles, was er berührte, seiner Energie berauben. In weniger als einer halben Sekunde war der Unsterbliche seiner gesamten Energie beraubt und nur noch eine leere Hülle.
Seine Prinzipien zerfielen und seine Seele erlosch einfach. Lex hingegen gewann drei weitere Sekunden Energie, um sein Tattoo aufrechtzuerhalten, sodass er nun insgesamt fünfeinhalb Sekunden hatte.
„Wir müssen die Mission abbrechen“, sagte einer der Unsterblichen, als er sich zurückzog, aber plötzlich stieß er auf eine Barriere, die ihn zurückhielt. Es war nicht eines von Lex‘ Schilden, das sie blockierte. Es war Jeffreys.
In dem Moment, als Lex begann, seine gefährliche Aura auszustrahlen, zögerte der Wyvern nicht eine Sekunde. Er errichtete eine massive Barriere um seine Kameraden und salutierte ihnen für ihr Opfer, ihm Zeit verschafft zu haben.
Lex, der sich von Jeffreys Verzweiflung und Angst ernährte und diese spüren konnte, lächelte. Unter einem Regen aus Blitzen entdeckte er eine weitere Möglichkeit, einen Unsterblichen zu töten. Durch das Lotus-Tattoo gestärkt, stellte Lex fest, dass seine körperliche Kraft eine ganz neue Dimension erreicht hatte.
Ein einziger Schlag genügte, um alle Gesetze, die mit einem Unsterblichen verbunden waren, vollständig außer Kraft zu setzen und ihn daran zu hindern, sich von der vollständigen und totalen Vernichtung seines Körpers zu erholen. Es hinderte ihn auch daran, seine Seele im letzten Moment zu retten und sie von seinem bestehenden Körper in einen neuen zu übertragen.
Zehn Sekunden später verblasste das Lotus-Tattoo von selbst, obwohl er noch jede Menge Energie hatte. Es schien, als könne er der zeitlichen Begrenzung doch nicht entkommen, aber das war immer noch gut genug.
Lex wischte sich den Schweiß von der Stirn und drehte sich in die Richtung, in die Jeffrey gelaufen war. Es war Zeit, ihm zu folgen.
Hoch oben am Himmel hatte sich der letzte Blitz seiner vierten Prüfung bereits in ein Blitzmonster verwandelt, aber es hatte Lex noch nicht angegriffen. Stattdessen blickte es mit intelligenten Augen zu den Wolken, um das Ende der fünften Prüfung abzuwarten, damit es einen Partner begleiten konnte.
