Kain atmete erleichtert auf und ließ endlich etwas von der Anspannung aus seinen Schultern weichen. Egal, wie Aegis am Ende aussehen würde, eine 5-Sterne-Bewertung war immer noch viel besser als alles, was Kain bisher für ihn erreicht hatte. Deshalb musste diese neue Form gut sein.
Das System war extrem nervig, ärgerlich, unhöflich, geizig mit Belohnungen und mit einigen seiner überteuerten Artikel und Dienstleistungen fast schon eine Abzocke. Aber trotz all seiner vielen Mängel vertraute Kain immer noch seinem Urteil.
System: „…“
Zzzzt—
„Autsch!“
Ein Schmerz schoss wie ein elektrischer Schlag durch seinen Kopf und Kain zuckte vor Schmerz zurück.
„Ich werde ‚überempfindlich‘ und ‚unfähig, mit Feedback umzugehen‘ zu dieser Beschreibung hinzufügen“, murmelte er und massierte sich die schmerzende Schläfe.
Das Licht um Aegis wurde dunkler. Nach wenigen Augenblicken verschwand der blendende Schein, der Kains Blick verdeckte. Dann sah Kain es endlich.
Aegis … nun ja, hoffentlich Aegis … vorausgesetzt, dass Aegis‘ Bewusstsein nicht von dem verschlungen worden war, was auch immer das Relikt auf ihn geworfen hatte.
Wo einst ein hoch aufragender, zweistöckiger Koloss aus unebenem Gestein und Schmutz gestanden hatte, stand nun etwas völlig anderes – eine von Menschenhand geschaffene Waffe, die den in der Natur vorkommenden Golems weit überlegen war. Glatt. Flexibel. Und furchterregend.
Eine Obsidianrüstung umhüllte einen fast menschenähnlichen Rahmen, der von dünnen, leuchtend schwarz-violetten Adern durchzogen war. Die Risse und unebenen Platten waren verschwunden. Dies war kein klobiger Felsbrocken mit Armen und Beinen mehr. Es war etwas Konstruiertes. Poliert. Tödlich.
Und in der Mitte seiner Brust befand sich ein glatter schwarz-violetter Stein. Er sah ähnlich aus wie die Kerne traditioneller Golems, abgesehen von der Farbe, aber der Kern von Aegis war immer mikroskopisch klein gewesen und konnte sich frei bewegen – sein größter Vorteil gegenüber traditionellen Golems. Und durch ihre Verbindung konnte Kain erkennen, dass das wahre Selbst von Aegis immer noch mikroskopisch klein war.
„Ein Köderkern?“
Aber nein. Dieser „Kern“ schien einen höheren Zweck zu erfüllen, als nur als Köder zu dienen. In seiner Mitte pulsierte schwach eine schwarze, unheilvolle Energie, die Kain einen Schauer über den Rücken jagte.
Abyssal-Energie – oder zumindest etwas sehr Ähnliches.
Kain runzelte die Stirn, als er einen Schritt vorwärts machte.
Mit einem Gedanken öffnete er das Systemfenster und ließ seinen Blick sofort über den aktualisierten Eintrag im Aegis-Systemprofil gleiten:
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Spitzname: Aegis
Spezies: Chrono-Henker
Einst ein Wächter aus Stein und Erde, mutierte er unter dem Einfluss der Energie aus dem Abyss. Jetzt ist er eine lebende Waffe, geschmiedet unter dem Druck des Widerstands gegen die eindringende Energie aus einem kontaminierten Kern.
Jetzt wehrt er nicht mehr nur die Verderbnis der Abyss ab, sondern kann die Energie der Abyss leichter nach seinem Willen lenken. Sein obsidianfarbener Körper ist mit Abyss-Kanälen durchzogen, die es ihm ermöglichen, die in seinem Kern gespeicherte Energie der Abyss zu absorbieren oder in jedes Lebewesen zu injizieren, das mit ihm in physischen Kontakt kommt.
Qualität: Diamant
Spirituelle Kraft: Grün
Typ: Mikroorganismus (bakteriell)
Attribut: Erde, Abyss
Fähigkeiten
X – Abyssal Foundation (Passiv): Der Executioner baut mit der Zeit passiv einen Schutzmantel aus kristallisiertem Abyssalstein auf. Diese Hülle ist unsichtbar, bis sie getroffen wird. Wenn ein Angriff tödlichen oder kritischen Schaden verursachen würde, absorbiert der Blackstone Mantle den Treffer und bricht dann in einer Gegenwelle nach außen, deren Stärke sich nach dem abgewehrten Schaden richtet. Der Mantel bildet sich langsam wieder, kann aber nur alle paar Minuten ausgelöst werden.
SSS – Verdorbenes Geoform: Aegis behält seine Fähigkeit, Stein zu manipulieren, und kann jetzt nicht nur mit Materialien aus seiner Umgebung felsige Strukturen formen und seinen eigenen Körper umgestalten, sondern auch die von anderen ausgestrahlte Kraft der Verderbnis zu einem Stein verfestigen, den er für sich selbst und zur Heilung nutzen kann. Dieser Prozess verstärkt jedoch vorübergehend seine Abyssal-Aura, was Verbündete verwirren kann.
Durch die Infusion einer erheblichen Menge an Abyssal-Energie und/oder Materialien von frisch getöteten Kreaturen kann vorübergehend ein Konstrukt mit Bewusstsein entstehen.
SS – Abyssalunterdrückung: Aegis übt jetzt ein passives Unterdrückungsfeld auf alle abyssalen und halb verdorbenen Wesen aus. Der Radius hat sich verdoppelt.
In diesem Bereich wird die Heilung durch Abyssal-Kräfte beeinträchtigt und die Fähigkeit von Abyssals, niederen Abyssals Befehle zu erteilen, wird eingeschränkt. Wesen mit instabilen Kernen können bei längerer Einwirkung durch den inneren Druck explodieren. Diese Fähigkeit korrumpiert passiv das Schlachtfeld, sodass pflanzenähnliche Lebensformen für eine gewisse Zeit nicht wachsen können und die meisten normalen Kreaturen bei längerer Einwirkung psychisch instabil werden können.
SS – Abyssal-Strömungen:
Abyssal-Energie kann mithilfe von Aegis als Leitungsmedium effizient absorbiert oder von einem Wesen auf ein anderes übertragen werden.
A – Erdvenen: Aegis verschmilzt mit dem Gelände und verankert spirituelle Adern im Boden. Diese Adern bilden „Verweigerungszonen“, in denen feindliche Verträge nicht beschworen oder geheilt werden können. In Gebieten, die mit Abyssal-Blut gesättigt sind, wachsen diese Adern exponentiell und fungieren als Fallen und Explosionsknotenpunkte, wenn sie ausgelöst werden.
Systembewertung: ★★★★★ (5 Sterne)
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Kain umkreiste ihn langsam, die Augen vor leiser Ehrfurcht zusammengekniffen. Die Art und Weise, wie sich die Nähte mit jeder Bewegung verschoben und die mehrschichtige Rüstung sich geräuschlos anpasste, war wie das Betrachten einer lebenden Maschine.
„… Du siehst aus wie eine verdammte Mecha-Einheit“, murmelte er. Das Kind in ihm aus seinem früheren Leben jubelte vor Freude über seinen eleganten und mächtigen „Transformer“.
Aegis drehte den Kopf.
Und dann öffnete er die Augen.
Aegis‘ Augen öffneten sich langsam.
Nicht das bekannte Bernstein. Aber auch nicht violett, gold oder rot.
Vielleicht hatten sich alle Farben gegenseitig aufgehoben, denn Aegis‘ Augen waren jetzt unheimlich weiß.
Einfach weiß und leuchtend – ohne Pupillen und fast unheimlich. Ganz anders als die Wärme in seinen früheren bernsteinfarbenen Augen.
Aber obwohl die Farbe etwas beunruhigend war, war der vertraute Blick nicht verschwunden.
Er war immer noch er.
Immer noch Aegis.
Kain konnte es durch ihre Verbindung spüren. Die gleiche stille Loyalität. Die gleiche bodenständige Stärke.
Er atmete leise aus, und seine Mundwinkel zuckten nach oben.
Und schließlich ließ Kain ein schwaches Lächeln um seine Lippen spielen.
„Fünf Sterne“, wiederholte er. „Du siehst aus, als hättest du dir jeden einzelnen davon verdient.“
Mit dieser Entwicklung würde Kain bald seine zweite blaue spirituelle Kreatur begrüßen können.
Queen schwebte hinter ihm, ihre Flügel noch immer erschöpft, aber ihre Fühler pulsierten neugierig. Bea – deren mentaler Druck nachließ – neigte sich leicht und musterte Aegis‘ neue Gestalt. Selbst die Vespid-Wachen traten vorsichtig vor, waren aber immer noch eingeschüchtert von der neuen Aura ihrer Verbündeten.