Perspektive einer dritten Person
Jetzt kann dich niemand mehr retten.
Diese Erkenntnis schien auch die Handlanger hinter ihm zu erreichen.
Ihre Gesichter erstarrten, als ihre vorherige Ernsthaftigkeit verschwand und nur noch Schock und Angst zurückblieben.
Die Erkenntnis, wer Virelle wirklich war und wie schlimm Ethans angebliches Verbrechen war, ließ ihr Blut gefrieren.
Dieser dumme Schönling … er hatte es gewagt, das anzurühren, was dem jüngsten und geliebtesten Prinzen eines der beiden monströsen Imperien dieses riesigen Kontinents gehörte.
Er war definitiv mehr als tot.
Aram, der vor lauter Gedanken an die politische Waffe, die er nun in Händen hielt, fast benommen war, öffnete den Mund, um eine weitere Welle von Beschimpfungen auszustoßen, als er plötzlich mitten im Atem stockte.
Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass etwas nicht stimmte.
Er blinzelte ein-, zweimal und sträubte sogar seine Haut, aber nichts änderte sich, und ein leichtes Gefühl der Panik stieg in seiner Brust auf.
Der vulgäre und rücksichtslos Ethan stand immer noch ruhig und gelassen da, aber wo waren die Mädchen?
Wo war die wütende Vampirprinzessin Virelle und wo war das wütende, aber schöne Katzenmädchen?
Sie waren weg und einfach verschwunden, als wären sie nie da gewesen.
Die Haare in seinem Nacken standen zu Berge, und sein Rücken war mit kaltem Schweiß bedeckt, während ein einziger Gedanke in seinem Kopf kreiste:
Wann sind sie verschwunden? Wie konnten ich oder diese Idioten das nicht bemerken? Verbirgt dieser hübsche Junge wirklich etwas noch Schrecklicheres?
Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, und er verwarf den Gedanken, Ethan mit einer weiteren Salve von Worten zu kontern.
„Abel!!“, schrie Aram plötzlich, und seine Stimme brach vor kaum unterdrückter Angst, als er sich schnell zu dem riesigen dunklen Ritter an seiner Seite umdrehte.
„Angriff! Greift diesen Jungen an und bringt ihn mir!!“
Doch zu Arrams Entsetzen blieb, noch bevor sein gebellter Befehl seinen Mund vollständig verlassen konnte, nur ein verschwommenes Nachbild des Dämonenritters an seiner Seite zurück, denn der echte Abel hatte sich bereits wie ein lebender Blitz des Untergangs nach vorne gestürzt.
Ein scharfer, ohrenbetäubender Knall dunkler Elektrizität ertönte auf der Wiese.
Doch als sich der Dämonenritter bewegte, tat Ethan es ihm gleich.
Der Dämonenprinz war immer noch fassungslos und bemerkte nicht, dass sein verhasster Feind in einem Blitz aus Schatten und Rauch von seinem Platz verschwunden war.
Die Wiese, die zuvor noch friedlich und sonnenbeschienen war, bebte nun unter dem Ansturm.
Zwei wütende und heftige dunkle Blitze prallten in der Luft wie titanische Bestien aufeinander, und ihr brutaler Zusammenprall sandte Schockwellen durch die Landschaft.
Wo immer sie einschlugen, splitterte der Boden, wurde schwarz und von wilden Bögen knisternder schwarzer Blitze zerfurcht.
Uralte grüne Bäume wurden wie Grashalme aus ihren Wurzeln gerissen und durch die Luft geschleudert, während die heftigen Böen das friedliche Grün zerfetzten.
Declan und die Lakaien, die einst so arrogant gewesen waren, standen nun mit offenem Mund und hervorquellenden Augen da und konnten das Ausmaß der Zerstörung, die sich vor ihnen abspielte, nicht begreifen.
Währenddessen biss der Dämonenprinz Aram die Zähne zusammen und spürte, wie ihm kalter Schweiß über die Schläfe lief.
Sein Instinkt, der in den brutalen Trainings seines Vaters geschmiedet und geschärft worden war, schrie ihn an, vorsichtig zu sein.
Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Völlig angespannt zog er seinen roten Kriegsspeer, drehte ihn einmal in seiner Hand und ging in eine defensive Haltung.
Seine blutroten Augen brannten vor Vorsicht und Wut, während seine Augenlider wie die eines Verrückten hin und her huschten und er den beiden dunklen Streifen folgte, die die schöne Wiese zerstörten.
In dem wirbelnden Sturm ihrer Kollision bewegte sich Ethan wie ein unaufhaltsames Phantom.
Jeder seiner Schritte hinterließ geisterhafte Nachbilder, während sein Körper sich wie ein flüssiger Schatten durch die Bäume, Äste und tödlichen Schläge bog und schlängelte.
Der Dämonenritter Abel verfolgte ihn mit unerbittlicher Konzentration wie eine unaufhaltsame Dampfwalze und zerstörte alles, was sich ihm in den Weg stellte.
Seine furchterregende Aura brodelte um ihn herum und lud die umgebende Luft mit schwarzen Blitzen auf, die überall, wo sie aufschlugen, knisterten und brannten.
Plötzlich zerschnitt ein breiter und gnadenloser Bogen der schwarzen Klinge des Ritters die Luft.
Er war eindeutig darauf ausgerichtet, Ethan sauber in der Mitte zu spalten, und der Schlag war von einer monströsen Kraft erfüllt, die Berge hätte stürzen können.
Ethans Herz hämmerte gegen seine Rippen und schlug in einem wilden Rhythmus, der dem Chaos um ihn herum entsprach.
Jeder Nerv in seinem Körper schrie angesichts des herannahenden Schlags, aber sein Verstand war eiskalt.
Anstatt wild auszuweichen, duckte er sich tief und drehte sich scharf um die eigene Achse.
Und in einem Blitz kalkulierter Raserei schlug er mit seinem Säbel in einer geschmeidigen und kalten Bewegung, angetrieben von purem Instinkt, nach oben und hinten.
Es gab keine direkte Konfrontation, denn er war nicht selbstmörderisch.
Er wusste, dass es töricht wäre, sich mit roher Gewalt gegen einen der Mächtigsten des Himmelsreichs zu stellen.
Er war nicht hier, um seinen Stolz zu beweisen, sondern um zu töten und zu überleben.
Der Schwarze Drachensäbel schimmerte in einem wunderschönen dunklen Blau, da seine Klinge nun von einer hauchdünnen Schicht aus glitzerndem dunkelblauem Eis überzogen war.
Die herabfallende Klinge des Dämonenritters glitt über die gefrorene Oberfläche und wurde ganz leicht abgelenkt, aber das reichte Ethan.
Und er nutzte den Moment wie eine Viper, die zuschlägt.
Mit einem Summen drehte er seinen Körper und stürzte sich nach vorne.
Er versetzte Abel einen brutalen und präzisen Stich direkt in die ungeschützte Gelenkstelle.
Die Spitze seines schwarzen Säbels war kälter als der Tod selbst und versprach einen tödlichen, herzdurchbohrenden Schlag.
Was er jedoch nicht erwartet hatte, war, dass Abel sich erholte und mit monströser Schnelligkeit reagierte.
Mit einem Brüllen, das die zerfetzte Wiese erschütterte, streckte er seine gepanzerte Handfläche aus, und ein dichter schwarzer Blitz schoss daraus hervor.
Die Kraft eines wütenden und bedrohten Wesens aus dem Himmelreich verdichtete sich zu einem brutalen Nahbereichsblitz, der Ethan völlig unvorbereitet traf.
BOOM!
Die gefrorene Eisspitze von Ethans Säbel zerbrach mitten im Schlag, und blaue und weiße Eissplitter flogen wie sterbende Sterne davon.
Die volle Wucht der Explosion traf Ethan mitten in die Brust.