„Apropos Familie…“, sagte Camila plötzlich mit einer leicht verschmitzten Stimme. „…auf dem Etikett steht etwas, das du übersehen hast, Kafka.“
Verwirrt über ihre Worte runzelte ich die Stirn und schaute auf das Glas in meinen Händen. Ich drehte es leicht und schaute mir das Etikett genauer an.
Zuerst sah ich nur das gleiche schöne Design, das Bella entworfen hatte, mit den niedlichen Illustrationen und der verspielten Schrift. Aber dann fiel mein Blick auf etwas ganz oben auf dem Etikett.
„Kafkas Familiensaucen …“
Ich erstarrte und mir stockte der Atem. Der Markenname war direkt darunter deutlich zu sehen, schlicht, aber auffällig.
Meine Augen weiteten sich ungläubig, als mir wie ein Blitz klar wurde, was das bedeutete.
„K-Kafkas Familie?“, flüsterte ich, meine Stimme kaum hörbar.
Ich sah langsam zu ihnen auf, mein Gesichtsausdruck eine Mischung aus Schock und Ehrfurcht. Camila und Bella grinsten breit, ihre Gesichter voller Stolz und Vorfreude, als würden sie darauf warten, dass meine Reaktion voll einsetzte.
Bella war die Erste, die etwas sagte, ihre Aufregung sprudelte nur so aus ihr heraus. „Wie findest du den Namen, Daddy? Ziemlich cool, oder?“ fragte sie und hüpfte fast auf der Stelle. „Zuerst wollten wir es ‚Vanitas Family‘ nennen, aber … wir dachten, das wäre nicht so persönlich. Nicht so intim, verstehst du? Also haben wir es bei ‚Kafkas Familie‘ belassen … Was meinst du?“
Als ich diese Worte hörte, schlug mein Herz noch schneller. Ich konnte nicht glauben, was ich hörte – oder sah.
Sie hatten die gesamte Marke nach mir benannt, sie um das Konzept der Familie herum aufgebaut und ihr etwas so Persönliches gegeben.
„W-Warum?“, brachte ich mit leicht zitternder Stimme hervor. „Warum nach mir? Ihr hättet so viele andere Namen wählen können, warum gerade mein alberner Name?“
Camila trat näher und legte ihre Hand leicht auf meinen Arm. Ihre Stimme war leise, aber fest, als sie antwortete:
„Weil du der Grund bist, warum wir das gemacht haben, Kafka. Deine Liebe zu dieser Familie, dein Glaube an uns alle, das hat das hier möglich gemacht … Du bist das Herzstück davon, ob du es merkst oder nicht.“
Bella nickte und ihr Grinsen verwandelte sich in ein warmes Lächeln.
„Das stimmt. Du bist immer derjenige, der Menschen zusammenbringt, Daddy, genau wie du es mit mir und meiner Mutter gemacht hast.“
Sie hielt inne, ihre Wangen färbten sich rosa, als sie auf das Glas in meinen Händen blickte und dann wieder zu mir.
„Du bist wie … ein Magnet, der alle zusammenhält, Daddy.“
Sie fügte leiser, aber voller Aufrichtigkeit hinzu: „Du bist derjenige, der diese Familie zusammenhält … Also ist es nur natürlich, dass dein Name ganz vorne steht.“
Ich starrte sie sprachlos an. Die Bedeutung ihrer Worte, die Aufrichtigkeit in ihrer Stimme – alles traf mich auf einmal. Ich hatte Schwierigkeiten zu atmen und musste tief Luft holen, um mich zu beruhigen.
Camila trat näher, ihr Lächeln voller Wärme und Stolz. „Sie hat recht, Kakfa“, sagte sie leise. „Diese Familie … ohne dich wäre sie nicht das, was sie ist. Du warst immer ihr Herzstück, auch wenn du es nicht merkst.“
Ich schaute zwischen den beiden hin und her, mein Herz schwoll vor so vielen Emotionen an, dass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte. Mein Blick fiel wieder auf das Glas, auf die Worte „Kafkas Familiensaucen“, die mich anstarrten und alles noch realer erscheinen ließen.
Meine Stimme war dick, als ich endlich sagte: „Ich weiß gar nicht, was ich euch beiden sagen soll. Das ist unglaublich.“
Camila lächelte und beugte sich leicht vor. „Sag einfach, dass du stolz auf uns bist“, flüsterte sie mit liebevollem Blick.
Bella grinste und fügte mit neckischer Stimme hinzu: „Und dass es dir nichts ausmacht, das Gesicht der Marke zu sein, Daddy. Denn jetzt gibt es kein Zurück mehr!“
Dann bemerkte Camila das Zittern in meinen Augen, trat näher und neigte ihren Kopf zu mir, ihr Lächeln halb neckisch, halb liebevoll.
„Oh, sieh ihn dir an, Bella. Er ist schon so erwachsen, aber er sieht aus, als würde er gleich weinen“, neckte sie mich mit warmer, leichter Stimme, in der jedoch ein wissender Unterton mitschwang.
„Was? Nein!“, gab ich instinktiv zurück und wischte mir über die Augenwinkel. „Ich weine nicht. Das ist … Staub oder so. Das Etikett hat wahrscheinlich Glitzer oder …“ Ich verstummte, unfähig, den Kloß in meinem Hals zu unterdrücken.
Bella kicherte über meinen Versuch, es zu verbergen. „Ja, klar. Du weinst doch überhaupt nicht“, sagte sie, verschränkte die Arme und sah mich mit einem frechen Grinsen an.
Camila hob eine Augenbraue, ihr Blick war sanft, auch wenn sie ihren neckischen Ton beibehielt. „Ach, Kafka. Gib es doch einfach zu. Es ist okay, wenn du überwältigt bist. Du musst das nicht alles in dich hineinfressen.“
Aber ich konnte es nicht zugeben – nicht laut. Denn in diesem Moment war ich mit meinen Gedanken nicht mehr im Raum. Ich war ganz woanders.
Ich dachte an den Jungen, der ich einmal war.
Allein … unerwünscht … ein Kind, das in eine Welt geworfen wurde, der es egal war, ob ich überlebte.
Ich erinnerte mich an die endlosen, kalten Nächte, die Leere, die mein ständiger Begleiter gewesen war, und den leisen Schmerz in meiner Brust, jedes Mal, wenn mir klar wurde, dass niemand auf mich wartete, niemand, der sich darum kümmerte, ob ich Erfolg hatte oder scheiterte.
Und doch war ich jetzt hier. Irgendwie, trotz allem, hatte ich das hier. Eine Familie … Eine echte Familie.
Eine Frau, die ihr Herz und ihre Seele dafür gegeben hatte, Menschen zusammenzubringen, und eine Tochter, deren Unbeschwertheit und Kreativität jeden Raum mit Wärme erfüllen konnte.
Ich hatte Menschen, die mich so sehr liebten, dass sie heimlich gearbeitet und meine ganze Familie mobilisiert hatten, um etwas Wunderschönes zu schaffen – nicht für sich selbst, sondern für mich.
Der Gedanke traf mich wie eine Welle, und ich konnte ihn nicht mehr zurückhalten. Ohne ein weiteres Wort trat ich vor, zog beide in meine Arme und umarmte sie fest und unerbittlich.
Umarmung~
Bella schrie überrascht auf. „W-Whoa – Hey!“, rief sie, ihre Stimme gedämpft gegen meine Brust. „Du umarmst mich zu fest, Daddy! Ich kann nicht atmen!“ Genieße exklusive Kapitel aus Empire
Aber ich ließ sie nicht los. Ich zog sie beide fester an mich und spürte die Wärme ihrer Anwesenheit, das Gewicht ihrer Liebe, das mich auf eine Weise festhielt, die ich nie für möglich gehalten hätte. Meine Kehle brannte, und ich blinzelte heftig, um die Tränen zurückzuhalten, aber sie flossen trotzdem.
Camila lachte leise, ihre Stimme war sanft und beruhigend, als sie ihre Arme um mich legte.
„Lass ihn einfach, Bella“, sagte sie sanft und streichelte mir den Rücken. „Männer zeigen ihre Gefühle nicht oft so. Wenn sie es tun, ist es besser, sie anzunehmen, bevor sie wieder verschwinden.“
Bella zögerte, ihr Körper war für einen Moment angespannt, bevor sie einen resignierten Seufzer ausstieß.
„Na gut“, murmelte sie, ihre Stimme jetzt leiser.
Langsam hob sie ihre Arme, um die Umarmung zu erwidern. „Aber er drückt mich“, murmelte sie leise, obwohl ich wusste, dass sie in diesem Moment glücklich war, in meiner Umarmung zu sein.
Ich konnte ehrlich gesagt kein Wort herausbringen. Die Worte blieben mir im Hals stecken, übertönt von der Schwere des Augenblicks. Ich konnte nur noch fester um sie herumhalten und spürte, wie eine überwältigende Mischung aus Dankbarkeit, Liebe und Ungläubigkeit durch mich hindurchströmte.
In diesem Moment gingen mir Camilas Worte durch den Kopf: Du bist das Herz dieser Familie. Und Bellas: Du bist der Magnet, der uns alle zusammenhält.
Wie war ich von einem Jungen, den niemand wollte, zu dem Mann geworden, der hier stand, umgeben von Liebe und Wärme, die ich mir nie zu erträumen gewagt hätte?
Wie konnte ich so viel Glück haben, Menschen zu finden, die mich nicht nur sahen, sondern an mich glaubten, die mich so sehr liebten, dass sie mich zum Mittelpunkt von etwas so Unglaublichem machten? Wer weiß?
Camilas Hand legte sich sanft auf meine Wange und riss mich aus meinen Gedanken. Sie beugte sich zu mir hin und flüsterte: „Du hast uns so viel gegeben, Kafka. Das war nur unsere Art, dir etwas zurückzugeben.“
Bella, die sich immer noch an mich drückte, murmelte: „Ja, Daddy, und vergiss das bloß nicht. Das war nicht einfach, weißt du.“
Ich lachte erstickt und meine Stimme zitterte. „Ich verdiene euch nicht“, brachte ich hervor, meine Worte klangen rau und rau.
Camila zog sich ein wenig zurück, gerade so weit, dass sie mir in die Augen sehen konnte. Ihre Augen waren warm und strahlten eine Liebe aus, die selbst die dunkelsten Erinnerungen durchbrechen konnte.
„Sag das nicht“, sagte sie fest, mit einem sanften Lächeln. „Du hast all das verdient und noch viel mehr. Und wir werden dich daran erinnern, bis du es glaubst.“
Bella nickte an meiner Brust, ihre frühere Neckerei war nun Aufrichtigkeit gewichen. „Du bist jetzt an uns gebunden, Daddy. Kein Zurück mehr.“
Ich lachte erneut und zog die beiden ein letztes Mal fest an mich. Meine Tränen flossen nun ungehindert, aber das war mir egal.
Zum ersten Mal seit Jahren hatte ich nicht das Gefühl, etwas zurückhalten zu müssen.
Während der Moment andauerte, lehnte Camila ihren Kopf an meine Schulter, ihre Arme immer noch um mich geschlungen. Bella entspannte sich völlig in der Umarmung und zog ihre Arme enger um mich, als hätte sie endlich verstanden, wie wichtig das war, was wir teilten.
Und da stand ich nun, ein Mann überwältigt von der Liebe, die er nie für möglich gehalten hätte, und hielt zwei der vielen Frauen fest, die ihm die Familie geschenkt hatten, von der er immer geträumt hatte, während sie ihn mit ihrer ganzen Kraft umarmten.
Doch gerade als sich eine ruhige und schöne Stimmung einstellte, hallte ein plötzliches Klopfen durch das Haus, unmittelbar gefolgt vom scharfen Klingeln der Türklingel.
Das Geräusch durchdrang die Stille wie ein Messer und ließ uns alle drei erstarren.
Camila zog sich leicht zurück und runzelte die Stirn. Bella richtete sich auf und blickte mit großen Augen zur Tür.
An einem Klopfen oder einer Türklingel war an sich nichts Beunruhigendes, aber irgendetwas daran – der Zeitpunkt – ließ mich leicht erschauern.
Ich sah Camila an, deren Gesichtsausdruck nun ebenfalls einen Hauch von Unbehagen zeigte. Bella trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und biss sich auf die Lippe.
Ich wusste nicht, was es war, aber irgendetwas sagte mir, dass dies kein Besucher mit guten Nachrichten sein würde …