Perspektive der dritten Person
„Und im Gegenzug bitte ich dich, diesen Jungen zu vernichten! Quäl ihn für immer! Mach diese Frauen zu deinen Sklavinnen!“
Ethans Augen verengten sich, als er die Szene beobachtete.
Die Kreatur stand vor dem Altar, ihre Gestalt in Schatten gehüllt.
Eine glänzende bronzene Hellebarde ragte aus ihrem Rücken, und Ethan erkannte diese Waffe sofort.
Der Goblin-Anführer zitterte vor fanatischer Inbrunst. Dann ergriff er mit unerschütterlicher Entschlossenheit die Hellebarde und hob sie hoch.
Ethans Augen weiteten sich, als ihm eine unglaubliche Erkenntnis dämmerte.
Unmöglich –
Das widerliche Geräusch von Metall, das Fleisch durchschnitten, hallte durch das Tal, gefolgt vom dumpfen Aufschlagen des Kopfes des Anführers auf dem Boden.
Tiefschwarzes Blut spritzte wie eine Fontäne aus dem abgetrennten Hals und tränkte den blutroten Schädel in einer makabren Taufe.
Der widerliche Geruch von Eisen und Verwesung erfüllte die Luft, während die dicke Flüssigkeit über die Oberfläche des Altars tropfte.
Dann bebte das Tal.
Ein plötzliches, unheilvolles Lachen hallte aus dem Schädel und schallte wie ein Todesglockenschlag durch die Luft.
Der Klang war unnatürlich und verzerrt. Er war vielschichtig und klang wie ein Chor aus vielen wahnsinnigen Stimmen, die wie eine einzige sprachen.
Ethans Sicht verschwamm, als sich sein Kopf von dem enormen Druck und dem wahnsinnigen Lachen drehte.
Aber er zwang sich, sich zu konzentrieren, denn er wusste, dass das, was er gleich erleben würde, etwas Seltenes und sehr Gefährliches war, aber definitiv etwas, das das menschliche Verständnis überstieg.
Die hohlen Augenhöhlen des Schädels pulsierten und brannten mit unheimlichem rotem Licht. Dann schlitterte eine uralte und grausame Stimme durch die Luft.
„Hehehehe … Ich bin zufrieden mit deinem Opfer, kleiner Kobold.“
Die Stimme war weder laut noch leise, aber sie schien überall zu sein und ihn wie ein kriechender Schatten zu umgeben.
„Als Gegenleistung werde ich deine Seele verschlingen. Freu dich, dass du die Ehre hast, deine winzige Seele zur Stärke dieses großen Zarghul beizutragen.“
Das Licht in den Augenhöhlen des Schädels flackerte heftig. Der dunkle Rauch, der zuvor träge zum Altar gewabbert war, schoss plötzlich empor und wurde mit erschreckender Kraft in seine Tiefen gesaugt.
Und dann –
„Endlich!!! Ich bin in diese Welt eingetreten! Hahaha!“
Ethan erstarrte. Die boshafte Freude in dem Lachen des Wesens ließ sein Blut gefrieren.
Er hatte in beiden Leben schon Schreckliches erlebt, aber das hier … das war etwas ganz anderes.
Doch selbst als ihn die Angst packte, wurde das Verlangen in seinem Blut nur noch stärker.
Sein Blick heftete sich auf den Schädel. Er erwachte zum Leben und schien lebendig zu werden.
Und aus Gründen, die er noch nicht verstehen konnte, schrie jede Faser seines Wesens, dass er sich diese Kraft aneignen musste.
Aber wie?
Mit klopfendem Herzen blieb Ethan regungslos stehen und beobachtete, wie der Abgrund vor ihm alles in seinem Weg zu verschlingen drohte.
—
Der purpurrote Strahl, der den Schädel mit dem Blutmond verband, wurde plötzlich heller und pulsierte vor böser Energie, während sein Licht ein unheimliches purpurrotes Leuchten über das Tal warf.
Ethans Instinkte schrien ihn an, sich zurückzuziehen, aber der Urhunger in ihm, den er endlich erkannte, trieb ihn voran.
Es war die Anziehungskraft seiner schlummernden dämonischen Blutlinie.
Er erinnerte sich noch an die Prahlerei des Dämonengesichts über seine Blutlinie, die angeblich vom großen LucentVoid-Clan der Hell Spire Great World stammte.
Er erinnerte sich auch an die Nightmare Dream Ascension Technique, die noch immer in seinem Gedächtnis gespeichert war.
Sie war ihm vom Eterna Nexus gewährt worden, als er vor fünf Jahren seinen Meister im Dunklen Wald getroffen hatte.
Wacht meine Dämonenblutlinie – nein, meine Teufelsblutlinie, wie das Dämonengesicht sie genannt hatte – endlich auf? Verlangt sie etwas von diesem verfluchten Schädel … Zarghul?
Eine plötzliche Aufregung, gemischt mit Besorgnis, durchströmte ihn bei dem Gedanken, dass seine Blutlinie erwachen könnte.
Aber er beruhigte sich schnell wieder, als er sich daran erinnerte, dass der Eterna Nexus ihn davor gewarnt hatte, die „Nightmare Dream Ascension Technique“ zu praktizieren.
Angeblich könnten Mischblüter in fortgeschrittenen Stadien auf erhebliche Herausforderungen stoßen. Deshalb wurde ihnen davon abgeraten, sie zu praktizieren.
Aber ich könnte immer noch einige angeborene magische Fähigkeiten aus meiner Teufelsblutlinie haben, da sie angeblich auf einen großen Clan aus einer großen Welt zurückgeht.
Ethan riss sich in die Gegenwart zurück und schob die Gedankenwirbel beiseite, die durch seinen Kopf rasten. Dies war kein gewöhnlicher Feind, und er konnte sich keine einzige Ablenkung leisten.
Der Schädel war kein bloßes Objekt, sondern die Projektion eines Wesens, das höchstwahrscheinlich nicht aus dieser Welt stammte.
Er pulsierte mit einer unheimlichen und bösartigen Präsenz und schien ein Wesen aus reiner dunkler Seelenenergie zu sein, geboren aus Verzweiflung, Qual und jahrhundertelangem brodelnden Groll.
Das Opfer des Goblin-Kommandanten hatte es aus seinem Schlaf geweckt, und nun leuchteten seine hohlen Augenhöhlen mit einem unheimlichen roten Licht.
Dann drehten sich diese brennenden roten Kugeln, die spöttische Imitationen von Augen waren, plötzlich in Richtung Ethans Versteck.
Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Seine Instinkte schrien nach Gefahr, und seine Haare standen zu Berge.
Es war, als hätte eine uralte bösartige Viper ihn ins Visier genommen und ihn als ihre Beute markiert.
Doch sein Zittern kam nicht nur von der Angst, sondern von etwas viel Tieferem.
Seine LucentVoid-Blutlinie, die immer schlummerte, regte sich jetzt heftig und reagierte auf die überwältigende Welle dunkler Seelenenergie, die von dem Schädel ausging.
Seine Seele erkannte das Wesen vor ihm als tödliche Bedrohung und unbestreitbaren Katalysator.
Dann kicherte der Schädel, und ein schrecklicher, kreischender Ton schlitterte durch die Luft wie ein Chor gequälter Flüstern.
„Hehehehe …“
„Du … Ich kann es spüren. Deine Blutlinie ruft mich. Du bist derjenige, vor dem mich die Astralwelt gewarnt hat … derjenige, der mich entweder vernichten oder zu meinem größten Festmahl machen könnte.“
Ethan umklammerte seinen zerbrochenen Säbel fester, während er fest auf dem dicken Ast des Baumes kauerte und sein Herz wie eine Kriegstrommel pochte.
Er atmete ruhig, kalt und unnachgiebig aus.
„Wenn du wegen mir gekommen bist“, sagte er, während sein furchtloser Blick den der Gestalt festhielt.
Siehe Kapitel 19
Siehe Kapitel 29 Deine nächste Reise erwartet dich in My Virtual Library Empire