Velcys Sicht
„Hm, Virelle, was machst du so früh am Morgen in Ethans Zimmer?“
Die Frau, die mit dem Rücken an den Stuhl gelehnt ihren Kopf auf das Bett gelegt hatte, erschrak, als sie eine Stimme so nah hinter sich hörte. Sie sprang auf und drehte sich zu uns um.
Ich bemühte mich, meinen Gesichtsausdruck neutral zu halten, aber innerlich war ich völlig fassungslos. Sie war wunderschön, einfach umwerfend.
Ihre mandelförmigen roten Augen zeigten eine Mischung aus Schläfrigkeit und Alarmbereitschaft, und ihre stolzen Brüste drückten sich fest gegen ihr rotes Kleid. Als ich sie sah, schaute ich auf meine Brust und ein seltsames, aber undeutliches Gefühl brannte in mir.
Sie wirkte einen Moment lang verloren, aber als sie die Drachenfrau erkannte, löste sich die Anspannung in ihrer Haltung. Sie neigte den Kopf und begrüßte uns.
„Guten Morgen, mein Herr. Ich bin gekommen, um nach meinem kleinen Bruder Ethan zu sehen, ob er aufgewacht ist oder etwas braucht.“
„Oder bist du die ganze Nacht hier geblieben?“, fragte die Drachenfrau mit bedeutungsvoller Stimme.
Ein Anflug von Panik huschte über Virelles Gesicht. Sie öffnete den Mund, um zu antworten, aber die Drachenfrau unterbrach sie.
„Du brauchst mich nicht anzulügen“, sagte sie kühl. „Ich kann deine Spuren in diesem Raum spüren. Die würden nicht so lange hier bleiben, wenn du erst heute Morgen gekommen wärst.“
Der Gesichtsausdruck der Drachenfrau war undurchschaubar, ihr Gesicht war eine Maske der Gleichgültigkeit, die keinen Hinweis auf ihre wahren Gedanken gab.
Ich blickte zwischen den beiden Frauen hin und her, mein Blick huschte von den unlesbaren Gesichtszügen der Drachenfrau zu Virelles verlegter, leicht ängstlicher Miene. Trotz der scharfen Worte der Drachenfrau blieb die Dame namens Virelle standhaft, auch wenn ihre Stimme leicht zitterte, als sie antwortete.
„Es tut mir leid, mein Herr“, sagte sie und senkte respektvoll den Kopf.
„Ich bin geblieben, weil ich sichergehen wollte, dass der kleine Bruder Ethan die Nacht über in Sicherheit ist. Niemand sonst war hier im Schloss in der Nähe seines Zimmers, und ich hielt es für meine Pflicht, da zu sein, falls etwas Unvorhergesehenes passieren sollte.“
Obwohl ihre Stimme zitterte, funkelten ihre Augen entschlossen und flehten still um Verständnis. Mehr dazu findest du in My Virtual Library Empire
Der Ausdruck der Drachenfrau milderte sich leicht, als sie über Virelles Worte nachdachte. Nach einem Moment nickte sie. Die angespannte Atmosphäre im Raum löste sich so schnell auf, wie sie entstanden war, und ich spürte, wie ich mich entspannte.
Nachdem die unmittelbare Dramatik geklärt war, richtete sich meine Aufmerksamkeit auf das Bett, das von Samtvorhängen verhüllt war. Meine Neugierde brannte stärker denn je, obwohl die Gestalt darin verborgen blieb.
„Wie geht es ihm? Hat er in der Nacht Anzeichen von Erwachen gezeigt oder sind irgendwelche ungewöhnlichen Vorkommnisse aufgetreten?“, fragte die Drachenfrau die junge vollbusige Frau ernst, ihre Stimme ruhig, aber bestimmend.
„Nein, meine Herrin“, antwortete Virelle mit niedergeschlagener Stimme. „Bruder Ethan hat sich die ganze Nacht nicht bewegt, und ich habe nichts Ungewöhnliches bemerkt.“
Die Drachenfrau wurde still und ihr Gesichtsausdruck war schwer zu deuten, als sie auf das Bett zuging. Mit einer anmutigen, aber entschlossenen Bewegung hob sie eine Hand, und die schweren roten Vorhänge öffneten sich, als hätte eine unsichtbare Hand sie auseinandergezogen.
Ich wusste und ahnte jedoch, dass dies ihre Macht war.
Vor uns lag eine Gestalt, makellos gekleidet in dunkle Gewänder, die am Kragen und an den Manschetten mit aufwendigen Silbermotiven verziert waren. Seine Augen waren geschlossen, und sein Gesicht zeigte einen Ausdruck tiefer Gelassenheit, als würde er der Welt verkünden, dass er einen unerschütterlichen inneren Frieden gefunden hatte.
Seine leuchtend roten Lippen waren sanft geschlossen, und eine ruhige Aura strahlte von ihm aus, die den Raum wie ein beruhigender Nebel umhüllte.
Ist wirklich etwas mit ihm los? fragte ich mich. Er sieht für mich völlig normal aus. Aber trotz seiner friedlichen Ausstrahlung gab es ein Detail, das ich nicht ignorieren konnte: Er war atemberaubend schön.
Ich suchte nach besseren Worten, um ihn zu beschreiben, während ich ihn anstarrte. Ich musste zugeben, dass ich ein wenig fasziniert war von seiner überirdischen Präsenz, da ich in meinem ganzen Leben noch nie jemanden wie ihn gesehen hatte.
Er sah jung aus, etwa achtzehn oder neunzehn, aber was mich am meisten beeindruckte, war die Frage, wie jemand, der so zart und jung wirkte, den Oberhaupt der Blackwell-Familie besiegen konnte, der für alle Mädchen im Verlies ein Symbol für Terror und Bedrohung war.
Die Drachenfrau ließ sich neben ihn auf die Bettkante sinken. Sie legte ihre Hand sanft auf seine Stirn und schloss die Augen, als würde sie sich auf etwas konzentrieren.
Ihre Finger bewegten sich langsam und beruhigend, und ein sanfter goldener Schein ging von ihrer Handfläche aus, der den ganzen Raum in ein sanftes, warmes Licht tauchte.
Plötzlich brach ein strahlender, siebenfarbiger Blitz aus dem Kopf des Jungen hervor, der den goldenen Schein mit Gewalt zurückwarf. Die Lichtexplosion erfüllte den Raum mit einem unwirklichen Glanz und ließ mich sprachlos zurück.
In meinem Kopf schwirrten unzählige Fragen herum. Was war das und was macht diese Drachenfrau mit ihm?
Für einen kurzen Moment huschte ein angespannter Ausdruck über das Gesicht der Drachenfrau, aber er verschwand so schnell, wie er gekommen war, und wurde von ihrer üblichen stoischen Ruhe ersetzt.
Sie zog ihre Hand zurück und öffnete die Augen, aber ihre Gedanken waren nicht zu lesen.
In diesem Moment wurde ich mir einer bedrohlichen Präsenz neben mir bewusst. Ich drehte mich um und stand plötzlich Auge in Auge oder besser gesagt Brust an Brust mit der Frau namens Virelle.
Zwei riesige „Melonen“, wie ich sie nur beschreiben konnte, berührten fast mein Gesicht. Verwirrt trat ich schnell zur Seite und ein unwirkliches Staunen erfüllte mich.
Virelle hatte sich näher herangelehnt, um Ethan zu beobachten, und ihre intensive Konzentration war in ihrer Haltung deutlich zu erkennen. Meine plötzliche Bewegung schien sie erschreckt zu haben, und ihr scharfer, adlerähnlicher Blick wanderte von dem jungen Mann namens Ethan zu mir.
An ihrem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass sie mich zum ersten Mal wirklich ansah und meine Anwesenheit bis jetzt unbewusst ignoriert hatte.
Sie blinzelte und ihr Blick wurde neugierig und weicher. Zu meiner Bestürzung konnte ich ein wenig Mitgefühl in ihrem Gesichtsausdruck erkennen.