Lex war etwas verwirrt, weil er nicht wusste, wozu die Krone gut war, obwohl er ein bisschen was darüber gelernt hatte, als sie auftauchte. Genauer gesagt, hatte er gelernt, wie man sie kontrolliert, sodass er sie erscheinen oder verschwinden lassen konnte. Die Krone hatte auch eine Fähigkeit, die er nach Belieben einsetzen konnte, aber er wusste nicht, was sie bewirkte.
Er probierte sie sofort aus, bemerkte aber keine Veränderung.
Lex schob seine Gedanken über die Krone beiseite und sah sich in dem Bereich um. Es sah überhaupt nicht so aus, als wäre er unter der Erde. Stattdessen schien er inmitten der Wolken in der Luft zu schweben, und weit unter ihm lag der Boden.
Seine Augen folgten den natürlichen Konturen des Landes unter ihm und fanden es vertrauter als das Reich der Mitternacht. Obwohl die Pflanzen immer noch denen des Reiches glichen, schien dieser Ort eher der Erde zu ähneln.
Er breitete seine geistige Wahrnehmung aus, um ein Gefühl für die Gegend zu bekommen, und entdeckte eine Fülle von Wildtieren in den Ländern unter ihm, die meisten davon unterhalb des Fundamentreichs.
Außerdem sah er zum ersten Mal in diesem Reich Menschen. Innerhalb der Reichweite seiner geistigen Wahrnehmung waren es nur zwei, und obwohl er spürte, dass sie noch recht jung waren, waren sie viel größer als die Menschen auf der Erde.
Die beiden Menschen, ein Junge und ein Mädchen, schienen in einem Wald miteinander zu kämpfen. Beide waren fast 2,1 Meter groß und hatten extrem große Muskeln. Sie waren zwar bei weitem nicht so muskulös wie Marlo in seiner Blütezeit, aber im Vergleich zu normalen Menschen sahen sie aus, als hätten sie Tag und Nacht Steroide gespritzt.
„Pel, du hast mir gesagt, du hättest eine Technik, um die Gestalt von Menschen zu verändern? Ich bin zwar schon ein Mensch, aber hast du auch eine Technik, mit der ich meine Körperform verändern kann?“
Er wollte sich nicht damit rumschlagen, vor anderen Menschen wie ein Baby aufzutauchen. Es wäre viel einfacher, wenn er wieder sein altes Aussehen zurückbekommen könnte.
Ohne ein Wort weiterzusprechen, gab Pel ihm die gewünschte Technik weiter. Da es sich um eine Technik handelte, die er noch nie zuvor angewendet hatte, würde sein monströses Verständnis seine Lernzeit lediglich auf ein paar Minuten verkürzen, anstatt sie auf null zu reduzieren.
Lex machte das nichts aus, als er sich auf den Boden begab, um die Menschen besser sehen und herausfinden zu können, warum sie kämpften. Da beide im Qi-Trainingsbereich waren und eher Körperkultivierende als spirituelle Energiekultivierende zu sein schienen, machte sich Lex keine Sorgen, entdeckt zu werden.
Selbst ohne einen Tarnanzug würde der Unterschied zwischen ihren Bereichen es ihm ermöglichen, unsichtbar zu bleiben.
„Gib auf, Weib, und mach es dir leichter“, sagte der Junge mit einem hässlichen Grinsen. „Ob durch meine Hand oder durch die eines anderen, dein Todesurteil ist bereits unterschrieben. Zumindest werde ich es schnell machen!“
Das Mädchen antwortete nicht. Sie war stärker als der Junge, aber er hatte die bessere Technik und eine bessere Waffe. Sie durfte ihre Aufmerksamkeit nicht im Geringsten nachlassen.
Lex setzte sich auf einen Ast in der Nähe, schaute auf die beiden runter und versuchte, ihre Gedanken zu lesen. Die Gedanken des Jungen schienen total durcheinander zu sein, während das Mädchen unter großem Druck stand, aber extrem konzentriert war.
War sie vielleicht gesucht? War sie eine Kriminelle?
Er beobachtete sie weiter, in der Hoffnung, von den beiden mehr über diesen Ort zu erfahren. Er fand es auch interessant, wie er in jeder ihrer Bewegungen so viele Fehler erkennen konnte. Er fühlte sich tatsächlich wie ein echter Experte, der ein paar Kinder beim Spielen beobachtete.
Der Kampf dauerte schon eine ganze Weile und beide Kämpfer wurden langsam müde. Selbst als Körperkultivierende hatten sie nicht unbegrenzte Ausdauer. Während keiner von beiden die Erschöpfung des anderen ausnutzen konnte, ließen ein paar wilde Tiere, die sie schon eine Weile beobachtet hatten, sich die Chance nicht entgehen.
Eine flügelbewehrte Schlange, die sich um einen Baum gewickelt hatte, stürzte sich plötzlich auf das Mädchen, um ihr in den Hals zu beißen. Der Junge sah die angreifende Schlange und verspürte Freude, als er sein Schwert schwang, um das Mädchen dazu zu bringen, in Richtung der Schlange auszuweichen.
Doch während er den Angriff auf das Mädchen sah, übersah er die Anzeichen des Tieres, das ihn angriff. Aus dem Boden schoss plötzlich ein kleines Wesen hervor und biss dem Mann in den Fuß.
Er schrie auf und verlor das Gleichgewicht, was dem Mädchen die Gelegenheit gab, die sie brauchte. Sie stach nach vorne und wich dabei zufällig genau im richtigen Moment der Schlange aus.
Es gelang ihr, dem Jungen in den Hals zu stechen und ihn zu töten, aber sie erkannte sofort, dass ihre Lage nicht gut war.
Es entstand eine Pattsituation zwischen der Schlange, dem halb vergrabenen Wesen und dem Mädchen, die sich misstrauisch beäugten.
Lex spürte, dass dies die perfekte Gelegenheit war, sich wie ein geheimnisvoller und unbekannter Kraftprotz zu geben. Er war immer derjenige gewesen, der Hilfe von Stärkeren erhalten hatte, und deshalb verspürte er jetzt, da er selbst ein wenig an Stärke gewonnen hatte, den Drang, dasselbe zu tun.
Mit Hilfe seiner geistigen Wahrnehmung übermittelte er dem Mädchen ein Bild sowie Informationen über einen Schwertangriff.
Das Mädchen wusste nicht, was los war. Sie hatte nur ein starkes Gefühl und stellte sich in Gedanken einen Angriff vor, der die Pattsituation beenden würde. Sie wusste nicht, woher dieser Gedanke kam, aber ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass es funktionieren würde, also zögerte sie nicht.
Sie machte einen Schritt nach vorne, und genau wie sie es sich vorgestellt hatte, stürzten sich die Schlange und das Bodentier auf sie. Ihre Hände bewegten sich mit einer Präzision, die sie sich nicht zugetraut hätte, als sie den Angriff perfekt nachahmte und es schaffte, beide Kreaturen mit einem Schlag zu enthaupten.
Dann erstarrte sie, als sie ungläubig wurde. Hatte sie das wirklich getan?
