Ethans Sicht
Der Horizont erstreckte sich endlos, ein Meer aus dunkler Graslandschaft, ohne ein Lebenszeichen. Als ich anfing, mich zu bewegen oder zu treiben, fokussierte ich meinen Blick und entdeckte bald andere Wolken in der Ferne.
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Sie waren unterschiedlich groß, einige klein wie ich, andere riesig, aber alle schienen wie Statuen in der Luft zu schweben.
In einer Richtung bemerkte ich eine Ansammlung von Wolken, die sich wie von einer unsichtbaren Kraft angezogen hatten. Ihre schiere Dichte ließ es so aussehen, als würde sich am Horizont ein gewaltiger Sturm zusammenbrauen.
Weiter entfernt sah ich vereinzelte Wolken, die wie dunkle Flecken am Himmel standen. Je größer die Wolken waren, desto höher schienen sie über den kleineren zu schweben.
Dann, ganz am Ende des Horizonts, sah ich eine riesige Wolke, die die Landschaft dominierte.
Sie erstreckte sich über den Himmel und war fast unvorstellbar groß. Schwarze Blitze zuckten in ihrer Tiefe und schlugen mit ohrenbetäubender Kraft auf den Boden. Jeder Blitz entfachte schwarze Flammen, die wild über die dunkle Graslandschaft tanzten und ein unheimliches Leuchten verbreiteten.
Was ist das für eine Welt? Wie komme ich hier weg?
Ich schaute weg und dachte über diese Fragen nach, die mir immer wieder durch den Kopf gingen, und versuchte, meine missliche Lage zu verstehen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit des Grübelns kam ich zu dem vorläufigen Schluss, dass ich in einem gefährlichen Reich gefangen sein musste, höchstwahrscheinlich in einem Raum zwischen der realen Welt und der Astralwelt.
Ich hatte einen kleinen Auszug darüber in einem abgenutzten Buch in der Bibliothek des Schwarzen Turms gelesen.
Ich konzentrierte mich wieder auf die riesige Wolke, aber diesmal ließ mich das, was ich sah, sowohl fassungslos als auch entsetzt zurück. Sie bewegte sich langsam, aber ihre Richtung war unverkennbar auf mich zu.
Ein instinktives Gefühl der Gefahr durchfuhr mich und ich zwang mich, vorwärts zu gehen. Überraschenderweise driftete die Wolkenform, in der ich mich befand, in die entgegengesetzte Richtung des kolossalen Duskwither.
Ich ging bis an meine Grenzen, weil ich unbedingt entkommen wollte, aber jedes Mal, wenn ich zurückblickte, schien die alles umhüllende dunkle Wolke mit ihren schwarzen Blitzen immer mehr von dieser trostlosen Welt zu verschlingen.
Sie war unerbittlich, und ich verspürte eine überwältigende Hoffnungslosigkeit.
Gerade als mich die Verzweiflung zu überwältigen begann, erinnerte ich mich an etwas, und ein Funken Hoffnung keimte in mir auf. Ich konzentrierte mich ganz auf mein Innerstes.
Ich sandte meine Gedanken zu dem siebenfarbigen, leuchtenden, sechseckigen Kristall, den ich selbst in dieser körperlosen Form noch in mir spüren konnte. Seine farbenfrohe und helle Präsenz beruhigte meine Verzweiflung ein wenig, und ich wartete auf seine Antwort, während ich mich weiter von der dunklen Wolke entfernte.
Augenblicke später hallte die vertraute alte, aber monotone Stimme von Auralis Prime in meinem Kopf wider.
[Duskwither: Eine einzigartige Seelenwesenheit, allgemein bekannt als Astralgeist. Es handelt sich um eine kolossale Manifestation der Verzweiflung und Bosheit, die ausschließlich im Astralreich entsteht.
Sie entstehen, wenn die gebrochenen Seelen von Wesen, die früh gestorben sind und am Ende ihres Lebens große Verzweiflung oder einen riesigen Schock erlebt haben, nach ihrem Tod zusammenkommen.
Eine unbekannte, heimtückische und unsichtbare Kraft hilft dabei, dass diese unnatürlichen Wesen entstehen.
Die Stimme ging in ihrem üblichen monotonen Ton weiter, während meine Stimmung und meine Gedanken nach dem Hören ihrer Erzählung schwer waren.
Diese Seelen, die in ihrem Leben von Hass, Gier und Trauer zerfressen waren, verschmelzen zu einem chaotischen Sturm spiritueller Energie, aus dem der Duskwither entsteht.
Seine Essenz ist ein unstillbarer Hunger, und er ernährt sich nicht nur von Seelen, sondern von Emotionen selbst. Er saugt Hoffnung, Freude und Entschlossenheit aus allem, was ihm begegnet, und hinterlässt nur Leere.
Immer wenn er sich der materiellen Welt nähert, saugt er positive Gedanken der Wesen auf und ersetzt sie durch Negativität, gewalttätige Impulse und zerstörerische Tendenzen, die eine Erweiterung der verschmolzenen Seelen sind.
Der schwarze Blitz, der in seinem Inneren knistert, ist eine zerstörerische Manifestation der Qual und Wut, die er absorbiert. Es heißt, dass er selbst die stärksten astralen Konstrukte oder Seelen der unteren Welten vernichten kann.
Legenden flüstern, dass der erste Duskwither einst ein einsamer, wandernder Schatten war, aber als er immer mehr verschlang, wuchs er zu einer riesigen Gestalt heran und verzweigte sich in unendlich viele Wesen, die sich bis heute vermehren.
Seine Präsenz ist sowohl physisch als auch metaphysisch. Er bewegt sich wie ein Sturm durch die Astralwelt und dringt gleichzeitig in die Gedanken der Wesen der materiellen Welt ein.
Die Träume der Lebewesen verwandeln sich in Albträume, Mut wird zu Angst und selbst die Standhaftesten brechen in seinem Gefolge zusammen.
Fragmentierte Dunkelheiten können sich nicht weiterentwickeln, wenn sie einem Duskwither begegnen. Stattdessen werden sie verschlungen und verschlungen.
Die Seelenessenz des Nachfolgers ist derzeit in einer dimensionalen Lücke innerhalb der Astralebene gefangen. Diese Region ist ein Riss zwischen den Ebenen, und die Seele des Nachfolgers wurde hierher gezogen, als du zu deinem Seelenanker zurückkehrtest.
Der Duskwither streift durch diesen Riss, und seine Anziehungskraft hat den Nachfolger gefangen genommen und dich in sein Reich gezogen. Um zu überleben, solltest du sofort fliehen.
Die Flut an Informationen überwältigte mich und ließ mein ohnehin schon angeschlagenes Bewusstsein noch mehr taumeln. Die Last all dessen lastete schwer auf mir, und ich konnte spüren, wie die Anziehungskraft des Duskwither stärker wurde.
Meine winzige Wolkenform trieb auf den Sturm zu, und diesmal war ich machtlos, mich ihm zu widersetzen.
Warum habe ich so ein Pech? Wie bin ich an diesen verfluchten Ort im riesigen Astraluniversum gelangt? Meine Gedanken rasten. Was ist dieser Seelenanker, und warum war ich überhaupt von ihm getrennt?
Ich kämpfte mit aller Kraft, aber der Sog war unerbittlich. Meine winzige Wolke bewegte sich, als wäre sie ein Tropfen, der in einen unendlichen dunklen Ozean gezogen wurde.
Das Letzte, an das ich mich erinnern konnte, bevor alles schwarz wurde, war der tobende schwarze Blitz, der mich zu vernichten drohte, und die tosenden Wellen der Dunkelheit, die mich in einen Strudel zogen, während der schwarze Blitz mir folgte.
Mein Wesen wurde hin und her geworfen und drehte sich unkontrolliert wie ein Blatt in einem heftigen Sturm.