Perspektive einer dritten Person
Die Mädels waren nicht überrascht, da sie schon ähnliche tragbare Zelte benutzt hatten, vor allem während ihres Trainings im Stygian Woods.
Als Ethan sich umdrehte, fiel sein Blick auf den Blood Slave, der sich still auf den Fahrersitz gesetzt hatte.
Die vermummte Gestalt saß regungslos da wie eine Statue, ihr Gesicht war in der Dunkelheit verborgen, doch ihre Anwesenheit war so beunruhigend wie immer.
Da Ethan wusste, dass der Blutsclave keine Ruhe brauchte, sagte er nichts und stieg ins Zelt.
Im Inneren dominierte ein weiches Samtbett den Raum.
Ethan ließ sich darauf fallen, als ihn die Erschöpfung überkam.
Seine Muskeln schrien vor Schmerz, und sein erschöpfter Geist fühlte sich von den ständigen Anstrengungen des Kampfes benebelt an.
Der Verlust seiner magischen Energie hinterließ in seinem Körper Schmerzen, mit denen er nicht gerechnet hatte.
Ich hätte nie gedacht, dass mich der Verlust meiner Magie so schwach machen könnte, dachte er.
Obwohl die Verbrennungen fast verheilt sind, fühle ich mich immer noch total erschöpft.
Virelle betrat das Zelt und setzte sich mit eleganten, edlen Bewegungen neben ihn.
Sie sagte nichts, aber ihr Blick ruhte auf Ethan und ihre Besorgnis war ihr deutlich anzusehen.
Velcy hingegen hatte keine solchen Bedenken.
Sie sprang auf das Bett und schlang sich wie eine Krake um Ethan.
Ihre schlanken Beine legten sich um seine Taille, während ihre Arme sich an seine Brust pressten.
Ihr weicher weißer Schwanz, den sie noch hatte, weil sie ihre Katzenform beibehalten hatte, schlang sich um seinen Hals und streichelte seine Haut.
Sie war vorsichtig, als sie mit ihrem Fell über die rosafarbenen Stellen strich, an denen seine Verbrennungen verheilt waren und noch verheilen mussten.
Ethan atmete tief aus und ließ sich entspannen, während Velcys Schwanz sich an ihm bewegte.
Ethan lachte leise, zu müde und innerlich nicht bereit, sich zu wehren.
„Bequem?“, fragte er mit einem Anflug von Belustigung in der Stimme.
Velcy schmiegte ihr Gesicht näher an seinen Hals, während ihr Schwanz träge hin und her wedelte.
„Sehr“, murmelte sie mit gedämpfter Stimme an seiner Brust.
Das Gefühl war beruhigend, fast hypnotisch. Virelle schwieg und schien nichts dagegen zu haben, als sie einfach neben ihm lag und einschlief.
Aber Ethan kannte die Wahrheit.
Velcy war schon immer besitzergreifend gewesen, und diese Eigenschaft hatte sich in den letzten zwei Jahren noch verstärkt.
Sie hatte fast jeden Moment an seiner Seite verbracht, egal ob er im Scarlet Hollow Castle oder am Ebon Spire Peak war.
Im Gegensatz zu Virelle, die lange Zeit zum Studieren im Abyssal Sanctum gewesen war, war Velcy bei ihm geblieben.
Sie war seine Begleiterin gewesen, seine Herzenschatten, wie sein Meister Nyx sie beschrieben hatte, und sie hatte nicht die Absicht, ihn gehen zu lassen.
Er grinste innerlich.
Als sie gesehen hatte, wie Virelle ihn im Tal geküsst hatte, musste das ihre heimliche Besessenheit noch mehr angefacht haben.
Aber das war ihm egal.
Stattdessen lächelte er düster, denn das bedeutete, dass er sich keine Mühe mehr geben musste, um Velcy für sich zu gewinnen, denn sie gehörte bereits ihm und nur ihm allein, für alle Ewigkeit.
Sie war immer noch eine Anfängerin im Acolyte Mage Ream, aber Ethan war zufrieden mit ihrem Fortschritt, sowohl was ihre Kräfte und ihr Wissen anging als auch ihre Persönlichkeit.
Velcy war nicht besonders gesprächig, aber sie hatte sich nach vielen Jahren der Sklaverei und Gefangenschaft allmählich aus ihrem Schatten befreit und sich gut in das normale Leben integriert.
Velcys Schwanz schlang sich im Schlaf unbewusst enger um seine Brust, und Ethan grinste.
Sie ist wirklich besitzergreifend.
Sein Blick huschte zur Zelteingang. Draußen stand der Blutsklave regungslos, seine Anwesenheit ein stiller Wächter.
Plötzlich blickte er auf ihr schlafendes Gesicht und seine Augen folgten den violett-schwarzen Narben, die kurz zuvor aufgetaucht waren.
Ihr Schwanz und ihre Ohren waren verschwunden, und ihr Haar hatte wieder seine frühere stumpfe graue Farbe angenommen.
Obwohl ihr Gesichtsausdruck friedlich war, waren diese Narben Überreste vergangener Qualen und verfluchte Wunden, die nie vollständig verheilt waren.
Seine Finger zuckten, als ihm eine Idee kam.
Er erinnerte sich an das heilige weiße Feuer, das er nach dem Erwachen seiner Teufelsblutlinie eingesetzt hatte.
Könnte dieses Feuer ihre Narben heilen?
Seine Augen leuchteten bei diesem Gedanken auf.
Die Kraft dieser Flamme war immer noch ein Rätsel und sie besaß sowohl geheimnisvolle als auch furchterregende Eigenschaften, die sowohl Heilung als auch Zerstörung bewirken konnten.
Sie war anders als jede andere Magie, die er je gesehen hatte.
Bevor ich sie ausprobiere, muss ich meine Teufelsblutlinie vollständig verstehen … und die Bedeutung hinter dieser Vision aufdecken.
Die traumhaften Wolken, die Vision der silbernen Stadt, der Thron aus Knochen und das schattenhafte Phantom.
Die Worte des mysteriösen Phantoms waren vage gewesen und seine Präsenz überwältigend, aber er wusste, dass all das eine Bedeutung hatte.
Und bis er diese verstanden hatte, konnte er es nicht riskieren, die Flamme leichtfertig einzusetzen.
Er brauchte Antworten.
Während er dort lag, wirbelten Gedanken in seinem Kopf herum, obwohl Erschöpfung und leichte Rückenschmerzen ihn daran hinderten, sich wirklich auszuruhen.
Er warf einen Blick auf Virelle, die ebenfalls dem Schlaf erlegen war.
Im Gegensatz zu Velcy hatte sie sich nicht an ihn geklammert, dennoch herrschte eine stille Vertrautheit zwischen ihnen.
Morgen würden sie ihre Reise durch den Dunklen Pass fortsetzen.
Die Gefahren, die vor ihnen auf dem Weg zum Abgrundheiligtum lauerten, waren unbekannt, aber Ethan hatte keinen Zweifel daran, dass er sich seinen Weg durch sie alle bahnen würde.
Mit diesem letzten Gedanken schloss er langsam die Augen und seine Gedanken drifteten in den Abgrund des Schlafes, wo ihn erneut dunkle Visionen erwarteten.
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Im unheilvollen purpurroten Schein des Blutmondes bewegte sich eine einsame Kutsche durch den dichten Dunklen Wald.
Hoch aufragende Bäume ragten über ihr empor und ihre ineinander verschlungenen Äste bildeten ein dichtes Blätterdach, das unheimliche Schatten auf den Weg darunter warf.
Ein Teil des blutigen Mondlichts drang durch das dichte Blätterdach, doch der größte Teil wurde vom dichten Laub verschluckt und ließ den Waldboden in tiefe, unheimliche Dunkelheit gehüllt zurück.
Die Atmosphäre war von einer beunruhigenden Stille erfüllt, die nur durch das gelegentliche Rascheln unsichtbarer Kreaturen unterbrochen wurde, die im Unterholz lauerten.
Sie kamen alle aus ihren Löchern und Verstecken hervor.