Perspektive einer dritten Person
Die Silberschleier-Essenz, die den Kristall versiegelt und konserviert hatte, war aber genauso wertvoll.
Sie war ein Geschenk der kleinen Herzogin an Virelle zu ihrem dreiundzwanzigsten Geburtstag und ein echt seltener Schatz.
Ihr Moment des Triumphs wurde durch Virelles Bewegung unterbrochen.
Sie deutete auf ein anderes riesiges Objekt, das fast den ganzen Raum einnahm.
Der gesamte Kadaver des Basilisken war aus ihrem Raumring entfernt worden.
In seinem letzten Augenblick erstarrt, lag das riesige Wesen regungslos da, sein Kopf fehlte. Das schwarze, giftige und ätzende Blut war an seinem abgetrennten Hals getrocknet.
Ethan betrachtete die versteinerte Schlange einen langen Moment lang, während seine scharfen Augen gierig glänzten.
„Wir ernten es“, sagte er schlicht.
„Teile von Dreadstone-Basilisken sind ein Vermögen wert.“
Virelle grinste.
„Jetzt sprichst du meine Sprache.“
Velcys Schwanz wedelte aufgeregt.
„Ooooh! Heißt das, wir dürfen Basiliskenfleisch essen?“
Ethan lachte amüsiert.
„Nein, Velcy. Basiliskenfleisch ist giftig.“
Sie schmollte traurig und ließ die Ohren hängen.
„Aww.“
Virelle grinste.
„Der Kampf war hart, aber es hat sich gelohnt. Die Teile des Schreckensstein-Basilisken sind unbezahlbar. Wir werden ein Vermögen damit verdienen.“
Ethan nickte und holte seine Werkzeuge hervor.
Vorsichtig entfernte er zuerst die scharfen, obsidianartigen Reißzähne, da jeder einzelne mit einem versteinernden Gift getränkt war.
Als Nächstes entfernte er sorgfältig die dicken schwarzen Schuppen, die härter als Stahl waren.
Zuletzt entfernte er die gelben Schlitzaugen. Die gelben Augen waren etwas beschädigt, aber dennoch ein Traummaterial für Alchemisten.
Während er arbeitete, beobachtete Velcy ihn aufmerksam und lernte den Vorgang.
Sie war zwar noch jung, aber Ethan war entschlossen, ihr jeden Aspekt des Überlebens beizubringen, vom Kampf bis zum Sammeln von Ressourcen.
Als die Ernte abgeschlossen war, klopfte Ethan den Staub von seinen Händen und verstaute die Materialien in seinem Raumring.
Er winkte mit der Hand, und die Überreste des Basilisken erstarrten zu einer dunklen Skulptur, bevor sie bei der leichten Berührung durch Velcy zu schwarzem Pulver zerfielen und sich im Wind verteilten.
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Ethan blickte zum Horizont und stellte fest, dass die Dämmerung nahte.
„Okay, wir sind fertig hier“, verkündete er.
„Lass uns verschwinden, bevor größere Raubtiere auf uns aufmerksam werden.“
Virelle trat näher, legte einen Arm um seine Taille und drückte sich an ihn.
Ethan legte einen Arm um sie, während Velcy sich wieder von vorne an ihn klammerte.
Mit einem kräftigen Schlag seiner Dark Storm-Flügel hob er sie in die Luft.
Der Wind heulte um sie herum, als sie auf die Burg zuschwebten und die Überreste ihrer Schlacht tief im Herzen des Stygian Woods hinter sich ließen.
—
Als er die Burg erreichte, ging die Sonne bereits am Horizont unter.
Ethan landete mit einem Rauschen im düsteren Burghof, und die Flügel der Dunklen Sturmflut lösten sich in dunkler Energie auf, die in seinen Körper zurückfloss.
Virelle glättete ihre ausgebeulte Jagdkleidung, während Velcy wieder ihre frühere, vernarbte Gestalt annahm.
Ihr strahlend weißes Haar wurde grau, und ihre Schwänze und Katzenohren verschwanden, als hätten sie nie existiert.
Ethan war daran gewöhnt, aber Virelle beobachtete das Ganze immer noch mit leichter Verwunderung, da sie in ihrem ganzen Leben noch nie ein Tierwesen gesehen oder auch nur davon gehört hatte, das seine Züge nach Belieben vollständig verbergen konnte.
Ein plötzliches Kältegefühl kroch Ethan den Nacken hinauf und ließ ihm eine Gänsehaut über die Haut laufen. Er drehte sich abrupt um und kniff die Augen zusammen, als er die dunkle Silhouette auf der Burgmauer erblickte.
In der Ferne krächzten Krähen, und ihre Rufe hallten durch den trostlosen Hof.
Trotz des Tageslichts verbreitete sich eine leblose Kälte in der Luft, die von einer unnatürlichen Präsenz erfüllt war.
Doch statt misstrauisch zu werden, seufzten die drei erleichtert auf.
Im nächsten Augenblick stand die große Gestalt vor ihnen.
Aus dem Umriss der Schatten konnte man die kurvige Figur einer vollbusigen Frau erkennen.
Ethan und Virelle begrüßten sie mit geübter Höflichkeit, während Velcy sich an Ethans Kleidung klammerte und einfach den Blick gesenkt hielt.
„Guten Abend, Lord Altheria.“
„Schön, dich zu sehen, Meister.“
Ein leises Summen entwich der schattenhaften Gestalt.
Virelles angespannte Schultern entspannten sich bei der vertrauten, reifen Stimme, aber Ethans Gesichtsausdruck war etwas seltsam, da er zu denen gehörte, die die wahre Realität hinter der kurvenreichen Gestalt und der samtigen Stimme der Herzogin kannten.
„Es ist Zeit, nicht wahr, kleiner Ethan?“
Die Stimmung änderte sich schlagartig. Die ungezwungene Atmosphäre verschwand und wurde durch eine schwere Ernsthaftigkeit und Vorahnung ersetzt.
Ethan nickte, denn er wusste genau, dass endlich der Moment gekommen war, auf die große Bühne dieses Kontinents zu treten.
Mit achtzehn Jahren war er endlich bereit.
„Eigentlich sollte dein Meister dich auf deiner Reise zum Abyssal Sanctum begleiten“, fuhr Altheria in ihrem bewusst kühlen und unerschütterlichen Ton fort.
„Aufgrund eines Notfalls ihrerseits wird sie jedoch nicht bei dir sein. Aber mach dir keine Sorgen, ich werde dafür sorgen, dass ihr drei euer Ziel erreicht.“
Ethan atmete leise aus, während er seine Gefühle sorgfältig unterdrückte. Er hatte sich bereits mit dem plötzlichen Verschwinden seiner Meisterin vor seinem achtzehnten Geburtstag abgefunden.
Dennoch blieb die Enttäuschung in seinem Herzen zurück und war noch nicht verblasst.
Er hatte sehnsüchtig auf das Versprechen gewartet, das sie ihm vor zwei Jahren in jener schwülen Nacht gegeben hatte.
Damals war er kurz davor gewesen, sie zu seiner Frau zu machen, aber sie hatte ihn aus irgendeinem Grund davon abgehalten und ihm mit voller Ernsthaftigkeit versprochen, dass sie ihn an seinem achtzehnten Geburtstag endlich zum Mann machen würde.
Doch nun war dieses Versprechen gebrochen und mit ihrem plötzlichen Verschwinden verloren.
Sie hatte ihn nicht nur in mehrfacher Hinsicht verletzt, sondern auch ihre gemeinsamen Pläne durchkreuzt, zusammen zur Höllenfestung zu reisen, wo er endlich seine Zeit im Abyssal Sanctum beginnen würde.
Ethan wusste, dass jede Verzögerung nun unmöglich war.
Er würde von dem uralten Geist der Unterwelt, der die Aufnahme mit seinen Adleraugen überwachte, keine Sonderbehandlung erhalten.
Ethan wusste, dass die neuen Schüler im nächsten Monat aufgenommen werden würden.