Warum waren Unsterbliche so viel mächtiger als Sterbliche? Es lag nicht nur daran, dass sie offensichtlich eine höhere Stufe der Kultivierung erreicht hatten. Unsterbliche waren eine höhere Form der Existenz.
Für jemanden, der den normalen Weg des Fortschritts ging, reichte das Erreichen der Nascent-Ebene gerade mal aus, um die Gesetze des Universums vage zu erkennen. Es war nur eine bloße Wahrnehmung, keine Interaktion oder Manipulation.
Erst als sie Unsterbliche wurden, wurden ihr Körper und ihre Seele stark genug, um die Last der Berührung mit den Gesetzen zu ertragen, und ihre Grundsätze konnten als Anker dienen, die sie davor bewahrten, weggefegt zu werden, wenn sie in irgendeiner Weise mit den Gesetzen in Berührung kamen.
Im Wesentlichen kam ihre Grundstärke also daher, dass sie stark genug sein mussten, damit ihr Körper unter der Last der Gesetze nicht zusammenbrach, während die Grenzen ihrer individuellen Macht davon abhingen, wie stark oder wie tief sie diese Gesetze beeinflussen konnten. Das war auch der Grund, warum Grundsätze so wichtig waren: Sie hatten direkten Einfluss darauf, wie ein Unsterblicher Gesetze nicht nur wahrnahm, sondern auch mit ihnen interagierte.
Für einen normalen Menschen war das keine einfache Grenze zu überwinden. Für Lex war es etwas, das er schon seit Jahren tat. Ein Teil von ihm fragte sich, ob er diese Gelegenheit nutzen sollte, um auch sein Schwert zu schärfen, entschied sich dann aber dagegen.
Lex sah, wie sich ein Portal öffnete und ein Erdunsterblicher herauskam. Im Gegensatz zu den vorherigen Reichen, die in frühe, mittlere, späte und höchste Stufen unterteilt waren, waren die unsterblichen Reiche in neun Unterstufen unterteilt, obwohl er die Bedeutung dieser Stufen noch nicht verstand.
So oder so schien dieser plötzlich aufgetauchte Unsterbliche kurz vor dem Eintritt in das Reich der Unsterblichen zu stehen. Sogar Qawain und Lilith schienen stärker zu sein.
Der Unsterbliche ignorierte Lex und schaute zu Moon, die immer noch in ihrer Hängematte lag. Selbst jetzt hatte sie nicht wirklich die Energie, sich viel zu bewegen. Der Unsterbliche lächelte und atmete tief ein. Die Luft roch so …
Bevor der Unsterbliche den Auftakt zu seinem Sieg genießen konnte, tauchte Lex vor ihm auf und rammte seine Hand direkt in die Brust des Unsterblichen.
„Hmm, du hast dreizehn Grundsätze. Nein, warte, vierzehn Grundsätze. Findest du nicht, dass das zu viele sind?“, fragte Lex.
Obwohl seine Hand seinen Körper durchbohrt hatte, tropfte kein Blut. Das lag daran, dass Lex nicht seinen physischen Körper durchbohrt hatte, sondern seine Seele, und sich seiner Grundsätze darin bemächtigt hatte.
Mit seiner eigenen, verbesserten Version von „Impervious Hands“ konnte Lex Gesetze ganz einfach berühren. Bei Unsterblichen konnte er direkt auf die Gesetze einwirken, die sie zu manipulieren versuchten, oder sogar die Grundsätze tief in ihrer Seele kontrollieren.
Der Unsterbliche sah Lex schockiert an. Als er sah, dass Lex nichts tat und einfach nur da stand, packte er Lex‘ Hand und versuchte, sie aus seinem Körper zu ziehen, aber ohne Erfolg.
Er konnte Lex nicht einmal zu einem Zurückzucken bewegen, geschweige denn seine ganze Hand bewegen. Als er sah, dass er Lex‘ Hand nicht herausziehen konnte, versuchte er stattdessen, ihn zu schlagen. Aber wieder bewegte sich Lex überhaupt nicht. Stattdessen brach die Hand des Unsterblichen.
„Hmm, nicht so stark“, murmelte Lex.
Moon, die mit allen möglichen Geräten versuchte, Hilfe zu rufen, war fassungslos. Obwohl sie sich nicht umdrehen konnte, um zu sehen, was vor sich ging, konnte sie dennoch ihre geistigen Sinne einsetzen. Der Anblick des Unsterblichen, der sich gegen Lex wehrte, reichte aus, um sie sprachlos zu machen.
„Nur zu meiner Information“, fragte Lex, „auf welcher Kultivierungsstufe bist du? Bist du so etwas wie ein Erdunsterblicher der Stufe 1? Du kannst doch unmöglich höher als Stufe 2 sein.“
„Weißt du, mit wem du es zu tun hast?“, fragte der Unsterbliche stattdessen, während er die Zähne zusammenbiss und sich heimlich auf einen Angriff vorbereitete. Er konnte keine Gesetze manipulieren, weil Lex seine Grundsätze buchstäblich fest im Griff hatte, sodass er es nicht wagte, die Gesetze anzurühren. „Es wäre in deinem eigenen Interesse, dich zurückzuziehen. Solange wir das Mädchen haben, wird dir niemand etwas antun.“
„Nein, eigentlich weiß ich nicht, mit wem ich es zu tun habe. Warum klärst du mich nicht auf, wer genau meine kleine Wiedervereinigung stört? Hab keine Angst, ins Detail zu gehen. Nenn mir ein paar Namen.“
Moon lächelte und entspannte sich endlich. Es schien, als hätte sie Lex unterschätzt.
„Das ist keine scherzhafte Angelegenheit. Die Fuegan haben die Heilige entdeckt. Sie werden sie auf die eine oder andere Weise in ihre Hände bekommen. Das ist nichts, was jemand von deinem Rang verhindern kann.“
Bevor Moon verarbeiten konnte, was sie gehört hatte, und erneut in Sorge geraten konnte, fragte Lex unbekümmert: „Also die gesamte Rasse der Fuegan? Oder bestimmte Mitglieder der Fuegan? Wie ich schon sagte, Namen wären wirklich hilfreich.“
Der Unsterbliche war frustriert, dass sein Versuch, Lex einzuschüchtern, fehlgeschlagen war, aber er hatte ohnehin nicht vor, Lex am Leben zu lassen. Auch wenn er keine Gesetze anwenden konnte, hatte er noch andere Angriffsmittel!
Plötzlich erschien ein schwarzer, dreizackiger Dolch in seiner Hand, den er Lex in den Hals stach! Lex war zu nah, er hatte keine Chance auszuweichen.
Mit aller Kraft und einer speziellen Technik, um die Schärfe des Messers zu erhöhen, schnitt der Unsterbliche Lex in den Hals, aber … aber nichts passierte. Die Spitze des Messers blieb an den ersten Anzeichen von Bartstoppeln hängen, die Lex gerade erst zu zeigen begonnen hatte. Das Messer konnte nicht einmal seine noch nicht voll ausgewachsenen Gesichtshaare schneiden, geschweige denn seine Haut!
„Weißt du was, ich werde es später herausfinden.“
In Wahrheit hatte Lex die ganze Zeit über nicht wirklich seine Wachsamkeit aufgegeben. Er war bereit, seine Kraft zu entfesseln und die Grundsätze des Unsterblichen im Handumdrehen zu zerstören, aber es stellte sich heraus, dass dieser selbst vor dem Öffnen seines letzten Siegels einfach zu stark war.
Vielleicht war er in den letzten Jahren bei seinen Bemühungen, die Stärke eines himmlischen unsterblichen Drachen zu erreichen, etwas zu erfolgreich gewesen.
