Perspektive einer dritten Person
In dem Moment, als die Zähne der Schlange sich um sie schließen wollten, riss die Kette sie mit einer unglaublichen Kraft zurück, und ihr Körper schoss wie ein Blitz aus dem Maul des Tieres.
Die Kiefer der Schlange schlugen mit einem ohrenbetäubenden KLANG aufeinander, schnitten durch die leere Luft und sandten Schockwellen über den See.
Velcys Kopf drehte sich und ihr Atem stockte, als die Welt zu einem Wirbelwind aus Farben und Bewegung wurde.
Bevor sie irgendetwas begreifen konnte, wurde sie sanft von Ethan in der Luft aufgefangen.
Er wandte eine geschickte Technik an, um den Schwung abzufangen, und landete mit einem scharfen Rutschen auf dem Gras, das unter seinen Stiefeln Spuren in den Boden riss.
Er richtete sich langsam auf, während er die zitternde Velcy noch immer in seinen Armen hielt.
Seine blutroten Augen verengten sich, und seine Pupillen spiegelten das Ungeheuer vor ihm wider, das wie ein wahrer Schrecken aus dem Wasser aufstieg.
Eine hoch aufragende, schlangenartige Monstrosität entfaltete sich aus dem See, mit drei massiven Köpfen, die jeweils mit Reihen gezackter Zähne besetzt und von grausamen, blutroten Schlitzaugen gekrönt waren.
Die Schuppen der Schlange schimmerten in Schwarz- und Violetttönen, und ihre Flügel, die dünn und ledrig wie die einer Fledermaus waren, schlugen mit einem donnernden Ruck auf und hoben ihren grotesken Körper in den Himmel.
Sie war über zehn Meter lang und hatte einen Körper, der so dick wie ein alter Eichenstamm war und eine bedrückende Aura ausstrahlte, die einen weniger erfahrenen Kultivierenden auf der Stelle zerbrechen würde.
Aber Ethan zuckte nicht mit der Wimper.
Er ließ sich von einer bloßen Dämonenbestie, egal wie grotesk sie auch sein mochte, nicht beirren.
Nein, seine wahre Sorge galt der Quelle der tiefen Falten auf seiner Stirn, demjenigen, der auf den drei Köpfen der Bestie stand.
Es waren eine Handvoll Gestalten, einige aus Fleisch und Blut, andere aus glänzendem schwarzem Metall, die mühelos auf den Köpfen der Schlange balancierten.
Ihre Rüstungen glänzten im letzten Sonnenlicht, und einige von ihnen trugen bereits gezückte Waffen.
Unter ihnen waren ihm bekannte Gesichter, die er jedoch aufgrund von Hass oder Metallmasken kaum erkennen konnte.
Aber es war derjenige an der Spitze, die große Gestalt, die in Schatten gehüllt war und eine unverkennbare Bedrohung ausstrahlte, die Ethan leicht nervös machte und ihn instinktiv die Kiefer zusammenpressen ließ, als er sie sah.
Sie sind also vorbereitet, dachte er, während seine Augen ruhig leuchteten.
Pech für sie, ich werde sie in diesem Wald begraben.
Zu der Gruppe von fünf Männern, die imposant im Hintergrund standen, gehörte ein riesiger rothaariger Dämon, dessen ganze Erscheinung Bedrohung ausstrahlte.
Das bösartige Grinsen auf seinen Lippen und seine grobe, arrogante Haltung ließen Ethan ihn sofort erkennen.
Es war dieser rothaarige Declan.
Genau derselbe Dämon, der ihm in der Abenteurergilde so großzügig das Schwarze Drachenschwert „geschenkt“ hatte, obwohl er das offensichtlich nicht wollte.
Und wow, er hätte am liebsten geschrien, dass es doch keinen Grund für diese Täuschung gab.
Declan sah sie mit einem spöttischen Grinsen an, während seine feurigen Augen immer wieder zu Virelle huschten, die irgendwann einen roten Schleier über ihr Gesicht gezogen hatte, um ihre zarten, schönen Gesichtszüge zu verbergen.
Sie stand jetzt neben Ethan, still und grüblerisch, mit zusammengebissenen Zähnen und den Augen auf die Feinde geheftet wie scharfe Messer.
Neben ihnen rang Velcy nach Luft, ihre noch kindliche Brust hob und senkte sich schnell.
Die Begegnung mit dem Tod hatte Spuren hinterlassen.
Ihre Pupillen waren vor Angst geweitet, ihr Gesicht war blass, und als ihr Überlebensinstinkt einsetzte, begann sie sich in eine Katze zu verwandeln.
Silberweiße Strähnen überzogen ihr stumpfes graues Haar, und ihre flauschigen weißen Katzenohren ragten aus ihrem Kopf hervor, während ein weicher weißer Schwanz hinter ihr hervorbrach und vor Anspannung zu zucken begann.
Sie klammerte sich an Ethan wie an einen Rettungsanker, doch ihre Augen, diese weit aufgerissenen himmelblauen Schlitze, blieben auf die monströse Schlange gerichtet.
Sie starrte entschlossen auf seine drei leuchtend roten Augen, die vor unheilvoller Absicht, Verderbtheit und dem kalten Hunger eines Raubtiers überquollen.
Doch zum Entsetzen und zur Wut des rothaarigen Dämons schenkte Ethan ihm keine Sekunde mehr seiner Aufmerksamkeit.
Sein Gesichtsausdruck blieb ruhig, und seine Lippen verzogen sich zu einer dünnen Linie, während sein Blick zu demjenigen wanderte, der ihn wirklich faszinierte: dem jungen Mann in purpurroter Brokatrobe, der ganz vorne stand.
Mit seinem kurzgeschnittenen schwarzen Haar, den glatten, kurzen, dunkelroten Hörnern, die sich knapp über seinen Schläfen krümmten, und seinen glühenden roten Augen strahlte der Mann Macht und Autorität aus.
Er sah aus wie ein Kriegsherr, denn er war gutaussehend, würdevoll und vollkommen gelassen … zumindest bis Ethan bemerkte, wie sein Blick auf jemandem verweilte.
Der Dämon, den er für einen engen Verwandten des lüsternen Herzogs hielt, starrte Velcy konzentriert an.
Sein Blick war nicht neugierig oder verwirrt, sondern voller Staunen und Bewunderung.
Er schien total fasziniert, als hätte ihre plötzliche Verwandlung etwas Urtümliches in ihm geweckt, und sein scharfer Blick verschlang jede Bewegung ihres zitternden Körpers.
Als Ethan das sah, hob er leicht die Augenbrauen.
Was er befürchtet hatte, war eingetreten. Velcys unerwartete und außergewöhnliche Schönheit hatte unerwünschte Blicke auf sich gezogen.
Velcy hingegen blieb regungslos in seinen Armen stehen, ihr Körper zitterte leicht, aber sie wandte ihren Blick nicht ab.
Im Gegenteil, sie starrte den sie begaffenden jungen Kriegsherrn mit einem Blick an, der die Luft zwischen ihnen zum Glühen bringen konnte.
Ihre Pupillen funkelten vor Hass und gerechter Wut, und ein leises Knurren schien sich in ihrer Kehle zu bilden.
Diesen Blick hatte Ethan noch nie zuvor bei ihr gesehen, und er war nicht einfach nur Ausdruck von Angst oder Wut.
Es war Empörung und Zorn, die nicht aus Furcht, sondern aus einer offensichtlichen Beleidigung entstanden waren.
Ethan spürte eine fast königliche und kaltblütige Wut, die sie älter und edler erscheinen ließ.
Ihre Ausstrahlung schrie förmlich:
Wie kannst du es wagen … du wagst es, mich so anzugreifen und anzustarren, du elender Abschaum?
Es war nicht nur persönlich, sondern schien ein Angriff auf ihren Stolz und etwas Tiefes in ihrem Innersten zu sein.