Normalerweise war ein Kampf zwischen Rittern nach ein paar Schlägen vorbei, aber manchmal zog sich der Kampf wegen der unglaublichen Fähigkeiten der beiden Kämpfer in die Länge.
In diesem Moment hatten Alaric und Anthony schon mehr als zwanzig Mal aufeinander eingeschlagen, und es war immer noch nicht klar, wer als Sieger hervorgehen würde.
Die Menge sah mit angehaltenem Atem zu, wie die beiden Ritter kämpften.
Es war ein Kampf wie kein anderer.
„Ist Lord Alaric wirklich ein neuer Ritter?“, flüsterte einer der Gäste ungläubig.
Ein paar Leute hörten ihn, aber niemand war in der Stimmung, zu antworten. Sie waren alle so schockiert von dem andauernden Kampf, dass sie nicht in der Lage waren, zu reagieren.
Anthony Olliver war ein Ritter von Vale. Er hatte jahrzehntelange Erfahrung und dies festigte seinen Ruf als einer der mächtigsten Ritter in den umliegenden Städten. Allerdings hatte er Mühe, gegen einen neu beförderten Ritter zu gewinnen, was ihn völlig verwirrte.
Was für einen Sohn hatte Baron Lucas großgezogen?
Je länger er mit Alaric kämpfte, desto fassungsloser wurde er.
Alaric kämpfte nicht wie der Neuling, für den ihn alle hielten. Er war wie ein erfahrener Veteran, der unzählige Schlachten geschlagen hatte, aber das Beeindruckendste an ihm war seine Schwertkunst.
Jede Bewegung von Alaric war genau kalkuliert und es gab keine überflüssigen Bewegungen. Er versuchte nicht einmal, sich in Szene zu setzen, aber er bewegte sich so elegant, dass es fast wie eine Darbietung wirkte.
Was für eine beeindruckende Schwertkunst!
Anthony hatte so etwas noch nie gesehen. Es war wunderschön und furchterregend zugleich.
Als der Kampf weiterging, ließ Anthonys Ausdauer nach. Seine Hellebarde wurde immer schwerer.
Ich werde alt …
Anthony senkte seine Hellebarde und murmelte, während er leicht den Kopf schüttelte. „Ich gebe auf.“
Niemand hatte erwartet, dass er mitten im Kampf aufgeben würde, aber die Menge akzeptierte das Ergebnis.
Alarics Fähigkeiten hatten ihre Erwartungen übertroffen. Es wäre nicht übertrieben zu sagen, dass er unter den Rittern ohnegleichen war.
„Danke, mein Herr. Es war ein guter Kampf. Leider bin ich schon zu alt, um dir einen zufriedenstellenden Kampf zu liefern.“ Anthony salutierte kurz mit dem ritterlichen Gruß.
Alaric steckte seine Schwerter weg und erwiderte den Gruß. „Was redest du da, Sir Anthony? Wenn wir Mana eingesetzt hätten, hätte ich keine Chance gehabt, dich zu besiegen. Ich habe in diesem Kampf viel gelernt. Danke!“
Anthony lächelte nur über seine Worte.
Er wusste, dass Alaric das nur sagte, um ihn aufzumuntern.
Obwohl er im Moment mehr Mana hatte als Alaric, war es nur eine Frage der Zeit, bis er ihn angesichts seines Potenzials übertreffen würde.
„In diesem Kampf geht der Sieg an Alaric!“, verkündete Lucas das Ergebnis.
Nach seiner Ankündigung bebte der Veranstaltungsort vor Aufregung.
„Heilige Scheiße!“
„Er hat tatsächlich gewonnen!“
„Hahaha! Ich hab nicht auf den Falschen gesetzt! Ich wusste, dass Lord Alaric das schaffen würde!“
„Meine kostbaren Goldmünzen sind jetzt weg …“
Während alle über Alarics Sieg redeten, kochte in einer Person die Wut.
Wie konnte das sein? Er hat sogar Anthony Olliver besiegt … Ist Lucas‘ Blut wirklich so stark?
Charles konnte seine Gefühle kaum zurückhalten.
„Lord Charles, du musst stolz sein, einen so mächtigen Neffen zu haben! Herzlichen Glückwunsch!“ Plötzlich drang eine Stimme an sein Ohr.
Als Charles diese Worte hörte, hätte er fast Blut gespuckt.
Er drehte den Kopf und sah, dass es ein Beamter aus Vale war, ein alter Mann namens Chandler.
Unter dem Stadtfürsten gab es zehn Beamte, die ihm bei der Verwaltung von Vale halfen. Chandler war der älteste Beamte unter den zehn und hatte bereits drei Stadtfürsten gedient.
So arrogant Charles auch war, er wagte es nicht, diesen alten Mann zu provozieren, also schluckte er seine Wut hinunter.
„Bin ich so durchschaubar, Sir Chandler?“, fragte er mit gezwungener Miene.
Der alte Beamte lachte leise und strich sich über seinen Bart. „Kein Wunder, dass du vorgeschlagen hast, ihn am Wettkampf teilnehmen zu lassen. Ich dachte, du wolltest nur, dass er etwas Erfahrung sammelt. Ich hätte nie gedacht, dass Lord Alaric so ein geschickter Schwertkämpfer ist.“
„Hahaha! Aber natürlich! Wessen Neffe glaubst du, dass er ist?“ Charles lachte. Er nutzte die Gelegenheit, um ein Gespräch mit dem alten Mann anzufangen.
In diesem Moment wurden bereits die nächsten Teilnehmer auf die Bühne gerufen.
Dylann Heinrich trat vor. Als er diesen Wettbewerb vorgeschlagen hatte, war er noch selbstbewusst gewesen, aber als er sah, wie stark die anderen Teilnehmer waren, insbesondere Alaric, der gerade erst achtzehn geworden war, begann sein Selbstvertrauen zu schwinden.
Ich war zu arrogant. Ich dachte, mein Talent wäre eines der besten im ganzen Reich. Im Vergleich zu Alaric bin ich ein Niemand.
Dylann dachte bei sich.
Aber … ich werde nicht einfach so aufgeben. Talent ist nicht der einzige Faktor, der das Wachstum eines Menschen bestimmt. Talent ohne Anstrengung ist bedeutungslos.
Ich werde diese Gelegenheit nutzen, um meine Fähigkeiten zu verbessern und mich auf die zukünftigen Kämpfe vorzubereiten, denen ich begegnen werde!
Mit neuem Selbstvertrauen blitzte in Dylanns Augen eine unerschütterliche Entschlossenheit auf.
Sein Gegner betrat endlich die Bühne.
Arthur Valkan, ein erfahrener Söldner, der nur noch einen Schritt davon entfernt war, ein Elite-Ritter zu werden. Er war ein Jahrzehnt jünger als Anthony, aber die Schlachten, die er geschlagen hatte, waren so zahlreich wie die des alten Ritters.
Er wurde als einfacher Bürger geboren und in jungen Jahren von seinen Eltern an eine Söldnergruppe verkauft.
Schon mit sechs Jahren musste er das Schwertkampf lernen. Er hatte keine Wahl, da er bereits ihr Eigentum war. Über die Jahre blieb er bei der Söldnergruppe, die ihn gekauft hatte. Er hasste seine Eltern und er hasste auch die Söldnergruppe, die ihn von seiner Familie getrennt hatte. Doch mit den Jahren gewöhnte er sich allmählich an sein Leben als Söldner. Er hatte sogar seine Eltern vergessen, die ihn so herzlos verkauft hatten.
Inzwischen hatte er sich von der Söldnergruppe befreit und sich in der Branche einen Namen gemacht.
„Mein Name ist Arthur Valkan.“ Arthur begrüßte seinen Gegner mit einer einfachen Verbeugung.
