Velcys Sicht
Ich tröstete mich mit diesen Gedanken, während mein Blick auf ein schwarzes Tuch fiel, das achtlos über das Bett geworfen war. Ich runzelte die Stirn, weil ich mich über das unbekannte Kleidungsstück wunderte.
Bei meinen Besuchen in diesem Zimmer in der vergangenen Woche hatte ich nirgendwo Kleidung gesehen, nicht einmal ein Ersatzteil, das in einer Ecke versteckt war.
Der Raum selbst war spärlich eingerichtet und strahlte durch seine Schlichtheit eine ruhige Würde aus.
Dennoch umgab ihn eine königliche und alte Aura, die in starkem Kontrast zu der grellen und oberflächlichen Pracht stand, die ich in den anderen Trainingsräumen der Blackwells gesehen hatte.
Hier war nichts billig oder protzig, und jeder Gegenstand schien von Geschichte und Bedeutung durchdrungen zu sein.
Ich ging mit leichten, vorsichtigen Schritten vorwärts, als hätte ich Angst, dass jemand merken könnte, dass ich hier war.
Das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, blieb in meinem Kopf und ließ einen seltsamen Nervenkitzel durch meine Adern fließen. Ich konnte nicht genau sagen, warum, aber der Gedanke, mich herumzuschleichen, erfüllte mich mit einer seltsamen Erregung.
Als ich das Bett erreichte, bückte ich mich und hob das Tuch auf. Es fühlte sich feucht an, und als ich es ausbreitete, erkannte ich, dass es eine schwarze Tunika mit zarten silbernen Verzierungen war.
Eine Welle der Vertrautheit überkam mich, und ich runzelte die Stirn, während ich versuchte, mich daran zu erinnern, wo ich sie schon einmal gesehen hatte.
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Ich warf einen Blick auf das jetzt leere Bett, dann wieder auf die Tunika, bevor mir plötzlich klar wurde, was das war.
Moment mal … Ist das nicht das Hemd, das mein großer Bruder Ethan trug, als er bewusstlos war?
Diese Erkenntnis löste eine Mischung aus Neugier und Nervosität in mir aus. Instinktiv hielt ich die Tunika näher an mein Gesicht und atmete tief ein. Der Stoff duftete nach Moschus, warm und unverkennbar nach ihm.
Trotz der Feuchtigkeit vom Schweiß war der Geruch seltsam beruhigend und ich spürte einen merkwürdigen Kontrast zu den seltsamen Gedanken in meinem Kopf.
Mit meinen geschärften Katzensinnen prägte ich mir den Geruch fest in mein Gedächtnis ein. Ich konnte dieses Gefühl nicht in Worte fassen, aber ich schien den klebrigen Geruch gleichzeitig zu mögen und nicht zu mögen.
Ich schloss instinktiv die Augen, atmete noch einmal tief ein und ein kleines, unerklärliches Gefühl der Geborgenheit überkam mich. Als ich die Augen wieder öffnete, folgte mein Blick der unsichtbaren Spur des Geruchs.
Bevor ich mir bewusst wurde, was ich tat, stand ich vor einer kleinen Tür, die geschickt in der Nähe des Holzschranks am anderen Ende des Raumes versteckt war.
Die Tür sah unscheinbar aus, aber ihre Anwesenheit fühlte sich jetzt bedeutungsvoll an, als ob sie die Antworten enthielt, die ich suchte.
Ich zögerte, mein Herz raste und ich war total nervös. Was, wenn etwas Unerwartetes hinter dieser Tür war? dachte ich, aber ich nahm all meinen Mut zusammen. Ich musste wissen, wo dieser große Bruder Ethan war und ob ihm etwas zugestoßen war.
Vorsichtig drehte ich den Knauf und die Tür öffnete sich mit einem langen Knarren. Ein schwaches, blutrotes Licht fiel heraus und beleuchtete einen Raum, der wie eine Höhle aussah.
Dicke, aufsteigende heiße Dämpfe füllten die Luft, versperrten mir die Sicht und schufen eine unheimliche und geheimnisvolle Atmosphäre.
Die warme, feuchte Luft klebte an meiner Haut, als ich eintrat, und alle meine Sinne waren geschärft. Mein Blick huschte umher, aber der Nebel schränkte meine Sicht ein.
Um mich etwas sicherer zu fühlen, umklammerte ich eine kleine Eisenstange, die ich zuvor aufgehoben hatte, für den Fall, dass mich etwas Unerwartetes und Gefährliches erwartete.
Während ich ging, schmatzten meine Stoffschuhe auf dem feuchten Boden. Neugierig hockte ich mich hin, um ihn zu berühren, und meine Fingerspitzen streiften seine raue Oberfläche.
Bei näherer Betrachtung stellte ich fest, dass der Boden, obwohl er von oben uneben aussah, sich überraschend glatt und fest anfühlte.
Die Atmosphäre, die aus aufsteigendem Dampf, subtiler Hitze und dem gedämpften Geräusch von tropfendem Wasser bestand, fügte sich endlich in meinem Kopf zusammen. “
Das muss eine Art Badehaus sein“, dachte ich und diese Erkenntnis beruhigte mich ein wenig.
Aber diese Ruhe hielt nicht lange an.
Ein plötzliches überwältigendes Gefühl der Gefahr ergriff mich, als mir ein eisiger Schauer über den Rücken lief. Mein Instinkt schrie mich an, zu fliehen, aber bevor ich mich bewegen konnte, spürte ich etwas Kaltes und Schweres, das sich um meine Beine und Arme schlang.
Ich schnappte entsetzt nach Luft, als aus dem Nichts dunkle Ketten auftauchten, die sich fest um mich schlangen. Meine Beine waren gefesselt, und meine Arme wurden blitzschnell hinter meinen Rücken gedrückt.
Panik überkam mich, als ich gegen die Fesseln ankämpfte, aber sie hielten fest, und ihre unerbittliche Stärke erinnerte mich an etwas Schreckliches aus meiner Vergangenheit.
In meiner verzweifelten Versuch, mich zu befreien, verlor ich fast das Gleichgewicht und stolperte ungeschickt gegen den Zug der Ketten.
Bevor ich wieder Halt finden konnte, rissen mich die Ketten mit einer so plötzlichen und starken Kraft nach vorne, dass ich vom Boden abhob.
Mein Körper wurde durch die Luft geschleudert, während ich von einer unsichtbaren Kraft gezogen wurde.
Der dichte Nebel teilte sich mit einem lauten Zischen und die Welt wurde zu einem verschwommenen Nebel aus Dampf und Schatten, während ich hilflos weiter in den höhlenartigen Raum gezogen wurde.
Eine immense Angst überkam mich, und für einen Moment war mein Geist vor Schock wie leergefegt.
Aber als ich tiefer ins Unbekannte gezogen wurde, riss mich etwas in mir wach, und eine Welle urwüchsiger Wut entflammte in meinem Geist und meinem Körper.
Der Anblick und das Gefühl dieser Ketten weckten Erinnerungen, die ich lange verdrängt hatte.
Die Tage der Gefangenschaft, der Hilflosigkeit und der unmenschlichen Behandlung schienen auf einmal in meinem Kopf zurückzukehren, und diesmal waren sie roh und ungefiltert.
Eine lange Liste all dieser dunklen Erinnerungen spielte sich in meinem Kopf ab. Die kalten, unnachgiebigen Gitterstäbe meines Käfigs, das grausame Lachen dieser bösen Familie und die Hoffnungslosigkeit, gefangen zu sein und sich nicht wehren zu können.
Nein, mein Herz pochte wie eine riesige Trommel, während dieser Gedanke ständig in meinem Kopf widerhallte: Nicht wieder. Nie wieder.