Perspektive einer dritten Person
Ethan lachte innerlich, als sie genau den Turm erklommen, in dem Ethan und Aurae sich gerade versteckt hielten.
Es dauerte nicht lange, bis sie die Fensterbank erreichten.
Auraes Gesicht verkrampfte sich vor Angst, aber als sie bemerkte, dass die anderen nicht auf ihre genaue Position achteten, atmete sie leise erleichtert aus.
Ethan blieb trotzdem total wachsam und passte auf, dass sie sich nicht bewegten oder mit den näherkommenden Personen in Kontakt kamen.
Sie drückten sich beide in die schmale Spalte am Rand des Fensters und verschmolzen fast mit den Schatten.
Hinter ihnen lag eine hölzerne Falltür, die den Zugang zum Inneren des Turms versperrte.
Zu seiner Überraschung holte einer der Typen, als sie das Fenster erreichten, einen schlanken Metallhebel hervor.
Ohne zu zögern, klopfte er damit gegen die hölzerne Falltür, und zu Ethans und Auraes Erstaunen löste sich die Tür in dunkle, schimmernde Wellen auf und verschwand vollständig.
Was zuvor eine einfache Holzbarriere gewesen war, gab nun den Blick auf einen bescheidenen, runden Raum frei, der in ein schwaches gelbes Licht getaucht war.
Der Raum wirkte klein, aber seltsam gemütlich, obwohl er von einer unheimlichen Stille umhüllt war.
Die vermummten Gestalten schlüpften leise durch das Fenster in den Raum und kamen nur um Haaresbreite an den beiden versteckten Beobachtern vorbei.
Weder Ethan noch Aurae wagten zu atmen, als die Fremden eintraten, obwohl ihre Anwesenheit so nah war, dass sie fast greifbar schien.
Im Raum angekommen, zog einer der drei eine aufgerollte Bildrolle aus seinem Ärmel.
Ohne ein Wort zu sagen, tauschten sie einen Blick aus und rollten dann die Bildrolle auf.
Sie hielten es mit zeremonieller Präzision in Richtung der scheinbar leeren Stelle im Raum, während sie auf die unsichtbare Wand blickten.
Ethan kniff die Augen zusammen und war neugierig auf den Inhalt und den Zweck des Porträts, aber er hielt sich zurück, seine Seelensinne einzusetzen.
Er wollte nicht riskieren, entdeckt zu werden, nur um seine Neugier zu befriedigen.
Dennoch fand er es seltsam, dass sie das Porträt nicht selbst betrachteten, sondern es dem Raum präsentierten, als wäre bereits jemand oder etwas anwesend.
Gerade als er in Spekulationen versunken war, ertönte eine süße, melodiöse Stimme, die von Charme und Spott durchdrungen war:
„Na, na, na … was haben wir denn hier?
Habt ihr drei Idioten endlich einen klaren Blick auf denjenigen werfen können, der den geliebten Sohn des Herzogs zusammengeschlagen hat?“
Das Trio erstarrte, als hätte sie ein Blitz getroffen, und zitterte am ganzen Körper, als sie die Stimme hörte.
Ethan konnte die Panik in Wellen von ihnen ausgehen spüren, obwohl ihre Reaktionen in seinen Augen in ihrer Intensität fast komisch waren.
Neben ihm war Aurae ähnlich wie gelähmt.
Für einen Moment vergaßen beide ihre Nähe und die Art, wie ihre Körper noch immer eng aneinander gedrückt waren, da ihre Aufmerksamkeit ganz auf die sich entfaltende Szene gerichtet war.
Echte Neugier glänzte in ihren Augen und überwältigte sogar die unangenehme Intimität, die der Dunkelelf aufgrund ihres gemeinsamen Verstecks empfunden hatte.
Ethans Augen leuchteten vor gesteigertem Interesse und etwas anderem in diesem Moment, als er diese melodiöse und bezaubernde Stimme hörte.
Er war sich schon sicher, dass diese Stimme nur einer atemberaubenden Frau gehören konnte.
Als er mit großen Augen in den dunklen Raum starrte, trat sie anmutig aus den Schatten hervor.
Sie war durchschnittlich groß und hatte langes, glattes schwarzes Haar, das wie Seide über ihre zarten Schultern und ihren Rücken fiel, während ihre glänzenden obsidianfarbenen Augen durch den zarten schwarzen Schleier blitzten, der ihr Gesicht verhüllte.
Obwohl Ethan nur die fesselnde Intensität ihrer Augen, den eleganten Schwung ihrer Augenbrauen und ihre glatte, makellose Stirn sehen konnte, war er von ihrer Anwesenheit völlig verzaubert.
Ihre Figur war einfach umwerfend.
Ihre Brüste waren voll und fest, und er stellte sich schon vor, wie sie perfekt in seine Handfläche passen würden.
Als sie in den Raum schwebte, bewegte sich ihre schlanke Taille so verführerisch, dass er, obwohl sie es nicht absichtlich tat, sich schon den Tag vorstellen konnte, an dem er diese schlanke Taille in seinen Armen halten würde.
Er konnte sehen, dass auch ihre Hüften perfekt geformt waren, wie die Silhouette ihrer Beine unter dem schlichten schwarzen Kleid vermuten ließ.
Trotz der Schlichtheit ihrer Kleidung strahlte sie eine raffinierte Anziehungskraft aus.
Ein kleiner, tropfenförmiger schwarzer Edelstein zierte die Mitte ihrer Stirn und funkelte dezent, während er ihre ohnehin schon ätherische Erscheinung noch unterstrich.
Das unscheinbare Schmuckstück schien ihr Bild zu vervollständigen, denn sie sah aus wie die Perfektion, die aus Schatten geformt worden war.
Ethan stand wie erstarrt da, während ein instinktives Verlangen in seinen Augen aufblitzte, als er daran dachte, wie atemberaubend ihr unbedecktes Gesicht wohl sein mochte.
Ihre Ausstrahlung hatte etwas Tiefgründiges und etwas, das über bloße Schönheit hinausging.
Ihre ruhige Eleganz und ihre gelassene Haltung unterschieden sie von allen Frauen, denen er bisher begegnet war.
Sie schien älter zu sein als Virelle, aber bei weitem nicht so alt wie sein mächtiger und dominanter Meister Nyx.
Während sie mit anmutigen Schritten durch den Raum ging, strahlte sie eine ruhige und zeitlose Aura aus, die frei von Arroganz war, aber dennoch von Selbstbewusstsein geprägt schien.
Obwohl sie nicht den geringsten Hinweis auf Tötungsabsicht oder spirituelle Druck ausstrahlte, zitterten die drei vermummten Eindringlinge wie Blätter im Sturm und waren nicht in der Lage, ihren Blick zu heben, um ihr in die Augen zu sehen.
Im Gegensatz zu seinem Meister Nyx, der eine überwältigende Dominanz ausstrahlte, die den Willen eines einfachen Sterblichen brechen konnte, war die Präsenz dieser Frau subtiler und kälter, aber in seinen Augen nicht weniger fesselnd.
Ihre innere Noblesse spiegelte die von Virelle wider, obwohl Ethan spüren konnte, dass ihre Reife und ihr Selbstvertrauen größer waren und aus einer viel tieferen Quelle stammten.
Während Virelle eine apathische Maske trug, die intelligente Köpfe oft durchschauen konnten, verbarg diese Frau ihre wahre Natur hinter echten Emotionen.
Er konnte die wirklich kalte Absicht in ihren Augen sehen, die von ihrem Lächeln verdeckt zu sein schien, was sich in dem leichten Zucken in ihren Augenwinkeln zeigte.
Ihre Augen waren nicht einfach nur distanziert, denn er konnte einen durchdachten, berechnenden Blick in ihnen erkennen.