Perspektive einer dritten Person
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(Warnung des Autors: Lies dieses Kapitel auf eigene Gefahr. Es enthält ein paar blutige Beschreibungen.)
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Leichenfliegen hatten sich in ihren Augenhöhlen eingenistet, während ihre Larven sich in den Höhlen windeten.
Ihr Bauch war aufgerissen, und zwar nicht mit Messern, sondern mit Klauen.
Rippen ragten wie zerbrochene Speichen hervor, während die Überreste eines halb entwickelten Goblin-Fötus in ihr verfaulten.
Der Blutsklave fuhr fort, ohne dass seine Stimme spöttisch oder mitfühlend klang, sondern lediglich die kalten und unbestreitbaren Tatsachen darlegte.
„Ihre Verzweiflung und ihr Leiden wurden zweifellos dazu benutzt, ihr abscheuliches Beschwörungsritual anzutreiben.
Das ist die Natur der dunklen Seelenenergie – sie ist nicht leicht zu erlangen.
Sie entsteht aus Qualen und unvorstellbarem Leid.
Nur wenn eine Seele vollständig zerbrochen und von den Flüchen der Astralwelt verdorben ist, setzt sie die Energie frei, die notwendig ist, um die Leere zu nähren.“
Ethan atmete scharf aus, während sein Verstand die schreckliche Wahrheit hinter der dunklen Seelenenergie verarbeitete.
Das ist es also, wonach meine teuflische Blutlinie verlangt …
Doch er verspürte weder Angst noch Zögern. Er hatte bereits akzeptiert, was er war. Wenn seine Macht Dunkle Seelenenergie erforderte, dann sollte es so sein.
Und er war sich sicher, dass er sich in dieser Welt viele Feinde machen würde.
Er wusste bereits, dass die lange Liste mit dem jüngsten Prinzen des Imperiums der Abyssal Dominion beginnen würde.
Es gab auch viele Monster, die wahre Verzweiflung verdienten.
Und ich sollte mit diesen dunklen Goblins anfangen. Ich werde nicht so werden wie sie … Aber ich werde sie benutzen.
Ein dunkles Grinsen huschte über seine Lippen, als er sich wieder der Leiche zuwandte.
Virelle wischte sich den Mund ab, während ihre Stimme zitterte.
„Wir sollten diesen Ort verbrennen. Sofort.“
Als Antwort hob der Blutsklave seine verwelkte Hand und beschwor eine flackernde Glut aus tiefroter Flamme herauf.
Mit einer langsamen, bedächtigen Bewegung ließ er die Glut auf die Leiche der Frau fallen.
Die Leiche ging sofort in Flammen auf.
Das blutrote Feuer loderte auf und verschlang die Überreste in einem Inferno aus blutrotem Licht.
Die Flammen tanzten um Ethans Gesicht und warfen scharfe Schatten auf seine Gesichtszüge.
Seine blutroten Augen spiegelten die brennende Leiche wider, doch seine Gedanken waren noch immer in seinen eigenen Gedanken versunken.
Für jeden, der ihn beobachtete, sah er aus wie ein Teufel, der vor einem unheiligen Scheiterhaufen stand, mit unlesbarem Gesichtsausdruck und einer Präsenz, die sowohl furchterregend als auch faszinierend war.
Virelle und Velcy starrten ihn schweigend an.
Einen Moment lang sprach niemand.
Dann trat Velcy einen Schritt näher und streifte mit ihrem dicken weißen Schwanz Ethans Arm.
Er drehte leicht den Kopf, und bevor er reagieren konnte, umarmte sie ihn.
Ihr weicher, zitternder Körper drückte sich an seine Brust und ihre Finger krallten sich fest in seine zerrissene Robe.
Er konnte ihren schnellen und unregelmäßigen Herzschlag spüren, der ihre nervösen Gefühle deutlich widerspiegelte.
Ethan seufzte, legte eine Hand auf ihren Kopf und streichelte ihr sanft über das Haar.
Er kannte dieses Mädchen.
Er wusste, wie sie immer vorgab, stark zu sein, und wie sie ihre Ängste hinter einer stoischen Fassade verbarg.
Als sie die Ketten sah, die die Frau fesselten, musste sie sich an die Tage erinnert haben, als sie gefangen gehalten worden war.
Er dachte mitfühlend daran, dass sie in Momenten wie diesen, in denen ihre Fassade bröckelte, nichts weiter als eine verletzliche Seele auf der Suche nach Wärme war.
Ihr Schwanz rollte sich enger um seinen Arm, und das weiche Fell streifte seine Finger.
Er fuhr mit dem Finger darüber und spürte ihre Weichheit, die seine aufgewühlten Gedanken beruhigte.
Und zum ersten Mal seit dem Ende der Schlacht empfand Ethan etwas anderes als Blutdurst und grimmige Entschlossenheit.
Er fühlte sich … menschlich.
Sie verließen die kleine Höhle, während die blutigen Flammen hinter ihnen flackerten und erloschen, während sie die grotesken Spuren der schrecklichen Ereignisse, die sich dort abgespielt hatten, verzehrten und auslöschten.
Die Luft war dick von dem Gestank nach verbranntem Fleisch und Verwesung, doch für Ethan war es ein reinigendes Feuer und eine Läuterung von den abscheulichen Taten, die dieses Land befleckt hatten.
Eine nach der anderen überprüfte er die anderen Höhlen, und mit jeder grotesken Entdeckung verstärkte sich sein Griff um seinen Säbel.
In diesen schattigen Höhlen wurden weitere Leichen gefunden.
Es waren Frauen, die in derselben Nacht das gleiche schreckliche Schicksal durch die Hände der Dunklen Kobolde erlitten hatten.
Jede von ihnen erzählte eine Geschichte von unaussprechlichen Gräueltaten, die sich in ihren zerbrochenen Körpern, ihren zerstörten Leben und dem anhaltenden Gestank der Verzweiflung widerspiegelten.
Einige waren schon lange tot, ihr Fleisch war nur noch ein Festmahl für die Leichenfliegen.
Andere waren noch frischer, ihre Körper waren erst kürzlich verstümmelt und des Lebens beraubt worden.
Aber in einer Höhle durchbrach ein schwacher, röchelnder Atem die Stille.
Ethan hockte sich neben die kaum noch atmende Gestalt einer Vampirin.
Ihre glasigen roten Augen starrten ausdruckslos an die Decke, und ihre einst strahlend scharlachroten Iris waren nun verblasst und leblos.
Ihre blasse Haut, die von Natur aus und vom Aussehen her bereits aschfahl war, hatte nun eine unnatürliche, tödliche Graufärbung angenommen.
Ihr Körper war zerbrochen, und ihre Rippen ragten wie scharfe Dolche unter zerfetztem Fleisch hervor, während ihre Gliedmaßen Spuren unvorstellbarer Qualen trugen.
Virelle holte scharf Luft und kämpfte darum, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, während sie auf die gefallene Frau blickte.
Sie erkannte einige von ihnen als ihre Mitvampiren. Sie mussten einst würdevoll und stark gewesen sein, waren nun aber zu nichts weiter als zerbrochenen Hüllen geworden.
Ihre Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen und der Schmerz hielt sie aufrecht, als sie sich zwang zu sprechen.
„Sie … sie waren Vampire.“
Ihre Stimme war leise und flüsternd, aber voller Wut. Entdecke neue Welten in My Virtual Library Empire
Ethan hatte das schon vermutet.
Im Gegensatz zu Menschen hatten Vampire eine ganz andere Physiologie – eine, die ihr Leiden noch schlimmer machte.
Der Blutfluss in ihrem Körper war langsam und viel geringer als bei anderen Rassen.
Ihre Herzen schlugen so langsam, dass sie für das ungeübte Auge oft leblos wirkten.
Dieser Mangel an reichhaltiger Blutversorgung machte sie stark abhängig von externen Quellen, d. h. sie brauchten das Blut anderer, um zu überleben.