Prinzen und Prinzessinnen gehörten zu den höchsten Autoritäten in der Global Army, aber das machte sie nicht frei. Tatsächlich brachte ihr Status unzählige Einschränkungen, Pflichten und Beschränkungen mit sich, die sie oft daran hinderten, das zu tun, was sie wirklich wollten.
Es gab Ausnahmen. Khan war eine berühmte Ausnahme, und die Adelsfamilien waren keine Unbekannten, wenn es um verlorene Fälle oder Versager ging, die nur in hedonistischen Vergnügungen schwelgen oder ihre Macht missbrauchen wollten.
Khan hatte während Ricks Hochzeit sogar eine solche Person kennengelernt, aber Rachel gehörte nicht zu dieser Gruppe.
Prinzessin Rachel Montares war eine sehr begehrte Persönlichkeit. Sie war jung, schön, wohlerzogen, intelligent, gebildet und hatte sich in der Global Army und den höchsten Kreisen des Adels perfekt etabliert. Sie war eine vielversprechende Prinzessin aus der Familie Montares, in die viel investiert wurde, und sie erfüllte diese Erwartungen größtenteils.
Die Begegnung mit Khan hatte Rachels Wert nur noch gesteigert. Sie hatte während der Auktion des Turniers einen Fehler gemacht, aber Khan hatte sie bereits gedeckt und ihre Position und ihren Ruf gerettet. Das Problem war noch nicht gelöst, aber es schien, als hätte die Familie Montares beschlossen, aufgrund der bedeutenden Vorteile, die Khan ihnen verschaffte, ein Auge zuzudrücken.
Man konnte also davon ausgehen, dass Rachel nicht die Freiheit oder die Möglichkeit hatte, Khan einfach so zu besuchen, vor allem nicht aus einer Laune heraus. Das konnte sie sich aufgrund ihres Status und ihrer Verantwortung nicht erlauben, was bedeutete, dass ihre Familie mit ein Grund für die Reise war.
Für Khan war es nicht schwer, den Grund und die Hintergründe zu verstehen. Er hatte Jahre damit verbracht, die verschiedenen Ebenen des politischen Geschehens zu studieren und zu erleben. Er würde nie Monicas Niveau erreichen, aber was er gelernt hatte, reichte aus, um eine vernünftige Schlussfolgerung zu ziehen.
Rachel versuchte nicht, diese Worte zu leugnen. Es wäre sowieso sinnlos gewesen, und sie wollte Khan nicht anlügen. Doch das politische Thema würde unweigerlich diesen intimen Moment ruinieren, den Rachel nie erwartet hatte, und sie kämpfte darum, dieses kleine Wunder nicht schon wieder zu zerstören.
„Könnten wir …“, murmelte Rachel, überrascht von ihrem Wunsch, sich so verwöhnt zu benehmen. „Khan, können wir zuerst noch ein bisschen über etwas anderes reden?“
Es war selten, dass Prinzessin Rachel so egoistische Wünsche äußerte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das zuletzt getan hatte, und sie hielt die Augen geschlossen, um diesen intimen Moment zu genießen, während sie auf die unvermeidliche Ablehnung wartete.
Doch Khan antwortete mit den schockierendsten Worten, die Rachel jemals erwartet hätte. „Okay.“
Rachel musste unwillkürlich lächeln, und Khan verdrehte scherzhaft die Augen, als er ihre Reaktion bemerkte. Sie hatte nicht gefragt, aber Khan wusste, dass ihr eigentlicher Wunsch darin bestand, diesen intimen Moment zu verlängern, anstatt das politische Gespräch hinauszuzögern.
„Worüber möchtest du reden?“, fragte Khan.
„Über alles“, murmelte Rachel.
„Mal sehen“, flüsterte Khan. „Ich habe lange nicht auf mein Handy geschaut. Gibt es etwas Wichtiges, das ich verpasst habe?“
„Ich bin nicht deine Sekretärin, Prinz Khan“, schimpfte Rachel scherzhaft. „Mach wenigstens ein Gespräch daraus.“
„Reiche Frauen und ihre Wünsche“, seufzte Khan, und Rachel kicherte, weil sie merkte, dass er mitspielte. „Hat dir das zweite Turnier gefallen?“
„Ohne dich hat es weniger Spaß gemacht“, gab Rachel zu, „und es ist immer noch etwas zu anstrengend, aber das dritte wird hoffentlich noch kürzer.“
„Hat mein Onkel es schon angekündigt?“, fragte Khan.
„Es hat bereits begonnen“, erklärte Rachel. „Die Vorrunden haben noch nicht begonnen, aber die Gäste haben deinen Bereich bereits gefüllt. Ein Vertreter meiner Familie ist gerade dort.“
„Prinz Andrew?“, fragte Khan.
„Ja“, nickte Rachel, bevor sie plötzlich inne hielt, als ihr einfiel, wo sie war. Ihr Kopf lag zwischen Khans Wange und seiner Schulter, sodass diese Geste eher einem Kuscheln als einer einfachen Antwort glich.
„Habe ich dir jemals dafür gedankt, dass du mich vor Prinz Andrew verteidigt hast?“, fragte Rachel schnell, in der Hoffnung, dass Khan sie nicht wegen ihres Kuschelns necken würde.
„Du musst dich nicht bedanken“, beruhigte Khan sie. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich dir helfen würde.“
„Ich will es trotzdem sagen“, erklärte Rachel. „Danke, Khan.“
„Gern geschehen“, sagte Khan.
„Allerdings“, fügte Rachel hinzu. „Du bist immer noch zu nachsichtig mit Frauen in Not.“
„Sagt diejenige, die gerade von dieser Eigenschaft profitiert“, neckte Khan sie.
„Stimmt“, lachte Rachel leise. „Ich bin vielleicht ein bisschen scheinheilig.“
„Kannst du das wiederholen?“, fragte Khan und tat so, als würde er in seiner Tasche nach seinem Handy suchen. „Ich möchte das gerne aufzeichnen, falls du es später leugnest.“
„Du bist so ein Scherzkeks“, kicherte Rachel. „Ich weiß nicht, wie ich das jeden Tag aushalten würde.“
Rachel riss plötzlich die Augen auf, als ihr ihr Fehler bewusst wurde. Die Worte waren ihr herausgerutscht und konnten wie ein zufälliger Scherz klingen. Aber sowohl sie als auch Khan wussten, dass sie mit dem Gespräch zu tun hatten, das sie hinauszögerten.
„War das so offensichtlich?“, fragte Rachel schließlich und blickte auf das blaue Licht an der Metallwand.
„Ich habe vermutet, dass meine Familie das früher oder später versuchen würde“, gab Khan zu. „Das ist verständlich, und du bist die perfekte Kandidatin.“
„Aber du interessierst dich doch nicht für perfekte Kandidaten, oder?“, fragte Rachel.
„Ich hätte nicht halb so viele Probleme, wenn ich das täte“, scherzte Khan.
„Das war mir klar“, seufzte Rachel. „Ich habe versucht, meine Familie davon abzubringen. Ich fand, es war zu früh. Außerdem wollte ich nicht, dass es so passiert.“
„Ist das nicht normal, wie Adlige mit solchen Dingen umgehen?“, fragte Khan. „Die Familien sehen das am Ende als finanzielle Transaktion.“
„Ja“, bestätigte Rachel. „Ich bin damit aufgewachsen, das als normal anzusehen. Ich akzeptiere es auch bis zu einem gewissen Grad, aber ich wünschte, mit dir wäre es anders.“
„Macht es euch Spaß, zu sehen, wie ich Regeln und Traditionen breche?“, lachte Khan.
„Es ist reizvoll“, lächelte Rachel, „aber ich habe etwas anderes gemeint. Ich wollte deine Wünsche respektieren, bevor ich unsere Familien in die Vereinbarung einweihe.“
Weder Khan noch Rachel hatten es bisher gewagt, das Wort auszusprechen, aber beide wussten, worum es ging. Alles in allem war diese Entwicklung naheliegend, fast schon zwingend. Sie waren beide im richtigen Alter und hatten den richtigen Status, und Khan war eine unberechenbare Persönlichkeit, sodass eine möglichst schnelle Bindung unzählige Unwägbarkeiten beseitigen würde.
Rachel wusste, dass die Verzögerung vorbei war, also fasste sie all ihren Mut zusammen und schob ihre Abneigung beiseite, den Kopf zu heben. Khan ließ sie los, aber ihre Hand blieb in seiner, als sie sich halb zu ihm umdrehte.
„Prinz Khan“, sagte Rachel und sah Khan tief in seine leuchtenden, müden Augen, in der Hoffnung, dass keine Schüchternheit in ihrem Gesicht zu sehen war. „Würden Sie, wie von den Familien Nognes und Montares genehmigt, in Betracht ziehen, mich zu heiraten?“
