Perspektive der dritten Person
Ethan ging tiefer ins Tal rein, während seine Gestalt nahtlos mit den Schatten verschmolz.
Der Hang war sanft, aber die Luft wurde mit jedem Schritt schwerer und war erfüllt vom Gestank der Verwesung und dem leisen Summen dunkler Energie.
Seine Sinne, die durch jahrelanges Überleben in seinem früheren Leben geschärft waren, waren in höchster Alarmbereitschaft.
Das Tal war nicht allzu steil, aber seine Bewegungen waren präzise und er ging in den vollen Jagdmodus über.
Der einzige Unterschied war, dass er in diesem Moment nicht mehr über die fortschrittliche Technologie einer Nachtsichtbrille verfügte.
Doch trotz der dichten Schatten, die das Tal bedeckten, konnte er mit seiner dunklen Sicht klar in der Dunkelheit sehen.
Sein Körper passte sich ganz natürlich an die Dunkelheit an und seine Sinne schärften sich über die Grenzen des Menschlichen hinaus.
Er hielt den Atem an und bewegte sich lautlos, während er mit seiner Schattengeister-Technik wie ein Phantom über den unebenen Boden glitt.
Er hinterließ keine Spuren und keine Geräusche, nur eine winzige Welle in den Schatten zeigte, dass er da war.
Über ihm blieb die riesige schädelartige Projektion unheimlich regungslos, obwohl ein einziger dunkler Punkt in der roten Spalte auf ihrer Stirn leuchtete.
Ein drittes Auge vielleicht? Doch es bewegte sich nicht und blieb unbeweglich.
Es war unbeweglich und blinzelte nicht, als hätte etwas seinen bösen Fluss unterbrochen, der noch vor wenigen Augenblicken so furchterregend gewirkt hatte.
Ein leiser Seufzer entrang sich seinen Lippen.
Was auch immer dieses unheilvolle Totenkopfwesen darstellte, es war nicht vollständig in diese Welt hinabgestiegen. Höchstwahrscheinlich handelte es sich lediglich um eine Projektion, der es an echtem Bewusstsein mangelte.
Aber ich könnte mich irren.
Dieser Gedanke ließ ihn wachsam bleiben. Leichtsinn könnte ihn das Leben kosten oder schlimmer noch, er könnte gefangen genommen werden.
Er blendete alle Ablenkungen aus und umklammerte seinen zerbrochenen Säbel fester, während er den abgenutzten Griff fest unter seinen Fingern hielt. Entdecke weitere Geschichten in My Virtual Library Empire
Er musste auf alle Gefahren vorbereitet sein, die vor ihm lauerten.
Das Tal war dicht mit hoch aufragenden Bäumen bewachsen, deren dunkle Stämme wie dunkle Wächter um ihn herum emporragten.
Die Bäume waren verdreht und knorrig und neigten sich nach innen, als würden sie sich vor einer unsichtbaren Kraft verneigen.
Ihre Äste waren so stark miteinander verflochten, dass sie ein dichtes Blätterdach bildeten, durch das selbst das purpurrote Licht des Blutmondes nur mühsam dringen konnte.
Das dichte Blätterdach machte es unmöglich, weit nach vorne zu sehen, und verstärkte nur noch die beklemmende Atmosphäre der Geheimniskrämerei, die über diesem Ort lag.
Er vermied es, seine Seelenwahrnehmung einzusetzen, da er keine versteckten Gefahren im Tal alarmieren wollte.
Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war, die Aufmerksamkeit dessen auf sich zu ziehen, was an diesem verfluchten Ort lauerte.
Stattdessen verließ er sich auf seine natürlichen Sinne und ließ sich von seinem Instinkt leiten.
Im Gegensatz zu den Wesen dieser Welt fiel es ihm nicht schwer, seine Seelenwahrnehmung für einige Zeit auf sich selbst zu beschränken.
Dann fiel ihm etwas ins Auge.
Es war eine Siedlung. Sie war klein, versteckt und wirkte unheimlich still.
Die Behausungen waren nicht gebaut, sondern aus den natürlichen Höhlen im Talboden gehauen und bildeten etwas, das wie primitive Häuser aussah.
Ethan blieb stehen und verschmolz mit den Schatten hinter einem dicken Baumstamm. Er versteckte sich zwischen den Büschen und konzentrierte sich auf das seltsame Dorf.
Und dann sah er es.
Der unheilvolle dunkle Rauch, der den Himmel verdunkelte, stieg nicht aus einem fernen Abgrund auf, sondern quoll aus jeder einzelnen Höhle und schlängelte sich wie gespenstische Ranken nach oben.
Der schwarze Dunst aus jeder Behausung driftete in Richtung Dorfmitte und schien sich um ein einzelnes Gebäude zu sammeln.
Im Herzen der Siedlung stand eine große, unheimliche Höhle, die höher und imposanter war als die anderen.
Sie ähnelte einer Pyramide, aber ihre Spitze war abgeflacht und bildete eine Plattform, auf der etwas errichtet worden war.
Es war ein Altar.
Ethan kniff die Augen zusammen, als er auf den nächsten Baum kletterte, um einen besseren Blick zu bekommen. Von seinem Aussichtspunkt aus wurde ihm die Szene klar.
In der Mitte stand ein blutroter Schädel, dessen Oberfläche glänzte, als wäre er mit Blut poliert worden.
Rippen verschiedener Kreaturen umgaben ihn und waren wie die Beine einer grotesken Spinne angeordnet.
Der Schädel selbst hatte drei Augen, zwei an ihrer natürlichen Position und ein drittes auf der Stirn, das die Projektion am Himmel widerspiegelte.
Drei schwarzrote Hörner ragten aus seiner Krone hervor, und sein unteres Gesicht war in Dunkelheit gehüllt.
Der dunkle Rauch aus den umliegenden Höhlen strömte in den Schädel und wurde durch seine Augen und den hohlen Raum, wo sich seine Nase hätte befinden sollen, absorbiert.
Die Energie schien die Projektion am Himmel zu nähren und die Verbindung zwischen dem Schädel und dem Blutmond zu stärken.
Vor dem unheilvollen Schädel kniete eine schemenhafte Gestalt, deren Umrisse vom wirbelnden Rauch verdeckt wurden.
Ethans Augen verengten sich, als er die Silhouette erkannte.
Die Gestalt war unverkennbar mit ihren breiten Schultern und einer bronzenen Hellebarde, die an ihrem Rücken lehnte.
Es war der Goblin-Anführer.
Was auch immer für ein Ritual hier stattfand, seine Energie speiste das Wesen am Himmel.
Ein heftiger Impuls durchfuhr Ethans Körper, als sein Blut in Reaktion auf dieses Phänomen zu brodeln begann.
Ein tiefes, urzeitliches Verlangen stieg in ihm auf. Es war das Bedürfnis, die Kraft zu verschlingen, die in diesem Schädel steckte. Es war berauschend und überwältigend.
Er ballte die Hände zu Fäusten, während er gegen das fremde Verlangen ankämpfte, das an seinem Verstand zerrte.
Was zum Teufel ist das?
Er schauderte bei seinen eigenen Gedanken und war verstört von dem rohen Verlangen, das in ihm aufstieg.
Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass er etwas Unvorstellbares erhalten würde, wenn er sich die Kraft aneignete, die in diesem Schädel steckte.
Ein plötzliches Geräusch durchbrach die Stille. Es war ein kehliges Stöhnen, gefolgt von einer Stimme voller fanatischer Inbrunst.
Ethan spitzte die Ohren und konzentrierte sich auf die Quelle.
Der Goblin-Anführer sprach, und seine Stimme zitterte ununterbrochen vor einer Mischung aus Angst und Fanatismus.
„Oh großer Gott! Dieser Diener verneigt sich vor deiner Größe! Ich opfere mein erbärmliches Leben, damit du mich in dein Reich aufnehmen und mir Unsterblichkeit gewährst.“