„Kafka~“, jammerte sie. Ihre Stimme klang genervt. „Ich verstehe nichts davon … Es gibt zu viele große, komplizierte Wörter.“
Kafka lachte laut auf. Sein Lachen klang voll und warm, als er sich zu ihr hinunterbeugte, um ihr durch die Haare zu wuscheln. „Das …“, sagte er zwischen zwei Lachern. „Genau deshalb habe ich dir gesagt, dass ich es selbst lesen würde.
Aber du bist süß, wenn du so entschlossen bist.“
Nina schmollte. Ihre smaragdgrünen Augen verengten sich, aber ihr Blick war nicht wirklich böse. „Das ist nicht lustig“, murrte sie, obwohl ihre Wangen von seinem Scherz leicht erröteten. „Wie soll ich denn herausfinden, ob mit den Papieren etwas nicht stimmt, wenn ich sie nicht einmal richtig lesen kann?“
„Entspann dich“, sagte Kafka und grinste immer noch, als er ihr den Stift reichte. „Überlass das Lesen mir, okay? Du konzentrierst dich einfach aufs Unterschreiben. Ich passe auf, dass du keine versteckten Fallstricke übersiehst.“
Sie zögerte einen Moment. Ihr Blick huschte zwischen den Papieren und dem Stift in ihrer Hand hin und her. Schließlich nickte sie. Ihre Lippen verzogen sich zu einem kleinen, verschmitzten Lächeln.
„Okay“, sagte sie leise und nahm den Stift. Doch gerade als sie unterschreiben wollte, blickte sie mit einem verschmitzten Augenzwinkern zu Kafka auf und fragte ihn spielerisch: „Aber Kafka, auch wenn du das alles sagst, wie kann ich sicher sein, dass du nicht derjenige bist, der mich verschlingt?“
Kafka grinste. Er beugte sich leicht vor. Seine Stimme senkte sich zu einem neckischen Flüstern. „Nun, darüber musst du dir keine Sorgen machen, Nina, denn das Einzige, was ich verschlingen werde …“, sagte er mit einem schelmischen Unterton. „… ist dein Bett.“
Ihr Gesicht wurde knallrot. Sie stieß einen erstickten Protestlaut aus, während sie hastig ihre Unterschrift auf das Papier kritzelte.
Ihr Mann hingegen stand wie angewurzelt da. Seine Fäuste ballten sich an seinen Seiten, während er dem Wortwechsel zwischen Kafka und Nina lauschte. Seine Gedanken kreisten. Er setzte das Offensichtliche zusammen.
„Also ist es wahr“, dachte er bitter. „Sie haben eine Art … Beziehung.
Dieser Bengel sitzt hier mit meiner Frau und tut so, als gehöre ihm der Laden.“ Er biss die Zähne zusammen, bis sie fast brachen, aber er sagte nichts.
Die Angst, die Kafka in ihm auslöste, war zu überwältigend. Und ehrlich gesagt lag ihm Nina nicht genug am Herzen, um sie deswegen zu konfrontieren … Nicht jetzt, wo er endlich das bekommen würde, weswegen er gekommen war.
Sein Blick huschte zu dem Dokument auf dem Tresen. Sein Herz pochte vor Vorfreude … Die Papiere sind unterschrieben. Das ist alles, was zählt.
Kafka hatte es jedoch nicht eilig. Er nahm die unterschriebenen Papiere mit bedächtiger Langsamkeit in die Hand. Sein Gesichtsausdruck war unlesbar. Er hielt sie fest in der Hand und sah den Mann mit ernstem Blick an. Seine dunklen Augen schienen ihn zu durchbohren.
Der Mann machte einen zögernden Schritt nach vorne. Seine Hand streckte sich nach den Papieren. Doch gerade als seine Finger sie berühren wollten, durchdrang Kafkas Stimme die Luft und ließ ihn innehalten.
„Warten Sie“, sagte Kafka. Seine Stimme war leise, aber von unmissverständlicher Entschlossenheit.
Der Mann erstarrte. Seine Hand blieb in der Luft hängen, während ihm ein Schauer über den Rücken lief.
Dann verzog Kafka die Lippen zu einem schwachen Lächeln, das jedoch keinerlei Wärme ausstrahlte. „Lass mich eines klarstellen“, sagte er mit ruhiger Stimme, in der jedoch eine unterschwellige Drohung mitschwang. „Ich habe ehrlich gesagt keine Zeit für dich … Du bist meine Zeit nicht wert, und ich möchte keine Sekunde länger an dich verschwenden.“
Das Gesicht des Mannes zuckte. Eine Mischung aus Wut und Angst huschte über seine Gesichtszüge, aber Kafka ließ sich nicht beirren. Entdecke weitere Geschichten bei empire
„Das heißt“, sagte Kafka, und sein Lächeln verschwand. Er kniff die Augen leicht zusammen und beugte sich vor. Er hielt die Papiere gerade so weit von dem Mann entfernt, dass dieser sie nicht erreichen konnte. „Du hast die Wahl.“
Der Mann schluckte schwer, sein Adamsapfel hüpfte, als er versuchte, Kafkas Blick zu halten, was ihm jedoch nicht gelang.
Kafka neigte leicht den Kopf. Sein Gesichtsausdruck war unnachgiebig, als er sagte: „Sie können dieses Dokument hier lassen. Gehen Sie durch diese Tür. Leben Sie Ihr Leben weiter. Ich werde Sie nicht daran hindern.“
Es war kurz still. Die Luft im Raum war total angespannt. Nina saß still neben Kafka und schaute nervös zwischen den beiden Männern hin und her. Sogar sie spürte, wie ernst Kafkas Worte waren. Wie seine ganze Präsenz den Raum füllte.
„Aber …“, sagte Kafka mit leiserer Stimme. Ein leises Lachen entrang sich seinen Lippen, als er fortfuhr. „Wenn du dieses Papier nimmst und tust, was ich vermute, dass du vorhast …“ Er ließ die Worte einen Moment lang in der Luft hängen.
Die Stille war fast ohrenbetäubend, als er sich leicht zurücklehnte. Sein Griff um die Papiere war fest. Er lächelte – ein düsteres, fast raubtierhaftes Lächeln.
„… Dann gib mir nicht die Schuld für das, was als Nächstes passiert.“
Der Mann hielt den Atem an, als gäbe es keine Luft zum Atmen. Seine Hand zitterte leicht, als sie über den Papieren schwebte.
Er wollte zuschlagen. Den Respekt einfordern, den er seiner Meinung nach verdiente. Aber die Angst, die ihn durchfuhr, lähmte ihn. Er spürte Kafkas Blick auf sich. Ein stilles Versprechen von Konsequenzen, denen er sich nicht stellen wollte.
„Du bist dran“, sagte Kafka einfach. Sein Tonfall war fast beiläufig, während er die Papiere festhielt. Sein Blick blieb auf den Mann gerichtet.
Die zitternden Finger des Mannes schwebten noch einen Moment lang über den Papieren. Seine Angst war spürbar.
Doch dann veränderte sich etwas. Sein Blick huschte zu Kafka.
Zum ersten Mal seit Beginn der Konfrontation huschte ein Ausdruck von Trotz über sein Gesicht. Er straffte leicht den Rücken. Seine Lippen verzogen sich zu einem bitteren Grinsen.
„Wovor habe ich solche Angst?“, dachte er.
Plötzlich wurde ihm klar: „Er ist nur ein Kind. Ein kleiner Bengel, der sich aufspielt. Was kann er mir schon antun? Ich habe Leute hinter mir – echte Macht … Dieser kleine Punk ist ein Niemand!“
Mit neuem Selbstvertrauen streckte er die Hand aus. Er riss Kafka die Papiere aus der Hand und steckte sie in seine Tasche. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging weg.
Seine Schritte waren schwer von falscher Tapferkeit. Er schaute nicht zurück. Er war zu sehr in seine eigenen Gedanken vertieft, um das leichte Grinsen auf Kafkas Lippen zu bemerken.
Kafka sah ihm nach. Sein Gesichtsausdruck war ruhig, fast amüsiert. Seine Finger trommelten leicht auf den Tresen, als die Tür hinter dem Mann zufiel. „Na ja“, murmelte er vor sich hin. „Er hat gerade sein eigenes Todesurteil unterschrieben.“
Nina, die immer noch neben ihm saß, hatte während des gesamten Gesprächs geschwiegen. Ihre Hände waren fest in ihrem Schoß verschränkt. Als die Tür ins Schloss fiel, drehte sie sich zu Kafka um. Ihre grünen Augen waren voller Verwirrung.
„Was … Was war das denn gerade?“, fragte sie zögernd, da sie immer noch keine Ahnung hatte, was vor sich ging.
Kafka lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Seine Haltung war entspannt, doch in seinen Augen war immer noch ein schwaches Funkeln zu sehen, das er nicht deuten konnte. „Das …“, sagte er mit einem leichten Grinsen. „… war nur ein Beispiel dafür, wie Gier zum Untergang des Menschen führen kann.“
„Gier? Untergang des Menschen? … Kafka, wovon redest du?“ Nina blinzelte. Sie runzelte die Stirn, während sie versuchte, seine kryptischen Worte zu verstehen.
Anstatt zu antworten, zuckte Kafka nur mit den Schultern. Sein Grinsen wurde etwas breiter, als er nach einem Glas Wasser auf der Theke griff.
„Sagen wir einfach, er wird es früh genug erfahren“, sagte er. Sein Tonfall war lässig, als hätte er gerade keine versteckte Warnung ausgesprochen.