Dritte Person
Die Dunkelelfe hingegen zog einige flüchtige Blicke auf sich, und ihre markanten Gesichtszüge und ihre exotische Schönheit brachten ihr ein paar anerkennende Blicke ein.
Allerdings fehlte ihr die fast überirdische Anziehungskraft, die Virelle ausstrahlte, und so war die Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wurde, weitaus zurückhaltender.
Plötzlich spürte Ethan ein leichtes Ziehen an seiner Seite.
Als er nach unten schaute, sah er, dass Velcy den Saum seines Hemdes festhielt und mit großen, erwartungsvollen Augen schweigend auf einen nahe gelegenen Fleischstand zeigte, der von einer Gruppe massiger, stämmiger Orks betrieben wurde.
Der brutzelnde Duft von gegrilltem Fleisch lag in der Luft. Er war schwer von Gewürzen und Rauch, was ihre Absichten unmissverständlich machte.
Ethan lachte leise, während ein amüsierter Ausdruck in seinen Augen aufblitzte, und gab ihrer stillen Bitte nach, indem er auf den Stand zuging.
Als Velcy das sah, hellte sich ihr Gesichtsausdruck vor sichtbarer Aufregung auf, und ihre übliche Gelassenheit wich einer seltenen Begeisterung.
Virelle runzelte jedoch leicht die Stirn.
Sie konnte Velcys Faszination für den von Orks betriebenen Stand nicht ganz verstehen, folgte ihnen aber dennoch mit neugierigem Interesse.
Der von Orks betriebene Fleischstand war ein Spektakel, wie Ethan es noch nie gesehen hatte.
Er verkörperte genau das, was man sich unter der ungezähmten Esskultur der Dämonenländer vorstellte.
Unter hoch aufragenden Feueröfen tobten riesige Flammen, deren intensive Hitze an den riesigen Fleischstücken leckte, die langsam bis zur Perfektion gebraten wurden.
Die Luft war schwer vom Geruch von verbranntem Fleisch und exotischen Gewürzen.
Es war eine berauschende Mischung, die Wellen der Hitze durch den geschäftigen Marktplatz schickte.
Ethans scharfe Augen erkannten schnell die deutlichen Umrisse dicker, echsenartiger Schwänze und kräftiger Reptilienbeine zwischen den Fleischstücken.
Aber was seine Aufmerksamkeit wirklich auf sich zog, war der Anblick eines riesigen, zehn Meter langen, blutroten Krokodils, das auf einem massiven Spieß aufgespießt war.
Seine dicken Schuppen waren tief schwarz verkohlt, während muskulöse, zweieinhalb Meter große Ork-Köche unermüdlich den schweren Metallhebel drehten, um ein gleichmäßiges Garen zu gewährleisten.
Ein besonders stämmiger Ork schwang eine überdimensionale Bürste und bestrich das brutzelnde Fleisch mit glänzendem Öl, während ein anderer mit wilden, übertriebenen Bewegungen bunte Gewürze darüber streute.
Jede Bewegung seines Handgelenks ließ duftende Wolken in die Luft steigen, deren reichhaltige Aromen sich mit dem rauchigen Rauch vermischten.
Die Szene war fast surreal, und zum ersten Mal seit langer Zeit war Ethan wirklich überwältigt von der Intensität des Kulturschocks.
Sein Blick wanderte zu einem anderen Teil des Standes, wo ein riesiger Wildschwein komplett gehäutet und über einer offenen Flamme aufgespießt war.
Das glänzende Fleisch tropfte vor Öl, während es sich langsam über der Glut drehte.
Der goldbraune Glanz des Fleisches zeigte, dass der Garvorgang fast abgeschlossen war, und das brutzelnde Geräusch machte das Ganze noch appetitlicher.
An der Spitze dieses kontrollierten Chaos stand eine Ork-Frau.
Sie war deutlich schlanker als ihre männlichen Artgenossen, zumindest nach Ork-Maßstäben, und überragte Ethan dennoch mit ihrer imposanten Präsenz.
Trotz der scharfen Reißzähne, die aus ihren Mundwinkeln ragten, begrüßte sie sie mit einem überraschend warmen Lächeln.
Ihre Stimme klang warm und einladend, als sie mit einer großzügigen Geste die Arme ausbreitete.
„Willkommen, verehrte Gäste, in unserem bescheidenen Stand von Guts & Gristle Grill!
Hier servieren wir nur die besten Stücke der stärksten und wildesten magischen Kreaturen!
Alle Zutaten, die ihr hier seht, sind absolut frisch. Das ist kein Trick, keine Täuschung, sondern nur purer, unverfälschter Geschmack.
Gerade jetzt bieten wir euch stolz unsere Premium-Delikatesse an – ein Infernal Blood Crocodile der Stufe 3, das heute Morgen von unseren Kriegern frisch erlegt wurde!
Das Fleisch ist reich an Kraft und seine Essenz ist unberührt und unbeeinträchtigt von künstlichen Zusätzen.
Alles hier wird vor den Augen unserer Gäste zubereitet, sodass ihr die Sorgfalt und Handwerkskunst sehen könnt, die in jedem Gericht steckt!“
Ihr scharfer Blick wanderte über sie hinweg und schätzte ihr Interesse ein, bevor sie erneut ein zahniges Grinsen zeigte.
„Also, Reisende, was darf es sein? Welche seltene Köstlichkeit können wir euch heute zubereiten?“
Ethans Augenbrauen zuckten leicht bei der tiefen, fast rauen Stimme der Orkfrau, aber er behielt seine Fassung und schenkte ihr ein höfliches Lächeln.
Er musste sich das Lachen verkneifen, als sie diese weitläufige Einrichtung als „kleinen Stand“ bezeichnete.
Dieser Ort war alles andere als klein.
Inmitten des überfüllten und chaotischen Marktplatzes nahm er eine riesige Fläche ein und ragte wie eine Festung der Gastronomie empor.
Seine schiere Größe ähnelte eher einem großen Bankettsaal, mit reichlich Platz sowohl für den hektischen Kochbereich als auch für einen separaten Speiseraum.
Über dem Eingang ragte ein riesiges, auffälliges Schild empor.
Es hatte ein wildes, übertriebenes Design, das das grimmige Gesicht eines Orks mit Reißzähnen an den Mundwinkeln zeigte.
Die leuchtenden Farben und die kräftigen Striche des Namens verliehen ihm eine fast einschüchternde Ausstrahlung.
Er konnte erkennen, dass es eindeutig dazu gedacht war, Kunden anzulocken, die sich nach einem Festmahl wie Krieger sehnten.
Ethan wechselte ein paar Höflichkeiten mit der Orkfrau, bevor er und seine Begleiter sich auf den Weg zum Essbereich machten.
Zu seiner Überraschung war der Speisesaal viel sauberer und eleganter, als er zunächst erwartet hatte.
Die Temperatur hier war deutlich kühler und bot eine willkommene Abwechslung von der glühenden Hitze der Öfen.
Der Lärm der geschäftigen Menge war hier deutlich gedämpft.
Eine dicke, glasartige Barriere trennte die wilde, infernalisch beleuchtete Küche vom Speisesaal und ermöglichte es den Gästen, den gesamten Kochvorgang zu beobachten, ohne von Rauch oder Hitze überwältigt zu werden.
Um sie herum tummelten sich ausgelassene Dämonen, von denen viele riesige Gestalten waren, die sich in rauen Gelagen vergnügten.
Das Klirren riesiger Krüge mit schäumendem Wein hallte durch den Raum, während sie mit ursprünglicher Begeisterung dicke Scheiben gebratenen Fleisches verschlangen.
Ihr herzhaftes Lachen und ihre kehligen Jubelrufe erfüllten die Luft und zeugten von der rauen und ungezügelten Atmosphäre des Ortes.
Virelle schien jedoch weniger begeistert zu sein.