Bella konnte nicht glauben, was sie da sah.
Der Mann, den sie mal Vater genannt hatte, der immer mit seiner Stärke, seiner Macht und seiner Dominanz über Schwächere geprahlt hatte, kroch jetzt wie ein Insekt.
Sie war total angewidert.
Den Respekt vor ihm hatte sie schon lange verloren, aber das hier … das nahm ihm sogar die letzten Reste seiner Menschenwürde.
Sie konnte sich nicht einmal dazu bringen, ihn anzusehen.
Sie konnte nur mit leeren Augen nach unten starren und zusehen, wie ihr Vater sich wand und erniedrigte, und dabei ein überwältigendes Gefühl des Ekels verspürte, das ihr den Magen umdrehte.
Kafka hingegen seufzte nur, als hätte er das schon tausend Mal gesehen. „Na, war doch nicht so schwer, oder?“ sagte er lässig. „Ein Mann sollte schließlich immer sein Wort halten.“
Bellas Vater antwortete nicht. Er war zu sehr damit beschäftigt, die letzten Reste seines Stolzes hinunterzuschlucken.
Dann beugte sich Kafka leicht vor und sein Blick wurde schärfer. „Davon abgesehen“, fuhr er fort und neigte nachdenklich den Kopf. „Ich habe noch über etwas anderes nachgedacht.“
Bellas Vater versteifte sich und hob kaum den Kopf.
Kafka lächelte. „Ich will deine Tochter Bella“, sagte er schlicht.
Bella erstarrte. Ihr Vater atmete kurz und unregelmäßig.
„Ich würde sie gerne zu meiner Frau machen“, fuhr Kafka fort, seine Stimme langsam und träge, als würde er über das Wetter reden. „Aber nach allem, was du vorhin gesagt hast, dass ich nicht gut genug für sie bin, finde ich, ich sollte noch ein bisschen zögern, meinst du nicht auch?“
Bellas Vater ballte die Fäuste auf dem Boden, seine Fingernägel gruben sich in seine Haut.
Er wusste, was Kafka vorhatte … Er wusste, dass dies eine weitere Prüfung war.
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Und doch hatte er keine andere Wahl, als mitzuspielen.
Sein Mund öffnete sich, seine Lippen zitterten, aber bevor er die Worte herausbringen konnte, tat Kafka etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Er hob seinen Fuß. Und langsam, ganz bewusst, drückte er ihn auf seinen Hinterkopf.
Bellas Vater zuckte zusammen, als Kafka sein ganzes Gewicht auf seinen Schädel legte und ihn weiter auf den Boden drückte.
Sein ganzer Körper spannte sich an, sein Stolz schrie, seine Muskeln verkrampften sich in absoluter Demütigung.
Bella schnappte nach Luft, ihr Gesicht verzog sich heftig, als sie einen halben Schritt zurücktrat.
Sie konnte nicht glauben, was sie sah.
Der Anblick ihres Vaters, der einst so stolz, so grausam, so unantastbar gewesen war und nun wie ein Stück weggeworfener Müll mit Füßen getreten wurde –
das war zu viel für sie.
Sie spürte, wie sich ihr Magen umdrehte, ihre Finger krallten sich in ihre Handflächen, während eine tiefe, nagende Abscheu in ihr aufstieg.
„Weiter“, sagte Kafka mit belustigter Stimme. „Mach weiter.“
Ihr Vater öffnete den Mund, aber es kam kein Ton heraus.
Als Kafka das sah, verschob er seinen Fuß ein wenig und drückte seine Ferse etwas fester.
Bellas Vater holte scharf Luft.
Und dann –
flehte er.
„Bitte“, flüsterte er zunächst mit zitternder Stimme. „Bitte, kümmern Sie sich um meine Tochter. Ich – ich würde mich geehrt fühlen, wenn Sie sie annehmen würden.“
„Mm … Versuch es noch einmal“, sagte Kafka, während er seine Füße bewegte, um seine kahle Stelle zu finden.
Sein Vater presste die Augen zusammen. Sein Körper zitterte heftig unter dem Gewicht des Fußes, der ihn niederdrückte. Seine Finger krallten sich in den Teppich, seine Lippen zitterten, sein ganzes Wesen brannte vor Scham und Reue.
Aber er hatte keine andere Wahl.
Er hatte bereits verloren … Also tat er, was er tun musste.
„Bitte.“ Er keuchte, seine Stimme brach, als ihm der Atem stockte. „Ich flehe dich an, bitte kümmer dich um meine Tochter. Bitte, nimm sie als deine eigene.“
Bella schloss die Augen.
Sie hatte diesem Mann nichts mehr zu sagen.
Denn für sie war er kein Mann mehr.
Er war nur noch ein Insekt, das zu Füßen von etwas weit, weit Größerem kroch.
Die Spannung im Raum war zum Greifen dick, die Stille unerträglich, während Bellas Vater unter Kafkas Fuß lag, die Stirn auf den Boden gedrückt, sein ganzes Wesen von Demütigung durchtränkt.
Er hatte aufgegeben. Er hatte seine Tochter kampflos aufgegeben, seinen Stolz, seine Würde, alles geopfert, nur um sich an den letzten Strohhalm seiner Hoffnung zu klammern, sein eigenes Leben zu retten.
Für einen Moment dachte er, es sei vorbei.
Er dachte, er hätte genug gelitten.
Und dann –
sprach Kafka erneut.
„Weißt du“, sagte er in demselben beiläufigen Tonfall, als würde er nur einen Gedanken in den Raum werfen. „Bella ist nicht die Einzige, für die ich mich interessiere.“
Bellas Vater versteifte sich unter ihm, da er bereits eine schreckliche Vorahnung hatte, was als Nächstes kommen würde.
„Ich habe auch ein Auge auf deine Frau geworfen.“
Als er diese Worte hörte, erstarrte Bellas Vater wie versteinert. Sein Herz schlug wie wild, seine Muskeln spannten sich an, als etwas Weißglühendes und blendend Wütendes in seiner Brust entflammte.
Kafka fuhr fort, als hätte er nicht gerade eine Bombe in den Raum geworfen. „Camila ist eine tolle Frau, nicht wahr?“
Er sagte es und trommelte mit den Fingern auf die Armlehne. „Wunderschön, anmutig … hingebungsvoll. Ein bisschen verschwendet an dir, findest du nicht?“
Bellas Vater spürte, wie etwas in ihm zerbrach.
Eine tiefe, ursprüngliche Wut stieg aus seiner Magengrube auf, eine Wut, die so roh und überwältigend war, dass er fast aufsprang und Kafka mit bloßen Händen die Kehle durchschneiden wollte.
Hier ging es nicht um Liebe.
Es ging nicht um Hingabe.
Es ging nicht einmal um Camila selbst.
Es ging um ihn.
Es ging um seinen Stolz, sein Eigentumsrecht, die ultimative Demütigung, dass ein anderer Mann ihm in die Augen sah und sagte: Ich nehme mir, was dir gehört.
Seine Finger krallten sich in den Teppich, seine Fingernägel gruben sich so fest ein, dass sie fast bluteten. Seine Zähne pressten sich aufeinander, sein ganzes Wesen schrie ihn an, zu handeln, sich zu wehren, diesen selbstgefälligen kleinen Bastard zu töten, wo er saß.
Aber dann spürte er es … Das Gewicht auf seinem Kopf.
Kafkas Fuß drückte ihn immer noch nach unten, eine ständige, stille Erinnerung an die Machtverhältnisse in diesem Raum.
Eine erschreckende Erkenntnis schoss ihm durch den Kopf.
Wenn er jetzt handelte –
wenn er es wagte, sich zu wehren –
würde er nicht nur seinen Job verlieren.
Er würde nicht nur sein Geld, seine Karriere, seinen Ruf verlieren … Er würde alles verlieren.
Sein Körper zitterte, die Wut brodelte immer noch in ihm, aber sie traf auf etwas viel Stärkeres.
Angst.
Die Worte schmeckten wie Gift in seinem Mund, aber er zwang sie trotzdem heraus.
„Wenn … wenn es das ist, was du willst“, flüsterte er mit kaum hörbarer Stimme, seine Kehle war so zugeschnürt, dass er kaum atmen konnte. „Dann … werde ich es zulassen.“
„Zu halbherzig“, bemerkte Kafka geschmeidig. „Ich brauche etwas Eindeutigeres.“
Bellas Vater ballte seine Fäuste noch fester und sein Körper zitterte heftig.
Er wollte kotzen … Er wollte sterben.
Aber er hatte keine andere Wahl.
Er presste die Augen zusammen, atmete stoßweise, bevor er schließlich die Worte laut und deutlich herausbrachte.
„Du kannst sie haben!“, schrie er, während der letzte Rest seines Stolzes zerbrach. „Du kannst sie beide haben! Meine Frau und meine Tochter – sie gehören dir! Mach mit ihnen, was du willst!“
Es folgte eine tiefe Stille.
Bella reagierte nicht.
Sie zuckte nicht.
Sie blinzelte nicht einmal.
Sie stand einfach nur da, ihr Blick emotionslos, und sah ihn mit derselben distanzierten, leeren Miene an, mit der man eine Kakerlake ansieht, die über den Boden krabbelt.
Kafka seufzte, nahm endlich seinen Fuß von seinem Kopf und schüttelte ihn, als hätte er Angst, er hätte sich Läuse eingefangen, bevor er zufrieden nickte.
„So ist es schon besser“, sagte er grinsend.
Bumm!
Bellas Vater brach völlig zusammen und fiel auf den Boden, sein Körper schlaff, erschöpft und gebrochen.
Er hatte nichts mehr … Nicht einmal seine Würde.
Als Camila den lauten Tumult und die Schreie ihres Mannes hörte, kam sie eilig herein und sah mit einer Mischung aus Besorgnis und Misstrauen die Szene vor sich.
Ihr Mann lag ausgestreckt auf dem Boden, atmete schwer und sah aus wie jemand, der völlig am Boden zerstört war.
Bella stand abseits und sah auf ihn herab, als wäre er nichts, während Kafka bequem auf dem Sofa saß und noch immer ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen hatte.
Camila runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen, während sie versuchte, einen Sinn in das zu bringen, was sie sah.
„Okay, was zum Teufel ist hier los?“, fragte sie mit fester Stimme. Dann, nach einem Moment, wanderte ihr Blick zu dem auf dem Tisch liegenden Telefon, dann zurück zu ihrem Mann, und ihr Verdacht verstärkte sich. „Und sag mir nicht, dass du wieder nach der Fernbedienung suchst … Das kaufe ich dir kein zweites Mal ab.“
Bella lachte leise und ging ruhig an ihrem Vater vorbei, als wäre er nichts weiter als ein lästiges Hindernis auf ihrem Weg.
Camila runzelte leicht die Stirn, aber bevor sie etwas sagen konnte, drehte sich Bella zu ihr um, ihr Gesichtsausdruck war unheimlich gelassen, obwohl gerade noch ein Sturm gewütet hatte.
„Nichts passiert, Mama“, sagte Bella beiläufig, wobei ihre Stimme eine so offensichtlich erzwungene Sanftheit hatte, dass Camila die Augen noch weiter zusammenkniff. „Ich habe nur gerade großen Hunger. Können wir essen?“
Camila blinzelte, immer noch sichtlich misstrauisch, aber bevor sie nachhaken konnte, nahm Bella sie sanft bei den Schultern und schob sie in Richtung Küche. „Komm schon, Mama, ich will nicht, dass das Essen kalt wird.“
„Warte, aber …“
Camila versuchte, einen Blick zurück in das Zimmer zu werfen, immer noch völlig verwirrt, warum ihr Mann wie eine Leiche auf dem Boden lag, aber Bella war hartnäckig und zog sie mit entschlossenem Griff vorwärts.
Kafka kicherte leise, als er ihnen nachschaute, bevor er sich vom Sofa erhob und sich ein wenig bewegte, um sein Blut in Wallung zu bringen, als hätte er gerade ein leichtes Training absolviert.
„Nun, eine Abmachung ist eine Abmachung“, sagte er und stieg genauso leicht über Bellas Vater hinweg wie Bella zuvor. „Jetzt, wo du mir beide deiner Frauen gegeben hast, sollte ich wohl meinen Teil der Abmachung einhalten und alles wieder zurückverwandeln.“
Bellas Vater versteifte sich, als er seine Worte hörte, biss die Zähne zusammen wie ein Hund und sein ganzer Körper zitterte vor kaum unterdrückter Wut.
Kurz bevor er die Küche betrat, hielt Kafka inne, blickte zurück und sagte mit spöttischer Stimme: „Oh, und beeil dich, alter Mann.“ Er grinste. „Es wäre doch schade, nach all dem Kriechen nicht zu essen, oder?“
Bellas Vater blieb regungslos stehen, sein Atem kam in harten, unregelmäßigen Stößen, sein ganzer Körper war vor Wut angespannt.
Er wollte nichts lieber, als Kafka in Stücke zu reißen und sein Blut zu trinken, auch wenn er bezweifelte, dass in einem Monster wie ihm warmes Blut floss.
Aber er wusste …
Er wusste, dass in dem Moment, in dem er es versuchte, seine gesamte Existenz ohne zu zögern ausgelöscht würde.
Also blieb er, wo er war, sein ganzer Körper zitterte unter der Last seiner eigenen Demütigung, während aus der Küche Gelächter und das Klirren von Geschirr hallten …