In einem schummrigen Hotelzimmer, wo es nach billigem Parfüm und Vorfreude roch, lag ein Mann mittleren Alters auf einem riesigen Bett und versank in der Matratze. Sein burgunderroter Bademantel war weit aufgeknöpft und zeigte seine behaarte Brust und seinen dicken Bauch, der leicht vom Schweiß glänzte.
Ein Glas Rotwein baumelte träge in seiner Hand, die Flüssigkeit schwappte hin und her, während er vor sich hin kicherte und seine Augen vor perverser Freude glänzten. Sein Gesicht war gerötet und fröhlich und zeigte die selbstgefällige Zufriedenheit eines Mannes, der glaubte, kurz davor zu stehen, genau das zu bekommen, was er wollte.
Auf dem an der Wand montierten Fernseher flimmerte eine Modenschau, Models stolzierten in glitzernden Kleidern über einen Laufsteg, ihre Körper schlank und kantig.
Der Mann schnaubte, nahm einen schlampigen Schluck von seinem Wein und schmatzte mit den Lippen, während er den Kopf schüttelte.
„Diese Mädchen“, murmelte er mit verächtlicher Stimme. „Sie sind nichts. Alles nur dünne kleine Strichmännchen.
Sie können meiner Olivia nicht das Wasser reichen.“ Er lachte leise, ein kehliges Geräusch, das tief aus seiner Brust zu kommen schien. „Diese Frau … Gott, dieser Körper. An den richtigen Stellen dick, Kurven, die einen Mann um den Verstand bringen könnten.“
„… Und ihre großen, prallen Brüste? Einmalig. Absolute Perfektion.“
Er streckte die Zunge heraus, befeuchtete seine Lippen und verlor sich in seiner Fantasie.
„Heute Nacht werde ich so viel Spaß mit ihnen haben. Ich werde mit ihnen spielen, sie drücken, sie um mich betteln lassen … Sie gehört mir, ganz mir allein!“
Das war der Mann, der Olivia bedroht hatte, der seine Macht wie eine Guillotine über sie gehalten hatte, seine Forderungen mit Drohungen gespickt.
Seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte – diese üppigen Kurven, diesen trotzigen Funken in ihren Augen – war er von einer einzigen Obsession besessen: sie zu zähmen, sie seinem Willen zu unterwerfen, sie in jeder Hinsicht zu seiner zu machen. Er hatte Monate damit verbracht, diesen Moment zu planen, Fäden zu ziehen, Drohungen auszusprechen und sicherzustellen, dass sie keine andere Wahl hatte, als zu ihm zu kommen.
Und jetzt war er hier, in diesem kitschigen Hotelzimmer mit seiner protzigen goldenen Tapete und der verspiegelten Decke, und wartete darauf, dass sie durch die Tür kam. Er war sich sicher, dass sie nicht zurückweichen würde.
Keine Frau hatte das jemals getan.
Sie alle waren irgendwann zusammengebrochen, genau wie die anderen aus seiner Vergangenheit, die er unter seiner Fuchtel hatte. Olivia würde nicht anders sein. Der Gedanke erfüllte seine Brust mit einer widerlichen Freude.
Er lehnte sich gegen das Kopfteil, das Bett knarrte unter seinem Gewicht, und ließ seine Gedanken zu den verdorbenen Dingen schweifen, die er mit ihr vorhatte.
„Ich werde langsam anfangen“, sinnierte er laut, seine Stimme triefte vor Genuss. „Ich werde sie ein bisschen necken, sie zappeln lassen. Vielleicht fessele ich sie, ja … damit sie weiß, wer hier das Sagen hat. Dann werde ich mir Zeit für diesen Körper nehmen, jeden Zentimeter davon.
Ich werde sie meinen Namen schreien lassen.“
Er lachte, ein feuchtes, hässliches Geräusch, und nahm einen weiteren Schluck Wein, von dem ihm etwas über das Kinn tropfte. Seine Gedanken schweiften ab, wurden dunkler, verdrehter.
„Ob sie wohl diese Abigaille mitbringt? Das wäre ein Leckerbissen. Zwei von ihnen, ganz für mich allein. Diese Kurven, diese Münder … oh, das wäre ein Festtag für mich.
Und dieser Junge, wie heißt er noch – Kafka? Ha!“
„… Stell dir nur sein Gesicht vor, wenn er zusehen muss, wie seine beiden Mamas direkt vor ihm gefickt werden. Das würde ihn fertigmachen. Er würde bestimmt weinen.“
Der Gedanke ließ ihn vor perverser Erregung erschauern, und er spürte, wie sich etwas unter seinem Bademantel regte. Seine Erregung war offensichtlich, als er sich auf dem Bett bewegte.
„Verdammt, heute Nacht wird es gut.“
Er kicherte, sein Lachen hallte durch den leeren Raum.
Er war so in seine abscheulichen Fantasien versunken, so sehr von dem Bild von Olivia und Abigaille in seiner Gewalt eingenommen, dass er das laute Klopfen an der Tür kaum wahrnahm.
In dem Moment, als er es hörte, hob er ruckartig den Kopf, sein Herz schlug vor Freude.
„Sie ist da …“, flüsterte er mit vor Aufregung zitternder Stimme. Dann sprang er vom Bett, verschüttete in seiner Eile fast seinen Wein und watschelte mit offenem Bademantel zur Tür.
„Olivia, Baby, du hast mich nicht lange warten lassen.“
Er rief ihr mit selbstgefälliger Stimme zu, überzeugt davon, dass sie keine andere Wahl hatte, als sich ihm zu unterwerfen.
„Ich wusste, dass du zu mir kriechen würdest. Das tun sie immer.“
Er riss die Tür auf, grinste breit und lüstern, aber der Anblick, der sich ihm bot, ließ seinen Mund offen stehen.
Es war nicht Olivia, die dort stand. Stattdessen füllte eine Frau, die er nicht kannte, die Türöffnung – eine reife Schönheit mit einer beeindruckenden Ausstrahlung.
Ihr dunkles Haar war nach hinten gekämmt und umrahmte ein Gesicht, das sowohl elegant als auch gefährlich wirkte, ihre Augen waren scharf und unnachgiebig. Sie trug ein eng anliegendes schwarzes Kleid, das ihre Kurven betonte und einen Körper hervorhob, der zwar nicht so üppig war wie der von Olivia, aber dennoch unbestreitbar atemberaubend.
Ihre Taille war schmal, ihre Hüften waren ausgeprägt und ihre Brüste, obwohl nicht so groß wie die von Olivia, waren voll und einladend.
Aber es war ihr runder, fester Hintern, der seinen Blick auf sich zog, und er spürte, wie eine neue Welle der Begierde durch ihn hindurchfloss.
„Hey, hallo.“ Er schnurrte, seine Stimme triefte vor Schlampigkeit, als er sich gegen den Türrahmen lehnte und sich schon vorstellte, wie er sie ins Zimmer ziehen würde. „Hat Olivia dich als kleinen Appetitanreger geschickt? Oder bist du hier, um mitzufeiern?“
Es war ihm egal, wer sie war oder warum sie hier war. Seine Gedanken kreisten bereits darum, wie er sie ins Zimmer ziehen, ihr das Kleid vom Leib reißen und sie verwüsten würde, bis er zufrieden war.
Die Konsequenzen waren ihm egal – damit würde er sich später beschäftigen.
„Komm rein, Süße“, sagte er, trat beiseite und deutete auf das Bett. „Lass uns ein bisschen plaudern, uns besser kennenlernen. Ich verspreche dir, ich beiße nicht … es sei denn, du willst es.“
Doch bevor er noch ein Wort sagen konnte, bewegte sich die Frau mit einer Geschwindigkeit, die ihn überraschte.
Ihre Hand schoss hervor, und er spürte einen scharfen Stich in seinem Hals. Seine Augen weiteten sich, als er die Spritze sah, deren Kolben bereits gedrückt war und deren klare Flüssigkeit in seinen Blutkreislauf verschwand.
„Was zum …“
Er schnappte nach Luft, seine Hand flog zu seinem Hals, aber die Worte erstickten in seiner Kehle. Eine Welle von Schwindel überkam ihn, seine Sicht verschwamm an den Rändern.
Seine Beine knickten ein, sein massiger Körper schwankte, als er versuchte, sich am Türrahmen festzuhalten, aber seine Finger rutschten ab, taub und nutzlos.
„Du … Schlampe …“
Er lallte, seine Stimme verebbte, während sich der Raum heftig drehte, und dann brach er mit einem dumpfen Schlag zu Boden, sein Bademantel fiel auf, sein Weinglas zerbrach neben ihm.
Das Letzte, was er sah, bevor er das Bewusstsein verlor, war die Frau, die über ihm stand, mit kaltem, gnadenlosem Blick, wie eine Jägerin, die ein geschlachtetes Schwein begutachtet, und in diesem Moment wurde ihm mit einem Schauer des Grauens klar, dass er alles unterschätzt hatte.
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In der erstickenden Dunkelheit eines Kofferraums regte sich der Mann, sein Bewusstsein kämpfte sich aus dem Nebel des Betäubungsmittels zurück.
Er schlug die Augen auf und sah nichts als pechschwarze Dunkelheit, und die Erinnerung an seine letzten Momente kam mit brutaler Klarheit zurück – die Frau an der Hoteltür, ihr kalter Blick, der scharfe Stich der Spritze in seinem Nacken.
Panik breitete sich in ihm aus wie ein Lauffeuer, sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb, während er gegen seine Fesseln strampelte.
Dicke Seile schnitten in seine Handgelenke und Knöchel, die rauen Fasern scheuerten seine Haut, und ein übel schmeckender Knebel dämpfte seine Schreie. Sein Körper wurde bei jeder Unebenheit und jedem Ruckeln des Autos durchgeschüttelt, die holprige Fahrt schleuderte ihn gegen die harte Innenwand des Kofferraums.
Er wusste nicht, wo er war oder wer ihm das angetan hatte, aber die Ungewissheit nagte an ihm. Er hatte Feinde, das war klar – jede Menge davon … aber Entführung?
Das überstieg alles, was er sich jemals hätte vorstellen können.
Seine gedämpften Schreie hallten nutzlos in dem engen Raum wider, verschluckt vom Brummen des Motors und dem Knirschen des Kieses unter den Reifen.
Er konnte nichts tun, nur hilflos auf das Schicksal warten, das ihn erwartete.
Vorne im Auto hielt Seraphina das Lenkrad mit ruhigen Händen fest und navigierte mit gelassener Miene über die steile, kurvige Bergstraße.
Die Straße war kaum mehr als ein vergessener Pfad, überwuchert und uneben, ein Ort, an dem niemand suchen würde. Ihre dunklen Augen huschten zum Rückspiegel, unbeeindruckt von den leisen Schlägen, die aus dem Kofferraum kamen.
Neben ihr auf dem Beifahrersitz saß Lyla, ihre jüngere Schwester, deren kurzes rosa Haar mit blonden Strähnchen im Mondlicht glänzte, das durch die Windschutzscheibe fiel.
Lylas hellrosa Augen funkelten neugierig, als sie sich auf ihrem Sitz drehte und den Hals reckte, um einen Blick in den Kofferraum zu werfen.
„Klingt, als wäre unser Gast wach“, sagte sie mit leichter, fast spielerischer Stimme.
sagte sie mit leichter, fast verspielter Stimme. „Er macht ganz schön Krach da hinten. Soll ich nach hinten springen und ihm einen ordentlichen Klaps geben? Damit er wieder ruhig ist?“
„Nicht nötig, Lyla“, antwortete sie ruhig, ihre Stimme sanft wie Seide. „Die Straße ist holprig genug, um jeden wachzurütteln. Außerdem sind wir fast da. Es dauert nicht mehr lange, bis wir das Paket dem Meister übergeben können.“
Ihr Tonfall war sachlich, als wäre es nichts Besonderes, einen Mann zu entführen und ihn auf einen einsamen Berg zu schleppen.
Bei der Erwähnung des Meisters strahlte Lyla wie ein Kind, das von seinem Lieblingshelden hört. Sie beugte sich vor, hüpfte fast auf ihrem Sitz und ihr schlanker Körper vibrierte vor Aufregung.
„Oh, Sera, ich kann es kaum erwarten, ihn zu treffen!“, schwärmte sie und sprudelte nur so vor Begeisterung. „Ich habe schon ewig von diesem Moment geträumt.“
„Du hast so ein Glück, weißt du das? Du hast ihn schon gesehen, mit ihm gearbeitet, all seine glorreichen Taten miterlebt!
Ich musste auf seine Mutter Olivia aufpassen – versteh mich nicht falsch, sie ist eine tolle Frau, aber ich habe den Meister noch nie persönlich gesehen.“
„… Kannst du dir das vorstellen? Der Mann, der alles verändert hat, der uns alle gerettet hat, steht einfach da, allmächtig und unglaublich? Ich wette, aus der Nähe ist er noch beeindruckender!“
Die Art, wie Lyla über den Meister – Kafka – sprach, war voller Ehrfurcht, die fast schon an Verehrung grenzte.
Für sie war er nicht nur ein Mann, sondern ein Retter, ein Idol, ein Leuchtturm der Hoffnung, der die Ketten ihrer Vergangenheit gesprengt hatte.
Und die Wahrheit war nicht weit davon entfernt.
Kafka war ihr Retter im wahrsten Sinne des Wortes, eine Figur, die ihr Leben auf den Kopf gestellt und ihnen etwas gegeben hatte, von dem sie nie zu träumen gewagt hätten: Freiheit.
Die Organisation, der sie angehörten, „Die Kirche der kleinen Dämonen“, war ein Relikt aus einer dunkleren Zeit, entstanden im Schatten einer Welt, die von Königen und Königinnen regiert wurde.
Nach außen hin gab sie sich als wohltätige Kirche, als Zufluchtsort für Waisenkinder, und strahlte Freundlichkeit und Nächstenliebe aus. Aber hinter verschlossenen Türen war sie eine gnadenlose Maschine, eine Gilde von Killern, die im Auftrag von Adligen, Kriegsherren und jedem, der genug Geld für Blut hatte, tötete.
Seit Urzeiten bis zum heutigen Tag waren sie die Besten der Welt, ihr Ruf war durch unzählige stille Morde gefestigt.
Die Attentäter selbst waren Waisenkinder, die von der Straße geholt und durch brutales, unerbittliches Training zu Waffen geformt wurden.
Von Kindheit an wurde ihnen beigebracht, zu töten, sich wie Geister zu bewegen und jede Spur von Menschlichkeit unter Schichten von Disziplin und Angst zu begraben. Diejenigen, die sich widersetzten, wurden ohne zu zögern beseitigt, ihre Leichen verschwanden in denselben Schatten, in denen die Gilde gedieh.
Dieser Kreislauf hatte sich über Jahrhunderte hinweg ununterbrochen fortgesetzt, während sich die Gilde an die moderne Zeit anpasste und den Königshof gegen Vorstandsetagen und Adelsgüter gegen Unterweltimperien eintauschte.
Jetzt arbeiteten sie als Söldner und boten ihre Dienste dem Meistbietenden an, aber der Reichtum kam nie bei den Attentätern an.
Jeder Cent wurde von den Oberen abgeschöpft, einem Rat rücksichtsloser Aufseher, die die Gilde mit eiserner Faust regierten. Die Attentäter waren trotz ihrer tödlichen Fähigkeiten kaum mehr als Sklaven, deren Leben von Angst und Zwang bestimmt war.
Die heimtückischste Taktik der Gilde war der Einsatz von Geschwisterpaaren. Sie nahmen bewusst Schwesternpaare auf, weil sie wussten, dass die Verbindung zwischen ihnen als Waffe eingesetzt werden konnte.
Das Scheitern einer Mission bedeutete nicht nur den Tod für den Attentäter, sondern auch den Tod für seinen Geschwisterteil. Das garantierte absolute Loyalität, da niemand das Leben des Menschen riskieren wollte, den er am meisten liebte.
Seraphina und Lyla waren ein solches Paar, das vor Jahren als verängstigte Kinder in die Fänge der Gilde geraten war.
Seraphina hatte sich mit ihrer Gerissenheit und ihrem unerbittlichen Ehrgeiz an die Spitze gekämpft und war zur tödlichsten Agentin der Gilde und deren Anführerin unter den Attentätern geworden.
Lyla war zwar weniger erfahren, aber nicht weniger geschickt, ihre Beweglichkeit und Präzision waren messerscharf.
Aber beide Schwestern hassten das Leben, zu dem sie gezwungen worden waren.
Jeder Mord, jeder Auftrag hinterließ einen Fleck auf ihrer Seele, und sie träumten von einem Leben jenseits des Blutvergießens – einem Leben, das unter der erdrückenden Kontrolle der Gilde unmöglich schien.
Bis Kafka auftauchte.
Er kam wie ein Sturm, schnell und unaufhaltsam, und riss an einem einzigen blutigen Tag die korrupte Führung der Gilde entzwei. Die Oberen, diese unantastbaren Tyrannen, die seit Generationen regiert hatten, wurden gnadenlos abgeschlachtet, ihre Köpfe als Beweis seiner Macht präsentiert.
Und als Kafka die Gilde unter neue Führung stellte, bereiteten sich die Attentäter auf einen neuen Meister, eine neue Leine vor.
Aber Kafka war anders.
Er war freundlich … sorglos.
Er verlangte keinen blinden Gehorsam und zwang sie nicht, für Profit zu töten. Sein einziger Befehl war, seine Familie zu beschützen, die ihm am Herzen lag.
Darüber hinaus gab er ihnen etwas, das sie nie gehabt hatten … eine Wahl.
Er sagte ihnen, sie sollten leben, ihre Träume verfolgen, aus dem Schatten ins Licht treten.
Wollt ihr studieren? Geht zur Schule. Wollt ihr backen? Macht einen Laden auf. Wollt ihr dieses Leben komplett hinter euch lassen? Geht einfach weg.
Solange seine Familie in Sicherheit war, war es ihm egal, was sie taten.
Für die Attentäter war das nichts weniger als ein Wunder. Kafka hatte sie nicht nur von ihren Ketten befreit – er hatte ihnen eine Zukunft gegeben.
Und für Lyla, die ihr ganzes Leben in den Fängen der Gilde verbracht hatte, war Kafka ein Held, eine gottgleiche Gestalt, die ihr Schicksal neu geschrieben hatte.
Deshalb war sie jetzt so aufgeregt, ihr Herz schlug schneller bei dem Gedanken, ihn zu treffen, vor dem Mann zu stehen, der alles verändert hatte.