Perspektive einer dritten Person
Sie aß mit einer vornehmen Anmut, die einer Gastgeberin angemessen war, die ihre Grenzen kannte.
Die Zeit verging wie im Flug, und innerhalb einer halben Stunde war von dem einst mächtigen Krokodil nur noch ein Skelett übrig, das von einem Festmahl zeugte.
Gerade als die Mädchen dachten, dass das Essen zu Ende war, schnappte sich Velcy eine der dicken, kräftigen Rippen des armen Krokodils, zerbrach sie mühelos mit ihren scharfen Zähnen und schlürfte gierig das reichhaltige Mark heraus.
Mit geübter Effizienz sorgte sie dafür, dass nichts verschwendet wurde.
Die Orkfrau kam zurück und ein breites Lächeln zierte ihr Gesicht, obwohl sie innerlich voller Ehrfurcht war.
Die schiere Heldenhaftigkeit, mit der die beiden gerade gegessen hatten, machte sie sprachlos.
Noch nie hatte sie jemanden gesehen, nicht einmal die stärksten Esser ihrer Art, der ein ganzes Infernal Blood Crocodile der Stufe 3 in so kurzer Zeit verputzt hatte.
Selbst unter Orks war eine Mahlzeit wie diese eine Herausforderung, da die starke Hitze im Fleisch die Kehlen der Schwächeren verbrennen und ihre Mägen verätzen konnte.
Man brauchte eine starke Konstitution, um es richtig zu essen und zu verdauen.
Doch diese beiden … sie hatten es so mühelos verschlungen, als wäre es ein einfaches gebratenes Huhn.
Velcy tätschelte ihren nun leicht gewölbten Bauch und sah vollkommen zufrieden aus, während ihr weicher weißer Schwanz träge hinter ihr hin und her wedelte.
Ethan atmete aus und unterdrückte die Hitze, die noch in ihm brannte.
Mit einer nonchalanten Geste legte er die restlichen fünfundzwanzig hochwertigen dunklen Elementarkristalle auf den Tisch und bezahlte.
Als er aufstand, um zu gehen, folgten die Mädchen ihm schweigend.
Doch gerade als sie den Raum verlassen wollten, rief die Orkfrau plötzlich, und ihre Stimme hallte durch den Saal.
„Bitte warten Sie, verehrter Kunde!“
Ethan blieb stehen, drehte sich leicht um und hob eine Augenbraue, als sie schnell vor ihn trat, um ihm den Weg zu versperren.
Seine Augen blitzten leicht irritiert auf, aber er blieb gelassen, als sie in die Tasche an ihrer Hüfte griff und ein kleines, mattgraues Abzeichen hervorholte.
Sie reichte es ihm mit beiden Händen und ihre Haltung strahlte geübten Respekt aus.
„Dies ist ein Zeichen der Wertschätzung für unsere Premium-Kunden“, erklärte sie mit einem Hauch von Stolz.
„Mit diesem Abzeichen bekommst du in allen unseren Filialen zehn Prozent Rabatt auf alle zukünftigen Mahlzeiten.
Bitte beachte jedoch, dass das Abzeichen nur für zwei weitere Besuche gültig ist und danach seine Gültigkeit verliert.“
Ethan antwortete nicht sofort, sondern streckte lediglich die Hand aus, nahm das Abzeichen zwischen die Finger und drehte es mit leichter Neugier in seiner Handfläche.
Auf der Oberfläche war das Emblem eines wilden Orkkopfes eingraviert, und bei näherer Betrachtung konnte er schwache Spuren von Magie spüren, die darin enthalten waren.
Er nickte kurz zur Bestätigung und steckte das Abzeichen in seine Tasche.
Ohne ein weiteres Wort wandte er sich zum Ausgang und ging voraus, während die Gruppe schweigend das belebte Ork-Restaurant verließ.
Draußen war es mittlerweile völlig dunkel geworden, und der Blutmond stand hoch am Himmel und tauchte die Stadt in ein unheimliches rotes Licht.
Die Schatten waren lang und tief und verschmolzen nahtlos mit der unheimlichen, aber seltsam schönen Nachtlandschaft.
Sie bewegten sich lautlos und folgten der Elfe Aurae, die sich gekonnt durch das Labyrinth aus verwinkelten Gassen und belebten Straßen navigierte.
Die leuchtende Velcy zog viele Blicke auf sich, aber bald verblasste sie langsam und kehrte zu ihrem normalen, vernarbten Zustand zurück.
Die lebhafte und chaotische Energie des Marktes schien nie nachzulassen, und mit jeder Kurve veränderte sich die Atmosphäre auf subtile Weise.
Allmählich wich die ausgelassene Stimmung des Marktplatzes einer völlig anderen Kulisse.
Die dichten Menschenmengen aus Händlern und Straßenverkäufern lichteten sich und wurden durch eine breite, von Straßenlaternen beleuchtete Allee ersetzt, die von prächtigen, stattlichen Gebäuden gesäumt war.
„Das ist das Geschäftsviertel der Stadt“, erklärte Aurae mit ruhiger und gelassener Stimme.
„Der chaotische Markt, den wir gerade passiert haben, trennt das Verwaltungsviertel, in dem sich die Regierungsinstitutionen und grundlegenden Einrichtungen der Gesellschaft befinden, von diesem Ort, der die Lebensader der Stadtwirtschaft ist.
Die Zweigstelle der Abenteurergilde in Vord City befand sich ebenfalls im Verwaltungsviertel.“
Ihr Blick schweifte über das Viertel, und ihr Gesichtsausdruck war ruhig, aber wissend.
„Hier findet ihr hochwertige Läden für magische Kleidung, Schatzpavillons, riesige Waffenläden, Händler für geheimnisvolle Tränke und renommierte Alchemieläden.
Hier betreiben die besten Handwerker und Kunsthandwerker ihr Gewerbe und versorgen die Elite der Stadt mit seltenen und mächtigen Waren.“
Sie drehte sich zu Ethan um und deutete auf ein besonders prächtiges, dreistöckiges Gebäude, das vor ihnen stand.
„Da dein Säbel eine seltene Elite-Waffe der Stufe 3 ist, werden wir hier die maßgeschneiderte Scheide finden, die du brauchst.“
Ethan hob den Blick und betrachtete das Gebäude vor ihm.
Es war ein architektonisches Wunderwerk aus dunkelrotem Stein.
Die Fassade war mit aufwendigen Glasscheiben verziert, die im Schein des Blutmondes schimmerten.
Der Eingang war breit und imposant und wurde von gepanzerten Wachen flankiert, die mit unerschütterlicher Wachsamkeit dastanden, während ihre polierten Waffen im Schein der leuchtenden Straßenlaternen des Viertels glänzten.
Über dem Eingang ragte ein verziertes Schild in Aegaryn-Schrift empor, dessen fein gravierte Buchstaben Prestige und Autorität ausstrahlten.
Ethans Blick huschte über die Inschrift und er las die fettgedruckten Worte laut in seinem Kopf.
„Die Kaiserliche Klingenhalle.“
Schon der Name allein hatte Gewicht und war wie eine stille Erklärung für die Handwerkskunst und das Vermächtnis, die hierin enthalten waren.
Mit einem Nicken in Richtung Aurae trat Ethan vor und führte die Gruppe zum großen Eingang.
Während sie gingen, warf Ethan einen Blick auf Aurae und sprach mit bedächtiger Stimmübertragung.
„Wird diese Einrichtung von der königlichen Ignisfel-Linie dieses Reiches geführt?“
Aurae riss bei dieser unerwarteten mentalen Kommunikation kurz die Augen auf, fasste sich aber schnell wieder und antwortete in gleicher Weise.
„Ja, junger Meister Eryndor, du hast richtig geraten.
Die Kaiserliche Klingenhalle ist bekannt dafür, dass sie in fast jeder Stadt des Reiches der Höllischen Souveränität vertreten ist.“